Sicherlich hast Du recht mit dem, was Du sagst, aber momentan hilft mir meine verletzte Eitelkeit, sofern sie mal durchkommt im Gedankenwirrwarr erst noch dabei mit der Situation besser klar zu kommen. Selbst auf die Gefahr hin, dass es teilweise ungerecht sein könnte, ist es für mich im Moment einfacher, damit zu leben. Zu einer genauen Selbstanalyse ist es für mich vielleicht noch zu früh, ich könnte wahrscheinlich noch nicht objektiv genug aud die Sache schauen, selbst wenn ich es versuche.
Zitat:Eine Deiner Aufgaben könnte sein, Deine Aussenwirkung bewusst zu verändern, ohne Dich dabei zum Kasper zu machen.
Tja, meine Außenwirkung bewusst verändern. Wenn Du damit meinst, selbstsicherer zu werden, gebe ich Dir recht. Wenn das so einfach wäre, hätte ich es aber bereits getan. Vor allem in welche Richtung möchte ich mich denn bewusst verändern? Um gesteuert anders aufzutreten, muss man sich erst mal genau vor Augen führen können, wie genau man sein will.
Dazu kommt, dass ich mich danach selbst immer noch wieder erkennen möchte. Ich möchte keine Rolle spielen, die ich in Wirklichkeit gar nicht bin, selbst wenn diese besser ankommen sollte. Dieses Gerüst würde früher oder später eh in sich zusammenbrechen.
Aber jetzt erst mal weiter im Tagebuch:
Montag:Nach dem Aufstehen hatte ich es heute nicht so eilig wie sonst. Erstens waren meine Gefühlslage morgens halbwegs stabil und zweitens fahre ich heute eh erst gegen Mittag ins Büro. Zwischen 08:00 und 10:00 Uhr kommt heute Firma Nr. 1, die die abgeschlagenen Fliesen im Bad ersetzt und den Wasseranschluss an der Badewanne repariert. Also in Ruhe einen Kaffee trinken (nach dem gewohnten Haupthahn auf - Haupthahn zu Ritual), etwas Frühstücksfernsehen gucken, den PC hochfahren und duschen gehen.
Nach dem Duschen angefangen mich anzuziehen, dann klingelete es. Es war noch nicht 08:00 Uhr, sondern kurz nach sieben. Vor der Tür standen 4 Personen im Blaumann und begehrten Einlass. Ich mit Socken in der Hand und oben ohne war irgendwie in diesem Moment gut drauf, grüßte freundlich, winkte sie samt Socken in der Hand herein und bot Kaffee an.
Mittlerweile bin ich so weit, dass mich jede neue Überraschung nicht mehr in den Wahnsinn treibt, sondern nur noch zum Lachen bringt. Gestern Abend saß ich vorm PC, als von der Küchentür von jetzt auf gleich die Türklinke abfiel. Ich dachte nur: Hoffentlich bricht Dir der Kasten nicht unterm Ar. zusammen, so lange Du noch hier wohnst.
Während mich einer der vier Installateure fragte, war nun alles genau zu tun wäre, zog ich mich während der Antworten nebenher an und machte mir die Haare.
Die vier verzogen sich dann ins Bad und fingen an, ich an meinen PC, da ich mir ja Arbeit per Email nach Hause geschickt habe.
Gegen Mittag waren sowohl die vier, wie auch ich mit der Arbeit fertig. Im Bad ist das defekte Rohr ausgestauscht und neu gefliest worden. Was ich vermisste, war der Wasserhahn an der Badewanne. Der lag nämlich lose auf dem Boden rum. Den machen wir morgen dran, wenn der Fliesenkleber getrocknet ist. - Ähm, ja okay.
Ich habe noch kurz die Waschmaschine befüllt und gestartet, da hatte ich ja jetzt wieder Wasser. Dabei überlegt, wo ich mich auswärts wasche. Entschlossen, ich gehe zu McFit trainieren und dusche anschließend dort. Demnach alles Notwendige zum Duschen in die Sporttasche gepackt und los Richtung Büro. Dort angekommen sofort von allen möglichen Kolleginnen mit Fragen in Beschlag genommen worden. Nach mehreren Minuten endlich im Büro angekommen festgestellt, dass der Schreibtisch wieder voll ist. Alles Terminsachen für heute.
Falls jemand früher mal Doom oder Quake gespielt hat: Kennt ihr das Gefühl, wenn man innerlich die BFG zieht?
Egal, hingesetzt und bis halb sieben gearbeitet.
