Vielen lieben Dank für eure Worte, ich bin gerade von der Reha nach Hause gekommen, habe sie gelesen und erst mal geheult...
Mir fällt es wirklich schwer, mich nicht mit der Neuen zu vergleichen, eben weil sie so anders ist. Ich habe immer mit meinem Gewicht gekämpft, ich war ein dickes Kind, ein üppiger Teenager, und nachdem meine erste große Liebe in die Brüche ging, habe ich dann in etwa zwei Monaten noch mal 15 Kilo zugelegt. Vor fünf Jahren war es mir nach vielen Aufs und Abs dann endlich gelungen, langsam aber sicher ein Gewicht zu erreichen, mit dem ich mich echt wohl gefühlt habe. Nach dem Beinbruch war das natürlich wieder Geschichte, wenn man nur auf dem Sofa sitzt, wird man halt wabbelig.
Es ist aber nicht so, dass ich mich immer hässlich gefühlt hätte, ich bin mit meinem Körper durchaus zufrieden, und ich weiß, dass ich jetzt in der Reha bald wieder fit werde, aber im Kollegen- und Freundeskreis meines Ex-Liebsten ist der vorherrschende Frauentyp ehr das androgyne Mäuschen, da habe ich immer wie eine Walküre unter Elfen gewirkt.
Was mich aber wirklich anfrisst ist, das er beim Trennungsgespräch gesagt hat, die Neue verstehe ihn eben auch als Künstler besser als ich es je getan habe. Vor vier Wochen war ich noch seine Muse, früher hat er seine Projekte gern mit mir besprochen und die Ideen einiger seiner besten Arbeiten kamen von mir. Ich habe mich immer mehr für seine Arbeit interessiert als er sich für meine, und ja, ich habe ich ihn auch finanziell immer unterstützt, wenn es eng wurde. Vor allem aber habe ich es geliebt, Teil seiner Szene zu sein, zu Messen zu fahren und seine bzw. unsere Arbeit zu präsentieren. Wir haben in den Jahren unserer Ehe so viele nette, interessante, kreative Menschen kennengelernt, das war für mich als einfache, westfälische Bauerntochter echt toll! Seine Jetzige habe ich so ja auch getroffen, sie hat mehrmals bei uns gewohnt, im Juli hat sie mich sogar noch im Krankenhaus besucht. ( Vermutlich um sicherzustellen, dass ich wirklich nicht laufen kann und sie freie Bahn hat, har, har.)
So viel erst mal zu den Vergleichen.
@ Minna: Ich habe zurzeit keine Ahnung, ob ich ihm zurück wollen würde, ich glaube eher nicht, er ist mir fremd geworden, wenn ich richtig darüber nachdenke schon vor Monaten. Aber ich vermisse ihn. Ich vermisse seine Zärtlichkeit, seine Nähe, seine liebevollen Unsinnsnachrichten auf dem Küchentisch.
In der ersten Woche hatten wir noch Kontakt per Telefon und E-Mail, aber letzte Woche Montag habe ich ihn gebeten, seinen Wohnungsschlüssel vorbeizubringen, es fühlte sich einfach richtig so an, und seitdem herrscht Funkstille. (Ich bin übrigens auch ein kleines bisschen stolz auf mich, dass ich ihn nicht angerufen habe, um ihm zu sagen, dass ich jetzt endlich meinen Fuß wieder benutzen darf und heute meine Reha anfängt!)
Trotzdem ist die Wohnung jetzt viel zu groß und mein Herz und mein Bett sind soooo leer...
@ Resan: Als ich den Text geschrieben habe, hatte ich einen meiner wachen, klaren Analyse-Momente. Und ja, ich war schon immer diejenige, die in der Beziehung das Denken und Analysieren übernommen hat, er sagte immer: Du bist mein Hirn. Dabei ist er überhaupt kein emotionaler Typ, eher introvertiert, aber ruhig und stark, und das hat mir immer Kraft gegeben. Ich neige manchmal zu wilden Ausbrüchen, wenn es um Kleinigkeiten geht, er hat mich da geerdet. Wir waren gut zusammen, wir waren richtig gut! Er konnte zu Beginn unserer Beziehung nicht streiten, wenn es laut wurde, ist er einfach gegangen, aber das wurde mit der Zeit besser, und irgendwann konnten wir dann auch mal unangenehme Themen besprechen, ohne dass ich gleich ausgeflippt bin und so dass er seinen Standpunkt vertreten konnte. Das war harte Arbeit bis wir da waren, und darum bin ich auch so fertig, dass er sich einfach so verpisst hat und mich nur noch anschweigt.
In unserer Vergangenheit war ich zwei Mal richtig fies eifersüchtig auf Frauen, die beruflich mit ihm zu tun hatten, das volle Programm mit Hinterherfahren und in- den-Büschen-verstecken, da war aber nichts! Darum habe ich mein mieses Bauchgefühl dieses Mal niedergekämpft und mir gesagt, da wird schon nix sein, aber Pustekuchen! Es ist echt sch..., wenn man Recht hat. Und jetzt dreht sich natürlich das verdammte Gedankenkarussell, hätte ich doch mal besser... Aber ich konnte nichts tun, ich hatte strikte Anweisungen von meinem Arzt, mein Bein zu schonen, das Warten und Stillhalten war so super-ätzend, und ich hatte auch Angst davor, dass es wieder schiefgeht. In dieser Situation so verarscht zu werden, ist besonders bitter, ich bin, glaube ich, ein ziemlicher Kontrollfreak, und über diese Geschichte hatte ich die Kontrolle total verloren.
Und falls es jemanden interessiert: Ich habe NICHT mit der Bierflasche geworfen, ich habe kein Geschirr zerschmissen, ich habe ihm stumm gegenübergesessen und dann musste ich plötzlich lachen, weil das alles so absurd war!