Zitat von Heizlok: Darf ich fragen ab wann und wie er involviert war und ob und wenn ja ab wann Du seine Verletzung wahr genommen hast?
Für eine Antwort besten Dank im Voraus.
Ich sagte ihm nach 3 Monaten, dass es einen Anderen gäbe. Seine Reaktion war bemerkenswert: Ein Wunder, dass es jetzt erst passiert ....
Er hatte natürlich auch gesehen und gespürt, dass wir uns irgendwann verloren hatten und ich eigene Wege ging. Ich war permanent unterwegs, schon vor der Affäre. Man könnte es auch als Flucht aus der Ehe beschreiben.
Tja, dann der AM und ich war auf Wolke 7. Der gesunde Menschenverstand war mir abhanden gekommen, das spürte ich deutlich. Ich hatte die Affäre zunächst heimlich, war halt mal wieder einen Tag auf Dienstreise.
Der Hormonnebel lichtete sich im Lauf der Zeit und mein Gewissen, das völlig ausgeblendet war, meldete sich. Du bist unfair, Du lügst, Du spielst nicht mit offenen Karten. Er ist ehrlich, Du nicht. Das hat er nicht verdient.
Und irgendwann fand ich den Mut es ihm zu sagen, was sich dann auch unmittelbar auf das Verhalten des AM auswirkte.
Es hängt alles mit allem zusammen, man kann diese Dinge nicht getrennt voneinander betrachten. Mein Mann wusste, wo ich alle 2 Wochenenden hinfuhr. Er machte mir keine Vorwürfe, er war weiterhin liebevoll und rücksichtsvoll und machte keine Probleme. Er sagte, er sei ein Kind der 60iger und davon geprägt.
Es war sicher nicht so, dass es ihm gefiel, was ich tat, aber er litt auch nicht sehr unter meiner Zweigleistigkeit, zumindest merkte ich nichts davon.
Ich solle ihm aber beizeiten sagen, wienn ich mich entschieden habe, denn er will sich nicht ewig hinhalten lassen und Fairness wäre angebracht.
Die Affäre verschlechterte sich merklich, aber ich konnte mich nicht daraus lösen, obwohl ich wusste, dass es alles andere als richtig läuft. Ich konnte nicht gehen, es war unmöglich. Frühkindliche Muster, die ich abspulte. Es war hirnrissig, aber die Illusion von einer glücklichen Beziehung gab ich nicht auf. Im Gegenteil, je mehr ich litt,desto mehr glaubte ich an ein Happyend., denn jede Krise würde uns im Endeffekt weiter zusammen schweißen.
Wenn Du in so was drin bist, denkst Du nicht mehr klar. Du bist vernebelt, von Hormonen regiert, von blödsinnigen und realitätsfremden Hoffnungen. Du spürst es zwar, dass Du gehen müsstest, aber Du schaffst es nicht. Es erledigte dann der Affärenmann sich zu trennen.
Ich war weggeworfen, entsorgt worden, einfach so und all mein Leiden wie Eifersucht, Neid auf ihn und seine selbständige Art zu leben, Wut auf seine Verhaltensweisen, Versagensängste waren umsonst gewesen. Und jetzt litt ich noch mehr, well er ja weg war.
Ich sagte zu meinem Mann nur, ich würde nicht mehr wegfahren. ich glaubte, Erleichterung zu spüren. Ich konnte nicht darüber sprechen, über diese Schmach die ich erlebt habe und die zu groß war.
Dann passierten viele Dinge auf einmal. Es etablierte sich ein kleiner Stammtisch von Frauen und ich war dabei und ging regelmäßig hin, denn Besseres hatte ich eh nicht zu tun. Aus Reinschnuppern wurde Vergnügen und ich dachte mir: das Leben nimmt Dir was, aber schenkt Dir auf der anderen Seite was.
Es wurde eine lieb gewonnene Gewohnheit am Dienstag Abend.
Beruflich wurde ich ins Sprecherteam berufen, obwohl ich das nicht wollte, weil ich mir eh nicht viel zutraute. Andere können das viel besser, sagte ich mir immer und hielt mich bei Zusatzaufgaben zurück. Ich wurdet gebeten, das zu übernehmen und ich spürte, ich müsste auch mal was für unsere Sparte tun und nicht immer nur von der Arbeit anderer profitieren können.
Ich dachte mir, so wild wird das nicht, aber es kam anders und ich wuchs mit der neuen Zusatzaufgabe, die keine Gehaltsverbesserung bedeutete. Ich konnte es genauso wie andere und wir waren dreimal im Ministerium eingeladen. Früher hätte ich mir nicht vorstellen können, das so einfach zu machen, aber ich war völlig angsfrei, zumal überall nur Menschen sind.
Und dann fing ich an, verstärkt über mich nachzudenken. Ich wusste nach dem Affärenende, so kann es nicht weitergehen mit mir, mit meinem Leben. Da läuft was falsch, seit Jahren schon, wenn nicht Jahrzehnten. Ich las einige Bücher über Bindungsangst, über Familienstellen und begriff alles, aber ich konnte es noch nicht auf mich anwenden.
