Seit Wochen denk ich, dass ich euch schreiben muss und da mir heute jemand aus dem Forum geschrieben hat und ich fast ein schlechtes Gewissen habe, weil ich einfach abgetaucht bin...
Heute sind es genau 6 Monate seit unserem 2. Start- anfangs war ich sehr vorsichtig, das verging schnell. Es war schön, wir waren glücklich, beide, nicht perfekt, aber nah dran. Wir haben viel geredet, ich habe mich viel mit der Diagnose bipolar beschäftigt- es gab 2,3 Situationen, die kritisch waren, aber die haben wir gemeistert. Im Februar schlug er vor, im Laufe des Jahres eine gemeinsame Wohnung zu suchen, wir sind beide nur am WE hier und dann waren wir fast ausschließlich bei mir- ich wohne seit 21 Jahren alleine- aber es fühlte sich richtig an, wir waren schnell einig, wo, wie, wer macht was.... 2, 3 nette gab es auch, aber nicht das perfekte, Corona machte es dann schwierig. Aber auch diese Zeit haben wir viel besser als gedacht hinbekommen- er hat immer gekocht, wir haben viel geredet, Blödsinn gemacht, Couch, Kuscheln, keine Konflikte..
Ach ja, kaum noch Whatsapp, aber wir haben jeden Tag telefoniert, wenn wir uns nicht gesehen haben, mal ewig, mal nur zum Gute Nacht sagen. Wir waren uns total nah, fast immer brachte er kleine Überraschungen für mich mit, ich für ihn ebenso, wir waren irgendwie nicht nur ein Paar sondern auch beste Freunde.
Und dann kam der 20.5.- wir wollten endlich mal wieder zusammen was trinken gehen, da das Ausgehverbot ja nicht mehr so strikt war. Es war nett, endlich mal wieder raus, keine Jogginghose, mit anderen Leuten reden. Es war ganz normal, gegen halb zehn wollten wir heim, plötzlich warf er mir vor, ich hätte bei einer seiner Aussagen so ein Gesicht gemacht- wenn, dann war es nicht bewusst-aber er lies nicht locker, ich bat ihn dann, das zu Hause zu klären. Er verfiel dann wieder in so eine überdrehte Phase, trödelte rum, quatschte noch mit jedem, ich denke, er wollte provozieren, dass ich gehe. Auf dem Heimweg dann kein Händchen halten, ich versuchte es auch nicht, da ich auch ein wenig sauer war. Dachte sogar, er biegt nach Hause ab- er kam aber mit. Wir saßen im Wohnzimmer, ich hab ruhig gefragt, was denn los gewesen sei und er fing an, mir völlig aus der Luft gegriffene Vorwürfe zu machen- meinen Antworten hörte er nicht zu. Ich fragte dann, ob er sich trennen wollte und er sagte JA. Darauf war ich nicht gefasst und bat um eine Erklärung. Seine Vorwürfe wurden noch abstruser,- und er machte Aussagen, die nur dazu dienen sollten, mich zu verletzen. Ich schwieg, er hörte mir ja nicht zu und ich wusste, ausflippen wäre das Dümmste, was ich in so einer Stimmungsphase tun könnte. Schließlich sagte er, er ginge jetzt, machte meinen Schlüssel ab, legte ihn hin, umarmte mich, sagte, er würde mich für immer lieben und ging. Ich war wie unter Schock- 2 Tage später habe ich das Handy genommen, um ihn von unterwegs anzurufen, dass ich im Stau stehe und es später würde und da erst begriffen, dass ich ihn nicht anrufen kann. Da hab ich geweint. Am Wochenende habe ich dann versucht, seine Gründe zu begreifen und zu sortieren, alles aufgeschrieben- ein Vorwurf ist wahr, ich hab viel über meinen Job geredet, hab erst im Februar gewechselt, bin total happy und es ist z.Zt. sehr chaotisch. Er hat auch immer gefragt... Alle anderen wirklich aus der Luft gegriffen. Tags vor dem Abend sollte ich noch ein Hotel buchen, da er mich zu einem wichtigen Termin begleiten wollte und extra Urlaub genommen hatte, um mich zu überraschen. Am WE davor hat er sich noch eine Wohnung bzw deren Lage angeschaut, weil wir nicht genau wussten, wo die Straße ist. Ich konnte es nicht begreifen und auch das Aufschreiben half nicht. Ich habe das Ganze dann als Brief in Reine geschrieben und ihm eine Woche später eingeworfen. In der folgenden Woche hatte ich abends im Hotel ein Tief- ich hatte die Zeit seit der Trennung gearbeitet bis zum Umfallen, um nicht denken zu müssen. Ich schickte ihm eine WhatsApp mit einem Bildchen und I miss u, er meine zu spät, ich fragte warum Liebe nicht reicht und er antwortete weil er nicht nur Platz 3 oder 4 in meinem Leben sein will, Platz 2 war ja noch okay, wie er darauf kommt, erklärte er mir nicht.
