Hallo liebe Community,
ich brauche Euren Rat. Meine Freundin und ich (beide 28) sind seit letzter Woche getrennt und ich weiß einfach nicht, wie ich mit meinen derzeitigen Gefühlen richtig umgehen soll. So niedergeschlagen war ich sehr lange nicht mehr. Es fühlt sich an wie Ohnmacht, wirklich unerträglich. Ich kann kaum noch schlafen, essen oder an etwas anderes denken und dabei muss ich mich eigentlich auf eine wichtige Prüfung vorbereiten. Ein Alptraum. Ich weiß nicht, ob ich mir noch falsche Hoffnungen mache und ob ich das Richtige getan habe.
Um alles zu erklären muss ich etwas ausholen. Ich habe meine Freundin (bzw. ja jetzt Ex-Freundin) zu Beginn des Studiums kennengelernt (gleicher Studiengang). Die Beziehung hielt jetzt 7 Jahre. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit, haben sehr viel gemeinsam erlebt, gesehen und auch gemeinsam durchgestanden, obgleich es immer wieder teils auch heftigeren Streit gab und nach 2 Jahren auch einmal für 1 Woche Schluss war. Vertragen haben wir uns aber immer wieder. Auch wenn alles – wie ich jetzt sagen kann – seine Spuren hinterlassen hat.
Der Beziehungskiller war in den letzten 1 1/2 Jahren unser Studium. Um für das Examen zu lernen ist eine Lernzeit von 1 1/2 bis 2 Jahren durchaus üblich. Dies ist ein Fulltime Job und man sieht monatelang kein Licht am Ende des Tunnels, da man das Gefühl hat, dass aufgrund des riesigen Lernstoffs überhaupt kein Fortschritt erzielt wird. Eine sehr frustrierende Zeit für beide von uns, die uns total runtergezogen hat. Es gab kaum mehr etwas anderes in unserem Leben als das Lernen. Wir haben uns nur 2 Mal in der Woche gesehen, da wir auch beide noch bei den Eltern und ca. 30km auseinander gewohnt haben. In der Regel einmal abends unter der Woche und von Freitag Abend bis Sonntag morgen. Wir telefonierten aber jeden Abend und schickten uns täglich etliche Nachrichten.
Wir hielten das aber auch für normal und keiner von uns hat sich darüber beschwert. Wir waren froh, dass wir das Gleiche machten, denn wir konnten uns beide gegenseitig gut verstehen. Andere, wie Familie oder Freunde, die nicht dasselbe studierten (Jura), konnten das alles gar nicht nachvollziehen. So hatten wir uns immer zum Reden und zum Austauschen und konnten uns gegenseitig helfen. Eigentlich war das perfekt.
Wie ich jetzt weiß fing es schon in dieser Phase, also vor gut 1 1/2 Jahren, an, dass wir uns voneinander entfernten. Es ging alles nur noch um das Studium. Meine Freundin hat die Masse an Lernstoff und die Versagensangst noch mehr runtergezogen als mich. Man kann zusammenfassend sagen, dass wir beide mit unserer Lage total unglücklich waren und uns gewünscht haben, dieses Studium niemals angefangen zu haben. Wir haben uns zwar gegenseitig umeinander gekümmert, am Wochenende auch oft etwas unternommen, doch irgendwie wurde die Distanz zwischen uns sehr sehr schleichend immer größer. Wir waren einfach nicht glücklich, haben das aber auf unser Studium geschoben und uns gesagt, dass danach alles besser wird.
Seit ein paar Monaten ist meine Freundin nun fertig. Sie hat bestanden. Ich war leider während des Studiums nicht so fleissig wie sie und habe etwas länger gebraucht. Ich habe in 1 Monat noch eine letzte Prüfung und bin dann auch fertig. Ich habe sie nach ihren Prüfungen immer abgeholt, mich mit ihr gefreut und ihr Bestehen gefeiert, auch wenn mir das angesichts meiner Lage schwer fiel. Jetzt fehlte nur noch ich.
Seitdem sie seit ein paar Monaten fertig ist, haben sich unsere Leben total auseinander entwickelt. Das ist auch irgendwie verständlich, denn sie war durch, eine riesige Belastung fiel von ihr ab und sie konnte endlich wieder leben. Und das gönnte ich ihr auch. Ich hingegen steckte noch fest. Ich konnte diese positive Veränderung in ihrem Leben nicht teilen. Sie fuhr mit Freundinnen in den Urlaub, unternahm viel und hatte einfach Spaß... ohne mich. Ich konnte nicht, ich musste lernen. Das waren die wichtigsten Monate für mich für die anstehenden Klausuren. Sie unterstütze mich zwar, wir sahen uns weiter wie gewohnt, doch sie wirkte zunehmend genervt und gereizt. Ich hatte das Gefühl sie konnte sich meine Sorgen nicht mehr anhören. Es kam oft zu Streit wegen Kleinigkeiten.
