Hallo liebe Community,
Bislang habe ich nur hier und da meinen Senf dazugegeben, verspüre jetzt aber doch den Wunsch, mir die Lasten mal von der Seele zu schreiben.
Es sind jetzt 9 Monate vergangen, seitdem mein Mann und ich uns enschieden haben, unsere Ehe fortzuführen. Dem ging seine 6-monatige Affäre voraus sowie unsere mehrjährige Ehe, die länger nicht sehr glücklich war.
Ich habe seit dem Neuanfang die wahrscheinlich typischen Phasen durchgemacht: Schock und Anstrengung, dass alles wieder gut wird, dann Nachdenken und Fragen stellen, Leid, noch mehr Leid wegen der elendigen Salamitaktik und mangelnder Bereitschaft, offen und ehrlich zu sein. Wutausbrüche im Wechsel mit emotionalem Hoch. Auseinandersetzung mit der bisherigen Ehe und Versuch der Aufarbeitung, um Frieden zu finden.
Mein Mann hat während der Affäre alle denkbaren Grenzen überschritten. Über mich übelst hergezogen, im Glauben, ich bin die böse, die ihn nicht mehr liebt. Die Frau mit in mein Haus eingeladen. Sie war auch schwanger von ihm. Ein großer Bekanntenkreis wusste von der Affäre Bescheid. Mein Mann hat ihr und seinen Freunden gegenüber behauptet, ich wüsste davon. Wohl um sich besser zu fühlen ️
Alles in Allem die ganze Bandbreite an Demütigung.
Ich wusste natürlich nichts und hörte natürlich auch nicht auf mein Bauchgefühl.
Als ich es durch Zufälle und Intuition herausfand - Lügen. Es sei eigentlich vorbei. Nach kurzer Zeit- er habe sich für sie entschieden. Sofort danach- Aussprache und nun, er entscheidet sich für mich und sie Familie. Das hat er dann auch so durchgezogen.
Er hat sich in relativ kurzer Zeit von dieser Frau emotional verabschiedet und ist seit einiger Zeit an dem Punkt, an dem er sie und die ganze Geschichte verflucht. Wir haben eine ganz neue Qualität der Beziehung, sind wieder ein tolles Team, es mangelt nicht an super schöner Intimität. Ich hatte die Möglichkeit, meine Fragen zu stellen und über alles zu sprechen. Paartherapie. Er gibt sich große Mühe zu zeigen, dass er da ist und was ihm wichtig ist. Ich habe mittlerweile auch keinen Zweifel, dass das so ist. Unsere Ehe ist besser als davor.
Ich dachte Anfangs, dass wenn es wieder gut läuft, alles wieder gut ist. So ist es aber leider nicht.
Emotional waren die letzten Monate rückblickend betrachtet die Hölle. Der Schmerz, das Kopfkino, der Selbsthass. Die Versuche, damit abzuschließen. Mir geht es mittlerweile deutlich besser insofern, als ich nicht ständig ins Loch falle, mich wieder im Spiegel anschauen kann, und keine Wutausbrüche habe. Er bereut es aufrichtig, und ich übernehme die halbe Verantwortung dafür, dass die Ehe mies war.
Es ist kurios- ich bekomme viel Liebe, Aufmerksamkeit, aber gefühlt kommt nur ein Bruchteil bei mir an. Das versteht mein Mann nicht. Die Basis, das Vertrauen, sind nachhaltig zerstört. Es fühlt sich an, als wäre in mir ein großes schwarzes Loch, und diese Leere lässt nicht mit nichts füllen. Ich habe viel versucht, den Schmerz hinter mir zu lassen, damit er mein hier und jetzt nicht beeinflusst, aber es gelingt mir einfach nicht. Das Geschehene nagt an allem.
Das Vergangene ruhen und als Vergangenes akzeptieren- das ist vollkommen plausibel, jedoch gelingt es mir nicht wirklich. Ich glaube, der zentrale Punkt ist das kaputte Vertrauen. Hörst du ein Mal, dass dein Mann einer anderen Frau Liebe gesteht, fallen die 100 Mal, die er es zu dir sagt, eben in das schwarze Loch. Bekommst du ungeteilte Aufmerksamkeit, fällt es manchmal schwer zu glauben, dass du der Adressat bist. Häufig geht es mir gut, manchmal fühle ich mich sehr glücklich, und dann zack- kommen Erinnerungen und Trigger. Die souverän zur Seite zu schieben kostet so viel Kraft. Ich glaube ehrlich gesagt nicht mehr daran, dass es irgendwann aufhört oder zu einem leisen Rauschen wird.
Es ist wieder alles Schöne da, und doch scheint die Basis kaputt. Ich wünsche mir sehr, dass es doch klappt, und ich dachte eine zeitlang: Hey, es ist wieder so schön, alles wird gut! Aber das kaputte Vertrauen, und das kaputte Selbstvertrauen stehen einfach im Weg. Vielleicht ist einfach zu viel passiert? Vielleicht stehe ich mir auch selbst nur im Weg. Ich wünsche mir sehr, dass es besser wird, aber ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich denke, dass ich es nicht mehr sehr lange durchhalten kann. Es ist um so trauriger, weil die neue Ehe wirklich toll ist. Nur das Vergangene ist auch immer da. Der große stachelige Elefant hat nicht vor, den Raum zu verlassen
03.01.2023 22:34 •
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