Affäre aufgeflogen-alles vorbei

Zitat von Allesvorbei:

Ach ja: und noch ein Gedanke, der mir kam: ich bin mir sicher, dass ich mit meinen Ex-AM (oder mit welchem man auch immer) auch spätestens nach 15 Jahren Beziehung auch an dem Punkt angelangt wäre, an dem ich im Moment mit meinem Mann bin. Dass es gut läuft, aber die Verliebtheit, der Reiz des Neuen fehlt. Und dann? Hätte ich mich von dem auch wieder trennen sollen, um dann mit dem Nächsten glücklich zu werden?
Ist der Mensch denn überhaupt dafür gemacht, dass er sein Leben lang mit ein und demselben Partner zusammen bleibt bzw. glücklich ist?
Ich glaube das einfach nicht. Die Zweierbeziehung ist doch gesellschaftlich bedingt.

Habe diesbezüglich mal gehört....(auch meine Meinung)
Liebe ist..., wenn Treue spass macht!

Zitat von Nachtlicht:

Bei diesem Geschehen wird bei wechselnder Bedürfnislage diejenige Person fallen gelassen, die zuvor zur Befriedigung der Bedürfnisse benötigt wurde - erst die Ehefrau zugunsten der heißen Verliebtheit, dann die Affärenfrau zugunsten der wiederentdeckten Eheliebe.

Diese Art der Affärenende ist etwas was ich ebenfalls nicht nachvollziehen kann. Das sich die Gefühlslage ändern kann, ist völlig verständlich, aber man sollte dann eben die Verantwortung tragen, welche man beiden Personen über hat. Ich gehe ebenfalls mit dir konform, dass jeden der beiden Partner gegenüber Respekt entgegegen gebracht werden muss. Das bedeutet ein faires Ende mit vernünftiger Ansage und keinere schmutzige Wäsche waschen beim jeweils andern.

Was ich aber zu bedenken gebe, die Gefühlslage beim Auffliegen einer Affäre. @Allesvorbei kommt langsam in den Geschmack der Aufregung die um einen herum geschieht, wenn der Partner es erfährt. Da fahren die Gefühle nicht nur Achterbahn. Man bekommt Druck von allen Seiten, ständige Streiterei, eigene Schuldgefühle und das ständige Gedankenkarussell:was ist richtig, was ist falsch, zu wem will ich, wird das klappen, was passiert wenn es nicht klappt, was wird aus den Kindern, dem Haus dem Hamster und der Schwiegermutter. Bei der TE hat diese Situation kleckerweise eingesetzt. Bei den meisten ist es eher ein sofortiger Schlag, der sich anfühlt als haut es dich aus den Schuhen. Ich kann mich noch erinnern als das hier bei mir aufflog. Es wurde geschriehen, getobt, geweint. Ich hab tagelang nix gegessen, nicht geschlafen, meine Gedanken drehten Kreise. Der normale Alltag musste bewältigt werden und man wusste weder wo unten noch oben ist, Geschweige denn, was man jetzt tun soll und was genau man jetzt will. Man malt sich diese Gespräche sicher aus, aber wie die dann wirklich ausgehen kann dir vorher keiner sagen. Meist überrascht dich die Heftigkeit dann trotzdem. Ich kann nicht mal mehr sagen, ob ich dann eine rationale Entscheidung treffen konnte, da meine Gefühlslage sich von Tag zu Tag von A nach B und wieder zurück drehte. Mir schossen soviele Gedanken durch den Kopf und ich hab 1000 Dinge gleichzeitig versucht abzuwägen. Wer jetzt wirklich glaubt, das wäre einfach, der irrt gewaltig. Was hilft ist erst mal wieder Ruhe... die Gedanken müssen erst mal geordnet werden, die Gefühle sortiert. Während der heftigsten Zeit war das für mich gar nicht möglich. Man hatte ja Angst... Angst vor der Zukunft, Angst vor dem was Kommt, Angst vor dem was die Leute sagen, Angst sich in den Gefühlen geirrt zu haben.... Gott da waren 1 Mio Ängste. Wenn der Partner dann noch anfängt um einen zu kämpfen und man die Trauer sieht und dessen Ängste ist das oft bitter. In diesem Zustand wirklich immer die richtige Entscheidung zu treffen ist wie neben einem Autounfall zu stehen und genau richtig zu reagieren. Man tut oft nur mechanisch Dinge, da man im Kopf schon völlig balla ist. Zumindest ging es mir so.

