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20 Jahre zusammen, jetzt ist er weg

Daisie72
Liebe Mitleidende,
Es ist mir echt schwergefallen, mich hier anzumelden, aber die Lektüre vieler Beiträge in den letzten Tagen hat mich dann doch überzeugt, dass ich hier jetzt leider genau richtig bin.
Meine Geschichte ist so banal wie schmerzhaft: Mein Mann und ich waren jetzt fast 20 Jahre zusammen, geheiratet haben wir vor 15 Jahren. Natürlich war es nicht immer einfach, wir haben schon zwei große Krisen erfolgreich bewältigt, aber das, was jetzt passiert ist, habe ich überhaupt nicht kommen gesehen, und die Trennung vor drei Wochen hat mich eiskalt erwischt.
Anfang des letzten Jahres hatte ich mir das Sprunggelenk gebrochen, es heilte nicht richtig und ich musste in der Folge drei Mal operiert werden, das letzte Mal am 3. Juli diesen Jahres. Weil ich nicht richtig laufen konnte, war ich also die meiste Zeit zu Hause und darauf angewiesen, dass mein Mann sich um mich kümmert, einkaufen geht, den Hund bespaßt, putzt etc. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es mir bald/irgendwann wieder besser gehen wird und dass dann alles wieder gut wird. Mein Mann ist freiberuflich im kreativen Bereich tätig, er hat sehr unregelmäßige Arbeitszeiten, wenn Aufträge kommen, muss er ran, wenn nicht, dann nicht. Dieses Jahr war ziemlich gut ausgebucht, gleich zu Anfang kamen ein paar tolle Projekte rein. Während er also den in seinem Studio war, saß ich zuhause, konsumierte Filme und Serien am Fließband und wartete jeden Tag darauf, dass er mit dem Hund abends nach Hause kommt und kam mir dabei ehrlich gesagt ziemlich einsam vor. Ich denke, ihm ging es genauso, den ganzen Tag schaffen und am Abend sitzt dann die Gattin auf dem Sofa und mault, dass es wieder so spät geworden ist...
Vor drei Wochen, an einem Sonntagabend, waren wir gerade mit dem Abendessen fertig und ich merkte, dass er ganz komisch war. Er konnte mich nicht ansehen. Er zupfte an seinem Bart, was immer ein schlechtes Zeichen ist. Er war fahrig und hörte mir überhaupt nicht zu. Dann fragte ich, was denn los sei - Nichts, er sei nur müde. Eine Viertelstunde später habe ich dann noch einmal gefragt, er sah mich an und sagte: Wenn ich dir dass jetzt sage, wirfst du mit der Bierflasche nach mir. Da wusste ich sofort, was er meinte. Es war alles klar. Er hatte sich in eine Kollegin verliebt.
Die beiden haben sich vor zwei Jahren bei einem Arbeitstreffen kennengelernt, sie ist Spanierin aus Barcelona, und sie haben sich sofort gut verstanden. Letztes Jahr hatte sie dann wieder einen längeren Arbeitsaufenthalt in unserer Stadt, mein Mann hatte sie eingeladen, weil ihm ihre Arbeit gefiel (mir übrigens auch). Im November schrieb sie dann, dass Barcelona sie verrückt mache, es sei zu laut und nervig, sie wolle lieber nach Deutschland ziehen. Wir beide haben sie eingeladen, bei uns zu wohnen, während sie sich hier eine Wohnung sucht. Sie kam, sie suchte, sie fand ein Atelier in unserer Nähe, im Mai zog sie her. Und dann war sie auf einmal immer da. Natürlich nicht in unserer Wohnung, da saß ja ich und wartete auf Mann und Hund, aber sie war fast täglich in seinem Studio oder er war bei ihr und half ihr beim Bau ihrer Küche, und sonntags begleitete sie ihn dann auf seinen langen Spaziergängen mit unserer Hündin. Ich konnte das Haus nicht mehr richtig verlassen, ich konnte kaum laufen ohne dass es unerträglich weh tat. Mein Mann sagte nichts davon und versicherte mir immer wieder, dass es ihm nicht ausmache, sich um mich zu kümmern, das sei doch selbstverständlich. Aber zwei bis drei Tage später verplapperte er sich dann doch, dann erfuhr ich, dass er wieder mit ihr unterwegs gewesen war, und alles in mir schrie: Was will die Frau von dir? Sag ihr, sie soll weggehen! Nichts davon habe ich gesagt, ich wollte ihn nicht nerven. (Großer Tusch für die verständnisvolle Ehefrau)
Vor fünf Wochen hat sie ihm dann gestanden, dass sie ihn liebt. Er hat gemerkt, dass es ihm genauso geht. Sie haben miteinander geschlafen und beschlossen, dass sie es mir sagen, wenn ich wieder laufen kann. Dann habe ich nachgefragt und er hat mir alles erzählt, ich konnte übrigens nicht laufen! Am Montagmorgen hat er dann zwei Taschen gepackt und ist mit dem Hund zu ihr gezogen.
Seitdem sitze ich hier auf dem Balkon, rauche, als kriegt ich's bezahlt, aktiviere meinen Freundeskreis für Einkäufe, Wäsche usw. und habe jeden Tag eine Panikattacke. Ich kann kaum essen, ich schlafe nachts wenig und immer, immer sehe ich die beiden vor mir.
Verdammt noch mal, warum? Was findet er an ihr? Sie ist in allem mein Gegenteil! Ich bin laut, lache viel, wiege zu viel aber habe alles an den richtigen Stellen sitzen, ich koche gern und bin laut meinen Freunden sehr herzlich. Sie ist klein, zart, mager (meine Arme sind so dick wie ihre Beine!), leise und introvertiert.
Ich verstehe einfach die Welt nicht mehr, es gab keine Anzeichen für eine Trennung, und nun ist alles vorbei. Ich bin total verzweifelt und hoffe, dass ich hier bei euch etwas Zuspruch und Unterstützung finde. Danke schon mal im Voraus.