Vor einem Monat habe ich nun meine Klausuren geschrieben. Es fehlt jetzt nur noch eine mündliche Prüfung im nächsten Monat. Ich hatte nach den Klausuren auch wieder mehr Zeit, fühlte mich auch besser, da das Schlimmste geschafft war. Nur leider veränderte sich nicht viel in unserer Beziehung. Wir unternahmen nicht mehr als vorher und alles ging weiter seinen gewohnten Gang. Wir hatten immer wieder Streit wegen Kleinigkeiten.
Und das lag zu einem großen Teil auch an mir. Ich steckte immer noch wie in einem Loch, konnte mich nicht wirklich aufraffen, Vorschläge zu machen, was man unternehmen könnte, vielleicht mal wegzufahren für ein paar Tage. Es war alles so zur Gewohnheit geworden. Ich lehnte auch einige Versuche (z.B. auf den Geburtstag einer ihrer Freundinnen mitzukommen) ab, da ich mich einfach nicht wohl fühlte. Das hing auf der einen Seite damit zusammen, dass ich total erschöpft war und auf der anderen Seite daran, dass sie mir oft ein schlechtes Gefühl gab. Ich hatte das Gefühl sagen und tun zu können, was ich wollte, alles war falsch, sie war genervt und gereizt. Ich fühlte mich, als ob ich für sie nur noch ein Klotz am Bein war. Ein Problem war auch, dass wir nie richtig darüber geredet haben. Es kam immer direkt zu Streit, keiner wollte etwas einsehen. Wenn jemand dann mal nachgegeben hat, dann war das meistens ich.
In der letzten Woche kam es dann zum Knall. Ich war zunehmend unzufriedener, fühlte mich ausgeschlossen aus ihrem Leben. Und da ich wusste wie gereizt sie immer war, wollte ich ihr das nicht am Telefon sagen, sondern habe ich eine längere Nachricht geschrieben. Wir haben dann später darüber gesprochen, doch sie sah kaum etwas ein. Sie machte mir dann wiederum Vorwürfe und so ging das hin und her. Am nächsten Tag bin ich dann nicht zu einer Veranstaltung erschienen, was wahrscheinlich ein Fehler war. Diese Veranstaltung war ihr wichtig und ich habe das nicht erkannt. Am Tag danach telefonierten wir über 2 Stunden, stritten uns, machten uns gegenseitig Vorwürfe, schaukelten uns gegenseitig hoch und kamen dann beide zu dem Ergebnis, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Es war Schluss.
Und seitdem habe ich viel von dem, was ich bereits geschrieben habe, erst erkannt. Ich habe das alles gar nicht so wahrgenommen. Wir haben beide viel zu viel als selbstverständlich angesehen und uns nicht mehr so bemüht. Vieles war zur Gewohnheit geworden. Das war ein schleichender Prozess in den letzten 2 Jahren.
Ich fühle mich zu einem großen Teil mitschuldig. Ich muss daran denken, was passiert wäre wenn..., auch wenn ich weiß, dass das total dumm ist und man an der Vergangenheit nichts mehr ändern kann.
Für mich war direkt einen Tag nachdem wir am Telefon Schluss gemacht hatten klar, dass ich noch einmal mit ihr persönlich reden musste. Dieses Ende am Telefon war einfach nicht angemessen für unsere 7 jährige gemeinsame Zeit. Ich wollte das alles nicht wahrhaben. Ich wollte sie nicht gehen lassen und bereute unsere Entscheidung, Schluss zu machen.
Angespornt hat mich auch ihr Verhalten nach dem heftigen Telefonat. Sie schrieb mir noch am gleichen Tag, wie sehr sie mich lieben würde, dass sie unfassbar traurig sei und einfach nicht wisse was richtig und falsch sei.