Liebe Allesvorbei, du fragst dich warum er nicht reflektierter war. Du bist hier angekommen, mit dem Wissen, dass du deinen AM liebst und deinen Mann nicht. Diese Gefühlslage ändert sich ebenfalls tagesformabhänig und das kann ich verstehen. Mal willst du doch beim Mann bleiben, dann sind die Gefühle für den AM doch ganz groß und zwischendurch warst du schon mal fast drüber weg. Es ist nicht einfach in dieser Situation die richtige Lösung zu finden. Das kann man nur mit der Zeit. Ich könnte mir vorstellen, dass so wie du dich fühlst, sich dein AM eben auch fühlen könnte.

Zitat von Gast2000:

Solche Aussagen kommen vornehmlich von Menschen die für ihr scheitern mit ihre Ehe/Beziehung vor die
Wand fahren, Fremdgehen und Affären egoistisch unterwegs sind, Erklärungen und Ausreden suchen um
vor sich selbst besser bestehen zu können.

Oder von Leuten, die sich Gedanken um solche Dinge machen. Sozial- und Verhaltensforscher, beispielsweise.

Zitat von Marinella:

Ich dachte zuerst du beziehst dies auf die te, nach deinem langen post jetzt, denke ich aber du meintest doch mich.

Ich meinte doch die TE...

@Allesvorbei @nachlicht @Marinella
Ihr habt alle absolut Recht. Die Fragen und Zweifel, die ihr alle ausdrückt, sind genau die gleichen, die meine Frau ein Jahr lang nach meiner Affäre jeden Tag geäußert hat. Wie konnte ich nur? Was habe ich mir dabei gedacht? Was für ein schlechter Mensch bin ich eigentlich? Alles, was ich beantworten konnte, war, dass ich es nicht weiß. Ich reagierte in unfairer und verletzender Weise. Damals fehlte mir die Fähigkeit zu reflektieren. Ich wurde von reinem Egoismus getrieben, von dem Ansturm der Hormone. Während der Affäre habe ich all meine Kraft darauf verwendet, mein tägliches Leben so zu managen, dass die Affäre nicht aufflog, meine AF zu sehen und mit ihr zu kommunizieren, die verschiedenen Aspekte meines Lebens abzuschotten, um nicht mit meinem schrecklichen Verhalten klarkommen zu müssen.
Es hat mich eine Menge Therapie gekostet, viele Bücher, viele Gespräche mit Leuten, denen ich vertraute, um selbst zu verstehen, wie ich das hätte tun können. Kurz gesagt, viele meiner unreifen und egoistischen Handlungen sind auf meinen familiären Hintergrund und meine Familienkultur zurückzuführen, auf eine meidende Persönlichkeit, Depressionen und Ängste. Was meine Gefühle während und nach der Affäre betrifft, kann ich nur sagen, dass dies lediglich meine eigene persönliche Erfahrung war. Es spiegelt nicht unbedingt die Erfahrungen und Gefühle anderer Männer wider, die in meiner Situation gewesen sind. Ich kannte meine Frau viel länger als ich mit ihr verheiratet war - wir waren als Jugendliche befreundet, wir wuchsen in derselben Stadt auf, hatten eine lange Geschichte. Dies spielte sicherlich eine Rolle bei meinem plötzlichen Erwachen.

@Allesvorbei Wie lange bist du schon mit deinem Mann zusammen? Und dein Ex-AM mit seiner Frau?
Du sagtest, dein Ex-AM hat dir einen Entschuldigungsbrief geschrieben - hat er irgendeine Erklärung dafür gegeben, was passiert ist, wie er sich gefühlt hat? Hast du geantwortet? In meiner letzten E-Mail an meinen AF habe ich versucht, ihr die Situation so gut es ging zu erklären. Ich glaube, das hat ihr erlaubt, sich von mir zu lösen. Sie schrieb mir eine verständnisvolle Nachricht zurück. Trotzdem ist mir klar, dass es reifer und respektvoller gewesen wäre, persönlich mit ihr zu sprechen.

@butterblume, ich schätze, es hat ungefähr 2-3 Jahre gedauert, bis die Krise vorbei war. Die ersten 6 Monate waren extrem schwierig.