07.09.2014 21:55 • #1


M
lass dich mal fest drücken
schlimm...nach soo langer zeit....rechnet man einfach nicht mehr damit....

würdest du ihn denn überhaupt zurückwollen ?
fang nicht an dich mit ihr zu vergleichen,
du bist du und prima wie du bist....


die neue ist einfach nochsehr neu,
da gab noch keinen alltag,
da kennt man noch nicht alle seiten,
da glänzt alles noch....
ist geheimnisvoll

diese neue beziehung muß sich aber auch erst bewähren....

ich kann dir nur raten den kontakt ganz abzubrechen (falls ihr keine kleinen kinder habt),
damit du erstmal wieder ganz bei dir selbst ankommst,
mobilisiere freunde, familie und schreibe hier...

den schmerz einer trennung kann dir leider niemand abnehmen,
da muß man sich durch leiden...
bis man irgendwann davon geheilt ist....

fühlt sich anfangs an wie frisch amputiert,
kann aber wieder absolut gut werden:daumen:,
und oft sogar besser als vorher

08.09.2014 09:33 • x 1 #2


A


20 Jahre zusammen, jetzt ist er weg

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R
Hallo Daisie,
Deine Geschichte nimmt mich wirklich mit, vorallem weil ihr euch sehr nach einer Geschichte anhört, wie sie auch mich betreffen könnte. Ich bin auch immer sehr sehr offen für alle neuen Frauen, die in unser oder sein Leben treffen. Mir ist es meistens schlichtweg egal, ob er sich mit männlichen oder weiblichen Freunden trifft. Ich mache da kein Unterschied aber manchmal frage ich mich schon ... was wäre wenn er doch eines Tages mal eine trifft und ich habe es geschehen lassen, habe es sogar immer akzeptiert, war nie eifersüchtig und daher naiv. Würde ich das so cool wegstecken? Wohl eher nicht.
Du beschreibst alles sehr abgeklärt, fast schon emotionslos das finde ich auffällig. Du bist definitiv keine von denen, die komplett naiv in eine Ehe/Beziehung gehen und nie im Leben damit rechnen würden, dass sowas passiert. Es hört sich sehr erfahren an. Und doch kann es passieren, auch wenn es noch so sehr diskutiert wurde, was wäre wenn. Das kann einem echt Angst machen.
Wie würdest du denn eure Rollenverteilung bisher beschreiben? Es war wahrscheinlich so, dass du eher die aktivere und stärke von euch beiden warst, nach außen hin und nach innen von seiner Art halt bekommen hast. Das scheint sich in der Zeit gedreht zu haben, in der es dir schlecht ging. Das ist ziemlich mies man muss halt immer damit rechnen, dass sich Dinge in der Partnerschaft mal drehen können.
