Hallo zusammen!
Ich bin seit ziemlich genau seit 7 Jahren mit meiner Frau zusammen, seit 4,5 Jahren sind wir verheiratet. Wir waren mal das Dreamteam, wie wahrscheinlich in fast jeder Ehe. Meine Frau ist 26, ich bin 32.
Wir haben zwei Kinder, 2 und 4 Jahre alt.
Das letzte halbe Jahr war etwas schwierig - ich war mit der Gesamtsituation irgendwie unzufrieden und habe dementsprechend wenig für meine Frau übrig gehabt. Aufgrund ihrer Nachtschichten haben wir uns wenig gesehen, ich war oft unzufrieden - abends allein daheim, Kids meist alleine ins Bett gebracht, Job fordert mich nicht, finanziell alles Spitz auf Knopf (hohe Miete im Umkreis München und beide recht konsumfreudig).
Das hat mich sehr belastet und da ich schon immer gern mal was getrunken habe, in diesen Momenten allerdings den Alk. zum abtöten der negativen Gedanken nutzte, habe ich einen großen Fehler gemacht und war oft voll oder zumindest angetrunken als sie nach Hause kam.
Ich hab die Warnsignale nicht gecheckt und wir haben uns voneinander entfernt, was zu einem Teufelskreis geführt hat.
Sie hatte einen psychischen Breakdown im November, da es einen schweren Schicksalsschlag im Umfeld gab, der ihre Vergangenheit aufgewühlt hat und hatte dadurch psychologische Hilfe nötig (die sie leider nach den ersten beiden Terminen nicht mehr wahrgenommen hat). Ich hätte hier mehr für sie da sein müssen, sie konnte nirgends allein hin, ich musste im Bad bei ihr sein, ich musste beim Einkaufen dabei sein usw.
Da mir das in der Situation oft selbst zuviel war und wir grundsätzlich viel zu wenig Zeit zu zweit hatten und sowieso nicht wirklich miteinander sprachen, saß ich dabei oft nur körperlich anwesend dabei.
Ich habe meine Hobbies vernachlässigt und mich aus Freundeskreisen zurückgezogen, war nur noch Arbeiten bis 17 Uhr, Kids bespaßen bis 19 Uhr, dann ins Bett bringen, dann in Selbstzweifel versinken oder die Selbstzweifel zu ertränken.
Zu diesem Punkt war es eigentlich schon vorbei. Wir hatten noch ein tolles Weihnachtsfest, aber irgendwann kam der große Knall Anfang Januar und es war vorbei. Ab diesem Zeitpunkt getrennte Betten usw.
Wenn man das alles so liest, hört es sich an wie die Horror-Ehe schlechthin - allerdings hatten wir abgesehen vom oben geschriebenen auch soviel tolle Zeit, sowohl zu zweit als auch zu viert. Sie wollte Mitte letzten Jahres sogar noch ein drittes Kind, was ich ihr aber ausgeredet habe (wäre mir zuviel gewesen). Wir haben im Oktober noch zusammen einen alten Wohnwagen gekauft und in zig Stunden gemeinsam hergerichtet. Haben für 2020 schon zwei Urlaube gebucht gehabt damit.
Meine Kinder sind mein Ein und Alles und auch meine Frau betont selbst jetzt täglich, dass ich der beste Vater bin, den sie sich für die Kinder vorstellen kann - das ist auch tatsächlich die Realität. Wir haben uns in der Erziehung sehr gut ergänzt und unterstützt.
Ein sehr großer Fehler der vergangenen Monate war, dass ich den Ernst der Lage nicht verstanden habe und sie da bereits Stück für Stück damit abgeschlossen hat.
Ich hätte mir viel eher professionelle Hilfe holen müssen - aber wir Männer merken so etwas immer erst, wenn es zu spät ist anscheinend.
Wir waren nach außen die perfekte Familie, jeder liebte uns, hatten viele Freunde
Wir haben einen Eheberatungstermin für Anfang März ausgemacht, ich habe die Trinkerei in den Griff bekommen und mich bewusst mit allem auseinander gesetzt - Es hat Klick gemacht. Ich habe plötzlich klar gesehen was los ist, ich habe gemerkt, dass ich mir völlig grundlos einen Stress gemacht habe und mein Leben ansich toll war, ich kann nicht mehr nachvollziehen, warum ich unzufrieden war.
So, jetzt war der Punkt gekommen, an dem wir an der Ehe arbeiten wollten.
