Hallo liebes Forum,
nach 2 1/2 Jahren bin ich nun leider wieder hier gelandet und trauere. Obwohl die Beziehung nur 3 Monate andauerte, fühle ich mich sehr schlecht, traurig und am Boden. Am besten erzähle ich alles von vorne, ich versuche mich kurz zu halten:
Zu meiner Person:
Ich bin 27 Jahre alt, männlich, empathisch, liebevoll und sozial mit hang zum Introvertierten in der Zuhörer-Rolle. Ich habe einen kleinen Freundeskreis, den ich pflege. Als meine 10 -jähire Teeniebeziehung vor 2 1/2 Jahren endete, ging ich als Partner-abhängig, Klette, unselbstständig und zu aufdringlich heraus. Mein, von Kindheitstagen entwickeltes, Helfersyndom und Verlustängste habe ich mittlerweile annehmbar im Griff. Allerdings zeigte sich ersteres wohl wieder stärker im letzten Versuch sich zu binden.
Nach ein paar Abenteuern erkannte ich, dass ich doch ein größerer Beziehungsmensch bin und ich gerne wieder eine Partnerin an meiner Seite hätte. Durch mein vorsichtiges, ruhiges und introvertiertes Verhalten neuen Menschen gegenüber, gestaltete sich die Suche als schwierig.
Vor ungefähr 3 Monaten widmete ich mich meiner Kollegin (Ich weiß ganz dumme Idee), von der ich schon seit längerem Signale erhalten hatte. Wir arbeiten im gleichen Team circa 200km von einander entfernt. Man kannte sich durch Teamevents und privaten, gemeinsamen Aktivitäten, wobei sich mehrere Kollegen in einer Gruppe zusammenfanden.
Zu ihrer Person (ihre Ängste und Hintergründe besprachen wir anfänglich ausführlich):
Sie ist 27 Jahre alt, empathisch und Bindungsängstlerin wie sie mir verriet. Ihre letzten 2 Beziehungen waren für sie mental und emotional grausam. Durch Mobbingerfahrungen in der Jugend, war sie auf bestimmte Phrasen und Handlungen sehr stark negativ konditoniert. Sie hat Angst vor zu viel Nähe und zu nettes Verhalten ihr gegenüber. Ich war also das komplette Gegenteil von ihren Ex-Freunden. Ihr Gemütszustand wechselte wie eine Sinuskurve ständig, was auch die Beziehung mir gegenüber beeinflusste. Weiterhin war sie unentschlossen und lies sich von augenscheinlich negativen Events stark herunterziehen. Ich dachte mit meiner geerdeten, ruhigen Art, könnte ich eventuell positiven Einfluss auf Sie nehmen.
Versteht mich nicht falsch sie ist trotzdem eine liebevolle und körperliche Person. Zusammenfassend also eine echte Herausforderung, wenn man sich meinen Hintergrund und Vorstellungen anschaut.
Die Anfänge:
Wir kamen uns durch private Events näher und telefonierten häufiger. Da ich sie länger kannte, war das Reden mit ihr für mich kein Problem. Der Nachteil hierbei ist, dass ich Phasen habe, wo ich viel rede und Phasen wo ich lieber zuhöre (wichtig für später). Wir verbrachten jeweils einige Tage bei ihr oder bei mir und sprachen über uns und alles andere. Es brauchte einige Zeit bis sie genug Vertrauen fasste und es zum S** kam. Wir redeten anfangs intensiv über ihre Probleme und die Distanz, beschlossen es aber zu versuchen.
Die Zwischenzeit vor dem Lockdown war wunderbar. Bei ihren Down-Phasen brachte ich ihr genügend Distanz gegenüber und war trotzdem für sie present. Ehrlicherweise belasteten mich die rapiden Schwankungen. Jedoch gelang es mir, nicht wieder in meine alte Mentalität zu verfallen und zu aufdringlich zu werden. Glücklicherweise konnten wir von überall Home Office betreiben, sodass wir Tage vor dem Wochenende zusammen arbeiten konnten. Meine persönliche Entwicklung hatte sich gelohnt, ich zeigte Verständnis gab ihr benötigte Nähe/Distanz und habe die körperliche Nähe und Führsorge ihrerseits genossen. Sie pushte mich durch ihre Art aus meiner Komfortzone und hielt mich auf Trab.
Natürlich gab es ein paar Situationen die komisch waren. Sie redete mit ihren Eltern gar nicht über mich und erzählte ihren Freundinnen nur sehr zögerlich von mir. Außerdem fing sie an zu sticheln was ich aber ignorierte.
Das abrupte Ende
Ich war über das Nikolaus Wochenende bei ihr und es war wie gewohnt super. Wir verstanden uns, kochten zusammen und lebten schon wie zusammen. Sie und ich waren merklich glücklich. Ich verlängerte sogar, auf ihr bitten, meinen Aufenthalt um weitere 3 Tage. Sie wollte mich gar nicht mehr gehen lassen. Durch Covid waren unsere Möglichkeiten etwas beschränkt, so fingen wir an abends Spiele zu spielen, Filme zu schauen und Playstation zu spielen.
Eine Woche später war sie wieder bei mir, mit der Idee von mir aus über Weihnachten zu ihren Eltern zu fahren. Leider hatten diese sich mit Corona angesteckt und ihr Plan war im Eimer. Die Situation war natürlich hart für sie. Einerseits die Situation mit ihren Eltern und kein gemeinsames Weihnachten. Trotzdem entschloss sie sich zu mir zu kommen.
Sie hatte frei und ich arbeitete die Woche wie gewohnt von zu hause. Anfänglich war alles in Ordnung, mitte der Woche jedoch änderte sich ihr Zustand rapide. Sie distanzierte sich verbal und emotional. Ich ging auch auf Distanz, fragte was mit ihr los sei. Ihre Antwort: Sie weiß es nicht. Ich dachte es sei wieder eine ihrer Down-Phasen und konzentrierte mich auf meine Arbeit. Am Freitagabend dann das Ende.
Wir müssen reden, es passt nicht mehr für mich. Irgendetwas fehlt mir. Ich war schockiert und mir liefen die Tränen. Sie hatte wohl mit meiner Reaktion nicht gerechnet und fing nun auch an zu weinen und meinte es tut ihr Leid, dass sie mir weh tut. Auf weiteres Nachfragen hin dann die Aussage: Du hast nicht mehr so viel mit mir geredet, über meine Gefühle und Ähnliches. Ich brauche einen Dialog, Jemand der mir Kontra gibt. Außerdem die Distanz und mit Corona finde ich es schwierig. Das stimmt ich war wohl wieder in die Zuhörerrolle geschlüpft, und hatte bewusst langsam mit Beziehungsthemen gemacht, um sie nicht einzuengen.
Nun sitze ich hier heulend und trauere. Ich war von anfang an ehrlich mit ihr, habe mein bestes gegeben, ihr die größte Sicherheit gegeben und viel Verständnis entgegen gebracht. Trotz der relativen kurzen Zeit mit ihr bin ich am Boden zerstört. Ich verstehe einfach nicht, wie sich von ein auf den anderen Tag so viel ändern kann. In einer Woche will sie mich nicht gehen lassen und in der Nächsten gehen wir wieder getrennte Wege.
Ich hoffe ihr könnt mir zu meinem Fall etwas Klarheit verschaffen, über die Hintergründe und Dynamiken die sich hier abgespielt haben. Ich war mir über das Risiko bewusst, dachte aber wir waren auf einem gutem Weg. Ich bin natürlich auch über konstruktive Kritik und Reflektion hierzu dankbar.
21.12.2020 17:40 •
#1