Also schlug ich ein persönliches Treffen an einem neutralen Ort in der Stadt vor, um noch mal zu reden. Sie stimmte zu, wollte aber Zeit und erst einmal abwarten, über alles nachdenken und auf sich wirken lassen. Ich wollte mich eigentlich so schnell es geht treffen. Denn ich bin bei sowas total ungeduldig und mich belastet es sehr, wenn ich nicht genau weiß, was Sache ist. Eigentlich war ja Schluss, aber ich wollte das nicht wahrhaben. Dadurch, dass sie mir schrieb, Freunden und Eltern auch erst einmal nur zu sagen, dass wahrscheinlich Schluss ist und wir uns noch einmal treffen, um zu reden, zeigte sie mir auch, dass sie das eigentlich auch nicht will. So war zumindest mein Gefühl.
Wir fanden einen Kompromiss und trafen uns 4 Tage später (gestern). Vor dem Treffen hatten wir 2 Tage überhaupt keinen Kontakt. Als wir uns gestern getroffen haben, redeten wir fast 2 Stunden ohne uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, ruhig und ehrlich. Wir sahen nun beide viele Dinge endlich so wie sie wirklich waren. Wir sahen ein, dass wir beide Schuld sind und es schon lange nicht mehr gut lief. Wir benannten die richtigen Ursachen und ich merkte an ihren Reaktionen (ihr kamen oft die Tränen, ich konnte sie aber auch zum Lachen bringen), dass wir beide noch starke Gefühle für einander haben. Und das Wichtigste war, dass wir endlich vernünftig miteinander gesprochen hatten über unsere Probleme und beide einsahen, was wir falsch gemacht haben, dass nämlich alles zur Gewohnheit wurde und wir uns nicht mehr bemüht hatte, dass wir träge wurden und nur an das Examen als das Hauptproblem und Belastung gedacht haben.
Mein Entschluss stand schon vor dem Gespräch fest. Ich wollte die 7 Jahre nicht einfach wegwerfen, und es noch einmal probieren. Wir hatten die ersten 5-6 Jahre eine schöne Zeit, wofür ich viel Dankbarkeit empfinde. Und die letzten 1-2 Jahre waren zwar total schwer, aber doch haben wir sie gemeinsam überstanden (zumindest fast, denn ich bin noch nicht durch). Und darauf bin ich stolz.
Auch wenn die letzten 1-2 Jahre alles andere als gut liefen, was eben auch stark an unserer Situation lag, so weiß ich, wie schön es mit ihr war. Und in einem Monat bin ich ja nun auch endlich fertig, wir wollten zusammen ziehen, hatten so viele gemeinsame Pläne. Die lang ersehnte gute Zeit sollte doch nun endlich beginnen.
Ich sagte ihr also gestern, dass ich es auf jeden Fall noch mal versuchen will, dass ich nicht bereit bin, das alles aufzugeben. Auch auf das Risiko hin, dass es eventuell nicht besser wird, weil vielleicht zu viel kaputt ist. Ihre Antwort war leider für mich enttäuschend: Ich weiß es nicht. Ich war fest entschlossen und sie sagt nur, dass sie nicht wisse, ob es das Richtige ist? Ich bin mir auch nicht sicher, aber ich bin bereit dieses Risiko einzugehen. Nun sah ich, dass das bei ihr nicht der Fall war. Wir redeten zwar noch weiter, aber ich sagte ihr, dass ich sie nicht dazu überreden will, es noch einmal zu versuchen. Ein Ich weiß nicht ist für mich in diesem Fall ein anderes Wort für Nein. Und trotzdem sagte sie immer wieder, wie sehr sie mich lieben würde, wie sehr sie das eigentlich auch wollen würde, doch einfach nicht wisse, was das Richtige ist. Sie sagte, dass die letzten 1-2 Jahre so schlecht liefen und sie Angst hat, dass es nicht besser wird. Sie hatte Angst, dass es das Falsche ist, es noch einmal zu versuchen, und sie das nur noch mehr verletzen würde, wenn es nicht mehr klappt.
Ich entgegnete ihr nur, dass es natürlich ein Risiko ist, dass es aber manchmal auch solcher Momente und einem Knall bedarf, damit man erkennt, was falsch lief, um es dann besser zu machen. Und das haben wir ja vorher deutlich eingesehen und benannt. Ich verstand sie also nicht, konnte das nicht wahrhaben.
Sie konnte gestern also auf meinen Vorschlag, es nochmal zu versuchen, nur sagen, dass sie momentan nicht wisse, was richtig und was falsch ist. Sie wollte Zeit und darüber nachdenken. Auch das verstand ich wieder nicht. Denn ich wusste genau was ich wollte und wie kann man so etwas nicht wissen, dachte ich mir. Was bringt jetzt Abwarten und weitere Zeit verstreichen lassen? Das hilft doch nur eins: beim drüber Wegkommen, aber doch nicht bei der Entscheidung, ob man es noch mal versuchen will. Worauf will sie denn warten? Dass sie eine Eingebung bekommt? Was ist, wenn es uns nach einem Monat besser geht? Bedeutet das dann für sie, dass es das Richtige war, Schluss zu machen? Ich kann das alles nicht verstehen.
