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Abschiedsbrief für meine Schwester

Sentimentalo
Hallo Ela,

meine Hochachtung vor dir und was du geschrieben hast! Hast du den Brief/Mail auch so abgesendet?

Könntest du durchaus tun: es ist ganz legitim Bitterkeit über das Verhalten gerade sehr nahestehender Menschen auch zu zeigen.

Ich wünsche dir alles Gute, kommt gut durch die Krisen unserer Zeit!

17.03.2020 11:00 • x 2 #16


Wirdschon
Hallo Ela!

Von mir gibts Applaus! Nur weil jemand Blutsverwandt ist, muss man ihn nicht in seinem Leben haben...
...und der Schmerz und die Verbitterung vergehen...und auch dann muss man nicht vergessen
Doch irgendwann verzeihst du ihr und dem Rest der Familie...das werden sie aber nie erfahren und auch das ist gut so!

Wünsch Dir alles Gute!

17.03.2020 11:11 • x 2 #17


A


Abschiedsbrief für meine Schwester

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juliet
also jemanden loslassen, der uns in unserem erwachsenenleben nicht gut tut, finde ich auch richtig, wenn es denn notwendig ist. ich kenne das selbst auch - auch mit meiner schwester bei wohl ähnlich verlaufener mangelsituation in der kindheit.
allerdings finde ich es für die eigene psychohygiene immens wichtig, dass wir nicht in gram, verärgerung, in verletzung oder sonstigem ressentiment loslassen. denn dann trägst du dieses gefühl IMMER mit dir herum
und es belastet dich bei allen schritten.
loslassen kann man auf verschiedenerlei weise: eben verletzt, als wütende reaktion... , oder in frieden, gelassenheit.

für mich ist das loslassen in frieden sehr wohltuend. ich habe mit meiner schwester meinen (nicht ihren) frieden gemacht, ich wünsche ihr aufrichtig alles gute im leben, aber ich weiß, dass ihr und mein verhältnis im heute immer wieder zu spannungen führen würde, weil wir beide in unserer kindheit (ähnlich wie bei dir!) einfach ganz spezielles - dysfunktionales - aufeinander eingespieltes verhalten erlernt haben ... daher möchte ich einfach andere wege gehen und kann auch sie ruhig und gelassen ihrer wege gehen lassen.
ich hege keinen schmerz und keine verbitterung, es ist keine rechnung mehr offen. das ist für mich sehr wichtig, verstehst du?
vielleicht kannst du das mit deinem offenen brief auch erreichen, dass du wirklich und wahrhaftig loslassen kannst?

übrigens: mit meinen eltern habe ich mich ausgesöhnt. ich brauchte auch eine therapie und meine eltern haben ähnlich reagiert wie deine. aber ich kann sie heute verstehen.
sie KONNTEN keine erienntnos zu einer potentiell falschen erziehung oder so an sich heranlassen. das hätte ihr weltbild zu sehr erschüttert. da war es einfacher zu sagen: mit DIR stimmt etwas nicht.
ich bin ihnen heute nicht mehr böse, und ich kann sie heute so nehmen, wie sie sind. sie haben letztlich ihr bestes gegeben, das weiß ich.
auch wenn es für mich nicht das richtige warich habe meine eltern heute von herzen lieb und ich weiß auch, was sie mir an guten dingen mitgegeben haben. trotz mangel!

weißt du: heute sind wir erwachsen und können uns selbst das geben, was uns unsere eltern damals als kind nicht geben konnten.
DU kannst es besser machen als deine eltern und dein inneres kind nachträglich be-eltern schau mal. was ich in meiner therapie gelernt habe, ist: beide schwestern waren in einer mangelsituation. so sind beide erwachsen geworden. für die schwesterliche beziehung lässt sich diese sehr schädliche erfahrung wohl leider nicht mehr umkehren. das ist auch in ordnung.
aber für DICH!
deine aufgabe heute ist es, ohne bitterkeit leben zu können!
mein rat an dich: beschäftige dich doch einmal mit deinem inneren kind. das kann heilen. die verletzungen, die dir als kind zugefügt worden sind, können heute durch dich selbst heilen. du bist nicht mehr das kind, das dieser mangelsituation auf gedeih und verderb ausgesetzt ist.
du hast nun ressourcen, git auf dich achtzugebem und das kleine mädchen in dir zu beschützen.
das geht wirklich!

ich möchte dir einfach mut machen, dich von dieser bitterkeit zu lösen, der du verfällst, wenn du auf die vergangenheit schaust.
letztlich ist deine schwester auch ein opfer, genau wie du.
sie wird das wohl nicht einsehen - das ist aber auch ok! das ist ihr weg.

dein weg ist, gesund zu werden und die schmerzen der vergangenheit hinter dir zu lassen.

