Hallo Mila, hallo caramel,
Mir geht es wie euch. Gangolf könnte das Abziehbild meines Peter sein.
Nach 6 Monaten intensiven Werbens seinerseits um mich, habe ich meinem Peter (Zitate in Gänsefüßchen sind seine Worte) über ein Jahr lang die Liebesschwüre und die innere Zerrissenheit ob seiner Kinder (Ich kann doch meine Familie nicht einfach wegwerfen.) und die Gefühle, die nicht von dieser Welt sind und die er nur für mich hat und so nie für jemand anderen, schon gar nicht für seine Frau gespürt hat, geglaubt. Und auch, dass er nur aus Pflichtgefühl, Verantwortungsgefühl körperlich noch zu Hause ist, aber mit dem Herzen jede Sekunde bei mir und ständig an mich denkt und sich nach mir sehnt und sich das Hirn zermartert, wie er hinbekommt, was sich als Einziges so richtig anfühlt, nämlich mit mir zusammen zu sein und mich glücklich zu machen, ohne seine Kinder zu Scheidungskindern zu machen oder seine Frau, die in ihrer Rolle ja am schlechtesten dran ist, dazu zu reizen, dass sie ihm die Kinder entzieht.
Und dann gab es einen Moment/Umstand, bei dem er hätte Farbe bekennen müssen. Er hätte sich an einem speziellen Tag, den er sich nicht aussuchen konnte, Urlaub nehmen und diesen vor seiner Frau verheimlichen müssen, um mir beizustehen. Und das ging natürlich nicht.
Ich war 8 Wochen völlig gelähmt, weil er mir ja gleichzeitig schwor, dass er seine Frau nicht und nur mich lieben würde und sich das auch niemals mehr ändern würde, weil ich seine absolute Traumfrau etc. pp. sei und wir wie durch ein Naturgesetz miteinander verbunden seien und uns niemals verlieren dürften oder würden und er davon träumt, mit mir an unserem Lieblingsort zu sein und es nur zwei Dinge gibt, die ihn glücklich machen: mit seinen Kindern zusammen zu sein und mit mir zusammen zu sein. Und beides ginge eben nicht, weil seine Frau das nie zulassen würde. Und wie furchtbar schrecklich er sich fühlt, dass er mir nicht beistehen konnte und dass er so viele Fehler gemacht hätte und das mir gegenüber nie wieder gut machen könne und mich nie als eine Affaire gesehen hätte, sondern als seine absolute Traumfrau, die er leider 6 Jahre zu spät kennen gelernt hätte. Denn sonst wären wir heute zusammen und hätten 4 Kinder. Aber da er nun schon 2 mit einer anderen Frau hat, die er nicht mehr liebt und so wie mich noch nie geliebt hat, ist es leider so wie es ist.
Ich habe mich unter größten Schmerzen getrennt und noch monatelang wie ein Hund gelitten, weil alles, was mit Peter zusammen hing, für mich so völlig unbegreiflich war und ich nicht wusste, wie ich damit umgehen und diese ultimative Liebe, die ich empfunden habe, gegenüber einem Mann, der mich (letzlich nur) benutzt hat, in meine Person integrieren kann, ohne mich selbst zu verachten.
Heute, nachdem ich viele Monate täglich damit gerungen und ihn so stark gehasst und verachtet habe, wie ich ihn liebte, habe ich eine ungefähre Vorstellung davon, wieso er gehandelt hat, wie er gehandelt (bzw. nicht gehandelt) hat:
Ein soweit ganz erträglicher häuslicher Zustand, in dem er sich als Held fühlen darf, weil er ja nicht seinem Herzen gefolgt ist, sonder seine große Liebe zugunsten der Familie geopfert hat, mit einem unangetasteten Status und einem voraussehbaren Alltag, aus dem er sich immer wieder entziehen kann, weil wir in seiner Vorstellung ja irgendwann wieder zusammen kommen, weil es einfach so kommt, wenn es so kommen soll und wir einfach zusammen gehören, ist soooo viel erträglicher als die Alternative:
Durch etwas, was ER GETAN hat, ändert sich plötzlich alles. Seine Frau wird ihn hassen. Seine Kinder könnten ihm später Vorwürfe machen. Das Geld könnte knapper werden. Sein Alltag wäre nicht mehr der gleiche. Seine Kollegen und Freunde würden/könnten erfahren, dass er ein Geschiedener, also ein Gescheiterter, ist. Evtl. Auch, dass er ein Fremdgeher und Betrüger ist. Und das alles für ein Leben mit einer Frau, die in seinem Kopf perfekt ist, in der Realität aber evtl. Auch mal einen Kratzer am derzeit makellosen Lack abbekommen könnte. Und für dieses Szenario könnte er nur sich selbst verantwortlich machen.
Also ist es besser, zu bleiben wo man ist, nichts zu tun, das Schicksal und die Situation verantwortlich zu machen, ein passives Opfer seiner Gefühle zu sein und in Gedanken im Hätte-Wäre-Könnte-plus-traumhafte-Erinnerungen-Land zu schwelgen.
Aber das sind nur meine Vermutungen zu meinem Peter.
Ich bin heute mit einem echten Traummann, nicht nur einem Mann, der gern träumt, verheiratet und habe ein Kind. Ich bin glücklich. Peter tut mir nur noch leid. Er war eine halbe Portion und wird es wohl immer bleiben. Er kann sich nur dort als ganze Portion fühlen, wo er nicht alles von sich zeigen muss: Bei seiner Frau, weil er ihr seine wahren Gefühle und Gedanken verbirgt. Und bei seiner Geliebten, bei der er sich alles erträumen und nie liefern und umsetzen muss.
Mein Peter ist ein Idealist. Und gleichzeitig ein Schwächling. Ich habe mir mittlerweile selber verziehen, jemals in so einen Menschen bis zur Selbstaufgabe verliebt gewesen zu sein.
27.06.2014 12:40 •
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