Ein Brief an ihn, aber für mich!
Hallo du,
Ich weiß ja, du magst deinen Namen nicht sonderlich, also habe ich ihn weg gelassen.
Es ist komisch diesen Brief zu schreiben, weil ich nicht weiß, ob du ihn überhaupt lesen wirst.
Aber ich habe dir noch ein paar Dinge zu sagen und einige Fragen, auf die ich zwar gern ehrliche Antworten hätte, allerdings weiß ich auch, erzwingen kann ich es nicht.
Ich bin immer noch total verwirrt, verletzt und weiß nicht so recht, wie ich mit uns abschließen kann, wenn wir nicht nochmal offen miteinander reden. Persönlich.
Ich weiß nicht, wie dir es geht und ich will dich auf keinen Fall unter Druck setzen.
Allerdings will ich auch nicht bedürftig wirken, aber mit diesem Brief tue ich das bestimmt ohnehin.
Ich versuche die Sachen die vorgefallen sind, aus meiner Sicht zu erzählen und zu erklären und dabei weiß ich nicht, was deine Intention hinter vielen Dingen war, es ist einfach MEIN Gefühl, meine Interpretation, die auch falsch sein kann. Es sind auch keine Vorwürfe, nur die Sicht auf die Dinge aus meiner Perspektive.
Das erste mal, als du schluss machtest, war es fast schon einfacher für mich, weil wir beide Emotionen zeigten. Deine Nachricht Stunden später entzündete so einiges. Von Wut über Unverständnis bis Hoffnung war alles dabei.
Wut darüber, wie du so dreist sein kannst, Unverständnis darüber warum du denn dann erst schluss gemacht hast und Hoffnung, weil ich dachte, das könnte nochmal was werden, weil du meintest du kannst nicht ohne mich und liebst mich über alles.
Dann das Treffen, wir redeten, aber im Endeffekt nicht über die wirklich wichtigen Dinge.
Ich hatte nach wie vor Hemmungen, dir all das zu sagen, was meiner Meinung nach zu unseren Problemen geführt hatte. Ich hatte einfach Angst vor einem Streit, weil ich dir dabei nicht gewachsen war.
Meine Probleme, das zu sagen, was ich wollte und dachte, kommen nicht von ungefähr. Das weiß ich jetzt.
Genauso wie die Schwierigkeiten, meine Emotionen zu regulieren ohne dich als Anker zur Realität zu benutzen.
Ich dachte, ich schaff es nicht, mich wieder einzukriegen, wenn ich dich nicht habe. Das dich das total überfordert hat, merkte ich nicht. Ich dachte, so macht man das in einer Beziehung. Man fängt den anderen halt auf. Aber das man auch manchmal selbst mit seinen Emotionen klar kommen muss und nicht immer jemand da ist, war mir so nicht bewusst.
Ganz zu schweigen von unserem Streitpunkt, dass ich dir nicht richtig zuhören kann.
Aber das wusste ich schon damals, ahnte, woher es kommt und äußerte es auch. Du zeitgesteuert Verständnis, bis es wieder so war.
Das ist alles absolut NIE absichtlich gewesen, aber man hat es mir so erklärt, dass mein Gehirn sich wohl nur eine gewisse Zeit auf ein und dieselbe Sache konzentrieren kann, bis es dann voll wird und abschweift.
Kann sein, dass sich das alles nach einer Ausrede anhört, aber so ist es.
Ich weiß, dass ich nicht alles auf meine Krankheit schieben kann, aber vieles beeinflusst es einfach leider sehr. Daran arbeite ich momentan.
Hinzu kamen unsere Annäherungen während des Treffens, die zwar von dir aus kamen, aber durch mich initiiert wurden. Ich weiß bis jetzt nicht, ob du es einfach mir zuliebe gemacht hast, oder weil du es wolltest und wirklich dachtest, es wird nochmal was zwischen uns.
Während der Woche Pause begann ich viel an mir zu arbeiten, versuchte zu ergründen warum es soweit gekommen war, wahrscheinlich überforderte ich dich mit meinen Nachrichten, ich weiß es nicht. Vielleicht hast du auch gemerkt, du machst du dir was vor und liebst mich gar nicht mehr.
Oder wolltest, dass sich JETZT sofort etwas ändert. Ich wusste bereits, dass das ne Menge Arbeit wird. Deswegen auch der Vorschlag mit der Paartherapie.
Deswegen auch unsere, aus meiner Sicht vollkommen Otopische Abmachung, nicht mehr über Familienprobleme zu reden.
Ich merkte, dass ich damit nicht klar komme. Du meinest, das führe dann zu einer Trennung, was ich nicht wollte, also quälte ich mich durch. Das ist MEIN Problem.
Für mich ist es normal, dass man Theoretisch über ALLES mit dem Partner reden kann, ob man es dann praktisch macht ist die andere Sache.
Außerdem ist das momentan einfach mein Lebensinhalt. Und über den würde ich einfach gern mit meinem Partner reden können.