Wir haben so offen und ehrlich wie noch nie gesprochen, viele viele Punkte ausmerzen können und waren uns mittlerweile fast im Reinen - ich hatte Hoffnung und war bereit, zu kämpfen. Sie hatte allerdings ihre Energie fürs Kämpfen bereits im letzten halben Jahr verbraucht wie ich jetzt merke.
Und seit letzter Woche hat sie Gefühle für einen gemeinsamen Kumpel, der sich ebenfalls von seiner Frau mit Kind getrennt hat - das ganze allerdings unglaublich selbstsicher wegsteckt. Er hat wohl oft mit ihr geredet und war für sie da, was sie von mir so wohl nicht mehr kannte. War das letzte halbe Jahr zuviel mit mir selbst beschäftigt und oftmals einfach dumm und habe nicht geschätzt, was ich an meiner Familie hatte - machte mir zuviel Sorgen um alles, ohne es auszusprechen, hatte ein Karussell im Kopf und habe dadurch alles kaputt gemacht.
Ich habe das nicht von ihr erfahren sondern durch Zufall. als sie von Arbeit nach Hause haben wir viel gestritten.
Nachdem sich die Wogen geglättet hatten, haben wir die letzten 4 Tage jeden Abend miteinander gesprochen.
Ihr tut alles unglaublich leid und Sie hat mich sehr gerne, aber kann keine Beziehung mehr eingehen.
Ich bin jetzt aber an dem Punkt, an dem ich merke, was ich mir da alles verbockt habe und falle in ein tiefes Loch.
Ich schlafe nicht mehr, esse kaum noch, geh während der Arbeit regelmäßig mich auf der Toilette einsperren um zu heulen.
Wäre es eine Beziehung ohne Ehe und ohne Kinder, würde ich sagen okay, Strich drunter, 3 Monate trauern, Krone richten, weitergehen. Bin zu großen Teilen ja auch selbst schuld an der Misere.
Nachdem ich selbst aber nicht die Chance hatte zu kämpfen, da ich es erst verstanden hatte, als der Schlussstrich für sie gezogen war, fühlt sich das für mich dennoch unfair an.
Ich habe keine Gelegenheit, zu beweisen, dass ich aus meinem Loch herausgekommen bin. Ich habe wieder Kumpelabende, ich hab wieder Spaß an der Arbeit und vor allem habe ich das Verlangen nach meiner Frau wiederbekommen. Ich würde am Liebsten ständig bei ihr sein, mit ihr lachen, Späße machen, zusammen kochen, Familienausflüge machen usw.
Im Prinzip läuft es tatsächlich auch ab und an noch so - wir wohnen in einer gemieteten Doppelhaushälfte und können uns den Auszug aktuell noch nicht mal leisten. Das heißt für die Kinder spielen wir heile Welt und abends wenn sie im Bett sind landen wir meist am gemeinsamen Tisch und reden, reden, reden.
Wir schauen abends teilweise sogar noch zusammen TV - sie trägt aber ihren Ehering nicht mehr und schreibt vermutlich mit dem Neuen, mit dem zwar noch nix lief, da er ebenfalls noch in der gemeinsamen Wohnung mit seiner Exfreundin wohnt, aber Gefühle sind Gefühle.
Wir haben gemeinsames Konto, helfen uns bei Problemen, sie ruft mich sogar noch manchmal an.
Aufgrund der Kinder habe ich beschlossen, aktuell mit ihr wie ein Kumpel umzugehen - alles andere macht es nur noch komplizierter.
Das ist allerdings wahnsinnig schwer, da ich innerlich sehr verletzt, gekränkt bin und vor Liebeskummer, Zukunftsängsten, Verlustängsten - und wiedermal - finanziellen Problemen in unglaublich größerem Ausmaß zermürbt bin.
Fakt ist wohl, was mir auch alle außenstehenden bestätigen, der Zug ist abgefahren. Da ist keine Gegenliebe mehr zu erwarten.
Ich würde die Familie gern retten, würde kitten was zu kitten geht, allein der Kinder zuliebe würde ich Monate, Jahre an Kampf investieren, um zu dem Level von vor einem Jahr zurückzukommen.
Aber für sie ist es wohl vorbei.
Wir wissen beide nicht, wie es weiter gehen soll. Allein das Thema Auszug, Trennungsunterhalt und Kinder wird uns komplett in andere Sphären beamen - nur sie möchte den Schritt gehen, ich muss mitziehen ob ich will oder nicht.
