Hier mal die Geschichte einer Affäre und beiderseitigen Liebe, aus Sicht eines Mannes.
Der Verlauf und das Ende ähneln sehr den Geschichten, wie sie Frauen erleben, wenn sie die Affäre sind.
Es begab sich im September 2015, da eine Kollegin (damals 29) und ich (damals knapp 46) an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten hatten. Ich selbst war in einer Beziehung, sie kurz davor zu heiraten (!) Nachdem das Projekt abgeschlossen war, kamen wir regelmäßig per E-Mail in Kontakt. Die Mails wurden länger und länger. Mitte November (einen Monat nach der Hochzeit) ließ die Kollegin durchklingen, dass sich bei ihr Gefühle entwickelten. Wir waren beide erschrocken, ich wies sie zurück und legte den Kontakt auf Eis. Bis zu meinem Geburtstag, zu dem sie mir gratulierte.
Der Kontakt lebte wieder auf und ich begann mich in der Folge auch in sie zu verlieben. Im Dezember machte sie den Vorschlag bei mir vorbeizukommen, sodass wir mal schauen, ob die Realität mit dem Gefühlsleben in Einklang zu bringen sei. Ich wurde leicht panisch, ließ es aber zu, dachte, ich würde die Situation unter Kontrolle halten können. Konnte ich nicht. Es kam, wie es kommen musste ... Ab da hatten wir eine Affäre, allerdings mit Gefühlen auf beiden Seiten. Die meinen waren sogar so groß, dass ich mir mit ihr Kinder hatte vorstellen können - obgleich ich schon welche habe.
Meine Beziehung ging in der Folge den Bach runter (nicht nur deswegen. Es lag schon vorher Einiges im Argen, ich realisierte es da aber erst) und ich trennte mich im Februar 2016 von meiner Freundin. Meine Kollegin jedoch konnte sich nicht trennen (auch weil sie merkte, dass ich noch nicht mit meiner Freundin abgeschlossen hatte), haderte mit sich und war zerrissen, hatte aber ihrem Mann gestanden, dass sie sich in mich verliebt hatte. Ich verstand ihr Zögern und machte keinerlei Druck. Schließlich waren die beiden gerade mal seit vier Monaten verheiratet. Sie legte die Affäre für zwei Monate auf Eis, um die Ehe vielleicht doch noch zu retten. Dennoch hatten wir Kontakt per Mail oder Whatsapp. Im Juli dann war ich so mit den Nerven runter, dass ich ihr sagte, ich könne nicht mehr. Außerdem bildete ich mir ein, dass da vielleicht doch noch Gefühle für meine Ex-Freundin seien. Ich beendete die Sache und ging zu meiner Freundin zurück ... und fühlte mich unfassbar schlecht. Da war nichts mehr. Nach zwei Wochen verließ ich sie wieder.
Nahezu zeitgleich war die Situation auch bei der Kollegin eskaliert und sie aus der ehelichen Wohnung zu einer Freundin gezogen. Anfang September 2016 zog sie zu mir, hatte aber ein kleines Appartement in der Hinterhand, damit sie, wenn meine Kinder jedes zweites Wochenende zu mir kommen, dort von Freitag bis Sonntag verweilen konnte. So verbrachten wir die Zeit dann größtenteils bei mir, waren uns sehr nah.
Der Haken: Sie wurde immer stiller und stiller. Sie hatte bis dato nicht auch ihre Ringe nicht abziehen können (ich sprach an, dass mich das verletze, aber setzte sie auch da nicht unter Druck) und wenn wir etwas unternahmen, musste das in einer anderen Stadt sein. Sie konnte sich einfach nicht lösen und auch nicht zu mir stehen. Zugeben will ich, dass sie ihren Mann die Liebe zu mir gestanden hatte, ich aber meiner Ex-Freundin nie gesagt habe, dass ich mich verliebt habe. Aber meine Gründe zu gehen, lagen primär auch in den Problemen, die wir hatten. Das aber ist eine andere Geschichte.
