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Ab wann ist es keine Kritik mehr?

LongNight
Hallo Leute,

ich muss das einfach mal loswerden. Ich hatte heute ein Gespräch mit meinen Vorgesetzten. Hintergrund ist ein Vorstellungsgespräch meinerseits für eine andere Stelle im Haus. Dafür wurde ich leider abgelehnt und heute war sozusagen das Nachgespräch. So weit so gut. Allgemein wurde mir erstmal der Grund bzw. die Gründe genannt, warum ich nicht für die Stelle genommen wurde. So weit auch erstmal kein Problem.

Nun ist es so, dass ich meinen einen Chef letzte Woche gebeten habe, dass ich vielleicht ein paar Aufgaben die ich bisher übernommen habe mal abgeben könnte. Die Zeit die ich habe reicht eben oft nicht aus und ich bin auch nur Teilzeit angestellt. Meine anderen Kollegen haben auch noch Kapazitäten frei und es war wirklich nur eine Frage.

So. Nun wurde mir heute beim Gespräch eröffnet, dass ich eine Abmahnung wegen Arbeitsverweigerung bekommen werde Das hat mich echt umgehauen und die Begründung war eben, siehe oben, dass ich geäußert hätte, dass ich diese Aufgaben gerne abgeben würde. Aber es kam noch schlimmer.

Mein oberster Chef hat mir dann erstmal aufgezählt was bei mir alles nicht passt. Er höre immer wieder von Kollegen und Vorgesetzten, dass ich abweisend und nicht offen wäre. Ich muss dazu sagen, dass ich wirklich etwas introvertiert bin, allerdings niemals unfreundlich. Ich verstehe mich mit meinen Kollegen aus der Abteilung auch wirklich prima. Wir sind ein gutes Team. Dachte ich zumindest Ich habe dann nach einem Beispiel gefragt, also was ich konkret mache, dass so ein Eindruck entsteht. Darauf gab es keine konkrete Antwort sondern lediglich ein man merkt es eben einfach. Körpersprache etc.

Leute nun bin ich verzweifelt und auch traurig um ehrlich zu sein. Ich kann doch nicht plötzlich zu einer komplett anderen Persönlichkeit werden. Mein Job ist auch ein ganz normaler Bürojob, also nichts mit Führungsverantwortung etc. Ich wurde eben so hingestellt, als sei ich der letzte Mensch und ja, irgendwie nagt das an mir, weil ich psychisch sowieso nicht auf der Höhe bin.

Mir wurde dann auch gesagt, dass ich, wenn ich mich nicht ändern würde, nicht übernommen werden würde. Hintergrund dazu ist, dass ich seit 3,5 Jahren befristet angestellt bin (ÖD) und der Vertrag jetzt nur noch bis 2023 geht.

Ich fühle mich eben so dargestellt, als wäre ich ein total furchtbarer Mitarbeiter. Ich bin einfach ratlos und wollte das einfach nur mal loswerden. Ich hab mich bei dem Gespräch auch entschuldigt, falls ich so (wie oben beschrieben) rüberkomme und auch gesagt, dass ich auf keinen Fall die Aufgaben nicht mehr machen will, sondern eben nur Sorge habe, dass es etwas viel werden könnte.

Danke fürs Lesen

08.02.2021 15:07 • #1


VictoriaSiempre
Hallo Longnight,
boah, was für eine fiese Nummer. Diese blöden Befristungen öffnen Tür und Tor für diese Art von Erpressung.

Du hast Deine Arbeitsüberlastung angesprochen, weil Du Deine Aufgaben als Teilzeitkraft nicht schaffst? Auf gar keinen Fall ist das eine Begründung für eine Abmahnung. Auch Deine Körpersprache nicht! Bist Du das erste Mal von Deinen Führungskräften auf irgendein Verhalten von Dir angesprochen worden oder kam es unvermittelt, nachdem Du es gewagt hast, Dich woanders hin zu bewerben?

Hast Du eine Stellenbeschreibung, aus der Deine Aufgaben genau hervorgehen?

Mir fällt dazu als erstes ein, dass Du Euren Personalrat kontaktieren solltest. Als zweites würde ich Gewerkschaftsmitglied werden. Die 1% des Bruttogehalts sind oft gut angelegt (und von der Steuer kannst Du Deine Beiträge auch absetzen). Wer sich wehrt, kann verlieren. Wer sich nicht wehrt, hat schon verloren. Gegen eine unberechtigte, willkürliche Abmahnung würde ich auf jeden Fall angehen!