Dann zum Sport gefahren. Heute erstaunlich fit gewesen und mehr Gewichte und Wiederholungen geschafft, als sonst. Ich könnte auch schwören, ich habe an den Oberarmen schon etwas Muskelähnliches entwickelt. Da sind erste Ansätze von Wölbungen zu erkennen. Bis aus dem Waschbärbauch ein Waschbrettbauch wird, werden aber noch viele Monate ins Land ziehen. Ich habe ja eh nicht vor, zu Arni2 zu mutieren und dann Governeur in Amiland zu werden. Soll halt alles nur etwas in Form gebracht werden und mein Fitnesszustand sich verbessern.
Nach dem Training also in die Umkleide und duschen. Duschgel und Handtuch geschnappt und mit den Kleidungsstücken, die man beim Duschen an hat (überlegt mal genau) Richtung Dusche. Dort fiel mir ein, dass Duschen ja 50 Cent kostet. Mein Geld ist am anderen Ende des Studios im Wertschließfach, wo es hin gehört. Da stand ich nun *beep* in der Umkleide und guckte dumm aus der Wäsche. Kurz wirklich ernsthaft überlegt, welche Optionen zur Verfügung stehen
a) *beep* zum Geld und zurück
b) mit Handtuch bekleidet zum Geld und zurück
c) wieder alles anziehen und dann zum Geld und zurück und wieder alles ausziehen
Habe mich dann glücklicherweise recht schnell und schimpfend für Variante c entschieden. Die anderen beiden Varianten hätten alle anderen wahrscheinlich mehr gestört, als mich. Schießlich bin ich seit Jahren Saunagänger. Macht man aber nicht im Fitnessstudio.
Dann samt Geld und wieder *beep* geduscht, angezogen, bei McDoof ne Kleinigkeit geholt und ab zur Wohnung. Nur 10 Minuten einen Parkplatz gesucht, Essen war dann trotzdem kalt, aber egal. Cheeseburger kann man auch kalt essen.
Dann vorm PC gesetzt und auf Trennnungsschmerzen.de viel gelesen und geschrieben. Ein Weizen getrunken und gegen 24:00 Uhr ins Bett.
Dienstag:Heute schlauer gewesen und auch schneller fertig. Konnte ja schließlich nicht duschen. Gegen halb acht kam Firma 1 von gestern, allerdings nur eine Person. Kurz danach kam Firma 2, die Bautrocknungsfirma. Der Mitarbeiter guckte ziemlich ratlos im frisch gefließten Badezimmer herum und fragte dann, ob der Schaden schon behoben wurde. Mir lagen sämtlichen dummen Antworten auf der Zunge, ich schluckte sie aber runter und sagte nur Ja.
Bevor Firma 2 auf die Idee kommen sollte, wieder Fliesen abzureißen, um die Wand trocknen zu können, hatte ich zum Glück einen Geistesblitz. Gehen Sie doch zum Mieter unter mir. Da kam das Wasser doch durch die Decke und sie müssen nicht so lange suchen, wo es naß ist. Firma 2 war einverstanden und verschwand wieder. Glück gehabt. Der Mitarbeiter von Firma 1 guckte mich sehr dankbar an.
Er hat dann mit seiner Arbeit angefangen und ich am PC wieder mit meiner. Neben dem Wasserhahn hat der Mann auch noch ein neues Funkthermostat für die Heizung installiert. Das alte war kaputt, weil wohl mal jemand mit der Bohrmaschine das Kabel getroffen hat. Gut. Falls im August der plötzliche Wintereinbruch kommt, kann ich wenigstens heizen.
Gegen Mittag waren dann wieder sowohl er, wie auch ich mit der Arbeit in der Wohnung fertig. Den Mann verabschiedet und mich stolz in der Wohnung umgeguckt. Ist wieder alles vorhanden. Wasser, Heizung, Strom. Fast wie eine richtige Wohnung.
Ich bin dann zur Arbeit gefahren und war um 12:15 dort. Vor der Tür angekommen stand ein Arbeitskollege rauchend mit seinem Handy in der Hand. Der Kollege, 29 Jahre, eigentlich immer nett, freundlich und super gelaunt, vielleicht für sein Alter noch etwas kindlich guckte sehr finster drein. Auf meine Frage hin, was los sei, erzählte er mir, seine Freundin (zusammen seit 7 Jahren) hat ihm gerade eine Kurznachricht geschickt, er möge bitte kurzfristig aus der gemeinsamen Wohnung ziehen, sie müsse erst mal überlegen, ob sie ihn noch liebe. Mein erster Gedanke war, ob im Moment eine Art Seuche im Umlauf ist, die Frauen befällt. Ich habe ihm gesagt, dass es im Moment wohl nicht viele geben wird, die verstehen, was jetzt in ihm vorgeht. Ihm sofort angeboten, dass er sich jederzeit bei mir melden kann, wenn er reden möchte, oder einfach nur raus muss, weil ihm daheim die Decke auf den Kopf fällt. Er hat mir mal erzählt, seine Freundin hatte ziemlich lange mit Hepatitis zu kämpen gehabt und er hat die ganze Zeit zu ihr gestanden.