Ich würde auch nichts auf die andere geben. Vergleiche dich nicht bei ihr. Sie macht nicht den Anschein, dass sie sehr zielorientiert ist. Früher oder später, wenn der Alltag da ist, wird das System der beiden auch bröckeln und dann wird sich zeigen, ob er dem Druck der Selbstständigkeit überhaupt alleine, ohne jemand starkes und motivierendes wie dich gewachsen ist. Wie so oft in diesem ganzen Trennungstamtam, ist es eine Frage der Zeit. Trotzdem glaube ich nicht, dass er zurück kommt. Aber ich glaube fest daran, dass dir eine stärkerer, führender Partner gut tun würde. Dann würdest du vielleicht viel weiter kommen, als du jetzt gekommen bist in deinem Leben, ohne nur zu ahnen, was da noch kommt ....

08.09.2014 11:43 • x 1 #3


Daisie72
Vielen lieben Dank für eure Worte, ich bin gerade von der Reha nach Hause gekommen, habe sie gelesen und erst mal geheult...
Mir fällt es wirklich schwer, mich nicht mit der Neuen zu vergleichen, eben weil sie so anders ist. Ich habe immer mit meinem Gewicht gekämpft, ich war ein dickes Kind, ein üppiger Teenager, und nachdem meine erste große Liebe in die Brüche ging, habe ich dann in etwa zwei Monaten noch mal 15 Kilo zugelegt. Vor fünf Jahren war es mir nach vielen Aufs und Abs dann endlich gelungen, langsam aber sicher ein Gewicht zu erreichen, mit dem ich mich echt wohl gefühlt habe. Nach dem Beinbruch war das natürlich wieder Geschichte, wenn man nur auf dem Sofa sitzt, wird man halt wabbelig.
Es ist aber nicht so, dass ich mich immer hässlich gefühlt hätte, ich bin mit meinem Körper durchaus zufrieden, und ich weiß, dass ich jetzt in der Reha bald wieder fit werde, aber im Kollegen- und Freundeskreis meines Ex-Liebsten ist der vorherrschende Frauentyp ehr das androgyne Mäuschen, da habe ich immer wie eine Walküre unter Elfen gewirkt.
Was mich aber wirklich anfrisst ist, das er beim Trennungsgespräch gesagt hat, die Neue verstehe ihn eben auch als Künstler besser als ich es je getan habe. Vor vier Wochen war ich noch seine Muse, früher hat er seine Projekte gern mit mir besprochen und die Ideen einiger seiner besten Arbeiten kamen von mir. Ich habe mich immer mehr für seine Arbeit interessiert als er sich für meine, und ja, ich habe ich ihn auch finanziell immer unterstützt, wenn es eng wurde. Vor allem aber habe ich es geliebt, Teil seiner Szene zu sein, zu Messen zu fahren und seine bzw. unsere Arbeit zu präsentieren. Wir haben in den Jahren unserer Ehe so viele nette, interessante, kreative Menschen kennengelernt, das war für mich als einfache, westfälische Bauerntochter echt toll! Seine Jetzige habe ich so ja auch getroffen, sie hat mehrmals bei uns gewohnt, im Juli hat sie mich sogar noch im Krankenhaus besucht. ( Vermutlich um sicherzustellen, dass ich wirklich nicht laufen kann und sie freie Bahn hat, har, har.)
So viel erst mal zu den Vergleichen.

