Liebe Leuchtberg,
mir hat Dein Beitrag sehr gefallen, Deine Stärke ist bewundernswert...Ich habe mir viele Gedanken zu diesem Thema gemacht und möchte jetzt nur auf dieses Zitat eingehen.
Zitat:Als Gastleser möchte ich auch einen Beitrag loswerden. Mitlife-crisis ist meiner Meinung nach die lapidarste Ausrede der Männer die einfach nur der Verantwortung und der Arbeit in einer Ehe (egal in welcher Richtung) entfliehen wollen.
Das kann man wohl sowieso kaum pauschalisieren aber generell bin ich schon der Meinung dass es so etwas wie eine Midlifecrises gibt. Aber natürlich rechtfertigt das nicht ein solches Verhalten denn jedem Menschen steht es immer noch frei, sich zu entscheiden, wie er mit dieser Krise umgeht.
Auch ich habe eine sehr lange Beziehung geführt, mein Ex ist älter als ich. Auch in unserem Fall gab es eine neue Frau. Heute habe ich Abstand zu dieser Geschichte und wenn ich zurück blicke...sein Verhalten erinnere, seine Gedanken vergegenwärtige, die er in der Zeit hatte bevor er sie kennenlernte, dann habe ich den Eindruck, er bekam es mit der Angst zu tun. Er sprach öfter vom Älter werden, er sagte Ich habe mich immer so jung gefühlt. Wir hatten irgendwie immer noch alles vor uns... Es war diese klassiche Angst Das soll es jetzt bis zum Ende gewesen sein? Da muss doch noch mehr rauszuholen sein. Nur ein Leben? Und so nahm er sich ein (illusorisches) zweites Leben. Es ist etwas anderes und es ist neu aber jeder hat nur ein Leben. Doch mit zwei Frauen (er hätte uns gerne im Zweierpack gehabt) fühlte es sich eben für ihn so an als könne er sich mehr und mehr vom Leben nehmen. Eben zwei Leben, am liebsten sicherlich noch mehr, führen. Eine Beziehung ist immer eine Entscheidung für einen Lebenslauf, nicht nur für einen einzigen Menschen. Und diese Entscheidung kann einen auf Dauer mit der Endlichkeit konfrontieren. Einem deutlich vor Augen führen, wo die Grenzen jedes menschlichen Lebens sind. Nicht jeder erträgt die Konfrontation damit und manch einer hat wirklich ein Leben geführt, dass ihm nicht entsprach. Er ließ es laufen...man war ja noch jung...hat vieles vor sich...Und mit einem Mal ist man nicht mehr ganz so jung und was man so laufen ließ, ist nun ein Großteil des eigenen Lebens geworden. Das kann ein großer Schock sein. Will man das so weiter laufen lassen?
Wenn man noch jünger ist, steht so vieles noch offen, man hat Träume....und auf einmal scheinen all diese Dinge festgelegt zu sein. Man wird nie wieder so jung sein aber man kann sich mit Gewalt aus dem bisher gelebten herauslösen und etwas anderes leben. Man erlebt wieder ein wenig diese Offenheit, die man von früher kennt. Alles steht noch ein bisschen in den Sternen und lässt Spielraum zum träumen und vor allem scheint es einem, als würde man noch einmal Zeit gewinnen.
Und viele Menschen wollen einfach noch einmal diesen Zauber des Anfangs, auch die körperliche Anziehung spüren. Ich glaube, je mehr das bisher gelebte wirklich den eigenen Vorstellungen entsprach, also eine bewusste Entscheidung war (und sich nicht einfach irgendwie so entwickelt hat Man war halt verliebt...man wurde eben schwanger....), desto weniger lockt ein neues Leben. Das Widerstehen ist einfacher. Aus diesem Grund bin ich heute froh, dass mein Ex ging. Es war die schwerste Zeit meines Lebens aber ich möchte nicht, dass mein Mann bei mir bleibt weil es sich eben so ergeben hat, sondern weil er eine bewusste Entscheidung getroffen hat und somit auch bewusst auf anderes verzichtet...wie ich selbst es getan habe.