Das heißt, ich zerstöre gerade systematisch alles was mir wichtig ist, Kinder - Frau - Familie - Ehe - Haus - Umfeld usw., ich muss proaktiv gegen alles angehen, was ich mir nie vorstellen konnte. Für mich gab es das Scheitern in unserer Ehe nicht, wir waren doch perfekt?! (dachte ich zumindest) Sowas passiert doch nur anderen.
Vor einem halben Jahr haben wir noch darüber gelacht, dass überm Frauenarzt ein Familientherapiebüro ist und darüber ein Rechtsanwalt für Scheidungen. Heute habe ich dort einen Termin für mich ausgemacht.
Meine Frau meint, sie möchte eine faire Trennung. Sie möchte nicht den gesamten Trennungsunterhalt, der ihr zu steht. Ihrer Freundin erzählte sie zunächst, sie würde ganz darauf verzichten, auf deren Drängen ist sie davon jedoch wieder abgekommen.
Fakt ist, mit Unterhalt der Kinder müsste ich ihr im ersten Jahr monatlich ca. 1700 Euro überweisen. Das wäre mein finanzieller Ruin. mir würde nicht genug übrig bleiben, um die Fixkosten und IRGENDEINE Wohnung im Umkreis von 50km bezahlen zu können - selbst WG-Zimmer sind zu teuer.
Ich möchte aber eine Wohnung, mit zumindest einem dritten Zimmer, damit meine Kinder mich über Nacht besuchen dürfen.
Meine Frau meinte auch, ich darf die Kinder jederzeit haben. Durch ihre unregelmäßigen Nachtschichten würde es sowieso so kommen, dass die Kids auch mal unter der Woche bei mir bleiben würden.
Da ich hier aber schon viel zu viele Horrorstories gelesen habe, habe ich dennoch allein einen Termin beim Anwalt ausgemacht, damit ich wirklich weiß, was da noch alles auf mich zukommt.
Mein Problem ist allerdings, dass ich noch nicht mal mit dem Liebeskummer zurecht komme - geschweige denn damit, proaktiv meine Familie auseinanderzubringen.
Ich verstehe mit meinem Kopf, dass es zuviel war. Dass es kein Zurück mehr gibt. Dass es vorbei ist.
Die Konsequenzen erkenne ich aber erst jetzt. Ich werde alles verlieren. Meine Kinder nicht so großziehen können, wie ich es immer vorhatte. Nicht bis zum Lebensende mit dieser Frau verheiratet sein.
Jetzt fühlt sich jeder noch so kleine Grashalm als Hoffnungsschimmer am Horizont an - was natürlich quatsch ist.
Es wird auseinander gehen und es gibt keinen Weg, das zu vermeiden.
Aber mein Herz möchte das nicht. Ich bin nur noch in einer Spirale Richtung Boden. Ich habe Momente, da seh ich klar. Ich mache Termine aus, ich kläre mit ihr die nächsten 14 Tage, wer wann frei hat und wer wann die Kinder hat. Ich rede abends mit ihr über meinen Tag, über ihren Tag, über die Kinder, über lustige Erlebnisse usw. Wir planen das gezielte Auseinandergehen, um einen Rosenkrieg zu vermeiden und jedem ein faires Überleben zu sichern.
Aber ich renne auch mehrmals am Tag in der Arbeit auf die Toilette, weil ich in Tränen ausbreche und nicht mehr kann. Meine Nächte sind der Horror. Kleinigkeiten holen mich innerhalb von Sekunden ins Tal der Tränen, wenn sie mich an irgendwas gemeinsames erinnern. Wir hatten eine wundervolle Ehe, wir haben sehr sehr viel miteinander erlebt - irgendwann kam ein Punkt, an dem sich das gedreht hat. Aber ich habs mir schön geredet, schön gesoffen, keine Ahnung. Verdrängung halt. Und dann kam der Tag, an dem ich vor vollendeten Tatsachen stand und keine Chance mehr auf Besserung, Wiedergutmachung, Kampf hatte.
Ich bin am Boden. Und die Aussicht in die Zukunft zeigt mir, das war noch lange nicht alles. der Spaß fängt jetzt erst an. Und das obwohl ich das alles nicht will.
Ich kann nicht aufhören zu schreiben, aber den Rest hebe ich mir für weitere Beiträge auf. Sonst liest das hier doch eh keiner.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Ich wünsche euch einen besseren Tag als mir.
P.S.: ich war vor einigen Jahren schonmal hier angemeldet, da ging es damals nach 4jähriger Beziehung auseinander. Das war allerdings absolut kein Vergleich zu meiner Situation jetzt.
19.02.2020 14:28 •
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