Nun, ich bin für die nächste Zeit offline... der Urlaub ruft!

Zitat von Geradeaus:

@Allesvorbei @nachlicht @Marinella Ihr habt alle absolut Recht. Die Fragen und Zweifel, die ihr alle ausdrückt, sind genau die gleichen, die meine Frau ein Jahr lang nach meiner Affäre jeden Tag geäußert hat. Wie konnte ich nur? Was habe ich mir dabei gedacht? Was für ein schlechter Mensch bin ich eigentlich? Alles, was ich beantworten konnte, war, dass ich es nicht weiß. Ich reagierte in unfairer und verletzender Weise. Damals fehlte mir die Fähigkeit zu reflektieren. Ich wurde von reinem Egoismus getrieben, von dem Ansturm der Hormone. Während der Affäre habe ...

Der Entschuldigungsbrief war kurz und ehrlich. Ähnlich wie du es hier formuliert hast.
Wie gesagt: ich denke, bei meinem Ex-AM ist es ganz ähnlich wie bei dir.
Ich weiß aber auch, dass die Gefühle zu mir echt waren. Dass wir -ohne Kinder usw- ein Paar geworden wären. Dass wir Potential gehabt hätten.
Dass dem nicht so ist, ist gut.
Denn seine Art, wie er mit der Affäre und deren Ende umgegangen ist, ist zwar in meinen Augen irgendwo menschlich, aber eben auch Zeichen seiner Schwäche, Unreife und Unkreativität.
Das macht aber nichts. So ist er eben. Und ich bin ihm deswegen nicht mehr böse.
Jeder Mensch ist eben anders. Und er kann seine Ehe nur weiterführen, indem er jetzt Scheuklappen aufsetzt und sich jegliches Recht auf ehemalige Gefühle aberkennt. Nur so kann er gut weitermachen. Weil für ihn alles schwarz oder weiß ist. So ist er einfach.
Und das ist in Ordnung so. Wenn das sein Weg ist, soll er glücklich werden. Meiner ist ein anderer. Eben weil ich ein anderer Mensch bin. Nicht besser oder schlechter als er, sondern einfach anders.

Jetzt muss ich mich doch nochmal zu Wort melden, liebe Allesvorbei. Ich finde deine Reflektionen toll. Du scheinst in der Verarbeitung schon sehr weit zu sein. Aber ich vermisse deine Wut. Wie lange ist das Affärenende her? Wurdest du geghostet? Gab es noch einmal eine Erklärung des ExAm oder kein einziges Wort. Und dann noch die Gretchen-Frage: Was würdest Du tun, wenn der AM wieder vor deiner Tür stände, dich um Verzeihung bittet und dir eine gemeinsame Zukunft anbietet?

Zitat von Beatrizza:

Was würdest Du tun, wenn der AM wieder vor deiner Tür stände, dich um Verzeihung bittet und dir eine gemeinsame Zukunft anbietet?

Eine interessante Frage liebe TE, ja wäs wäre wenn?

Also, um mich den Moralisten hier nochmals zum Fraß vorzuwerfen, ich war lange Zeit nach meinem Affärenende noch sehr ambivalent. Als die erste Wut über den Rückzug des AM verebbt war, habe ich sogar nochmal versucht, ihn zu erreichen. Dabei hatte ich aber leider Pech und hatte seine Frau am Telefon. Ich habe vor Schreck ohne ein weiteres Wort aufgelegt. Das gleiche ist mir ein paar Tage später nochmals passiert. Das muss er erfahren haben, denn er handelte rigoros und änderte seine Telefonnummer. Er muss befürchtet haben, dass ich ansonsten seine Frau in Kenntnis setze. Auch er hatte zuvor noch einige male versucht mich zu erreichen. Da war ich noch in meiner Wutphase und habe ihn auflaufen lassen. Wir kamen also nicht mehr zusammen und das blieb so, bis zu unserem zufälligen Treffen vor einigen Wochen.