17.03.2020 16:00 • x 3 #18


M
Was du vielleicht auch mit in deine Gedanken aufnehmen kannst, ist, dass in jeder Krise auch eine Chance steckt. Wenn du es schaffst, dich langsam zum Frieden mit deiner Vergangenheit zu bewegen, dann weißt du, dass dir etwas gelungen ist, was sich garantiert einige in der Familie insgeheim wünschen. Du bist wahrscheinlich weniger allein, als du denkst. Außerdem wird mit dem Abschütteln der Last ganz viel Potential und Zeit frei, um das Leben wirklich zu genießen.

Sieh es wie einen Stein, der um dein Bein gebunden war und der jetzt weg ist. Noch schmerzt die Stelle, aber sie wird heilen und du leicht und frei weiterschwimmen.

17.03.2020 17:56 • #19


E
Liebe @ela2014, ich kann Deine Wut und Verbitterung in der verfahrenen Situation mit Deiner Schwester sehr gut nachvollziehen. Ich war auch schon in einer Sackgasse mit meiner Schwester - jede hat um die Liebe der dominanten Mutter gebuhlt und mit Argusaugen beobachtet was die andere tut. Irgendwann war das Vertrauen weg und auch über mangelnde gegenseitige Unterstützung waren wir beide gleichermaßen enttäuscht (jede fand natürlich, die andere empfinde das zu Unrecht so). Auch wir haben ganz wortlos eine Weile Abstand zueinander genommen.
Dann war ich bei einer systemischen Familienaufstellung, in der es primär um meine Mutter und überhaupt gar nicht um meine Schwester ging. Ich fand diese Aufstellung auch etwas seltsam und befremdlich und dachte nicht, dass es mir irgendwas bringen könnte. Komischerweise hatte ich kurze Zeit nach der Aufstellung das starke Bedurfnis, sie zu sehen. Ich kam zu ihr und wir lagen uns einfach nur stundenlang in den Armen und weinten. Das Verhältnis ist jetzt auch nicht nur eitel Sonnenschein, aber wir wissen, dass da Liebe ist. Und das tut beiden gut.
Warum ich Dir das schreibe? Weil ich hinter der Verbitterung eine unendliche Traurigkeit lese, dass Du Deiner Schwester, so berechtigt das auch sein mag, nicht nahe sein kannst. Wenn Du Dir vorstellst, Du könntest die Vergangenheit einfach löschen und Deine Schwester im Arm halten - wie fühlt sich das für Dich an?

17.03.2020 18:25 • #20


E
Jetzt wurden hier zwei Themen von mir zusammengelegt, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Der erste Brief ging an einen Freund, den ich nun für immer loslassen musste. Der zweite Brief ging an meine Schwester. Ich lasse vieles los im Moment. Ich hoffe, dass ich so endlich zurück finden kann in ein unbeschwerteres Leben. Das wünsche ich mir. So wie es die letzten Jahre war, kann ich nicht weiter machen. Dieses Leben voller Schmerz und Trauer wäre nicht lebenswert. Im Moment noch ertrage ich es nur mit Medikamenten. Die abzusetzen wäre ein Ziel, dass zur Zeit unerreichbar scheint. Nur ich selbst kann es mir Schritt für Schritt näher heran holen. Im Moment strampele ich wie der Frosch im Eimer voll Milch. Vielleicht wird daraus irgendwann Butter, auf die ich klettern und heraus hüpfen kann. Dazu werde ich all meinen Balast abwerfen müssen. Vielleicht ist das der Sinn dahinter?

18.03.2020 13:54 • #21


E
Liebe Ela!

Dies ist ein Brief an dich von mir! Die letzten Jahre waren hart für dich. Der Tod deiner Eltern, die Verbitterung über das Verhalten von ihnen in ihrer letzten Lebensphase, die Ausgrenzung durch deine restliche Familie haben dich zutiefst verletzt. Du warst immer anders als sie und genau das hat dich in den Brennpunkt ihres Hasses gestellt. Ich will jetzt nicht alle schlimmen Geschehnisse wiederholen, du weißt selbst genau was alles passiert ist. Jede einzelne Gegebenheit hat sich dir unauslöschlich eingebrannt.

Am Ende bist du durchgedreht vor Schmerz. Du hast Halt gesucht bei jemandem, der es nicht gut mit dir meinte. Er war selbst bedürftig, ja das stimmt. Das aber rechtfertigt auch seine Taten nicht. Und du bist mit Schuld, weil du die Augen verschlossen hast vor dem, was offensichtlich war.

