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ADHS in Partnerschaft - Erfahrungsaustausch

Ema
Zitat von Kettenkarussell:
Die Wahrscheinlichkeit, komplett miteinander im Chaos zu versinken, ist aber höher.

Dir ist aber schon auch klar, dass du damit indirekt sagst, dass du jemanden brauchst, der das Chaos verhindert, ja? Also jemanden, der in vielen Dingen die Kastanien aus dem Feuer holt.

Dann ist dir aber auch klar, dass das für denjenigen höchst belastend und anstrengend sein kann?

03.03.2024 11:41 • x 2 #16


R
Zitat von Kettenkarussell:
Unvermögen, (Termin) Absprachen einzuhalten, mangelndes Zeitgefühl, Impulsivität (Blitzerfotos, Impulskäufe, ins Wort fallen, laut werden), Desorganisation im Haushalt

Kenn ich zu gut.
Bei mir noch: 736 Projekte anfangen und keins zu Ende bringen.
Kriege manchmal nichts erledigt, selbst wenn es Dinge sind, die wirklich wichtig sind.
Das ist in den letzten...hm...6 Jahren auch immer schlimmer geworden.
Die Strategien u.A. zum Aufräumen usw. tragen immer nur kurz, ich finde keine Struktur/Abläufe, die dauerhaft funktionieren.
Es nervt mich so hart, weil ich einfach jeden Tag gegen mich selbst antreten muss.
Dann habe ich aufeinmal wieder einen Rappel, putze alles, räume auf...sieht zwei Wochen später wieder so aus.
Was alles insgesamt schade ist, ich hab ein wirklich schönes Haus, aber es ist vom Keller bis zum Dach Chaos.

Das einzige, was mir besser gelingt inzwischen, ist das Gesprächsverhalten. Da kann ich mich inzwischen besser zurücknehmen.

03.03.2024 11:57 • x 1 #17


A


ADHS in Partnerschaft - Erfahrungsaustausch

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E
@Renama bei mir ist es manchmal ähnlich.

Es gibt Tags da habe ich autistische Ordnung. Und an anderen Tagen könnte ich 2 Wochen lang in meinem eigenen Chaos problemlos leben.

An der Arbeit gar nicht, da bin ich auch penibel sauber ..

In der Partnerschaft waren meine Partner genauso, Teile der Wohnung waren bis ins kleinste Detail geplant, sauber, ordentlich. Andere hingegen warn reine Müllkippen, ohne Struktur.

03.03.2024 12:27 • x 2 #18


Kettenkarussell
@Ema ich gebe dir in sofern Recht, dass es mir leichter fällt, wenn ich jemanden habe, der mich in manchen Belangen etwas an die Hand nimmt.

Das trifft aber nur auf Teilbereiche des Lebens zu. Ich komme durchaus klar, vor allem auf der Arbeit. Erstaunlich, dass viele ähnliches berichten- auf der Arbeit klappt es gut, Zuhause nicht.

Jedoch konnte ich die Beobachtung machen, dass die Symptome jedes mal sehr viel schlimmer wurden, wenn eine sichere, gewohnte, strukturierte Umgebung verlassen wird (Auszug aus dem Elternhaus, Studium, erster Job, erstes Kind etc....).

Was ich nicht will, ist, mich in der Partnerschaft wie ein weiteres Kind zu verhalten, welches nichts allein gebacken bekommt. So ist es auch nicht. So eine Bürde trägt keine Partnerschaft auf Dauer, jeder ist für sich selbst und sein Tun und Handeln verantwortlich.

Aber - natürlich bleibt es nicht aus, dass meine Eigenarten öfter dafür sorgen, dass mein Partner mich als Belastung empfindet, leider.

03.03.2024 13:14 • #19


Kettenkarussell
Zitat von Renama:
Es nervt mich so hart, weil ich einfach jeden Tag gegen mich selbst antreten muss.



Absolut. Ein täglicher Kampf, der Energie frisst ohne Ende.

Bei mir auch. Dinge anfangen, nichts zu Ende bringen. Steuererklärung - lag 2 Jahre angefangen rum, ich wurde vom Finanzamt angemahnt, verpasste die Frist erneut - dann machte ich die Steuer von 2 Jahren in 2 Stunden, bekam fast 1000Euro zurück und habe mir imaginär vor den Kopf geschlagen, was zur Hölle war jetzt so schlimm daran, und warum hast du es nicht viel eher gemacht?

