Heute vor 86 Tagen erfuhr ich, dass sich mein Mann in eine andere Frau verliebt hat und sich von mir trennen will. Abends zog er aus.
Die ersten Wochen spürte ich nichts. Manchmal kamen Tränen, aber eigentlich spürte ich nichts. Schockstarre eben. Und das wochenlang. Ich konnte nicht glauben, was mir gerade passierte. Meine Ehe war doch gut. Langweilig und zu viel Arbeit, aber eigentlich gut. Ein leichtes die Dinge zu ändern, die geändert werden sollten. Kein Probelm dachte ich, wieso geht er?
Dann kamen die Selbstvorwürfe:
- Es gab Hinweise, dass es ihm zuviel wurde. Einige Briefe, die er geschrieben hatte. Er beklagte sich über die vielen ToDo's in unserem Leben. Aber immer endeten die Briefe mit: Ich liebe Dich und möchte mit Dir alt werden, ich weiß nur nicht wie. Kein Problem dachte ich, wenn ich wieder fitt bin, gehen wir gemeinsam die Dinge an die stören. Warum habe ich nicht richtig hingehört? Warum habe ich nichts geändert?
- Aussehen: Habe Fotos seiner Geliebten auf ihrem facebookprofil gesehen. Sieht gut aus. Zwar so alt wie ich, aber viel schlanker. Warum habe ich mich so gehen lassen? Dann mußte er sich ja in etwas Schönerem verlieben.
- S.: Ein sehr vernachlässigtes Thema. Ich hatte Sehnsucht nach ihm und wie ich mittlerweile von ihm erfahren habe, er hatte Sehnsucht nach mir. Warum bin ich nicht einfach zu ihm gegangen und habe von dieser Sehnsucht erzählt? Warum habe ich gewartet, dass er den ersten Schritt macht?
- Freizeit: Habe mich immer nach mehr gemeinsamer Zeit gesehnt. Ging er mal alleine aus, war ich sauer. Nicht weil er ausging, sondern weil wir nie mehr zu Zweit ausgingen. Wenn, dann immer nur mit Freunden. So freute ich mich schon immer auf die gemeinsame Arbeitszeit zu Hause. Obwohl ich das Abarbeiten der ToDo-Listen hasste. Warum habe ich nicht gesagt, lass uns mal essen gehen, in Kino gehen, Bummel gehen, Urlaub machen?
Ich hatte so große Angst vor der Zeit der Gefühle. Nun ist sie da. Mein Herz zerreißt. Ich schaue ununterbrochen aufs Handy, ob er sich gemeldet hat. Wir haben netten und häufigeren Kontakt, wenn die Beziehung zw. ihm und ihr aus war. So wie jetzt, nach der 3. Trennung ihrerseits. Und dann immer wieder die Hoffnung. Er ist nett: ist das ein gutes Zeichen? Er ist ärgerlich: was habe ich falsch gemacht?
Mittlerweile habe ich 15 kg abgenommen. War leicht, konnte ja nicht essen. Immer wieder sagt er, wie gut ich aussehe. Auch, als die Beziehung der beiden Fremdgeher noch ok war. Er will ein gutes Ende der Ehe, Freundschaft, wie er immer wieder betont. Ich bin für ihn ein wertvoller Mensch. Er schätzt mich sehr. Das er mich nicht mehr liebt, sagt er immer dann, wenn wir vorher eine schöne Zeit miteinander verbracht haben. Erst bedankt er sich für den schönen Abend, die nette Radtour etc. und dann kommt, aber ich liebe Dich nicht mehr.
Mittlerweile schwimme ich nur noch knapp überhalb der Wasseroberfläche und zittere vor jedem neuen Tag. Nehme seit 3 Wochen Antidepressiva und bin mir nicht mehr sicher, ob der Kontakt zu meinem Mann gut ist. Ich habe so eine Angst vor der Endgültigkeit, dass ich mich nicht traue, um eine Kontaktsperre (und wenn sie nur für ein paar Wochen ist) zu bittten.