Du hast jetzt eine neue Chance bekommen auf ein Leben mit den Menschen, die dich wirklich lieben. Du wirst gut auf dich aufpassen müssen, damit du es nicht noch einmal gefährdest. Du musst Abstand nehmen von denen, die nicht müde werden, euch anzugreifen. Bei ihnen ist nichts mehr zu retten. Du darfst sie loslassen. Du darfst ihnen verzeihen aber vergessen solltest du nie. Sie meinen es nicht gut mit dir, auch wenn sie genau das immer wieder vorgeben. Sie wollen dich am Boden sehen, um dir dann scheinbar großzügig die Hand reichen zu können. Tue ihnen nicht den Gefallen!

Du hast ein gutes Leben und Menschen, die dich lieben. Jetzt fang endlich an, dich selbst zu Lieben. Du hat es dir verdient!

Alles Liebe Ela!

21.03.2020 09:14 • #22


juliet
Ein guter anfang.
überleg doch einmal, ob du einen brief an dich bald mit ausschließlich positiven botschaften verfassen kannst.

mit deiner wortwahl bist du im fokus nach wie vor sehr auf der erlittenen verletzung

um dahin zu kommen, dich davon zu befreien, lass die verletzungen wirklich los.
es ist egal, was andere menschen wollen oder was wir DENKEN, was sie wollen!

konzentrier dich auf deinen weg in eine bessere zukunft. schritt für schritt!
weiter so.

21.03.2020 09:46 • x 1 #23


E
Danke Juliet, ich will versuchen, deinem Rat zu folgen. Gerade jetzt in der Corona Krise spüre ich ja deutlich, was wichtig ist und was nicht. Wir haben uns unser Leben längst so umgebaut, dass es uns wieder trägt. Und die Menschen, die mir Leid zugefügt haben, sind an den Rand gedrängt oder ganz daraus verschwunden. Ich muss nur aufpassen, dass sie sich nicht wieder hinein drängen. Zuletzt geschah das in der letzten Woche, als meine Tante verstarb. Plötzlich wollte meine Schwester unbedingt, dass ich sie zum Begräbnis begleite. Allerdings alleine, ohne meinen Mann. Als ich mich wehrte, kamen die alten Vorwürfe, er hätte unsere Familie zerstört, er hätte mich von meinen Eltern fern gehalten. Dabei stimmt das nicht. Sie waren es, die ihn ausgrenzten und von Anfang an keine Chance gaben. Als ich das sagte, äußerte meine Schwester, sie hätten das zum Schutz getan, um mich vor einer unglücklichen Ehe zu bewahren. Meine Ehe war aber nicht unglücklich. Sie wurde es erst, als ich diesem familiären Druck nicht mehr stand hielt. Jetzt habe ich mich erneut für meinen Mann entschieden und ich lasse mir das nicht mehr kaputt reden. Mein Mann liebt mich, obwohl ich ihm einiges zugemutet habe in den letzten Jahren. Ich will nicht mehr, dass sich da jemand einmischt. Ich bin jedenfalls der Beisetzung meiner Tante fern geblieben. So leid es mir auch tat. Ich bin zu dünnhäutig, um mir die Ränkespiele meiner Schwester weiter anzutun. Ich will mein Leben leben. Es ist ein gutes Leben und in Zukunft ohne sie!

21.03.2020 13:17 • x 2 #24


M
Liebe Ela, mit dem Vergessen ist es so eine Sache, Unser Gehirn lernt permanent - leider auch durch das Kopfkino. Dieses Video auf YouTube ist zwar sprachlich etwas wissenschaftlich gehalten:

YouTube: Synaptische Plastizität MaxPlanck Society

Es macht aber deutlich, was im Gehirn passiert, wenn man Dinge wiederholt. Das gilt für das Lernen allgemein, aber schließt das immer wieder Erinnern an Negatives und Verletzungen mit ein. Es ist normal, Trauriges immer mal wieder hochzuholen um es zu bearbeiten und besser zu verstehen. Dazu helfen Gespräche mit guten Freunden oder eine Therapie, weil man im Denken an die Situation nicht allein ist, Trost bekommt und neue Perspektiven. Wie z.B. hier im Forum - das hilft

Kopfkino bedeutet aber auch Zeitaufwand. Du bist nicht zur Beerdigung deiner Tante gegangen und hast damit die Verletzungskette unterbrochen. Dein Kopfkino hat so auch kein neues Futter und damit Ballast für die Seele bekommen.

Es macht manchmal Sinn, mit seinem Kopfkino einen Termin zu machen. Z.B. einmal pro Woche einen Spaziergang alleine. Ansonsten den aufkommenden Gedanken fest sagen: Ihr habt hier jetzt keinen Platz! Stell dir dabei vor, dass du deiner Familie und den Gedanken die Tür vor der Nase zumachst und sie fest verschließt..

