Hallo alle zusammen!
Heute melde ich mich nach fast einer Woche auch mal wieder zu Wort. Seit meinem letzten Beitrag am Sonntag hatte ich irgendwie nicht die Kraft bzw. die Motivation hier zu lesen oder zu schreiben. Das soll sich nun bitte nicht so anhören, als das mir das Forum egal. Das ist es auf keinen Fall.
Die Woche von Montag bis Freitag war bei mir arbeitsmäßig mehr als Streß pur. Dieser war gemischt mit einer völligen Übermüdung, welche aus meiner Sicht daher kommt, dass nun nach dem Auszug meiner Frau am vergangenen Samstag mein Körper langsam versucht zur Ruhe zu kommen und den fehlenden Schlaf der letzten Monate! nachzuholen. Außerdem war ich mit mir die gesamte Woche seelisch nicht selbst im Reinen. Ich kann diesen Zustand gar nicht genau beschreiben.
Meine Trauer hielt sich (zum Glück) halbwegs in Grenzen. Irgendwie überkam mich seit Montag ein Gefühl der innerlichen Leere, bzw. das Gefühl ich muss irgendetwas erst einmal mit mir selbst ausmachen. Was genau kann ich aber überhaupt nicht sagen. Wie gesagt dieses Gefühl kann ich irgendwie gar nicht beschreiben. Eine Mischung aus innerer Unruhe und gleichzeitiger Gelassenheit. Tatendrang und gleichzeitig fehlender Motivation. Irgendwie nicht in Worte zu verpacken.
Die Trauer die ich empfunden habe, war, wenn sie denn da, war nicht primär aufgrund meiner Frau, sondern wegen der geänderten Lebensumstände an sich, in die ich wie in kaltes Wasser geworfen wurde. Das Leben allein fällt mir sichtlich schwer, es ist komisch, dass man nach Hause kommt (obwohl es innerhalb der Woche in Nürnberg schon seit März so ist) und es begrüßt einen keine Katze, keine Frau. Es ist komisch, dass man morgens in der Küche steht und einem dann einfällt, man muss gar keine Kanne Kaffee kochen, eine Tasse Senseo reicht ja nun auch aus. Beim Einkaufen braucht man nicht darüber nachdenken, was man zum Essen einkauft man kocht für sich allein ja eh nicht, man spricht sich abends nicht ab, was man noch macht. Es ist ja niemand da. Von diesen Beispielen gibt es tausende und jedes einzelne stört mich im Moment immer wieder. Glücklicherweise schieben sich immer wieder Momente dazwischen, in denen ich recht gelassen irgendwo sitzen kann. Man kann nun sagen, die Zeit hilft, sich wieder auf ein Singleleben umzustellen und alleine zu wohnen normal zu finden. Die Hoffnung habe ich aber nicht so wirklich, da ich noch nie gut alleine Leben konnte. Bevor ich mit meiner Frau zusammengezogen bin, habe ich ja auch im gleichen Haus wie meine Eltern gewohnt. Da hatte man zwar eine eigene Wohnung, war aber nie wirklich alleine. Der soziale Kontakt bestand trotzdem jeden Tag.
Von Montag bis Donnerstag ist außer Arbeit, 2 X McFit und 1 X Sonnenbank einschließlich Sonnenbrand nichts Erzählenswertes passiert. Donnerstag Abend bekam ich dann eine SMS von meiner Frau. Sie bittet mich, ihr Lieblingsstofftier (Buma, ein Hase) aus Ihrer Kindheit, den sie irgendwann mal vom Bett in den Keller umquartiert hat an ihre Mutter zu schicken, wenn ich ihn demnächst beim Keller umräumen (Gasleitungen werden erneuert) finden sollte. Ich habe ihr auf diese SMS diesmal nicht geantwortet. Buma wird seinen Weg aber trotzdem zu ihr, bzw. zu ihnrer Mutter finden, sofern er mir im Keller über den Weg laufen sollte. Ich als bekennendes Weichei kann nachvollziehen, dass es Kindheitserinnerungen gibt, die man nicht aufgeben möchte. Selbst was zwischen meiner Frau und mir passiert ist, berechtigt mich nicht, den Hasen zu behalten, entsorgen, wie auch immer.