Im Haushalt, Chaos, bis mich ein Anfall zum Rundumschlag verleitet. Nur damit es kurze Zeit später wieder genauso aussieht. Wieso? Wäre doch so einfach, alles an seinen Platz zu legen und Unordnung sofort zu beseitigen, und nicht erst wenn alles klebt.

Andere Dinge klingen immer lustig für Außenstehende, und ja, ich kann das auch durchaus rüber bringen wie Carolin Kebekus:

- Pulli auf links, damit zum Vorstellungsgespräch, nix gemerkt. Merkwürdige Blicke des Gremiums. Ich habe einen schlagfertigen Spruch gebracht à la, das mache ich extra, damit ich im Gedächtnis bleibe - Situation entschärft, Lacher auf meiner Seite. In Wirklichkeit schämte ich mich in Grund und Boden. Aber, wir ADHSler sind gut im Maskieren. Was soll ich sagen, ich bekam den Job.

- ich wunderte mich, warum der Hörsaal leer war und suchte den Prof im Büro auf. Auf die Frage, warum die Vorlesung nicht statt fände, schaute er mich lange an, meinte dann, Sie wollen mich wohl veräppeln, oder?
Wir hatten Semesterferien.

- ich war den ganzen Vormittag unterwegs und fuhr viele Kilometer, Termin hier, Termin da, usw. Ich fand meinen Wohnungsschlüssel nicht. Fuhr alle Stationen nochmal ab. Suchte stundenlang, war schon kurz davor, den Schlüsseldienst zu rufen. Er war die ganze Zeit in meiner Hosentasche.

Ich könnte weiter machen......es ist nicht lustig.

03.03.2024 13:30 • x 3 #20


Catalina
Ich hab auch ADHS, bin aber eher die verträumt-verpeilte Fraktion und eher weniger hyperaktiv, zumindest nicht äußerlich. In meinem Kopf sieht es völlig anders aus, da ist permanent Party. Ihr kennt das vermutlich.
Zitat von Renama:
Es nervt mich so hart, weil ich einfach jeden Tag gegen mich selbst antreten muss.

Genau so empfinde ich das auch. Dinge, die andere Menschen ganz selbstverständlich und quasi im Vorbeigehen erledigen, fallen mir unendlich schwer. Das Beispiel von @Kettenkarussell mit der Steuererklärung trifft es genau. Ich bin Meisterin im Prokrastinieren, weil sich die Dinge in meinem Kopf irgendwie verselbständigen und viel schlimmer werden, als sie eigentlich sind. Hinterher frage ich mich dann auch immer, warum ich das jetzt so lange vor mir hergeschoben habe. Das ist aber ein Punkt, an dem ich arbeite und so langsam wird es auch besser.

Ich frage mich z.B. auch, wie andere es schaffen dauerhaft Ordnung zu halten. Was das angeht, ist vor allem Papierkram mein absoluter Endgegner. Wenn ich irgendwelche bestimmten Unterlagen brauche, geht das große Suchen los. Jedes. Verdammte. Mal. Immerhin schaffe ich es mittlerweile, alles nur auf einen Stapel zu packen, statt es überall zu verteilen. Das verkürzt die Suche geringfügig.

Aber das Thema lautet ja ADHS und Partnerschaft. Hm, da hab ich mir bisher gar nicht so viele Gedanken zu gemacht, wenn ich ehrlich bin. Sowohl mein Exmann als auch mein LG haben mich so kennengelernt und konnten/können da gut mit umgehen. Mein LG nimmt da auch vieles mit Humor, z.B. wenn er mich bittet ihm ein Glas zu holen, ich dann in die Küche gehe und mit 3 anderen Sachen wiederkomme, das Glas aber innerhalb von 0,5 Sekunden vergessen habe.

Der einzige Punkt, der in beiden Partnerschaften anfangs schwierig war, war die Tatsache, dass ich relativ viel Ruhe und Zeit für mich alleine brauche. Für mich sind soziale Kontakte anstrengend und nach einer gewissen Zeit brauche ich dann einfach eine Pause. Es hat eine ganze Zeit gedauert bis beide verstanden hatten, das das nichts mit ihnen zu tun hat.

