Zitat:wurde mir erstmals richtig bewusst, dass sie ihren Affärenpartner geliebt hat....!
Hm... sie wird natürlich Gefühle für ihn haben, aber ob das gleich Liebe ist, steht auf einem anderen Blatt. Lust, Leidenschaft und Verliebtheit allein machen noch keine große Liebe aus und wenn nach zwei Jahren aus einer Affaire
immer noch nicht
mehr geworden ist als eben
das, darf man wohl getrost unterstellen, daß die Liebe an ihre Grenzen gestoßen ist, wenn beide es
immer noch vorziehen, sie zu
verheimlichen, statt ein neues Leben miteinander zu
beginnen.
Zitat:Okay, mir war (unbewusst) schon klar, dass, wenn man eine Affäre über 2 Jahre hinweg aufrechterhält, dass dort Gefühle dabei sein müssen, aber trotzdem hat mich diese Erkenntnis wie ein Hammer getroffen!
Die
emotionale Öffnung für einen Außenstehenden
ist ja auch das, was den Lebensbund mit dem Hauptpartner
im Kern bedroht. Insofern ist Deine Reaktion sehr natürlich und entsprechend nachvollziehbar.
Zitat:die Tatsache, das dort wahre Gefühle dabei waren, hatte ich so nicht auf dem Schirm und bin hart daran am Arbeiten.
Das ist aber nicht nur Deine Aufgabe, sondern auch und gerade sie als
Verursacherin dieser Krise müßte jetzt eigentlich alles daran setzen, ihren Vertrauensbruch wieder wettzumachen.
Wenn ich dann aber sowas lese wie hier:
Zitat:Zudem kommt, dass sie in ihrer Definition von Liebe ausführlich darüber berichtet hat, dass es keine Garantie für Liebe gebe und auch in Zukunft es möglich sei, dass man sich ja (auch während einer Ehe) erneut in andere verlieben könne....
... so widerspricht das nicht nur diametral Deinem eher romantischen Empfinden von Liebe, sondern auch der
landläufigen Vorstellung von ehelicher Treue, wie auch Deine Frau sie Dir aber nun mal gelobt
hat, als sie sich auf eine
Ehe mit Dir
einließ. Wenn sie das seit jeher so für sich definiert hat, so hätte sie Dir aber schon damals klar sagen müssen, daß ihre Vorstellung mit Deiner völlig inkompatibel ist. Und auch wenn ihr die eigene Promiskuität erst viele Jahre später anläßlich des ersten Fremdverliebens bewußt geworden sein sollte: Es wäre ihre Pflicht gewesen, das Gespräch mit Dir zu suchen, um diese neue Lebenslage mit Dir zu klären, denn es
geht hier eben
nicht nur um
sie!
Eben das hat sie aber nicht getan, über satte zwei Jahre (!) hinweg und wenn Du es nicht herausgefunden hättest, würde sie die Affaire wohl noch immer führen und sich einreden, es sei doch völlig o.k., heimlich, still und leise mal eben so eine eigene Definition von Liebe zu finden, die man dem Hauptpartner verheimlicht, während man sie zugeich hemmungslos heimlich mit einem Außenkontakt auslebt - und wir wissen nicht mal, ob diese Affaire ihre erste gewesen ist, über all die Zeit. Aber sie würde es Dir vermutlich auch nicht auf die Nase binden, wenn's anders wäre.
Zitat:Ist meine romantische Sichtweise, dass man sein Herz und die Liebe nicht teilen kann, so altmodisch und aus der Zeit gefallen?
Kommt darauf an, in welchem kulturellen Umfeld man lebt. In westlichen Konsumgesellschaften zählt das alles natürlich weniger als in Ländern, wo familiärer Zusammenhalt so ziemlich das einzige ist, was das Leben im Ernstfall an sozialer Sicherheit zu bieten hat oder wo man sich blind auf die Zusagen anderer
verlassen können will, um sich auf einen Handel mit ihnen einzulassen (weshalb einer, der schon in der Ehe treulos ist, eben
nicht in Frage kommt, wenn es darum geht, ihm eine ganze Schlachttierherde zu übergeben und darauf zu vertrauen, daß er bei Rückkehr aus dem Nachbarland wie vereinbart mit dem Verkaufserlös zurückkommt).