@ Minna: Ich habe zurzeit keine Ahnung, ob ich ihm zurück wollen würde, ich glaube eher nicht, er ist mir fremd geworden, wenn ich richtig darüber nachdenke schon vor Monaten. Aber ich vermisse ihn. Ich vermisse seine Zärtlichkeit, seine Nähe, seine liebevollen Unsinnsnachrichten auf dem Küchentisch.
In der ersten Woche hatten wir noch Kontakt per Telefon und E-Mail, aber letzte Woche Montag habe ich ihn gebeten, seinen Wohnungsschlüssel vorbeizubringen, es fühlte sich einfach richtig so an, und seitdem herrscht Funkstille. (Ich bin übrigens auch ein kleines bisschen stolz auf mich, dass ich ihn nicht angerufen habe, um ihm zu sagen, dass ich jetzt endlich meinen Fuß wieder benutzen darf und heute meine Reha anfängt!)
Trotzdem ist die Wohnung jetzt viel zu groß und mein Herz und mein Bett sind soooo leer...

@ Resan: Als ich den Text geschrieben habe, hatte ich einen meiner wachen, klaren Analyse-Momente. Und ja, ich war schon immer diejenige, die in der Beziehung das Denken und Analysieren übernommen hat, er sagte immer: Du bist mein Hirn. Dabei ist er überhaupt kein emotionaler Typ, eher introvertiert, aber ruhig und stark, und das hat mir immer Kraft gegeben. Ich neige manchmal zu wilden Ausbrüchen, wenn es um Kleinigkeiten geht, er hat mich da geerdet. Wir waren gut zusammen, wir waren richtig gut! Er konnte zu Beginn unserer Beziehung nicht streiten, wenn es laut wurde, ist er einfach gegangen, aber das wurde mit der Zeit besser, und irgendwann konnten wir dann auch mal unangenehme Themen besprechen, ohne dass ich gleich ausgeflippt bin und so dass er seinen Standpunkt vertreten konnte. Das war harte Arbeit bis wir da waren, und darum bin ich auch so fertig, dass er sich einfach so verpisst hat und mich nur noch anschweigt.
In unserer Vergangenheit war ich zwei Mal richtig fies eifersüchtig auf Frauen, die beruflich mit ihm zu tun hatten, das volle Programm mit Hinterherfahren und in- den-Büschen-verstecken, da war aber nichts! Darum habe ich mein mieses Bauchgefühl dieses Mal niedergekämpft und mir gesagt, da wird schon nix sein, aber Pustekuchen! Es ist echt sch..., wenn man Recht hat. Und jetzt dreht sich natürlich das verdammte Gedankenkarussell, hätte ich doch mal besser... Aber ich konnte nichts tun, ich hatte strikte Anweisungen von meinem Arzt, mein Bein zu schonen, das Warten und Stillhalten war so super-ätzend, und ich hatte auch Angst davor, dass es wieder schiefgeht. In dieser Situation so verarscht zu werden, ist besonders bitter, ich bin, glaube ich, ein ziemlicher Kontrollfreak, und über diese Geschichte hatte ich die Kontrolle total verloren.

Und falls es jemanden interessiert: Ich habe NICHT mit der Bierflasche geworfen, ich habe kein Geschirr zerschmissen, ich habe ihm stumm gegenübergesessen und dann musste ich plötzlich lachen, weil das alles so absurd war!

08.09.2014 14:43 • #4


F
Zitat von Daisie72:
ein ziemlicher Kontrollfreak, und über diese Geschichte hatte ich die Kontrolle total verloren.


Hallo Daisie,

da können wir zwei uns die Hand geben, was die Kontrolle angeht
Der Kontrollverlust war auch das, was am schwierigsten für mich auszuhalten war. Man kann nichts mehr machen.... das Ruder wurde einem aus der Hand genommen und damit konnte und kann ich vielleicht immer noch schlecht umgehen.
Und wenn ich Spanien lese, geht mir sowieso der Hut hoch, weil meiner, nach 11 Jahren Beziehung zu irgendeiner Ex nach Spanien ausgewandert ist.
Und was soll ich Dir sagen?
Ich hatte es auch nicht auf dem Schirm.
Ich habe gesehen, dass die zwei bei Facebook befreundet waren, habe mir ihre Bilder angeschaut, war mir bewusst, wer sie ist, hab zur Kenntnis genommen, dass sie viiiel schlanker ist als ich, aber gedacht sie kann mir nix, weil wir uns ja sooo lieben und sooo eine stabile Beziehung haben... Pustekuchen.

