Lieber W,
bereits über 3 Monate sind seit unserer Trennung vergangen. Ich war mitunter in dieser Zeit im Schock-Zustand oder musste einfach nur funktionieren. Dies ging am besten mit Ratio Wut. Du hast mich in diesen Monaten nie gefragt, wie es mir geht, wie ich zurechtkomme. Du setztest jedoch voraus, dass ich mich nach Deinen Befindlichkeiten richte.
Meiner Meinung nach, hast Du schon Monate vor der Trennung beschlossen zu gehen. Du verfielst wieder in uralte Verhaltensweisen, wie Apathie oder Aggression gegen mich, für die Du Dich schon x-fach entschuldigt hattest.
Egozentrik Schuldzuweisungen waren wieder an der Tagesordnung, wenn es um mich hätte gehen sollen.
Das hat mich niedergedrückt und entmutigt, dass unsere Beziehung jemals leicht und wohltuend werden könnte.
Ich möchte nun beginnen loszulassen: meine Wut und meine Trauer. Es ist Zeit weiter zu gehen.
Ich fand Dich immer wunderschön. Ich liebte Deine Stimme, Deinen Geruch, Deine großen Hände. Ich liebte Deine Kernigkeit. Bis zuletzt haben sich unsere Umarmungen und Küsse richtig angefühlt. Wir waren ein Teil von mir, eine Einheit.
Ich wollte Dich als meine Familie. Deshalb mein sehnlicher Wunsch nach der gemeinsamen Wohnung.
Hier entferntest Du Dich zusehends. Ich wollte gehen, zum ersten Mal.
Du hieltest mich zurück: mit warmen Worten, Selbsterkenntnissen und Taten.
Wir verlobten uns.
Du entferntest Dich erneut.
In mir wuchs der Wunsch zu gehen. Doch ich war schwanger.
Spätestens nach der Hochzeit wurdest Du grausam. Ich war nun Deine Gefangene.
Doch ich liebte Dich, wollte glücklich mit Dir werden, tat was ich konnte. Es reichte Dir nie. Du warst nie dabei (*beep*, Playstation, x-box, Pc, Sport, Tv...) und was ich tat, war nie genug und gut genug.
Ich erkannte mich zwischenzeitlich selbst nicht mehr. Ich mußte mich zurück-erkämpfen. Das Alte mit dem Neuen verbinden.
In all dem wollte ich nur Liebe Gesehenwerden: von Dir.
Geborgenheit, Familie, ein zweites Kind: mit Dir.
Du entferntest Dich. Warst ignorant bis grausam. Stelltest mich, meine Wahrnehmung und Normalität in Frage.
Doch Du ließt mich nicht gehen! Immer, wenn ich Dir bereits den Rücken gekehrt hatte, öffnetest Du Dich mir, bereutest, ließest Nähe zu und versprachst, nicht wieder fort zu gehen.
Ich glaubte Dir, öffnete immer wieder meine Arme und mein Herz.
Ging es mir in diesen Jahren schlecht, hatte ich stets zusätzlich mit Deiner Ignoranz, ich-Bezogenheit und Aggression gegen mich zu kämpfen.
Du hingegen suhltest Dich in meiner Fürsorge. Du konntest sie nie zulassen, warfst mir jedoch vor, Dich nicht genug gesehen zu haben.
Ich war bei Dir, in Deinem Kummer um Deinen ersten Sohn. In Deinen beruflichen Krisen. Bei Deinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Bei Deiner Trauer, um Deine verstorbene 1. Liebe. In Wut und Trauer um Deine Kindheit. In Deinen Depressionen, Deiner Mid-life-crisis, Deiner Retraumatisierung. Ich war da. Du hast mich nicht gesehen und mir meine angebliche nicht-präsenz vorgeworfen.
Was Du bei all dem auch übersahst: Ich war auch noch da! Mit meinen Altlasten, Wünschen Bedürfnissen...