Dann bewusst an etwas Schönes denken.

Nach und nach überschreiben schöne Erlebnisse und Gedanken die schlechten. Was bleibt wird die Erkenntnis sein und Warnsignale, die dir helfen schädigendes Verhalten schnell zu erkennen, um dich dann zu entfernen.

22.03.2020 10:03 • x 2 #25


E
Ja inzwischen erkenne ich schädigendes Verhalten immerhin und nehme mir die Freiheit, mich davon fern zu halten. Viel zu lange habe ich den Fehler bei mir angenommen. Ich dachte, ich wäre nicht hübsch, nicht fleißig oder nicht sportlich genug, um die Liebe und die Anerkennung bestimmter Familienmitglieder zu bekommen. Als dann mein Mann dazu kam und sich die Übergriffe auf mich bzw. uns verschärften, gab ich ihm unbewusst die Schuld. Das führte zur Katastrophe. Jetzt aber weiß ich, wie alles zusammen hing. Wir können eine gute glückliche Ehe führen, wenn man uns in Ruhe lässt. Sie ist vielleicht nicht so, wie es dem allgemeinen Idealbild entspricht. Wir haben beide unsere Macken aber wir passen gut zusammen und ergänzen uns. Inzwischen ist unsere Elterngeneration verstorben. Es gibt keinen Grund mehr, sich zu verbiegen. Wir werden unser Leben führen, wie es uns gefällt. Wem das nicht passt, kann gerne unseren Kontakt meiden. Ich jedenfalls werde ihn nicht mehr aktiv aufrecht erhalten.

22.03.2020 12:15 • x 1 #26


M
Zitat:
Wir haben beide unsere Macken aber wir passen gut zusammen und ergänzen uns.


Ist das nicht das wirkliche Ideal einer Ehe?

22.03.2020 13:07 • x 1 #27


E
Leider nicht für jeden. In den Augen meiner Familie ist mein Mann ein verweichlichter Softie. Er hat Grips statt Muckis und er hat keine Probleme, seine Gefühle und Ängste zu zeigen. Ich mag genau das an ihm. Erklär das mal einer Arbeiterfamilie mit traditionellen Rollenvorbildern!

Edit: ...Und mit einem Patriarchen als Familienoberhaupt, der durchaus narzisstische Züge zeigte. Mit andere Worten, wer meinen Vater nicht verehrte war nichts wert und durfte somit mit Schimpf und Schande verbannt werden. Kritik war unerwünscht. Sogar seinen langjährigen, besten Freund mied er in seinen letztem Lebensjahr, weil der Kritik an seiner Lebensweise geübt hatte. Wo andere im Angesicht des Todes weich und nachsichtig wurden, wurde mein Vater hart und noch unnachgiebiger als je zuvor.

22.03.2020 13:28 • #28


M
Damit ist doch alles gesagt. Du beschreibst deine Familie als nicht unbedingt positiv und mit unguter Dynamik.

Ist dann deren Urteil tatsächlich in irgendeiner Form etwas wert? Können sie überhaupt urteilen wenn sie selbst unglaublich viel Dreck vor ihrer Tür haben? Das wäre so, als würde ein Fisch Juror bei einer Kunstflugveranstaltung, oder nicht?

Sie scheinen ihr Leben anders als du zu leben und zu bewerten. Und ein Mann mit Grips ist ja auch nicht das Schlechteste

22.03.2020 13:51 • x 1 #29


E
Ja das stimmt, in dieser Beziehung ist alles gesagt. Jetzt noch eine andere Frage. Ich befinde mich wegen Depression in einer Therapie. Meine Therapeutin ist eine junge hübsche Frau, die sich nicht ganz in meine Lage einfühlen kann. Sie betont immer wieder wie wichtig der S. für unsere Ehe und für mich wäre. Es ist nicht so, dass ich ihr da widerspreche. Ich hätte auch gerne mehr S.. Aber angesichts der massiven Krise der letzten Jahre und ihrer Auswirkung auf mich ist meinem Mann der Appetit wohl vergangen. Mich setzen die Aussagen meiner Therapeutin bzgl. unserer Ehe massiv unter Druck. Wir haben noch so alle 8 bis 10 Wochen S.. Allerdings meist manuell. Ich weiß, dass das an meiner körperlichen Verfassung liegt und dass ich daran etwas ändern muss und will. Sollte ich die Therapeutin wechseln? Der Druck von ihr tut mir gerade nicht gut.

22.03.2020 14:26 • #30


A


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