Ein paar Wochen später ist er hinter meinem Rücken zu ihr geflogen und nach einem netten Wochenende mit ihr war er wie ausgewechselt.
5 Tage später hat er mir auf Nachfrage erklärt, er hätte sich in sie verliebt und ich habe ihn, ohne große Szene gebeten seine Sachen zu packen.
Es gab kein Geschrei oder sonstige.... nur totale Fassungslosigkeit.
Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört.

Der emotionale Knall kam bei mir etwas zeitverzögert und ich weiß immer noch nicht genau, wo der Knackpunkt liegt.
Der Kontrollverlust?
Das verletze Ego?
Die Enttäuschung?

Keine Ahnung....

Naja... hier bist Du auf jeden Fall richtig

08.09.2014 15:01 • #5


Daisie72
Oh du Flusenhuhn,
den Spruch mit der Krone habe ich mir gerade als Poster bestellt, da können wir uns also auch die Hand reichen!
Auf den emotionalen Absturz warte ich derzeit noch, ich hoffe und bange, dass er nicht so furchtbar wird wie damals vor 22 Jahren, als mein erster Freund ging. Denn eines habe ich mir ganz, ganz fest vorgenommen: Ich will nicht wieder 8 Wochen im Bett liegen und wahllos Süßkram futtern, der die Leere doch nicht ausfüllt! Darüber werde ich die Kontrolle behalten, wenn schon alles andere im Chaos versinkt! Heulen, Schreien, Adele hören, alles ist ok, aber Schokolade im Kilopaket ist tabu!
Deswegen bin ich auch seit letzter Woche bei einer Psychologin, und deswegen bin ich jetzt hier bei euch! Ich werde euch auf dem Laufenden halten!

08.09.2014 15:50 • #6


F
Jawoll... Das ist die richtige Einstellung

Gut, dass Du Dir selbst zugestehst Hilfe zu brauchen und diese auch annehmen kannst .. Tschacka Du schaffst das

08.09.2014 16:26 • #7


R
Hallo Daisie, Weißt du, letztendlich ist er ein Schwachmat, der meint für sich falsche Entscheidungen getroffen zu haben und jetzt durch Aktionismus sein Leben zu verändern. Das ist so wie ich kaufe mir jetzt eine neue Handtasche und bin ab jetzt ganz selbstbewusst.

Eure Rollenverteilung erinnert mich sehr an die von mir und die meines Mannes, mit dem ich sehr glücklich noch nicht lange verheiratet bin. (Ich stöber hier gerade ein bisschen im Forum, um mich von einem anderen Trennungsschmerz abzulenken, der mich nicht direkt betrifft aber einem sehr wichtigem Menschen in meinem Leben)
Nur ist diese Rollenverteilung bei uns andersherum und ich bin eher wie dein Mann und mein Mann ist eher wie du. Ich arbeite auch selbstständig im kreativen Bereich, bin wahrscheinlich etwas attraktiver (finde das natürlich etwas schwachsinnig) als mein Mann und habe immer ein etwas verrückteres Leben geführt. Er ist eher der Planer von uns beiden, war als Kind sehr dick und hat keinen starken Familienrückhalt. Dadurch hat er gelernt sich ein sicheres und zielstrebiges Verhalten anzueignen. Viele denken bei ihm Oh gott, der ist ja etwas komisch (So wie ich am Anfang auch) und dann ist er sehr hartnäckig und schafft es fast jeden zu überzeugen und sympatisch. Er ist verdammt gut in seinem Job aber mit seinem Aussehen oft verunsichert.
Ich hingegen bin schon immer die kreative gewesen, bisschen Angst vor der Zukunft, teilweise extrem langsam. Er hat sich definitiv in mich verliebt weil ich ein interessantes Leben für ihn geführt habe, immer das gemacht habe was er als toll und begehrenswert empfindet. Ich konnte ihm immer die hippen Orte in den Städten zeigen, ich habe dafür einfach ein Händchen. Dafür hat er mich fasziniert, wie er Dinge vorran bringt, wie zielstrebig er ist und was für einen Willen er hat und dabei immer gut gelaunt ist. Er unterstützt mich in allem sehr und ich bin ihm für alles sehr sehr dankbar.
Viele kreative Leute sind sehr verunsichert mit sich selber. Ich weiß nicht warum das so ist, aber diese Art von Berufsgruppe sucht immer irgendwas, will immer irgendwas und hat sehr hohe Anspräche an sich selber. Die coolen Leute, die so kreativ sind, ihr ach so eigenes Ding machen und in die szenigen Bars gehen. Da steckt oft viel Show-off dahinter. Auch ich weiß nicht, was passieren würde wenn mir in 10 Jahren mal ein kreativer Art-Direktor begegnet, der mich anflirtet und dessen Arbeit ich faszinierend finde, der eine tolle schön eingerichtete Wohnung hat und mit dem alles ganz einfach erscheint. Keine Ahnung, ich hoffe für mich, dass ich das niemals tun werde. Inwieweit bin ich davor gewappnet.