Was Du die ganzen Jahre überhört hast: „ Ich kann nicht Deine Frau, Mutter, Geliebte, Therapeutin, Freund, Kumpel, Mutter Deines Kindes, Stiefmutter Deines ersten Kindes, Mitverdienerin, Putzfrau, Mülleimer, Sandsack...sein – Ich bin damit überlastet und ich bin auch noch da!“
Die Last war zuviel. Das wirfst Du mir bis heute vor.
Du wirfst mir sovieles vor. Auch, dass Du Dich nun von mir trennen musstest. Du wirfst mir nun noch vor, dass ich nicht nur gut von Dir denke. Deiner Meinung nach, darf ich nicht wütend sein, sonst habe ich Dich nie geliebt oder gar schon während der Beziehung verachtet. Ich habe zuviel gefordert, bin zu ungeduldig gewesen...
Du hast nie Verantwortung übernommen. Du hast 14 Jahre ausgesessen und maximal reagiert. Selbst für Deine Reaktionen hast Du mir die Verantwortung in die Schuhe geschoben.
Noch nicht einmal die Trennung hast Du ausgesprochen. Soviel Ar. in der Hose hattest Du nicht! Du hast Dich innerlich verabschiedet, ohne es mir mitzuteilen, um hinterher zu behaupten: ich habe mich getrennt, es war so schwer!
Meine zwischenzeitlichen Klärungsversuche quittiertest Du mit Hohn: „Ich hatte nichts zu klären, es war Dein Bedürfnis.“ Eine meinerseits hart erkämpfte Aussprache nutztest Du, um mir die Verantwortung mit Schleifchen drum, für diese lange, quälende Beziehung zu überreichen. (Obwohl Du in Krisen immer anders gesprochen hattest.)
Als ich aussprach: „das war´s“ entgegnetest Du „und deshalb rufst Du an?“
DU hast es nicht ausgesprochen nur ausgesessen!
Ja, ich bin wütend. Ich habe ein Recht dazu! Ich rede, schreibe, denke und fühle Wut!
Auch hier im Forum. Unabhängig davon, dass ich mit Dir eine konstruktive Elternebene suche. Funktioniert so, wie der gute Mutter/böse Mutter-Brief nach Doc H, wenn Du Dich entsinnst.
Hätten wir kein Kind, würde ich jegliche Kontaktmöglichkeit kappen, Dir auf der Straße nur noch zunicken. Das geht leider nicht.
Ich bin traurig. Ich trauere um den Menschen, die Liebe, die Beziehung, die in kleinen Episoden vorhanden war. Um den Mann, den ich zwischenzeitlich in Dir erkannte.
Um unsere kleine Familie, die ich nur mit Dir haben wollte.
Um unseren gemeinsamen Humor, unsere Abende als DSDS Jury, unsere Radtouren, schönen Urlaube, um das nie geborene 2. Kind, um die Küsse und Umarmungen die sich immer immer richtig angefühlt haben, Deine großen Hände die ich nun nie wieder spüren werde...darum, dass ich nun mit keinem mehr über die letzten 14 Jahre reden kann, über die Erlebnisse mit und um unseren Sohn...
...die gemeinsamen Rituale...
...über die Möglichkeit, ein abschließendes, versöhnliches Gespräch zu führen...
...um die Möglichkeit, einen respektvollen Umgang zu finden...
Um das, was hätte sein können, wenn Du keine Persönlichkeitsstörung hättest.
Ich wünsche Dir Liebe Selbsterkenntnis um Deiner selbst willen.
Du tust mir nicht gut.
Ich setze Dich und Deinen Schmerz, Deine Schuldzuweisung, Deinen (Selbst-)hass in ein liebevoll gefaltetes Papierbötchen...Ich bleibe hier bei mir und spiele lachend auf einer Blumenwiese. Ich lache nicht über Dich, ich freue mich nur über mich!
Rosan
01.02.2014 21:43 •
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