Na, das Pferd wird in diesem Fall ja nicht gewechselt, sondern halt auch ein anderes gestreichelt, vorsichtig formuliert. Sie hat es beendet - von sich aus. Weil ihr ihr Mann mehr bedeutet, und nicht aus Zwang. Wenn er es nicht erfahren hätte, dann hätte sich für ihn auch nichts geändert. Er hätte glücklich und zufrieden weitergelebt.
Im Gegensatz zu Menschen, die ihren Partner schei. behandeln. Das finde ich verwerflicher. Ja, sie war egoistisch. Nur wir sind alle egoistisch. Und wir verletzen uns leider auch regelmäßig sehenden Auges. Die einen finden es normal, wenn die Frau neben Job auch noch den ganzen Haushalt schmeißt, die anderen meinen, es ist ok, dem Partner ein Zwangszölibat aufzuerlegen, weil es sie selbst nicht mehr freut, die dritten finden es in Ordnung, wenn der Mann alles finanziert, die vierten sagen dem anderen, du bist zu dick und machst mich nicht mehr an, die fünften lassen sich gehen, der Partner soll sie aber dennoch noch genauso begehren wie früher, die sechsten schauen im Bett nur auf ihre eigenen Bedürfnisse, die siebenten saufen, die achten machen wegen Blödsinnigkeiten Schulden etc.
Alles moralisch akzeptiert, nur wehe, der Fehler besteht darin, sein Bedürfnis nach Nähe bei einem anderen zu befriedigen, dann hört es sich auf mit der großen Liebe, dann wirft man den ersten Stein, alles moralisch einwandfrei. Wobei ein Typ aus Nazareth hier die Moralfrage ja ganz eindeutig in die andere Richtung beantwortet hat.
Ich finds ja ganz witzig, dass soviele bei ihrer Hochzeit den Text aus dem 1. Korinther zitieren, aber wenn für einen selbst schwer wird, dann gilts nicht.
Die Liebe ist langmütig, / die Liebe ist gütig. / Sie ereifert sich nicht, / sie prahlt nicht, / sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, / sucht nicht ihren Vorteil, / lässt sich nicht zum Zorn reizen, / trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, / sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, / glaubt alles, / hofft alles, / hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. /
Klar kannst du argumentieren, dass sie dem ja auch zuwider handelte. Aber darum gehts nicht. Es geht darum, zu welcher Liebe man selbst fähig ist. Und wahre Liebe verzeiht, versucht es zumindest ernsthaft. Wenigstens in der Theorie. In der Praxis siehts halt oft anders aus.
Nur: Hier zu meinen, wer einmal betrügt, betrügt immer, raus mit der *beep*, ohne ihre Sicht der Dinge zu kennen und sie als das absolut Böse hinzustellen, finde ich auch ziemlich lieblos.
Ich möchte hier keinen Stab für die Betrüger brechen. Nur: Beziehungen sind dermaßen komplex, Liebe ist etwas so Schönes, dass man es sich gut überlegen sollte, das hinzuwerfen, nur weil der eine ein Versprechen mal nicht halten konnte und schwach war. Und sicherlich auch unfair und egoistisch. Aber ich habe hier schon viel krassere Geschichten gelesen, wo Untreue kein Thema war. Da hats mir bei anderen Sachen schon deutlich mehr die Haare aufgestellt.
Der TE muss sich nur überlegen, ob er so mit ihr noch glücklich werden kann. Um mehr gehts nicht. Die einen können Fehler verzeihen, die anderen nicht. Die einen knüpfen ihre Liebe an mehr Bedingungen, die anderen an weniger Bedingungen. Da gibts keine Allgemeinregeln, finde ich. Und das ist gut so.
27.06.2015 11:57 •
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