holzer, nein ich heiße nicht kürbissuppe. ich hab an dem tag nur die erste kürbissuppe gekocht und die war richtig lecker
wie hab ich das geschafft? indem ich versucht habe weiterzuleben, das ganze durchzustehen. wobei ich es vielleicht ein bisschen leichter hatte und gleichzeitig vielleicht auch schwerer, weil meine kids bei mir gewohnt haben. die tochter war damals 16 und der sohn 19.
es hat hier unglaublich ausgesehen, als der ex ausgezogen war, chaos, leere wände, wo vorher lieblingsbilder von uns warten. da war wichtig, dass hier wieder ein bisschen struktur reinkommt, für die kinder aber auch für mich. das was mir wichtig erschien hab ich versucht hinzubekommen, manches stand über ein jahr im keller, weil niemand von uns da anfassen wollte oder konnte ...
für mich hat sich damals auch die frage gestellt, lohnt sich das, weil nicht klar war, ob wir in unserem haus bleiben können. genauso wenig wusste ich wie lange der sohn noch hier leben wird. abi, studium war alles unklar damals ... ich wußte nicht für viele personen ich eine wohnung suchen sollte und hatte auch angst davor zweimal umziehen zu müssen, zuerst in eine wohnung für drei, dann vielleicht für zwei, um in dieser wohnung dann vielleicht irgendwann alleine zu leben. war auch eine zwischenwelt, schöner begriff übrigens, aber auch die musste so sein, dass wir drin leben konnten.
mittlerweile hat der neue alltag den alten ersetzt, im tun aber auch in gedanken. gerade ist der sohn dabei auszuziehen, vor zwei jahren war das für ihn unvorstellbar. ich bin sehr stolz auf ihn, dass er soweit ist und auch wie er den ganzen umzug organisiert. die tochter wird noch ein bisschen hierbleiben und das haus kann ich behalten. da kommen mir die momentan günstigen zinsen sehr entgegen. obwohl das für mich schon ein großer schritt war, die verantwortung für das haus zu übernehmen auf dem papier.
im moment warte ich auf den scheidungstermin. zwischendurch gabs nochmal ärger mit dem ex, weil er sich an die gemachten absprachen nicht mehr halten wollte. aber mittlerweile ist alles geklärt und fixiert, trotzdem ist mir ein bisschen bammelig vor dem scheidungstag. ich fürchte mich ein bisschen davor und vor den emotionen, die bestimmt wieder hochkommen, aber ich freue mich auch, weil dann dieser schlamasel auch sein offizielles ende gefunden haben wird.
ich hab damals angefangen eine psychotherapie zu machen, die mittlerweile aber beendet wurde, weil ich sie nicht mehr brauche ich mache schon seit ein paar jahren yoga, das hat mir unheimlich viel geholfen, aber auch andere sachen wie spazieren gehen, schwimmen, rausgehen auch oder besonders auch dann, wenn es einem nicht gut geht. versuchen sich an den kleinen dingen des lebens zu freuen, die sind da, auch wenn man selber komplett am boden ist.
am anfang hab ich mich noch nicht mal mehr getraut irgendwo einen kaffee alleine zu trinken, so demoralisiert war ich. irgendwie dachte ich auf meiner stirn müsste: alleingelassen, dumme, betrogene ehefrau oder so was stehen. machmal meint das leben es auch einfach gut mit einem, auch wenn alles blöde läuft. so einen moment hatte ich, als ich endlich in eine bar rein wollte, um einen kaffee zu trinken. die tochter war beim friseur gegenüber und die automatische tür von dem cafe hat geklemmt. da dachte ich, wenns so sein soll, dann muss ich heute nicht alleine da rein und wollte schon wieder weg. drinnen saßen ein paar und einer ist von innen zur tür und ich konnte rein und wurde mit gelächter empfangen ich war drin, der kaffee hat geschmeckt und es war gut.
