Liebe Uschi!
Wie gut kann ich deinen momentanen Gefühlszustand nachvollziehen, wie gut kann ich ihn verstehen und auch nachfühlen.
Auch ich habe (unbewußt) intrigiert, habe jedes Wort, daß GEGEN sie gerichtet war wie ein Balsam aufgesogen.
Jeder Satz von jemanden, der sie kannte und ähnlich lautete wie dieser: Sie ist ne Zicke und ER wird es auch schon noch merken. usw. usf. ging mir runter wie Öl. Bestätigte mich immer wieder in meinen Gedanken, daß Er Fehler macht und die Hoffnung blieb, daß er es einsehen wird und dann eventuell zu mir zurückkehren wird.
Habe mir (unbewußt?) Rückendeckung von unseren Bekannten und Verwanden gesucht, bekommen und mir darauf mein eigenes kleines Hoffnungsgebäude aufgebaut.
Wenn es alle so sehen, wie ich, dann habe ich recht und meine Hoffnungen sind gerechtfertigt.
Habe dahingehend gestrebt sie aus allem (Familie, Feiern, meine Tochter) fernzuhalten und es hat auch eine ganze Weile funktioniert. Selbst als meine Schwiegermutter mir sagte, daß SIE nicht!!! so schnell ins Haus käme und eher ICH zu Weihnachten eingeladen werde ect. hat mich innerlich beflügelt.
Aber, ABER!!! es kam dann ein Punkt, wo dies alles einstürzte und mich mit meinen Trümmern mit wegriss.
Ich spürte irgendwann gerade bei meinen Schwiegereltern, daß sie doch zwischen den Stühlen saßen.
Geburtstagsfeier stand an. ICH und das Enkelkind oder der eigene Sohn?! (Er wäre nicht gekommen, wenn ich da gewesen wäre.)
Wie hätte ich mich an ihrer Stelle verhalten? Mein Kind bleibt immer mein Kind. Ich bin *nur* die Schwiegertochter.
Zu *meinem* Glück kam es nie dazu, daß er SIE seinen Eltern vortsellte. Die *Beziehung* hielt gar nicht so lange.
Ich weiß jetzt nicht, ob man dies jetzt mit deiner Firmenatmosphäre vergleichen kannst, aber ich denke mal, es ist ähnlich gelagert.
Ich kann deine persönlche *Verletzung* spüren und auch verstehen. Ich steckte in der selben Situation, allerdings in der Familie.
Man hat sich (was so nicht stimmt, aber in solchen Momenten sieht man es selbst nicht, erst später, wenn der Abstand größer ist) in etwas verrannt und versucht dem Ex begreiflich zu machen, daß man selbst (ICH) besser und wichtiger (auch für alle anderen) ist, als der neue Partner.
Dann kommt aber der von dir heute beschriebene Punkt.
Der neue Partner muß und wird mit integriert werden müssen.
Vielleicht hilft es dir einmal an die umgekehrte Variante zu denken? Was wäre wenn und wie würdest du dich fühlen, wenn du einen neuen Partner hast und dieser wegen deinem Ex von allen abgelehnt und ausgeschlossen würde? Also ich bekäme da schon so etwas wie Wut im Bauch. Bestimmt.
Ich will jetzt nicht sagen, daß du es, als wäre es das Normalste auf der Welt hinnehmen musst. Es ist, so schwer es auch ist, eben der Lauf der DINGE.
Es ist verdammt schwer und nicht zu begreifen. Aber es ist eben auch ein riesiger Stolperstein auf dem Weg ins Licht. Zu begreifen und auch zu akzeptieren.
Liebe Uschi! Ich würde dir gern etwas anderes, angenehmeres sagen. Aber ich glaube nicht, daß (sinnloses) Hoffnungmachen dir helfen würde.
Allerdings waren dies meine eigenen Erfahrungen.
Wie immer ist es aber möglich, daß es bei jedem anders abläuft. Je nachdem wie sehr das Umfeld involviert ist.
Ich wünsche dir unendlich viel Kraft. Es wird (leider) nicht das letzte Loch gewesen sein. Es kommen noch viele kleine Tiefschläge. Aber irgendwann (grrr...) lässt du es nicht mehr so nah an dich heran, daß es dich zutiefst verletzt und dich herunterreisst. Nur nicht aufgeben!!! Immer daran glauben!!!
Akzeptiere einfach nur, daß deine Reaktionen, Gedanken und Wünsche normal sind und du eben auch Zeit brauchst. Trotz Floskel ist aber was Wahres dran.
Es geschieht, du spürst es doch selbst. Nur wir (ich) haben uns selbst unter Druck gesetzt und wollten die ganze Verzweiflung innerhalb von wenigen Augenblicken überwunden haben.
Und eins noch. Versuch bitte nicht FÜR ihn zu denken. Dadurch drehst du dich nur im Kreise. Es bringt absolut nichts zu grübeln, was er fühlt und denkt. Du wirst es auch niemals erfahren. Egal wie oft du auch fragen magst.
Und muß es sein, daß du ihm mitteilst, daß du nicht kommst? Wieso denn? Er wird es schon merken. Du bist ihm keinerlei Rechenschaft mehr schuldig. Mach es wie er. Er informiert dich doch ebenso wenig über seine Entscheidungen. Es wäre einfach nur falsch. Zumindest würde es reichen, es mal ganz nebenbei zu erwähnen und es nicht als Aufhänger für ein erneutes, ergebnisloses Gespräch zu nutzen.
Ich denke an dich und drücke dich ganz fest!
Liebe Grüße Nicole