08.02.2021 15:25 • x 13 #2


A


Ab wann ist es keine Kritik mehr?

x 3


N
Puh. Also wenn es so ist, wie Du es beschrieben hast, sieht das gar nicht gut aus für Dich. Allerdings nicht, weil Du etwas falsch gemacht hättest sondern weil man offensichtlich ein nicht begründetes Problem mit Dir hat.
Zum einen ist die Abmahnung nicht gerechtfertigt und würde niemals einer arbeitsrechtlichen Prüfung standhalten. Es müsste darin stehen, was genau die Arbeitsverweigerung begründet, also wann und welche Aufgabe Du in welchem Zusammenhang nicht erledigen wolltest. Eine Frage nach Umorganisation ist keine Verweigerung. Viele Vorgesetzte haben einfach keine Ahnung.
Vielleicht hetzt jemand gegen Dich, vielleicht mag Dein Chef Dich nicht oder ist beleidigt, weil Du wechseln wolltest. Jedenfalls musst Du nicht Deine Persönlichkeit ändern. Aber Du kannst ja mal darauf achten, ob Du ggf wirklich abweisend rüber kommst. Frag doch mal Deine Freunde. Wenn niemand sowas bestätigen kann, passt es vielleicht vom Team her nicht. Aber nimm es Dir nicht zu Herzen - was sind das denn schließlich für Leute, die nur über Dich sprechen aber nicht mit Dir. Auf die kannst Du Pfeifen.

Je nachdem wie viel Energie Du in die Sache stecken willst, gibt es mehrere Möglichkeiten zu reagieren. Kollegen fragen, ob die ein Problem mit Deiner Art haben, Personalrat ins Boot holen wegen der Abmahnung, alles dokumentieren bzgl des Umgangs mit Dir oder die Füße still halten und in Ruhe nach einem anderen Job umsehen. Je nachdem wie das Feedback von Kollegen und Freunden ist.

08.02.2021 15:29 • x 7 #3


N
Zitat von VictoriaSiempre:
Gegen eine unberechtigte, willkürliche Abmahnung würde ich auf jeden Fall angehen!


Das wird immer gern empfohlen, aber wenn es Hinweise darauf gibt, dass diese Abmahnungen zur Kündigungsvorbereitung dienen, kann es besser sein sie nicht anzufechten. Denn dann ist die darauf aufgebaute Kündigung in der Regel unwirksam. Muss aber immer ein RA beurteilen.

08.02.2021 15:34 • x 2 #4


LongNight
Zitat von VictoriaSiempre:
Hallo Longnight, boah, was für eine fiese Nummer. Diese blöden Befristungen öffnen Tür und Tor für diese Art von Erpressung. Du hast Deine Arbeitsüberlastung angesprochen, weil Du Deine Aufgaben als Teilzeitkraft nicht schaffst? Auf gar keinen Fall ist das eine Begründung fü...


Hallo VictoriaSiempre,

also das war nicht das erste Mal. Leider gab es schon viele seltsame Gespräche, allerdings habe ich dann wirklich versucht mich zu ändern. Ich habe versucht offener zu werden und verstehe mich wirklich gut mit den Kollegen. Ich weiß leider nicht, was da von mir erwartet wird. Also die Stelle wäre auch im Haus gewesen, faktisch nur drei Büros weiter. Ich war tatsächlich schon beim Personalrat, da wurde mir allerdings gesagt, dass man der Chef-Etage nicht traue und ich lieber nichts sagen sollte, was irgendwie kritisch rüberkommt :/

Bei der Gewerkschaft bin ich tatsächlich auch und sobald die Abmahnung kommt werde ich mich mal an die wenden. Das ist eine gute Idee, danke dafür.

Das mit der Stellenbeschreibung habe ich auch angesprochen und dort sind die Aufgaben auch definiert. Allerdings meinte man heute zu mir, dass man mir trotzdem höherwertige Sachen gebe könne und ich mich nicht auf diese versteifen zu habe. Mein Chef meint halt rausgehört zu haben, dass ich von jetzt auf gleich einfach diese Aufgaben nicht mehr machen werde, dabei war das überhaupt nicht so. Allerdings war ich dann auch eingeschüchtert, weil sie eben zu zweit vor mir saßen und ihre Meinung ja schon gebildet hatten. Auch nach meiner Entschuldigung wurde nochmal gesagt, dass mein Verhalten so nicht gehe und ich in der freien Wirtschaft Zitat weg vom Fenster wäre.