Das Gespräch war dann beendet. Ich sagte ich muss das akzeptieren und war in keiner Weise böse oder sauer. Ich konnte bzw. kann es nur einfach nicht verstehen. Wir verabschiedeten uns und gingen getrennte Wege.
10min später, als ich schon im Zug saß, bekomme ich eine WhatsApp Nachricht: Ich habe wirklich Angst, dass ich mich falsch entscheide. Ich fragte mich nun, was das jetzt wieder sollte. Ich antwortete, dass ich ihr bei der Entscheidung nicht helfen kann, meine Entscheidung hingegen fest steht und ich bereit bin das Risiko einzugehen, es noch einmal zu versuchen. Ihre Antwort Ich weiss.
Wir schrieben dann noch kurz weiter über das Thema und ich sagte ihr, dass ich das heute meinen zwei besten Freunden erzählen würde und auch muss, weil ich es nicht mehr länger für mich behalten kann und jemanden zum Reden brauche. Dann kam folgende Nachricht Willst du es wirklich schon allen sagen?. Ich war schon wieder verwirrt. Sie machte mir irgendwie schon wieder Hoffnungen.
Auf der einen Seite will ich es auf jeden Fall noch einmal probieren, auf der anderen Seite hat sie mir mit ihrer Ich weiß nicht Antwort deutlich gemacht, dass sie nicht mehr so empfindet, wie ich das vielleicht mache. Für mich fühlt sich das so an, als ob sie sich alles offen halten will. Ich hingegen weiß, dass ich alles tun würde, um es nochmal zu versuchen. Ich habe alle Karten auf den Tisch gelegt. Und dieser Unterschied, diese Ungewissheit macht mich echt fertig. Wie kann sie mich denn noch so lieben und es so wollen wie ich nach dieser Aussage?
Auch im weiteren Verlauf des gestrigen Tages kamen dann immer wieder Nachrichten von ihr. Du kannst uns beide nicht vergleichen, jeder ist anders. Das Beste war dann folgende Nachricht: Wenn du es wirklich wollen würdest, dann hättest du gesagt, ich gebe dir die Zeit, die du brauchst. Wie soll ich denn das jetzt verstehen? Ich habe ihr doch nun wirklich klar gemacht, dass ich es wirklich will. Aber ich kann mich doch jetzt nicht so hinhalten lassen, um dann am Ende vielleicht noch mehr verletzt zu werden, weil sie nach Tagen oder Wochen zu der Erkenntnis gekommen ist, dass Schluss das Richtige ist.
Ich weiß mittlerweile auch nicht mehr. Ich bin hin und her gerissen. Ich kann nicht mehr klar denken und habe irgendwie immer noch Hoffnung. Habe ich das Richtige gemacht? Sollte ich jetzt anders handeln und ihr vielleicht doch noch Zeit geben? Empfinde ich falsch, wenn ich sage, dass sie mir durch ihre Ich weiß nicht Antwort eigentlich gezeigt hat, dass sie es nicht mehr so will, wie ich das tue? Ich will jetzt einfach keinen Fehler machen. Ich weiß selbst, dass viel passiert ist und wir beide einiges falsch gemacht haben. Ich sehe auch ein, dass es eventuell einfach nicht mehr klappen kann, weil zu viel passiert ist. Ich habe auch Angst. Aber ist es falsch es nochmal riskieren zu wollen?
Ich bin der Ansicht ich habe jetzt eigentlich alles versucht. Das Einzige, was ich noch machen könnte, ist ihr noch mal Zeit zu geben. Und davor habe ich Angst. Denn wenn sie schon jetzt die Beziehung anscheinend nicht mehr so will wie ich, dann wird sie das doch auch in Zukunft nicht?! Es ist für mich jetzt schon schlimm genug, ich will nicht mit dieser Ungewissheit leben, um dann am Ende enttäuscht zu werden. Auf der anderen Seite ist aber immer noch die Hoffnung..
Was sagt Ihr dazu und was würdet Ihr mir raten? Danke im Voraus für Eure Zeit und Hilfe.
Ganz schön lang geworden dieser Text, ich hoffe es sind nicht allzu viele Rechtschreibfehler drin.
20.07.2016 11:08 •
#1