Erst als mir allmählich klar wurde, dass ich mir immer wieder erfolgreich selbst ein Bein stellte und lieber meine eingebildete Unfähigkeit weiter pflegte anstatt sie zu ersetzen durch etwas anderes, Besseres, begann eine schrittweise Änderung.
Ich verbannte die inneren Kobolde, die mir immer eingeflüstert hatten,ja, andere die können das, aber Du doch nicht. Nur manchmal, wenn Du gerade Oberwasser hast, bildest Du Dir ein, Dein Leben im Griff zu haben. Aber wir wissen es besser, Du bist unfähig, kleingläubig und traust Dir eh nichts zu. Hahaha, es ist immer dasselbe mit Dir. Schau Dir nur Dein Leben an. Eine seltsame Ehe, eine gescheiterte Affäre, schau nur, wo Du stehst. Eine tolle Leistung, aber zu was anderem bist Du halt nicht fähig.
Irgendwie kam eines zum anderen, ich begriff immer mehr über nachgelebte Kindheitsmuster und die Fallstricke, die ich verinnerlicht hatte. Dann fand ich durch einen Zufall noch ein Bündel Briefe, alle von meiner Mutter, die sie noch vor der Heirat an ihn geschreiben hatte. Mein Vater hatte sie im Keller in einem alten Schreibtisch aufbewahrt und ich fand sie nach einem Wasserschaden völlig durchweicht.
Ich breitete sie aus, sie waren lesbar und legte sie in die Sonne zum Trocknen.Wenige las ich und begann zu heulen. Denn diese Briefe hätten von mir sein können. Derselbe Kleinmut, dasselbe Festhalten an einem Mann, das Werben um ihn und aus allen sprach der Wunsch nach Anerkenung ihrer Person. Auch Verlustangst schimmerte durch.
Es war schlimm, die meisten las ich dann nicht, zwei hatten mir gereicht, um mir einen Spiegel vorzuhalten.
Es war alles, wie der Psychotherapeut es mir gesagt hatte. Wir leben das nach, was wir kennen und was uns vorgelebt wurde. Wächst Du in einer Familie mit viell Streit auf, wird Deine Beziehung später ähnlich ausschauen. Du übernimmst unglaublich viel und das setzt sich unbewusst fest und das passiert bei jedem.
Denn ein Kind ist ein unbeschriebenes Blatt, es kennt sich nicht aus mit den Menschen und mit der Umwelt, es erlebt vieles, Schönes und Unschönes und es orientiert sich daran, was es sieht und aufnimmt. Jeder ist mehr ein Produkt seiner Erziehung, seiner Eltern, seines Umfeldes als er glaubt.
Es verbesserte sich vieles. Ich wurde selbstbewusster und eigenständiger, legte einige Ängste ab wie Versagensängste und begann besser für mich zu sorgen und besser mit mir umzugehen. Der innere Richter hatte weniger zu sagen als früher.
Ich wurde einfach entspannter und merkte auf einmal, ich konnte glücklich sein. Der AM war weit weg und interesierte mich zunehmend weniger bis gar nicht und die Aufmerksamkeit, die ich mir schenkte, wirkte sich positiv auf die Ehe aus.
Mein Mann ist nicht der große Redner, ich auch nicht, aber wir spüren immer wenn sich etwas ändert oder wenn etwas beim anderen nicht gut läuft. Dann hilft oft ein wenig Aufmerksamkeit, ein liebes Wort, eine Umarmung und es geht wieder besser.
Wie meine Ehe das alles ausgehalten hat, weiß ich nicht. so recht. Ein Andere wäre längst gegangen und hätte gesagt, geh Deinen Weg wie Du meinst und wenn er falsch ist, dann musst Du halt umkehren, aber ohne mich.
Das alles dauerte seine Zeit, Monate wenn nicht Jahre. Aber ich bin heute stolz auf das Erlebte, weil es mich weiter gebracht hat mit mir und mit den Mitmenschen. Es trat das ein, was ich dem AM nach der Trennung mal gesagt hatte: ich will dass ich daraus etwas lerne, ich will nicht, dass es für mich umsonst war. Es ist zu wenig zu warten bis es niht mehr weh tut, es muss mehr dabei herauskommen. Obleich ich nicht wusste, was das sein sollte.
Und das tat es dann auch, auch wenn der Weg steinig war. Aber man geht ihn immer weiter und merkt es nicht mal. Es ändert sich manches unbewusst, so wie man manche Dinge unbewusst übernommen hat.
ich spüre nur, ich bin heute zufriedener mit mir und meinem Leben als früher und ich schaue meinen Mann anders an. Er ist ein ganz besonderer Mensch, voller Großmut und Güte und sozialem Gewissen So was findet man selten, daher muss ich jezt auch gut darauf aufpassen. Auf ihn, auf mich, auf uns..Aber das Gewonnene, diese neue Art von Zusammenhalt und auch der Spaß, den wir oft zusammen haben, setze ich nicht mehr auf Spiel. Lektion gelernt, geht aber ohne Schmerzen nicht genau so wenig wie eine Therapie nicht nur Fortschritte bringt, sondern einen auch oft durchbeutelt. Aber schmerzfrei lernt der Mensch scheinbar nichts. Er muss auch mal kräftig auf die Schnauze fallen um zu erfahren, dass er aus Unachtsamkeit gestopert ist.