LG

08.02.2021 15:39 • x 1 #5


LongNight
Zitat von Ninia:
Puh. Also wenn es so ist, wie Du es beschrieben hast, sieht das gar nicht gut aus für Dich. Allerdings nicht, weil Du etwas falsch gemacht hättest sondern weil man offensichtlich ein nicht begründetes Problem mit Dir hat. Zum einen ist die Abmahnung nicht gerechtfertigt ...


Hallo Ninia und danke dir auch für die Antwort.

Ich befürchte leider auch, dass man ein persönliches Problem mit mir hat, weil ich eben nicht so naja wie soll ich sagen, heiter und fröhlich bin. Wie gesagt, ich mache meine Arbeit und bekomme sogar Lob, aber heute war das alles plötzlich nichts mehr wert und ich hab mich gefühlt wie die Kuh auf der Schlachtbank.

Ich versuche es mir nicht zu Herzen zu nehmen. Du hast auch Recht, was will ich mit Leuten die permanent über mich, aber nicht mit mir reden. Ich denke das ist auch mit das Hauptproblem. Sobald ich einen Fehler mache, oder irgendwie eine Meinung habe, dann gibt es Ärger. Andere Kollegen sagen schon gar nichts mehr, weil sie wohl auch schon Derartiges mit der aktuellen Führung erlebt haben.

08.02.2021 15:42 • #6


C
Zitat von LongNight:
Nun ist es so, dass ich meinen einen Chef letzte Woche gebeten habe, dass ich vielleicht ein paar Aufgaben die ich bisher übernommen habe mal abgeben könnte.


Hallo LongNight,

was heißt übernommen? Wenn es nicht in deinem Dienstvertrag steht, musst du auch nicht nett darum fragen, sondern einfach sagen mache ich nicht mehr. Die Abmahnung wäre damit auch hinfällig.

Was hat dein Chef zu deiner Bitte eigentlich geäußert? Falls es ok in seinen Augen war, würde ich der GL ein Mail schreiben und deinen Chef in den Verteiler nehmen, wenn nein gesagt wurde und das auch in deinem Dienstvertrag steht ist die Abmahnung leider berechtigt. Solltest du sie eingestellt haben oder rauszögern.

Ehrlich gesagt würde ich an deiner Stelle allerdings den Job ohnehin wechseln. Sollten sich deiner Beschreibung nach alle gegen dich verschworen haben, macht das auch wenig Sinn dort zu bleiben.

Zitat von LongNight:
also das war nicht das erste Mal. Leider gab es schon viele seltsame Gespräche, allerdings habe ich dann wirklich versucht mich zu ändern.


Wir kennen dich ja nicht, aber wenn es bereits mehrere solche Gespräche gab, passt du vermutlich nicht in dieses Team. Da muss man sich auch nicht ändern, sondern ein neues Team suchen.

Kommt es dort allerdings wieder vor, solltest dich natürlich etwas genauer unter die Lupe nehmen.

08.02.2021 15:42 • #7


LongNight
Zitat von Clara_:
Hallo LongNight, was heißt übernommen? Wenn es nicht in deinem Dienstvertrag steht, musst du auch nicht nett darum fragen, sondern einfach sagen mache ich nicht mehr. Die Abmahnung wäre damit auch hinfällig. Was hat dein Chef zu deiner Bitte eigentlich geäußert? Falls es ...


Danke dir für die Antwort. Also ich befürchte auch, dass die Abmahnung streng genommen gültig wäre. Allerdings wird natürlich alles außen rum ignoriert und die Art und Weise wie das eben vor sich ging hat mich schwer schlucken lassen. Ich denke auf lange Sicht werde ich auch einen neuen Job suchen.

Es gab schon einige Aussagen gegen mich die einfach nur dreist waren. Leider habe ich nie mitgeschrieben (heute zum ersten Mal) und mit der Zeit verfälscht sich die Erinnerung ja auch.

Ich hab eben jetzt das Gefühl permanent beobachtet und bewertet zu werden und trau mich dann schon gar nichts mehr zusagen, was ja dann wieder kontraproduktiv für das Problem mit meiner nicht vorhandene Teamfähigkeit ist

08.02.2021 15:47 • #8


VictoriaSiempre
Zitat von Ninia:
Das wird immer gern empfohlen, aber wenn es Hinweise darauf gibt, dass diese Abmahnungen zur Kündigungsvorbereitung dienen, kann es besser sein sie nicht anzufechten. Denn dann ist die darauf aufgebaute Kündigung in der Regel unwirksam. Muss aber immer ein RA beurteilen.

Das ist in Einzelfällen richtig. Und ja - eine Beratung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht (kostet übrigens nicht die Welt, @te - oder durch die Gewerkschaft (da schlägt ja mein AN-Herz für ) macht Sinn.