ähnlich war es als ich freitagsabends mal alleine in der stadt was essen gehen wollte. hab mich kurz überwunden und mich wo hingesetzt. nach einer weile kamen bekannte aus dem schachclub meiner tochter vorbei und haben sich zu mir gesetzt. netter abend war das
um ein bisschen unterhaltung zu haben, gerade über winter hab ich mir an der volkshochschule kurse ausgesucht, oft welche die nur an einem abend waren, weil ich mich gescheut habe, mich wochenlang zu verpflichten. hinterher ist man manchmal noch was trinken gegangen und wieder wars nett.
in der zwischenzeit haben sich im bekanntenkreis noch zwei trennungen ergeben leider. meine beiden besten freundinnen leben jetzt auch alleine. hier bin ich froh, dass ich einiges von der unterstützung, die mir die beiden gegeben haben, zurückgeben kann. ausserdem können wir drei uns auch zu verschiedenen freizeitaktivitäten verabreden. mit der einen mache ich einen single-tanz kurs, mit der anderen bzw. mit beiden gehen wir am wochenende mal zu einem konzert oder einfach was trinken.
abstand zum ex habe ich immer noch und das wird auch so bleiben. meine freunde kann ich mir aussuchen und er gehört nicht dazu. hier ist also der kontakt auf das notwendigste beschränkt und viel ist das im moment nicht. im frühjahr waren die ersten offiziellen auftritte, abi-zeugnisübergabe, abi-ball, 18. geburtstag der tochter. ist alles ganz gut vorbei gegangen. eigenartig war mit der vertrautheit umzugehen, die immer wieder mal aufgekommen ist, an diesen abenden und ich war froh als die termine vorbei waren und ich mich dem nicht mehr stellen musste.
kürzlich ist die schwiegermutter gestorben. auf die beerdigung bin ich nicht, obwohl der ex angeboten hatte, er könne seine neue auch nicht mitnehmen. hat trotzdem weh getan, nicht dabei zu sein, gerade auch weil ich gerne bei meinen kindern gewesen wäre an diesem tag. aber die kids haben auch einen papa und auch da heißt es loslassen bzw. die neuen gegebenheiten akzeptieren. mit beiden kindern hab ich dann nach der beerdigung, als die wieder zuhause waren lange gesprochen, weil wir alle durch todesfälle in der famile stark traumatisiert sind.
wie gehts mir sonst? gut, ich bin ganz zufrieden mit mir und meinem leben und irgendwie auch glücklich wieder. aus meinem umfeld hab ich vor einiger zeit gehört, ich würde nicht nur wieder ganz toll aussehen, sondern hätte eine ungeheure lockerheit wieder. und das ist auch so, ich dachte immer ich wäre ich, aber zwischendurch und wohl auch in den langen jahren mit meinem ex ist wohl ziemlich viel verlorengegangen, was jetzt wieder da ist und darüber freue ich mich. ich darf und kann wieder ich sein.
mit einer neuen partnerschaft oder beziehung bin ich noch zögerlich. ich hab zwar irgendwann angefangen mich umzugucken, auch im internet, wie das heute halt üblich ist. aber viel gemacht hab ich da noch nicht wirklich, ein paar handvoll treffen, wo sich aber nichts ergeben hat. aber ich bin froh, dass ich auch hier was unternehme und bin vermutlich auch jetzt so langsam so weit, wieder ernsthafter an eine neue beziehung zu denken.
gemacht habe ich immer kleine schritte. es schaffen, eine minute nicht an den ganzen ärger zu denken. irgendwann war ich soweit, dass ich mir eine bestimmte uhrzeit gegeben habe, die dann nur für die vielen gedanken war. ich hab meine und meinen schlaf zurückerobert. da hat mir ein mantra geholfen. hab mir immer wieder vorgesagt: die nacht gehört mir. ich brauche meinen schlaf. nach ein paar wochen hats funktioniert und ich hab wieder besser geschlafen.
genauso hab ich mir kleine ziele gesetzt, was die erledigungen in zusammenhang mit der trennung betroffen hat. immer ein schrittchen nach dem anderen. im moment bin ich gedanklich auch ein bisschen damit beschäftigt, wie ich meine freizeit dann ausfüllen werde, wenn auch die tochter nicht mehr hier wohnen wird. neue hobbies vielleicht, mehr in haus und garten machen. öfter mal spazieren gehen, doch nochmal meine gitarrenkenntnisse auffrischen.
ziemlich lang geworden. aber wahrscheinlich war es einfach zeit für mich, so kurz vor der scheidung nochmal ein bisschen resümee zu ziehen.
schönen sonntag für dich und alles liebe finka!
15.09.2013 13:53 •
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