Zitat:Ist es normal, gar keine Garantien auch über kurze Zeit geben zu können?
Siehe oben.
Zitat:Ich weiß, dass man an der und für die Liebe arbeiten muss, aber ganz so ohne Zutrauen bzw. Basis?
Jedes Paar muß seine eigene Basis finden, aber eben offen und nicht, in dem einer plötzlich heimlich wesentliche Parameter so beliebig für sich umdefiniert, daß er sich aus jedem Kuchen die Rosinen rauspicken kann.
Ich kannte Menschen, die waren ein Leben lang mit ihrem ersten Freund und späteren Ehemann zusammen und haben das auch nie in Frage gestellt; es erzähle mir also bitte auch keiner, das sei grundsätzlich unmöglich.
Ebenso kannte ich aber auch welche, die waren rund vierzig Jahre in einer offenen Lebenspartnerschaft und auch die blieben einander bis zu ihrem Tod vor ca. anderthalb Jahren eng verbunden, haben sich umeinander gekümmert, im Alter gepflegt, etc.
Dazwischen gab und gibt es jede Menge Paare, in denen vordergründig alles stimmt, aber hintergründig schon mal was vorkommt, jedenfalls wenn man genauer hinsieht. Gelegenheit macht viele Diebe und ja: Lust, Leidenschaft und Liebe lassen sich nicht im Keim ersticken, nur weil man irgendwo mal einen Fetzen Papier unteschrieben hat, auf dem steht, das man sie nur noch in die Ehe stecken wird.
So wie Deine Frau daherredet, ist sie für eine offene Ehe prädestiniert und und nicht für einen Lebensbund, der auf Monogamie beruht. So schmerzlich es ist, dies erst nach soviel Jahren aufgedeckt zu haben und sich nun von den eigenen romantischen Vorstellungen betrifft, was Eure Eheführung betrifft, so wichtig ist es, daß Du jetzt für Dich ganz persönlich klärst,
-
wie wichtig
Dir eine monogame Eheführung
ist und bleibt bzw.
- ob überhaupt und zu welchen Konditionen Du Dir vorstellen kannst, in einer offenen Ehe zu leben.
So wie Deine Frau nun einfordert, daß Eure Eheführung sich ihrer Emotionalität bzw. ihren hormonellen Peaks unterzuordnen hat, so kannst auch Du Respekt davor einfordern, daß romantische Vorstellungen - aus denen Du im Gegensatz zu ihr nie ein Hehl gemacht hast! - oberste Priorität für Dich haben und Du Dir daher das Recht nimmst, Dich aus dieser Ehe zu verabschieden, nachdem Deine Frau sie unter diesen Voraussetzungen nicht länger forzusetzen wünscht.
Was mich bei Eurer Geschichte am meisten stört ist die Beliebigkeit, mit der Deine Frau sich erst zwei Jahre lang in Sachen Affaire und nun auch in Sachen Definition bedient, um für sich und ihre Befindlichkeiten ein Maximum an Komfort zu erzielen. Das macht sie zu einer unberechenbaren Größe in ausgerechnet dem Bereich Deines Lebens, wo ein Maximum an Zuverlässigkeit gefragt ist, die wiederum zu einem großen Teil auf Vertrauen basiert.
Für mich wäre das nix, aber wie gesagt: Es ist Deine Ehe und Du mußt selbst wissen, wie weit Du gehen kannst und willst, um sie fortzusetzen oder ab wo Du eine Grenze setzt und sagst: Ab hier geht es nicht mehr.
Alles Gute für Dich.