ICH würde - grade im ÖD mit den hierarchischen Strukturen, wo FK auch schnell mal weggelobt/woanders eingesetzt werden, die Abmahnung bleibt - eine unberechtigte Abmahnung nicht auf mir sitzen lassen.

08.02.2021 15:49 • x 2 #9


LongNight
Ich erinnere mich hierzu an den ersten Vorfall kurz vor meiner Übernahme nach der 6 monatigen Probezeit. Mein damaliger Vorgesetzter (nicht der Aktuelle) hat mir durch die Blume mitgeteilt, dass eine Übernahme aus betrieblichen Gründen dann wohl schwierig wäre.

Hintergrund hierzu: Ich war (ungewollt) schwanger und habe meinen AG über die Schwangerschaft informiert. Ich hatte dann echt Angst, dass man mich nicht übernehmen würde und naja....Ich hab da immer mal wieder drüber nachgedacht. Damals war ich halt neu und ich war einfach überrumpelt.

Das meinte ich eben mit seltsamen Gesprächen. Hab halt für nichts Beweise und meine Vorgesetzten sitzen natürlich am längeren Hebel und das weiß ich auch :/

Ironischerweise hat man mir heute auch wieder gesagt, dass man mich wohl nicht übernehmen könne in 2023, sollte ich mich nochmals so äußern wie ich es getan habe. Scheint ein Muster zu sein.

08.02.2021 15:52 • #10


LongNight
Zitat von VictoriaSiempre:
Das ist in Einzelfällen richtig. Und ja - eine Beratung durch einen Fachanwalt für Arbeitsrecht (kostet übrigens nicht die Welt, @te - oder durch die Gewerkschaft (da schlägt ja mein AN-Herz für ) macht Sinn. ICH würde - grade im ÖD mit den ...


Ich bin aktuell so zwiegespalten weißt du. Zuallererst bin ich mal platt und froh, dass ich mal mitgeschrieben habe.

Muss das erstmal sacken lassen. Waren auch die Worte von meinen Chefs. Welch Ironie

08.02.2021 15:53 • #11


Kummerkasten007
Gibt es einen Betriebsrat bei Euch?

Und dieser Vorgesetzte, was hat der für einen Ruf bei Euch?

08.02.2021 15:54 • x 1 #12


LongNight
Zitat von Kummerkasten007:
Gibt es einen Betriebsrat bei Euch? Und dieser Vorgesetzte, was hat der für einen Ruf bei Euch?


Ja wir haben einen Personalrat und ich habe auch schon vorab mit diesem gesprochen. Da wurde mir allerdings gesagt, dass ich lieber nichts mehr sagen solle, weil man von der Chef-Etage keine gute Meinung habe und sonst schneller seine Kündigung hätte als man Oh nein sagen könne :/

Es muss wohl auch schon zu Vorkommnissen zwischen der Personalrätin (mit der ich gesprochen habe) und den Vorgesetzten gekommen sein. Ihre Empfehlung war eben alles abzunicken, Ja Chef und Danke zu sagen und mich möglichst unsichtbar zu machen.

Ich weiß nicht was ich davon halten soll um ehrlich zu sein.

08.02.2021 15:57 • #13


N
Zitat von LongNight:
Ja wir haben einen Personalrat und ich habe auch schon vorab mit diesem gesprochen. Da wurde mir allerdings gesagt, dass ich lieber nichts mehr sagen solle, weil man von der Chef-Etage keine gute Meinung habe und sonst schneller seine Kündigung hätte als man Oh nein sagen könne :/


Was sind denn das nur für Pfeifen? In meinem Job vertrete ich die AG-Seite, aber ich finde, AN-Vertretungen sollten das tun wofür sie das Amt inne haben und nicht so weichgespült unterwegs sein.

Schau am besten ganz langsam und in Ruhe nach was Neuem.

08.02.2021 16:06 • x 5 #14


LongNight
Zitat von Ninia:
Was sind denn das nur für Pfeifen? In meinem Job vertrete ich die AG-Seite, aber ich finde, AN-Vertretungen sollten das tun wofür sie das Amt inne haben und nicht so weichgespült unterwegs sein. Schau am besten ganz langsam und in Ruhe nach was Neuem.


Ich denke, dass man einfach Angst hat in den Fokus zu rutschen, weil man sonst selbst vielleicht denunziert wird.

Ist ziemliche Willkür meiner Meinung nach, denn es geht irgendwie nur ob man gemocht wird, oder nicht.

08.02.2021 16:18 • #15


A


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