Dennoch: Im Umgang mit der laufenden Geschichte lag der Unterschied. Ich bekannte mich zu ihr, weihte meine Familie ein und bereitete auch meine Kinder so behutsam wie möglich darauf vor, dass sie womöglich Geschwister bekommen könnten. Am Anfang war das natürlich hart für sie, aber sie akzeptierten den Gedanken immer mehr. Meine Kollegin hingegen hatte nur ihre Mutter und ein paar Freundinnen eingeweiht. Mitte Dezember 2016 eskalierte die Situation. Ich überraschte sie dabei, wie sie mit ihrem Mann schrieb. Und ihrer Reaktion war zu entnehmen, dass es nicht nur darum ging, wie die Scheidung durchzuziehen sei. Natürlich kämpfte er um sie. Das war sein gutes Recht. Aber sie verfiel seinen Avancen, so schien mir. Es war also nur noch ein Frage der Zeit, bis er Erfolg haben würde. Es musste etwas unternommen werden, Klarheit her, für ihn, sie und mich. Sie tat mir zum einen in ihrer Trauer sehr leid, aber auch ich hielt die Spannung nicht mehr aus und musste mich jetzt schützen. Sie gab mir keinerlei Sicherheit mehr, ich fühlte mich weiterhin wie ihre Affäre.
Also bat ich sie zu gehen, nachzudenken und sich zu entscheiden, was sie wirklich wolle. Das tat sie. Sie sperrte mich auf allen Kanälen um unbeeinflusst nachdenken zu können und verbrachte über Weihnachten drei Wochen bei ihren Eltern. Danach war sie noch eine Woche in ihrer angemieteten Wohnung und ... dann zurück bei ihrem Ehemann (sei Mitte Januar).
Es läge nicht an der Liebe, sondern schlicht daran, dass sie ein Leben haben wolle, bei dem sie ihren Mann nicht hätte teilen müssen, wie sie mir in einem neunseitigen, sehr emotionalen handschriftlichen Brief mitteilte. Kurz: Ich habe bereits eine Familie und das war im Wesentlichen das Problem.
Nun werden einige mutmaßen, dass das nur eine Notlüge war. Definitiv nicht. Es gibt in einem Konkurrenz-Forum Postings von ihr, in der sie die Entwicklung seit Juni 2016 schilderte, ihre Zerrissenheit und ihre tiefe Liebe zu mir. Ich stieß durch Zufall darauf und erkannte sie und unsere Geschichte. Außerdem haben wir diese Punkte schon zu Anfang besprochen. In der Theorie schienen sie überwindbar, in der Praxis waren sie es dann leider nicht mehr.
An die Affären-Damen: Es gibt also auch Männer, die eine Zukunft wollen, dafür viel riskieren und tun, aber aus so einer Sache am Ende nicht gut rauskommen. Und so einer bin ich. An die betrogenen Ehemänner: Und es gibt auch Frauen, die dann in ihre Ehe zurückkehren - trotz der Liebe zum AM. Ob das Trost oder Hoffnung für die jeweils Betroffenen sein kann, mag ich nicht beurteilen.
Es gibt nun seit Wochen keinen Kontakt mehr. Ich habe mich weitestgehend von meinem Schock erholt, bin 11 Kilo leichter und werde langsam wieder handlungsfähig.
Wenn es eine Lehre aus der Geschichte gibt, dann die, dass auf allen Seiten unendlicher Schmerz entsteht. Meine Freundin hat unfassbar leiden müssen, der Ehemann, die Kollegin und ich.
Aber man erntet, was man säet. Oder nennen wir es Karma, Lehre des Lebens oder was auch immer. Insofern bedauere ich nur den Ehemann und meine Ex-Freundin, nicht aber die Kollegin oder mich. Liebe hin oder her.
Trockenes Fazit: Nie wieder. So etwas läuft nie sauber. Liebe hin oder her. Und das ist keine Verbitterung, sondern einfach die Erkenntnis, dass Liebe zwar passieren kann, ich mich zumindest dafür auch nicht entschuldige, wohl aber bereue, dass nicht von vornherein klar Verhältnisse geschaffen wurden - jedenfalls so lange es im eigenen Einflussbereich liegt. Alles andere hinterlässt seelische Trümmerwüsten und wird zur grausamen Prüfung für alle Beteiligten. Dass auch ich der Kollegin wehgetan habe und sie mir ... geschenkt.
Und für alle, die auf dieses Posting antworten. Ich möchte mit der Sache abschließen, mir die Liebe zu ihr aus dem Herzen reißen und werde, wenn überhaupt, erst irgendwann darauf reagieren bzw. mich damit wieder konfrontieren. Es sollte, wie bereits gesagt, nur eine Warnung sein und für mich (selbst-)therapeutisches Schreiben.
01.02.2017 15:52 •
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