Hallo,
Dass Liebe blind macht, mag ja sein. Man sieht einfach über bestimmte Fehler oder Mängel des Partners hinweg oder man bemerkt sie überhaupt nicht. Aber das muss nach der Trennung nicht unbedingt zur Erkenntnis führen, dass der vorher so geliebte Mensch doch nicht so toll ist, wie wir ihn gesehen haben. Ist es nicht eher so, dass wir seine Fehler jetzt erst einsehen können/wollen, weil er uns verletzt hat, und wir ihn nur deshalb nicht mehr als super Menschen betrachten, weil er uns enttäuscht hat und nicht mehr das gibt, was wir uns erwarten; das was wir für uns selbst brauchen?
Lieben wir einen Menschen wirklich wegen seiner Persönlichkeit, oder weil er unsere Bedürfnisse erfüllt, uns glücklich macht, auf unsere Wünsche eingeht und uns so akzeptiert, wie wir sind?
Natürlich geht mit einer Trennung eine Veränderung einher. Aber: unsere Exen gehen eine Beziehung mit einem anderen Partner ein. Dieser hat vielleicht auch gerade eine gescheiterte Beziehung hinter sich. Wenn die neue Partnerschaft funktionniert, heisst das, dass beide sich das geben können, was sie sich von einer Beziehung erwarten und in der vorherigen nicht mehr gefunden haben. Also sind unsere Exen in unseren Augen vielleicht nicht mehr so toll, für den neuen Partner aber genau das, was er braucht. Und dieser genügt den Ansprüchen unserer Exen und macht sie glücklich, während ihre jeweiligen Expartner nicht mehr glücklich bei ihnen waren.
Was ich damit eigentlich sagen will: wir sollten davon Abstand nehmen, von der grossen Liebe zu träumen und einsehen, dass eine Beziehung letztendlich etwas sehr egoistisches ist. Wir projezieren unsere Wünsche in den Partner hinein, wir verlangen von ihm, dass er uns glücklich macht und wenn dies nicht mehr der Fall ist, wird er einfach abgeschoben und all das gemeinsam Erlebte weggewischt. Wir konnen natürlich aus unseren Fehlern lernen, aber wer garantiert uns, dass wir beim neuen Partner nicht andere machen, weil dieser eben andere Vorstellungen und Erwartungen hat.
Gruss, taka.
30.12.2003 14:11 •
#15