03.03.2024 15:40 • x 1 #21


R
Manchmal denke ich, dass ich deswegen so lange eine Affäre führe:
Es ist mir voll peinlich, Leute bei mir zu Hause zu Besuch zu haben.
Da räume ich zwei Tage vorher auf. Manches fliegt einfach die Kellertreppe runter...den Keller darf nie jemand betreten.
So äußerlich kommen dann Leute und sagen so ganz bewundernd: boah, wie du das alles schaffst, Respekt!
...und ich kriege innerlich einen Schreikrampf.
Ich denke oft, dass mein inneres und äußeres Chaos für andere gar nicht erträglich sein kann, fühle mich schlecht und gleichzeitig laufen in meinem Kopf eine Millionen anderen Dinge ab.l:
Du MUSST jetzt wirklich arbeiten, Dienstag ist Abgabe. Mach das. Oh, im Garten muss ich noch dies und das machen, schaffe ich gar nicht alleine, ich setz mal ne Anzeige bei eBay Kleinanzeigen rein...eigentlich müsste ein Entrümpelungsunternehmen für den Keller mal kommen, ich gucke mal nach was das kostet. Aber erst muss ich unten Freiräumen für den Handwerker, der nächste Woche kommt. Was wohl ein Kredit für ein neues Bad kostet? So langsam müsste ich das da oben dringend machen! Eine Badewanne kann ich ja schnell schon mal aussuchen. Vielleicht kriege ich dann auch endlich mal den Dachboden aufgeräumt, da brauche ich einen Baumstaubsauger und wenn ich eh beim Baumarkt bin, hole ich die Treppenleiter, damit ich endlich die Lampe aufhängen kann, die seit zwei Jahren da rumliegt. Aber jetzt muss erstmal der Hund raus und einkaufen....und...und...und...
Am Ende habe ich dann nichts gearbeitet und 17 unterschiedliche Dinge angefangen.
Meine Endgegner sind Wäsche und Werkzeug.

03.03.2024 15:53 • x 4 #22


Ema
Zitat von Kettenkarussell:
Das trifft aber nur auf Teilbereiche des Lebens zu. Ich komme durchaus klar, vor allem auf der Arbeit. Erstaunlich, dass viele ähnliches berichten- auf der Arbeit klappt es gut, Zuhause nicht.

Haben die Therapeuten eine Erklärung für dieses Phänomen?
Ich meine, wenn das so typisch zu sein scheint, muss das doch ein Ansatzpunkt sein, wie man etwas ändern kann?
Was ist in der Arbeit anders? Wieso klappt es dort und zu Hause nicht?

03.03.2024 19:48 • #23


Susanna
@Renama

Renama, warst Du beim Psychiater wegen Medis?

03.03.2024 20:09 • #24


E
@Renama

Du beschreibst meine Ex Frau, und in Teilen auch mich.

Ziehen sich unsere Typen egtl an ?

Kann es sein, dass auch Sie ADHs Züge hatte?

Ihr Keller war die reinste Katastrophe, alles voller Zeug. Drei Räume voll, der Dachboden und die Treppe dahin ebenfalls voll mit Zeug. Teilweise Unmengen an Klamotten, 200 Pullover, 200 Hosen unsw. Tonnenweise Nudeln, Saucen, Waschmittel, Klopapier.

Aber die Wohnung war immer sauberer, aufgeräumt, ebenso das Bad und die Küche. Aber alle Schränke so voll, dass sie fast platzten. Medikamente ohne Ende, die Küchenschränke ultimativ Voll.

Ich möchte sie nicht herrabwerten, aber so war es halt einmal ...

03.03.2024 21:21 • #25


R
Zitat von Susanna:
Renama, warst Du beim Psychiater wegen Medis?

Ja. Ich habe auch verschiedene in unterschiedlichen Dosierungen ausprobiert, nehme aber keine mehr. Die Verbesserungen waren für mich nicht deutlich genug, um die Nebenwirkungen und das Unwohlsein mich nicht mehr als Ich zu fühlen unter Medikamenten in Kauf zu nehmen .

Zitat von Kettenkarussell:
Ich komme durchaus klar, vor allem auf der Arbeit. Erstaunlich, dass viele ähnliches berichten- auf der Arbeit klappt es gut, Zuhause nicht.

Hm. Kann ich so nicht bestätigen. Ich komme auch bei der Arbeit regelmäßig zu spät, verchecke Termine und mein Schreibtisch dort sieht auch übelst aus.
Da ich relativ selbstständig arbeite und mir niemand dauernd auf die Finger schaut, ist das bisher kein Problem gewesen.

03.03.2024 23:54 • x 1 #26


Susanna
@Renama

Ritalin?

Ich habe das noch nie genommen, überlege aber...

Ach ach!