Wir haben dann noch eine ganze Weile miteinander gesprochen. Als er dann wieder etwas gefasster wirkte, soweit das überhaupt möglich war (per Handynachricht so etwas mitzuteilen finde ich schon wirklich krass) bin ich hoch in mein Büro. Halb eins, um ein Uhr ist Führungskräftebesprechung, danach ist geplant, dass die Führungskräfte zusammen essen gehen. Wieder Akten im Büro und seit gestern 20 neue Emails. Kurz lieben Kollleginnen Arbeitsanweisungen gegeben (kannst Du mir nen Kaffee machen?, Können wir Deine Frage auf morgen verschieben?) und versucht am Schreibtisch noch klar Schiff zu machen. Dann ab zur Besprechung. Die war der Renner. Einzelheiten zum Inhalt kann und darf ich hier nicht erzählen. Ich bin irgendwann zu dem Punkt übergegangen dem Oberchef gar nicht mehr zu widersprechen, sondern lieber den Mund zu halten, bevor ich ausflippe. Innerlich gedacht, ich brauche für's Büro einen Motoradhelm, den ich aufsetzen kann, um ab und an laut schreien zu können und nicht jeder hört es. Irgendwann war es dann soweit, dass meine direkte Vorgesetzte aufgrund der Weisungen, was wir bis Montag zu erledigen haben rot gesehen hat und komplett ausgeflippt ist. Sie ist eigentlich eine zierliche Gestalt und immer die Ruhe in Person. Doch heute ging bei ihr die Lutzi ab. Ich dachte nur, gleich klatscht es, aber keinen Beifall. Beschlossen wurde aber letztendlich, dass die Arbeit trotzdem bis Montag fertig werden muss und ich die ehrenvolle Aufgabe habe, den Mitarbeitern das zu offenbaren. Besprechung Ende.
Kurz eine rauchen gegangen und eine Email an den gesamten Bereich verfasst, was soeben besprochen und beschlossen wurde. Kurz danach schickte der Chef selbst eine Email, dass das Besprochene nicht ausreicht, sondern dass noch mehr Arbeitsschritte bis Montag erledigt werden müssen. Ich rüber zur Kollegin, dreimal tief durchgeschnauft und wir die Vorgesetzte um Absprache gebeten. Dann zu dritt beschlossen, dass es ja wohl nicht sein kann, dass wir unserem Team erst sagen, dass sie hier die Nacht zum Tag machen dürfen und uns dann alle um halb vier verpissen, um essen zu gehen. Daher entschieden, sollen die anderen Führungskräfte mal ohne uns gehen. Dem Chef das mitgeteilt, der guckte ziemlich angefressen.
Egal.Konnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren und bin auf die Entscheidung im Nachhinein sogar ein bissel stolz.
Dann halt bis 18:00 Uhr weitergearbeitet und anschließend kurz einkaufen und zur Wohnung. Heute sofort einen Parkplatz direkt gegenüber vom haus gefunden. Trifft sich sehr gut, das ich ja morgen wieder nach Bochum fahren und daher wieder samt Koffer und Tasche die Wohnung in Nürnberg verlasse. Lange Fußwege sind da lästig.
In der Wohnung meinen Lkw (Leber-Käs-Weckla (Weckla = Brötchen/Semmel) gegessen, den ich vom Einkaufen mitgebracht hatte und seit dem am PC, wo ich jetzt sitze. Mein Horoskop von heute bei gmx gelesen:
Zitat:Nehmen Sie sich Zeit für eine traute Plauderstunde mit einem lieben Menschen! Ein Gespräch kann heute sehr persönlich werden, denn Sie sind in der Stimmung zuzuhören, Verständnis zu zeigen und sich auf Ihren Gesprächspartner einzulassen.
Da bin ich ja mal gespannt, ob noch was kommt. Wobei mir das Horoskop auch seit Wochen erklärt, in meiner Partnerschaft wäre alles picobello.
Vielleicht war ja auch das Gespräch von heute Mittag gemeint, was ich mit dem Kollegen geführt habe. Vielleicht kommt aber auch noch was.
Das Horoskop meiner Frau gefiel mir heute auch zum Teil:
Zitat:Vielleicht stolpern Sie über die eigene Unlogik oder jemand wirft Ihnen Subjektivität oder sogar Launenhaftigkeit vor...
Soll sie mal stolpern.
So bin mit meinem Tagebuch im Jetzt angelangt. Mehr gibt's nicht zu berichten. Ach so, gerade kam eine Email. Mein LED-TV für's Schlafzimmer wird wohl morgen von Amazon geliefert. Fein, fein.