Das Thema Hase ist sowieso irgendwie komisch. Seit vor 4 Jahren auf der Arbeit (noch in Düsseldorf) ein Arbeitskollege spasseshalber auf einmal anfing mich Hase zu nennen, bin ich seit diesem Tag bei meinem Arbeitgeber schon in 6 Bundesländern als Hase bekannt und irgendwann auch daheim zum Hasen mutiert. Hat mich auch nie gestört, mit dem Namen konnte ich gut leben, schließlich gab es in Düsseldorf auch noch Dümmlinge, Hexen, das kleine Ar. und Napoleon. Da war ich mit Hase noch gut bedient.
Beginne ich die Weiterführung meines Tagebuches also bei
Freitag:
Wie bereits erwähnt, im Büro nimmt der Streß kein Ende, Probleme über Probleme, immer neue Fallgestaltungen. Trotzdem bin ich immer noch gerne dort und fühle mich wohl. Das für immer in Nürnberg bleiben für mich aber keine Option ist, hatte ich aber bereits in meinen früheren Beiträgen einmal erwähnt.
Gegen 12:00 Uhr habe ich dann den Heimweg Richtung Bochum angetreten. Heute zwischen 12:00 und 17:00 Uhr wird meine neue Waschmaschine geliefert. Mein Vater ist zuhause und nimmt die Spedition in Empfang.
Der Heimweg war staumäßig noch recht annehmbar. Zwischenzeitig Platzregen, so dass man kaum noch sehen und fahren konnte, ansonsten ohne besondere Vorkommnisse. Um kurz nach 17:00 Uhr bin ich in Bochum angekommen. Ganz im Gegensatz zu meiner neuen Waschmaschine. Lt. Vater nix gesehen, nix gehört. Nach einer weiteren Stunde warten, ob doch noch jemand kommt, bei Amazon nach einer Telefonnummer gesucht, um nach dem Verbleib zu fragen. Die Hotline teilte mir mit, dass die Spedition nur bis 18:00 Uhr zu erreichen sei (es war 10 nach) und samstags gar nicht. Mit einer Lieferung diese Woche sei wohl nicht zu rechnen, man könne mir aber einen 15-Euro-Gutschein anbieten. Bevor ich ausgeflippt bin, habe ich mich daran erinnert, dass die arme Frau an der Hotline ja auch nix dazu kann und habe mich zusammen gerissen. Ich soll am Montag nach 08:00 Uhr noch mal anrufen. Zum Glück kann ich dieses Wochenende ja einfach bei meinem Vater waschen.
An diesem Abend hatte ich ja auch noch eine Einladung zum Grillen nach Mönchengladbach. Die Düsseldorfer Arbeitskollegen haben sich dort zum Sit-In verabredet. Eigentlich war ich bereits hundemüde, aber ich habe mich gezwungen zu fahren, da ich es versprochen hatte, zu kommen und auch die Leute wiedersehen wollte. Gegen kurz nach 20:00 Uhr bin ich dann in Mönchengladbach angekommen.
Der (Grill-)Abend war trotz Müdigkeit wirklich toll und dauerte auch bis ca. 03:00 Uhr an. Die meisten Arbeitskollegen kannten meine momentane Lebenssituation, da ich mit dem ein oder andren zwischenzeitig mal telefoniert habe (dienstlich, sowie privat).
Was an diesem Abend passierte war aus meiner Sicht irgendwie unglaublich und ist auch nur schwer zu beschreiben. Ich habe generell zu allen Arbeitskollegen aus Düsseldorf ein gutes Verhältnis, eine wirkliche Freundschaft, so dass man auch großartig privat miteinander zu tun hat jedoch mit niemanden. Daher war es um so verblüffender, was dort passierte. Ich glaube, ich habe noch nie im Leben in so kurzer Zeit und von so vielen Personen so viel Liebe und Geborgenheit erfahren dürfen, wie an diesem Abend. Mir fällt es wirklich schwer, dieses Gefühl, was ich dort hatte, zu vermitteln. Alle, wirlich alle haben sich irgendwie um mich gekümmert. Ich wurde von allen (männlich wie weiblich) in den Arm genommen, umsorgt, mir wurde von mehr oder weniger allen angeboten, ich könnte ruhig bei ihnen schlafen, wenn ich nicht alleine nach Hause möchte, man könnte ja Samstag gemütlich irgendwo frühstücken gehen, oder sonst was, außerdem könnte ich dann auch ein B. trinken. Alle haben sich meine Gecshichte der letzten Monate angehört, haben mitgetrauert, haben auch nicht verstanden, warum alles so geworden ist, haben mir viel Kraft gewünscht und ihre Hilfe angeboten.