Dafür ist es zwischen uns ein ewiger Kampf, der nicht immer einfach ist. Ich weiß, dass ich manchmal absichtlich Streit provozieren muss um Dinge zu klären, sonst versteht er es einfach nicht. Ich bin allerdings die emotionalere von uns beiden, er hat sich mehr im Griff. Aber ich weiß, dieser emotionale Teil ist in Wahrheit das was er an mir ganz niedlich findet. Ich weiß, dass ich an mir arbeiten muss aber werde das nur bis zu einem gewissen Punkt tun können. Ich kann nicht der Überflieger Businesstyp werden und mein Mann wird auch nie irgendwann das coolste Modegespür entwickeln, was ich mir an einem Mann vielleicht immer gewünscht habe (und mit unserem Einrichtungsgeschmack werden wir uns auch nie einig ) Ich will damit nur sagen, dass manche Pärchen irgendwann den Punkt erreicht haben an dem sie an allen ihren Fehlern gearbeitet haben, es gut läuft, man kann sich Streiten, man kann sich vertragen und manchmal wünscht man sich dann am Ende einfach doch wieder das Emotionale schei. von früher zurück. Die Kontrolle verlieren kann so unglaublich anziehend wirken. Es sind manchmal einfach die Fehler eines Menschen, die andere an einem lieben auch wenn man sie selber an sich hasst. Man muss an sich arbeiten und ich z.B. muss ein bisschen strukturierter werden aber ich werde mir immer etwas von dieser Schusseligkeit behalten müssen, damit sich mein Mann auf Dauer von mir angezogen fühlt.

Was ich mir auch vorstellen kann ist, dass dein Mann vergessen hat, wie empfindsam und zerbrechlich du sein kannst. Wenn ich an meinen Mann denke, denke ich mir auch manchmal: Ok, wenn ich mich jetzt einfach von ihm trennen würde, würde ihm das garnicht so sehr schaden. Der macht alles perfekt und gut und wird schnell eine Neue finden. Der macht sein Ding. Aber ich glaube das ist der Punkt an dem man den Respekt vor der anderen Person verliert auch wenn man ihn eigentlich positiv sieht ... weißt du was ich meine? Das ist aber nur Schönrederei und selber findet man Ausreden für sein eigenes Verhalten. An der Stelle setzt einfach Charakter und Feingefühl für andere Menschen ein. Man macht sowas einfach nicht! Man trennt sich fair und ordentlich und damit basta! Ihm fehlen die guten Manieren!
Ich kann dir letztendlich nur sagen, dass ich ohne meinen Mann nicht untergehen würde, ich würde mein Ding schon machen aber ich brauche längerfristig jemanden wie ihn, der mir Rückhalt gibt. Ohne ihn würde ich in 10 Jahren nicht da stehen, wo ich gerne sein möchte. Das kann ich dir aus tiefster Überzeugung sagen und dein Mann hat diese Schwäche an sich nicht erkannt.