Genauso ging es dir ja, als du meintest du müsstest die ganzen Sachen von der Ausbildung los werden und mit mir darüber reden können. Ich hab dir wohl gesagt, dass mich das triggert. Auch daran kann ich mich leider nicht erinnern, wahrscheinlich aufgrund dieses blöden Ads. Aber was ich wahrscheinlich hätte sagen müssen, wäre gewesen, dass ich lernen muss, damit umzugehen, ist ja schließlich wichtig, weil es dir wichtig ist, mit mir darüber zu reden und auch für mich, um alles zu verarbeiten, obwohl mir letzteres nicht sofort auffiel. Genauso dachte ich es mir andersherum. Ich dachte, vielleicht bin ich ihm nicht wichtig genug, dass er sich mein Zeug anhören kann, aber das du es aufgrund anderer Dinge, die mir unbekannt sind, nicht konntest, ahnte ich nicht.
Zumindest denke ich das. Ich kann es nur vermuten.
Meiner Meinung nach liegt es im Kern auch nicht daran, dass wir uns mit unseren persönlichen Problemen die Energie raubten, sondern eher daran, wie wir damit umgingen. Wir meinten, der andere müsse jetzt gleich in dem Moment für uns da sein, ohne darauf zu achten, ob er denn auch Aufnahmefähig ist gerade oder ob ihn denn nicht auch was bedrückt.
Hinzu kam, dass wir nur uns hatten, keine sozialen Kontakte. Das wareen alles Gründe, die zu diesem Dilemma führten.
Mein Gedanken hier zu ordnen fällt mir leichter, aber es ist nach wie vor ein durcheinander.
Ich denke auch, dass wir einfach an uns arbeiten müssen, dass es viele unaufgearbeitete Dinge gibt, die einen einfach daran hindern, eine Beziehung zu führen die beide Glücklich macht.
Manchmal reicht Liebe wohl nicht aus.
Als es das zweite mal endete gab ich dir nicht die Chance, es persönlich zu beenden, vielleicht war das Falsch, aber zu dem Zeitpunkt konnte ich es nicht. Ich war bereits zu tief verletzt, als das ich dich nochmal hätte sehen können.
Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich hätte sagen sollen.
Wahrscheinlich hätte ich geweint, aus Überforderung.
Ich weinte oft aus Überforderung. Das wiederum überforderte dann dich oft, auch weil ich dir manchmal gar nicht den Grund sagen konnte, das sehe ich jetzt.
Nach der Trennung wollte ich, dass wir normal miteinander umgehen, dass das nicht so einfach geht, merkte ich dann.
Meine Interpretationen warum du dich wie verhältst, reichten von . er will es dir nur nicht noch schwerer machen, deswegen distanziert er sich so und ist vielleicht auch mal gemein, damit du sauer auf ihn sein kannst über er hat ne neue (ja, eigentlich absurd) bis hin zu . er will sich selber schützen, weil er noch Gefühle hat. Immerhin hat er es ja zuvor noch gesagt, dass er mich liebt. Das kann doch nicht einfach innerhalb einer Woche weg sein, oder?
Das waren und sind meine Gedanken. Jetzt, 6 Wochen danach.
Diese Fragen wollte ich dir persönlich stellen, vielleicht lese ich dir den Brief auch vor, wenn du mich lässt.
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur,dass wir zu Beginn eine Abmachung getroffen hatten, nämlich, dass wir immer offen über alles reden.
Vielleicht hätten wir lieber sagen sollen, offen über Probleme reden und was einen bedrückt, was unsere Grenzen sind, an was man aber arbeiten kann, wenn es dem Partner wichtig ist und was einem in einer Beziehung wichtig ist. Ich weiß es nicht.
Vielleicht fragte ich deshalb so oft, ob bei dir alles ok ist.
Ganz egal, ob wir in der Zukunft nochmal eine Chance haben sollten oder nicht, denke ich, dass wir beide erst einmal alles regeln sollten, was uns selbst betrifft.
Auch wenn ich dir noch so gern helfen würde, ich weiß, dass du das allein machen musst.
Ich will, dass wir irgendwann halbwegs normal miteinander umgehen können, mal reden können ohne Vorwürfe oder dergleichen.
Du bist mir mach wie vor sehr wichtig, aber ich werde nicht kämpfen, wenn du nicht dazu bereit sein solltest oder es gar nicht mehr willst.
Ich muss mich um mich kümmern, das wird schwer, du dich um dich, genauso schwer.
Allein der Gedanke, dass du komplett aus meinem Leben verschwindet ist unerträglich. Trotzdem ist es vorerst besser so.
Ich werde deine Nummer nicht löschen, aber ich werde keine On-Off Beziehung beginnen, das tut zu sehr weh.
Ich weiß nicht, sie lange es dauert, bis du sich deinen Ängsten ganz stellst, aber ich hoffe du schaffst es.
Bis irgendwann, hoffentlich
Catherine
[Ich werde ihm den Brief nicht schicken übrigens!]
05.08.2020 09:35 •
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