Hallo Nico,
ich glaube, bei Abtreibungen gehen die Sichtweisen sehr stark auseinander und einen gemeinsamen Nenner wird man nicht finden. Dennoch möchte ich ein paar Worte da lassen als jemand, der nicht gegen Abtreibungen ist, in der Hoffnung, dass du einige Dinge von der Kehrseite der Medaille aus sehen kannst um besser zu verstehen, warum manche Menschen sich dafür entscheiden:
Ein Kind zu bekommen ist keine Ruckizucki-Entscheidung. Auch ist so eine Entscheidung nichts, was man mal eben zwischen Tür und Angel fällen sollte, oder sie einfach annimmt, ohne groß darüber nachzudenken. Ein Kind in die Welt zu setzen ist mit einer enormen Verantwortung gekoppelt (mindestens die nächsten 18 Jahre!) und vor allem mit einem großen Stück Selbstaufgabe. Vielen Menschen ist das nicht klar, sie bekommen ein Kind, ohne sich den Folgen bewusst zu sein, oder eben, weil die Religion ihnen das Hirn gewaschen hat, eine Abtreibung sei Mord. So entstehen viele Geburten in Familien, die dem Kind nicht gerecht werden - das ist leider ein Fakt. Und ebenso ist es ein Fakt, dass es verdammt leicht ist, als Elternteil bei einem Kind komplett zu versagen - viel, VIEL leichter, als tatsächlich alles richtig zu machen.
Es ist ebenso ein Fakt, dass Verantwortung gegenüber dem Kind und Liebe zu dem Kind zwei völlig verschiedene paar Schuhe sind. Viele Menschen sagen, dass Liebe das Einzige ist, das ein Kind braucht, und das ist -mit Verlaub- falsch! Wenn ein Mensch sich diese Gedanken macht und zu dem Schluss kommt, dass er diese Verantwortung nicht tragen will oder kann, bei der Frage Werde ich die nächsten 18 Jahre voll für mein Kind da sein können, koste es was es wolle anfängt, zu zögern, nicht 100%ig hinter dieser Entscheidung stehen kann - dann ist das Kind einfach die falsche Entscheidung!
Es geht doch darum, im Sinne des Kindes abzuwägen und nicht mehr darum, was man selbst will - denn der eigene Wille hat spätestens dann zurückgestellt zu werden, wenn das Kind da ist - ohne Kompromisse! Und wenn nicht sicher ist, ob das Kind das bekommen kann, was es braucht, um gesund aufzuwachsen (das meine ich in erster Linie psychisch und nicht physisch), dann wäre es schlimmer, dieses Kind trotzdem auszutragen, als es abzutreiben. Die Folgen einer mangelhaften Kindheit würde der kleine Saugnappel nämlich sein ganzes Leben lang tragen müssen und die Frage ist: Steht das eigene Bedürfnis, ein Kind zu haben, tatsächlich höher, als das Bedürfnis des eben unschuldigen Kindes nach einem seelisch gesunden Leben?
Ich glaube nicht!
Wenn deine Freundin diesen Entschluss gefasst hat, dass ein Kind nicht in ihr Leben passt und sie dieser Verantwortung nicht gerecht werden kann, dann ist das eine weise Entscheidung von ihr, die ebenfalls im Sinne des Kindes ist! Ich fände es in diesem Falle eher als Zumutung, es zu bekommen, als es abzutreiben.
Gestehe deiner Freundin zu, dass sie sich dem nicht gewachsen fühlt und respektiere ihren Entschluss. Wenn ein Kind für dich unbedingt zur Beziehung dazugehört, dann ist sie womöglich nicht die richtige Partnerin für dich.
Ich meine diese Zeilen hier übrigens nicht böse, sondern zum Nachdenken und wünsche dir alles Gute.
06.11.2012 14:27 •
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