Jetzt kommt der Part, wo ich mir besonders schwer tue ihn zu beschreiben. Ich habe auch von sehr vielen körperliche Zuneigung erfahren. Von den Herren der Schöpfung war das ein Klopfen auf die Schulter, aber auch teilweise einfach eine spontane Umarmung. Von den Damen gab's noch mehr und weitaus innigere Umarmungen, Küßchen, Näseln, Streicheln, etc. Ich habe keine Ahnung, warum ich das ganze nicht als komisch empfunden habe. Im Nachhinein kann ich mir gar nicht erklären, wieso es so war. In dem Moment habe ich einfach nur genossen, ohne Hintergedanken, ohne alles. Seit diesem Moment habe ich jedoch wieder den ganz festen Glauben daran, dass es noch ehrliche Liebe gibt, (wenn in diesem Moment auch nicht die Liebe, sondern Nächstenliebe) und auch den Glauben an gute Menschen wiedergefunden, den mir auch keiner mehr nehmen wird. So etwas, wie an diesem Abend habe ich noch nie erlebt und kann es mir bis jetzt nicht erklären. Als ob irgendeine Macht (nein ich bin nicht betrunken) eingelenkt hätte, mir zu helfen. Ein Abend, den ich glaub ich nicht vergessen werde. Ich glaube, ich bin seit März nicht mehr so ruhig und zufrieden eingeschlafen. Ich verstehe bis jetzt nicht wie es zu diesem Liebesakt gekommen ist.
Samstag:
Am Samstag habe ich morgens zuerst das Katzennetz auf dem Balkon entfernt (eine der letzten Erinnerungen), bei meinem Vater Wäsche gewaschen und etwas herumgegammelt. Aufgrund der inneren Entspannung durch den Vortag war mir dies möglich, da ich nicht mehr so unter Strom stand, wie in den letzten Wochen. Dann habe ich die gesammelten und nicht weggebrachten Leergutbestände meiner Frau zu Geld gemacht und anschließend bei Roller nach neuen Bildern für's Wohnzimmer, Korridor und Schlafzimmer geschaut. Meine Frau hat ziemlich viele Bilder (auf meinen Wunsch, da sie diese mit in die Beziehung gebracht hat) mitgenommen und nun waren überall leere Stellen bzw. Nägel an den Wänden. Mit insgesamt 7 Bildern und 250,- Euro weniger das Geschäft verlassen. Die Bilder muss ich morgen oder nächstes Wochenende mal aufhängen. Teilweise müssen auf der Rückseite noch die Haken angeschraubt werden, bzw. Nägel in der Wand durch Schrauben ersetzt werden, da auch schwere Rahmen dabei sind.
Abend bin ich dann nach Duisburg zu zwei ehemaligen Arbeitskollegen, mit denen ich seit über 10 Jahren befreundet bin und war mit den beiden in Moers essen und anschließend noch etwas bei den beiden zuhause im Garten quatschen. Auch dieser Abend war sehr schön, der Freitag wird aber kaum noch zu toppen sein.
Tja und nun sitz ich hier am Netbook und habe alles erzählt, was es so gab. Ich hoffe, mein Motivationsloch hat sich nunmehr geschlossen, so dass ich demnächst wieder regelmäßiger am Forumleben teilnehmen werde. Ich denke, diese Auszeit von allem und auch sich selbst brauchte ich und vielleicht jeder in dieser Phase eimal - ggf. auch öfters. Besser, man kann dieses zu viel von sich selbst in den Feierabend verschieben, als das es die Arbeit belastet.
Ich wünsche Euch allen weiterhin viel Kraft in der Situation, in der ihr Euch gerade befindet. Wie gesagt, ich habe am Freitag aus meiner Sicht irgendwie eine Art Wunder erlebt, dass mir sehr viel Kraft gegeben hat. Ich wünsche jedem von Euch, dass sie/er auch in eine solche oder ähnliche Situation kommen wird, ggf. auch in Form von Zuwendung durch die Familie oder wen auch immer. Ansonsten Kopf hoch. Ich habe beschlossen, ich trauere meiner Frau nicht mehr hinterher und hoffe auch diesbezüglich stark zu bleiben. Ich hätte mir ihr zusammen gerne unsere gemeinsamen Lebensziele und Zukunftspläne verwirklicht, leider möchte sie dies nicht mehr. Das wird mich aber nicht davon abbringen, diese weiter zu verfolgen. Zwar nicht alle so schnell, wie gewünscht und auch nicht mit ihr. Aber eine glückliche Beziehung und ein Kind (vielleicht auch mehr als eins) wird kommen, dann halt nur später.
Gruß
Rainer
02.07.2011 22:48 •
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