04.03.2024 00:09 • #27


R
Ich durchlebe wohl grade eine Phase, in der ich die Verhaltenstherapie wieder aufnehmen müsste (ich merke z.B. wie anfällig ich grade wieder für Suchtstrukturen bin (Alc, Zig., Handy), habe aber keine Lust auf die Therapeutensuche.
Die hat mir vor allem mit Blick auf Kommunikation was gebracht, da hat mir auch mein Ex geholfen, das restliche Chaos ist mal besser mal schlimmer geblieben.
Yoga und Mediation haben mir auch eine Zeitlang ganz gut geholfen...im Grunde weiß ich ja auch, was ich tun muss. Ich habe diese ganzen Strategien auch auf kleinen Zetteln in einem Ordner - aber ich schaffe es grade nicht.
Leid tut es mir auch für die Kinder. Ich bin, so glaube ich, wirklich eine liebevolle und gute Mutter, kann ihnen aber leider keinerlei Ordnungsstruktur vorleben. Beide helfen mir täglich bei der Suche nach Portemonnaie und Autoschlüsseln. Es wäre so einfach, es immer an denselben Ort zu legen...

Zitat von Susanna:
Ritalin?

Ich hatte Ritalin, Medikinet und Elvanse.
Bei allen Präparaten hatte ich als Nebenwirkung üble Schlafstörungen.
Der Effekt war auch - im Vergleich zu reiner Verhaltenstherapie - nie so deutlich, sodass sich eine langfristige Einnahme nicht wirklich rechtfertigte.
Es sind auch einfach keine Smarties, sondern starke Medikamente, die die Botenstoffen im Gehirn beeinflussen.

04.03.2024 00:13 • x 1 #28


R
So und jetzt muss ich wirklich schlafen, sonst wird das morgen wieder alles nichts.
Habe mir für morgen die Erledigung von zwei wichtigen Sachen vorgenommen, einmal Arbeit, einmal Haushalt.

04.03.2024 00:27 • #29


A
Hallo
Ich bin 31 und habe meine Diagnose seit 1 ½ Jahren. Bin seit dem auch in Therapie aber noch ohne Medikamente. Das geht nächste Woche los. Ich bin mit meiner Partnerin jetzt wieder seit Oktober zusammen vorher waren wir schonmal 1 Jahr zusammen haben uns allerdings in April 2023 getrennt, was auch mit meiner Krankheit zusammen hing. Jetzt sind wir Wieder an einem Punkt der sehr schwierig ist. Meine Partnerin kommt mit meiner Unruhe sehr schlecht zurecht. Was zu Folge hat das es neben unregelmäßigen S. (alle 2-3 Wochen) keine Zärtlichkeiten zulässt. Was mich sehr belastet da kuscheln nur sehr wenig bis garnicht mehr stattfindet. Gespräche habe ich viele gesucht die leider nicht denn gewünschten Erfolg hatten. Sie sagt es ist für sie keine Entspannung da sie meine innere Unruhe spürt und auch meine Körperliche merkt. Jedes Mal wenn wir einen Abend zusammen verbracht haben und gekuschelt haben ist sie komplett kaputt und am Ende. Ich kann das verstehen und will sie auch nicht belasten aber meine Bedürfnisse nach Zärtlichkeiten sind grade einfach nicht zu stillen was mich sehr belastet. Wenn wir Streit haben werde ich immer sehr gemein und schlage wild ummich und verletze sie immer sehr heftig dabei. Ich sage oft Dinge die ich hinterher bereue. Sie versucht mit allen Dingen mir zu helfen und die Beziehung aufrecht zuhalten weil sie mich liebt aber sie sagt es ist manchmal schwierig und sie braucht manchmal einfach mal ein paar tage pause von mir. Mein haus ist immer aufgeräumt und sauber da habe ich mir über die Jahre ein paar Hilfen für entwickelt. Saugen und feudeln erledigt ein Roboter. Aufräumen ist bei mir kein Problem da ich dafür eher einen Zwang entwickelt habe (zwangssstörung, Abhängigkeitsstörung und eine Verlustangst gab's zum adhs dazu)
Meine Beziehung davor die 5 Jahre gehalten hat lief hingegen besser was aber daran lag das ich das fehlende dopamin durch Alk. und Dro. hinzugefügt habe. War alles unbewusst denn mein adhs habe ich erst war genommen als ich mit Alk. und Dro. aufgehört habe und ohne gelebt habe. Vorher war es so das mir 2 tage die woche mit party machen die anderen 5 überbrückt haben.

09.03.2024 09:17 • x 2 #30


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