Liebe Leute,
seit Wochen lese ich nun im Forum Eure Geschichten. Viele haben mich tief berührt und ich habe eine Menge über die offensichtlich immer ähnlichen Muster von Trennungen gelernt.
Meine Frau hat mich vor 11 Woche gebeten, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen. Wir waren 11 Jahre zusammen und haben zwei Kinder. Ich habe mittlerweile ein 3-Zimmer-Wohnung gefunden, sie auch völlig ohne Spaß renoviert. Meine Kinder schlafen auch regelmäßig bei mir.
Was hat zur Trennung geführt?
Auslöser war, daß sie sich in einen Arbeitskollegen verliebt hat. Das hat sie mir auf meine Nachfrage bereits im Februar erzählt. Ich habe dann 5 Monate um sie gekämpft, war aufmerksam wie nie und habe wahrscheinlich alles getan, um ihr zu gefallen. Das hat nichts genützt. Zwischenzeitlich hatte sie den Arbeitskollegen angesprochen und hat ihm mitgeteilt, daß sie sich verliebt habe. Er wollte aber keine Beziehung. Sie meint, daß sie auch keine Beziehung sucht, sondern allenfalls eine Affäre.
Nun ja, unsere Ehe lief in den letzten 3 Jahren nicht besonders gut. Wir haben viel gestritten und haben uns wenig umeinander gekümmert. Ich muß hier einen wichtigen Aspekt erwähnen: ich trinke seit Jahren regelmäßg am Abend 1,5 l B.. Ich glaube, daß ich Alk. bin. Sie hat mich lange Zeit aufgefordert, etwas dagegen zu unternehmen. Ich habe jedoch nichts getan. Ab Februar habe ich mal 9 Wochen abstinent gelebt um nun so eine Art kontrolliertes Trinken durchzuziehen. Das gelingt mehr schlecht als recht.
Um das Bild etwas abzurunden: wir sind vor 1,5 Jahren von Berlin ins Rheinland gezogen. Sie hat ein Referendariat in einer Schule begonnen und war beruflich extrem belastet. Die Kinder sind nun allmählich aus dem gröbsten raus und ihr beruflicher Streß neigt sich dem Ende. Anfang des nächsten Jahres wird sie eine richtige Stelle bekommen.
Durch die Kinder ist ein Kontaktabbruch nicht möglich. Wir sehen uns 2-3 mal in der Woche. Wir haben auch eine Weile versucht, das organisatorische per e-mail zu erledigen. Allerdings freuen wir uns beide immer wieder, wenn wir uns bei der Kinderübergabe sehen. Sie lädt mich dann häufig zum Tee ein, damit ich noch etwas bleibe.
Jetzt komme ich langsam auf den Punkt: Wir haben in den 11 Wochen der Trennung bereits 4 mal miteinander geschlafen. Der S. ist sowieso seit Februar so gut, wie nie nach der Geburt der Kinder.
Manchmal redet auch sie von einer Wiederkehr. Allerdings kommt es mir meist wie eine Trennung auf Raten vor. Außerdem sagt sie unverblümt, daß sie, wenn schon nicht mit dem Arbeitskollegen, dann mit irgendeinem anderen Mann ins Bett will. Sie meint, sie müsse das einfach ausprobieren.
Irgendwie zerreißt mich das, auf der anderen Seite denke ich mir auch, wir sind jetzt getrennt, dann kann jeder schon mal machen, was er zu machen hat.
Kennt sich jemand aus mit dieser schrittweisen Trennung? Wo führt dieser Weg nur hin? Ich bin es irgendwie leid, ihr jedesmal zu sagen, daß wir im nächsten Jahr wieder zusammen leben könnten. Ich erkläre mich mich ja allzeit bereit, praktisch bedingungslos.
Aber ich liebe sie nun mal und möchte am liebsten mit ihr und den Kindern zusammen leben.
Was soll ich denn machen? Bei allem Abstand, den wir schon gewonnen haben, sehen wir uns manchmal an, lächeln und wissen, daß wir am Abend wieder in der Kiste landen und freuen uns darauf. Aber dann kann ich nicht neben ihr einschlafen sondern muß in meine Wohnung fahren. Was ist hier nur los, hat sie mit 33 Jahren eine Midlife-crisis?
Ich bin über jede Anregung, Denkanstoß und Kritik dankbar und wünsche allen anderen Leidgenoss/innen viel Kraft in diesen Krisenzeiten und vor allem, daß jeder hier den beschwerlichen Weg zu sich selbst findet.
24.09.2001 09:23 •
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