@Deliah
Zitat: Das wirkliche Leben besteht im Grunde genommen aus den unendlich vielen Grauschattierungen, nicht aus Schwarz und Weiß, das wissen wir wohl alle.
Das ist wohl allen klar aber was hat das mit der Thematik zu tun? Du meinst also, wer wirklich lebt, der handelt amoralisch, sitzt dauernd in der Patsche? Die Dinge liegen doch auf der Hand. Wo sind da die Schattierungen? Ja, Gefühle sind komplex und lassen sich nicht immer so domestizieren, wie man es sich wünscht. Das ist klar aber dennoch hat jeder Mensch die Wahl und trägt die Verantwortung dafür, was er tut und lässt. Das heißt natürlich nicht, dass eine Geliebte/ein Geliebter nicht auch Liebeskummer haben darf.
Deliah, mich interessiert, wie Du reagieren/Dich fühlen würdest, wenn Dein langjähriger Partner Dich betrügen würde (nicht ONS, sondern langfristig). Und stell Dir vor, während Du zutiefst verletzt in der Ecke hockst, sagt er Dir Das Leben ist nicht nur schwarz-weiß! Ich habe auch Gelüste! Wer nie seiner Lust erlag, kann nicht mitreden! Ja, sicherlich hat er auch recht aber wenn man sich auf eine monogame Beziehung einlässt, dann muss man doch mit der Verletzung des Betrogenen rechnen und kann nicht mit einem Mal die Anarchie der Treibe ausrufen Wie soll man Deiner Meinung nach mit so einer Situation umgehen?
Zitat:Trotzdem war ich nicht in der Lage, zu sehen, dass nur ich selbst die Macht habe, das zu beenden. Ich fühlte mich komplett hilflos und handlungsunfähig, wie gelähmt. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, ich bin irgendwie dort hineingeschlittert und kann nichts tun, meine Situation zu ändern, weil ich an diesen Menschen gefesselt bin und zwar für immer. Einige Male habe ich versucht, die Affäre zu beenden, aber ich habe es einfach nicht geschafft. Dann habe ich resigniert und versucht, mich zu arrangieren, indem ich mich selbst belog.
Ja das hast Du doch sehr schön erkannt und offenbar brauchte es diesen heftigen Schock (er hat jeden Kontakt unterbunden), um loszulassen, um Dich Dir selbst zu widmen.
Zitat:Die Menschen, die einen dann verurteilen, haben nicht die geringste Ahnung, wie schlimm die Schmerzen sind und wie blind für das eigene Selbst diese zerstörerische Sehnsucht einen macht. Wenn ich ihn verlassen hätte, hätte ich mich selbst verlassen - glaubte ich.
Oh doch denn jeder Mensch hat mindestens einmal schon unter heftigem Liebeskummer gelitten. Es wird immer wieder das gleiche Argument bemüht: wer noch nie Affäre war, kann nicht mitreden. Das ist genau das gleiche als wenn ein al.kohol.iker sagt Wer noch nie gesoffen hat, kann keinen Rat erteilen Das ist aber grundlegend falsch. Oftmals können gerade die am besten raten/helfen, die selbst nicht in der Misere stecken. Und auch wenn einige Affären sich das nicht vorstelen können weil sie selbst ihren Sehnsüchten, ihrer Bedürftigkeit erliegen, es gibt durchaus Menschen, denen so etwas nie passiert. Das heißt nicht, dass sie bessere Menschen sind, alle eine weiße Weste haben, nein, sie sind weniger bedürftig, so dass sie Grenzen ziehen können und/oder sie halten moralische Vorstellungen sehr hoch. Es ist klar, dass das allein noch keine weiße Weste herbeizaubert
Und ich glaube, es geht hier wenigen um die Verurteilung des/der Geliebten. Es geht darum, dass der/die Geliebte anerkennt, dass er/sie sich selbst in diese Lage manövriert hat und auch wieder herausfinden kann.
Du hast es doch selbst schon erkannt: das Problem ist nicht in erster Linie die Verliebtheit, sondern die Abhängigkeit. Man ist süchtig nach Liebe und erduldet dann fast alles und mutet anderen auch fast alles zu.
Zitat:Bei mir war - und ist - es eine psychische Abhängigkeit, die Symptom einer psychischen Erkrankung ist, die ich nun behandeln lasse. Denn normal ist das nicht, was ich erlebt habe.
Schön, dass Du das erkannt hast und Dich nun um das wesentliche kümmerst: um Dich selbst. Aber Du kannst nicht von anderen Menschen verlangen, dass sie Verständnis für Dein Handeln haben, nur weil Du es aus einer psychischen Krankheit heraus tust. Wenn mein Partner zu viel trinkt, dann grenze ich mich ab auch wenn er es aus einer psychischen Instabilität wegen tut, wenn ich einen notorischen Fremdgänger an meiner Seite habe, der ein so geringes Selbstbewusstsein hat, dass er es ständig mit Affären aufpoliert, dann gehe ich, auch wenn er das alles nur tut weil er psychisch nicht ganz richtig tickt usw.
Zitat:Natürlich fühle ich mich aber verantwortlich für mein Tun; mein Verstand funktioniert noch ausgezeichnet.
wunderbar! Also was hat das mit Graustufen zu tun?
Jango
Zitat:ich bewundere euch hier in eurer selbstherrlichkeit!
so ob andere fälle nicht gäbe. so ob alle männer die wahren betrüger sind.
An welcher Stelle wurde das denn behauptet?
Zitat: so ob körperlicher betrug das schlimmste aller betrüge wäre.
Ich persönlich empfinde den körperlichen Betrug sogar als den harmlosesten.
Zitat:so ob die frauen die männer auf eine andere art und weise nicht betrügen.
Oh natürlich tun sie das
Zitat:und so ob alle geliebten an abhängigkeit leiden.
natürlich nicht alle Jango. Es gibt auch solche, die ganz bewusst eine unverbindliche Beziehung suchen und denen Moral etc. gleichgültig ist. Aber wenn eine Affäre sehr leidet weil sie den/die Geliebte/n ganz für sich möchte, wenn sie/er sich trennen möchte weil die Situation unerträglich ist etc., ja um was wenn nicht abhängigkeit handelt es sich dann?
Zitat:das leben hat so viele farben, nur schwarz und weiß gibt es selten.
Ah daher also die Frage nach schwarz und weiß
Ja in diesem Sinne stimmt es aber bleiben wir doch mal beim konkreten Fall: hier tauchen oft Geliebte auf, die unsäglich leiden, sich aber nicht trennen können (und sehr oft Aussagen wie diese machen: Er hat mich nur verA.t, benutzt!- Abgabe der Verantwortung/Opferhaltung). Was bringt da die Frage, ob auch Frauen ihre Männer betrügen, ob der körperliche Betrug der schlimmste ist? Das sind interessante Fragestellungen, ja aber hat doch gar nichts mit dem Problem/der Lösungssuche zu tun oder? Das Problem liegt doch oft darin, zu erkennen, dass man sich abhängig gemacht hat, dass man meint, ohne den anderen nicht leben zu können, dass man sich (wie in Deliahs Fall) Liebe von beiden Seiten vorgegaukelt hat, dass man in seiner Bedürftigkeit vielleicht zu ich-bezogen war (denn selten wird von den Affären nur ein Hauch an Mitgefühl gegenüber dem betrogenen Partner gezeigt)etc. Vielleicht sogar, dass man selbst Schi.ss vor einer wirklichen Beziehung hat (wenn man immer Geliebte/Geliebter ist).