Meine Gefühlsschwankungen waren über Monate extrem. Erst nach und nach beruhigte sich das Pendel und kam schließlich zur Ruhe - auf der ich bleibe bei meinem Mann- Seite. Ich vermute, dir geht es ähnlich, liebe Alles Vorbei! Das wäre sehr natürlich und verständlich, denn dieses plötzliche Ende ist sehr verletzend. Unabhängig davon, ob es in einer Beziehung oder Affäre vorkommt, ist Ghosting zu ziemlich die schlimmste Variante für ein Liebesaus. Verurteile dich also bitte nicht dafür, dass du jetzt leidest. Schlimm ist nur, dass Affärenführer darüber in den seltensten Fällen mit jemandem reden können. Und wenn, dann treffen sie natürlich auf Unverständnis oder sogar Häme. Umso schwerer wiegt deine momentane seelische Belastung. Die kann dich sogar langfristig krank machen.

Also bitte, fallt jetzt nicht wieder alle über die TE her! Sie macht gerade schlimmes durch!

Und du liebe Allesvorbei darfst dich gerne jederzeit per PN bei mir melden. Schreib dir den Frust von der Seele und - ach ja - sei gut und nachsichtig mit dir selbst

Zitat von Marinella:

Danke @Nachtlicht das hast du wirklich toll auf den punkt gebracht. Ich hatte eine schlaflose nacht wegen dieser darstellung, da man sich automatisch fragt ob das gegenüber ebenfalls derart fühlen KÖNNTE.

Du und allesvorbei haben dazu alles gesagt.
Die art und weise dabei ist schlicht unbegreiflich

Ist diese Art nur für Frauen unbegreiflich und für Männer normal?

Zitat von Beatrizza:

Jetzt muss ich mich doch nochmal zu Wort melden, liebe Allesvorbei. Ich finde deine Reflektionen toll. Du scheinst in der Verarbeitung schon sehr weit zu sein. Aber ich vermisse deine Wut. Wie lange ist das Affärenende her? Wurdest du geghostet? Gab es noch einmal eine Erklärung des ExAm oder kein einziges Wort. Und dann noch die Gretchen-Frage: Was würdest Du tun, wenn der AM wieder vor deiner Tür stände, dich um Verzeihung bittet und dir eine gemeinsame Zukunft anbietet?

Ich war schon wütend. Die Wut ist inzwischen verraucht.
Er hat mich letztlich geghostet, aber dann nochmal eine kurze -neutrale-Mail geschrieben.
Stünde er vor meiner Tür, wäre ich erst einmal sehr überrascht, würde ihm dann aber für sein Leben -ohne mich!- alles Gute wünschen!
Er ist, wie er ist. Und er hat so gut gehandelt wie er konnte. Aber wäre kein Mann für mich.

Zitat von Butterblume63:

Ist diese Art nur für Frauen unbegreiflich und für Männer normal?

Ich glaube tatsächlich dass viele männer meister im abspalten sind. Aber ich denke, sass es sie früher oder später einholt.
Mein am hat 2 jahre gebraucht um (während seine arrangierte ehe schon lief) über seine erste große liebe hinweg zu kommen.

Er hat mir gegenüber immer wieder gesagt was für eine tolle frau.

Oft klickt es vermutlich erst so spät, dass das gegenüber keine Auflösung mehr bekommt

Zitat von Marinella:

Ich glaube tatsächlich dass viele männer meister im abspalten sind. Aber ich denke, sass es sie früher oder später einholt.
Mein am hat 2 jahre gebraucht um (während seine arrangierte ehe schon lief) über seine erste große liebe hinweg zu kommen.

Er hat mir gegenüber immer wieder gesagt was für eine tolle frau.

Oft klickt es vermutlich erst so spät, dass das gegenüber keine Auflösung mehr bekommt

Glaub ich auch.
Und wenn sie es so abspalten können, dass die Sache von Anfang an komplett durch ist, dann waren sie eh seltsame Zeitgenossen und es ist umso besser, dass es aus ist.

Zitat von Allesvorbei:

Jeder Mensch ist eben anders. Und er kann seine Ehe nur weiterführen, indem er jetzt Scheuklappen aufsetzt und sich jegliches Recht auf ehemalige Gefühle aberkennt. Nur so kann er gut weitermachen. Weil für ihn alles schwarz oder weiß ist. So ist er einfach.

Nur ganz kurz, weil schon unterwegs...
Das mit den Scheuklappen kann man so oder so sehen. Bei mir war es aber wohl eher so, als hätte ich während der Affäre Scheuklappen getragen. Danach dann nicht mehr. Aber das ist nur meine persönliche Erfahrung!

Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.