Aber zu meinem Termin würde er mich trotzdem begleiten- darauf hab ich dann nicht reagiert. Letztes WE hab ich dann seine Sachen zusammen gepackt, inkl. der Überraschung und einem Foto von uns, die ich für heute schon besorgt hatte und vor seine Tür gestellt. Auf die WhatsApp:
Hallo x.,
vor deiner Haustür steht ein Karton mit den Sachen, die du noch hier hattest. Hatte auch schon eine Kleinigkeit für den 14. besorgt, nimm's bitte an, es gefällt dir sicher.
Versteh das nicht falsch- ich will nichts lieber, als wieder deine KOSENAME (albern) sein, meinen KOSENAMEN (albern) zurück und ich wünsche mir, dass du erkennst, dass du der wichtigste Mensch in meinem Leben und in meinem Herzen bist.
Ich lasse los, weil ich dich liebe.
Meine Worte werden dich nicht überzeugen, das können nur deine Gefühle. Deine Zweifel kannst nur du besiegen. Dein Vertrauen kannst nur du mir schenken. Ich kann dich nur lieben.
Nachts kam darauf hin ein Danke, ich hab nicht reagiert. Seither ist Stille, seine mütterliche Freundin war geschockt, weiß von ihm bis heute nichts und schreibt mir jeden Tag, dass alles gut wird. Und ich weiß bis heute nicht, ob es eine Phase ist, er seine Verlustängste umkehrt oder er nur Gründe gesucht und mir monatelang was vorgespielt hat- ich werd es nie wissen- das muss ich auch nicht. Mein Kopf hat verstanden, dass es keine Zukunft hat, solange er nicht spürt und reagiert, wenn sein Zustand sich verschlechtert. Und das ich so nicht leben kann und will, ohne selbst Schaden zu nehmen. Mein Herz hat es noch nicht verstanden, da ist ein Funken Hoffnung. Heute hätte ich noch nicht die Kraft, nein zu sagen, wenn er vor mir stünde wie im Dezember. Vielleicht morgen. Oder übermorgen.
Ab Dienstag habe ich Termine bei einer Gesprächstherapeutin, die hat mir vor vielen Jahren in einer kritischen Lebenssiituation sehr geholfen. Ich brauche Hilfe, um mit der Situation klar zu kommen, auch wenn der Kummer und der Schmerz lange nicht so lähmend ist, wie Ende 2019. Ja, ich weine manchmal wegen ihm und ja, es tut weh, weil ich es nicht begreifen kann. Und ich mich auch frage, ob ich aufgrund seiner Krankheit hätte anders agieren müssen. Und ja, ich fühle mich hässlich, wertlos und einsam, wie man sich mit Liebeskummer so fühlt- aber ich werde nicht daran sterben. Und ja, an alle, die mich gewarnt haben- ich würde es wieder tun! Ich liebe ihn und die Zeit war schön, mir diese aus Stolz oder Feigheit zu versagen, wäre ein Verlust gewesen.
LG