08.09.2014 19:33 • #8


Daisie72
Hallo ihr Lieben,
da bin ich wieder. Ich habe jetzt meine erste Woche in der Reha hinter mir, und ich muss sagen, die Woche war recht merkwürdig! Es war furchtbar anstrengend, die ganzen Übungen mitzumachen, und am Donnerstag tat mir mein Bein so weh und war so angeschwollen, dass ich um Nachsicht und Entlastung bitten musste, ich hatte echt Schiss, dass da wieder was nicht stimmt! Noch eine OP mit anschließender Rekonvaleszenz könnte ich einfach nicht ertragen!
Aber dadurch war ich auch gut abgelenkt, ich habe kaum an meinen Mann und die ganze Misere gedacht. Trotzdem ist mir Folgendes passiert: Am Dienstag war ich beim Ergometertraining, 20 Minuten Standfahrradfahren am Leistungslimit, ich strample so vor mich hin und schaue auf mein EKG, da läuft plötzlich so ein blöder Deutschpopsong im Radio, eine Frauenstimme singt was von wegen Ich will dich nicht verletzten, darum lass ich dich jetzt gehen oder so ähnlich, da geht mein Puls auf einmal rasend hoch und ich fange spontan an zu heulen! Aaaaargh! Da sitze ich auf einem Standfahrrad, schwitze wie blöde in einem Raum voller Kerle und breche einfach so in Tränen aus, ich dachte, ich werd nicht mehr. Es hat aber hoffentlich keiner gemerkt... Anschließend kam ich dann wegen meines völlig verspannten Nackens unter eine Fangopackung, und da habe ich dann wieder geheult, kein Deuschpop diesmal, einfach nur so. Dabei hätte ich schwören können, dass es mir eigentlich gut ging!
So musste ich mir also eingestehen, dass ich das Ganze nicht so gut wegstecke, wie ich dachte, also hab ich mir vorgenommen, das Heulen lieber nach Hause zu verlegen, und das ging dann auch ganz gut. Und die Zig. wurden auch jeden Tag weniger. Tja, bis gestern Abend...
Da rief mich eine liebe Freundin an und sagte mir, dass mein Mann heute Abend mit ein paar Freunden aus Frankreich und Holland, die diese Woche bei ihm zu Gast sind, in mein Lieblingsrestaurant zum Essen geht, und da bin ich vor Wut fast explodiert! Um das zu erklären, muss ich noch mal etwas ausholen: Besagte Freunde sind Kollegen meines Mannes, Maler, und haben gemeinsam mit ihm an einem Projekt gearbeitet, das diese Woche mit einer Ausstellung enden wird. Im Laufe des Jahres waren sie insgesamt vier Wochen in der Stadt, jedes Mal haben sie bei uns gewohnt und wir haben abends gemeinsam gegessen, getrunken und viel geredet. Jedes Mal, wenn die Woche um war, haben sie gesagt, wie sehr sie die Zeit genossen haben, und es war auch geplant, dass wir alle gemeinsam am letzten Abend vor der Ausstellungseröffnung gemeinsam in ein bestimmtes Restaurant gehen, um zu feiern. Da mein Mann ja nun bei seiner Neuen wohnt, hat er die Freunde auch dort untergebracht, ja, daran bin ich selber schuld, ich fand den Gedanken doof, dass sie in dieser Woche nur zum Pennen bei mir wohnen würden, denn den Tag und den Abend hätten sie ja mit meinem Mann verbracht... So, und nun wird heute Abend also in besagtem Restaurant der erfolgreiche Projektabschluss gefeiert, höchstwahrscheinlich mit Madame Barcelona, und ich, die ich die Kerle vier Wochen versorgt habe und die angeblich soo viel zum Gelingen des Projekts beigetragen hat, werde nicht einmal kontaktiert! Kein Wort, nichts! Ich schäume vor Wut! Blöde, undankbare A....löcher!
So, jetzt habe ich mir das mal von der Seele geschrieben, hat gutgetan, jetzt kann's weitergehen...

12.09.2014 15:03 • #9


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