Das wird jetzt eine längere Geschichte. Ich habe lange überlegt, ob ich das hier schreiben soll, denn ich hatte die Befürchtung, dass es meine getrennt Lebende Ehefrau finden und lesen könnte. Und da ich, wie viele hier, immer noch an der Idee hänge, dass ein ein Comeback geben könnte, möchte ich nicht öffentlich leiden. Jämmerlichkeit ist ja jetzt nicht der große Frauenmagnet.
Aber da heute die endgültigen Schritte (Anwaltstermin für Gütertrennung und Scheidungsantrag etc.) eingeleitet wurden, ist das hier auch ein Schritt, das ganze loszulassen.
Also, liebe F*****, wenn Du das hier liest: Ich bin immer noch gegen die Trennung, denn ich liebe Dich, aber ich respektiere Deine Entscheidung. Solltest Du nicht irgendwann auf mich zukommen, werde ich mich nie mehr bei Dir melden. Das verspreche ich mit der selben Ernsthaftigkeit, mit der ich Dir den Rest meines Lebens versprochen habe. Für eine Freundschaft stehe ich aber nicht zur Verfügung, das kommt für mich nicht in Frage.
Ok, jetzt geht´s aber los, und zwar vor vielen vielen Jahre
Ich war 2002 gerade mit dem Zivildienst fertig, 22 Jahre als und meine erste echte Freundin hatte mich vor 4 Wochen abserviert. Ich hatte mich halbwegs berappelt, als mir auf einer Faschingsparty im Oktober (sowas gibt´s bei uns) ein 16 Jähriges Mädel in den Arm gefallen ist. Wir haben in guter Faschingsmanier wild geknutscht, Handynummern getauscht und waren dann ein paar Wochen später ein echtes Paar. Streng reguliert von den Eltern, die damals so alt waren wie ich heute.
Wir durften uns unter der Woche nur einmal treffen und max. einmal am Wochenende. Bis ich mal in ihrem Zimmer schlafen durfte, verging ein gutes Jahr. Ich war ihr erster fester Freund und es entwickelte sich eine gefühlte Bilderbuchstory.
Während Ihrer Berufsausbildung sind wir gemeinsam in eine kleine Wohnung gezogen, später dann in ein größeres Haus (jeweils gemietet)
Sie hat schon recht früh von heiraten gesprochen, aber ich war irgendwie nicht so weit. Am ersten Neujahrsfest im Mietshaus, 2010, habe ich sie gefragt, ob wir ein Kind haben wollen. Sie hat geheult vor Glück, denn seit Ihr Neffe (damals 2) auf der Welt war, habe ich gemerkt, das sie gerne ein Kind hätte. Ich hab gedacht Jetzt passt das.
Es hat dann etwas gedauert, aber Anfang Oktober 2011 wurde unser Sohn geboren. Sie hatte immer gesagt, sie will auf keinen Fall schwanger heiraten, deswegen habe ich das Thema ein wenig nach hinten geschoben.
Nachdem wir uns dann ein wenig an die Situation gewöhnt hatten, habe ich ihr Ende Oktober 2012 eine Antrag zu Ihrem Geburtstag gemacht. Sie war völlig überwältigt und hat weinend ja gesagt.
Nachdem wir unsere Eltern informiert hatten, ging der Ritt los.
Der Termin sollte August 2013 sein, und es gab kein anderes Thema mehr. Vor allem Ihre Mutter hat sich extrem in die Sache reingesteigert, denn sie musste vor vielen Jahren mit 17 heiraten und durfte dabei nichts planen. Da wurde ein ziemlicher Druck aufgebaut.
Mir ist das alles über den Kopf gewachsen, und ich habe im Frühjahr 2013 irgendwas entwickelt, das man als Mischung aus Burnout und Angststörung bezeichnen könnte. Ich war der festen Überzeugung, ich liebe diese Frau nicht mehr und muss unbedingt weg. Aber ich bin nicht gegangen, habe mich Freunden anvertraut und letztendlich gemerkt, dass ich vor allem überfordert bin.
Ein paar Wochen vor der Hochzeit bekam ich dann von meiner Schwiegermutter einen Hinweis, ich solle meiner bald Ehefrau doch immer mal ein paar Blumen mitbringen, das wären die Gesten, die alles am Leben halten.
Das war der Moment wo ich dachte: Obacht!
Ich habe dann das Gespräch gesucht und meine bald Frau gebeten, mit mir zu sprechen, falls irgendwas nicht stimmen sollte.
Sie meinte, es wäre gerade alles so viel, sie sei überfordert und deshalb fühle sich alles nicht gut an.
Ich habe gefragt, ob sie Zweifel an der Hochzeit habe. Sie sagte Nein, aber auch nach der Hochzeit müssen wir weiterhin ehrlich miteinander sein, und nicht zusammen bleiben, nur weil wir verheiratet sind.
Damit war ich nicht zu 100% zufrieden, aber ich wollte diese Frau heiraten.
Das habe ich auch, aber 3 Tage nach der Hochzeitsreise ist alles implodiert.
Sie war auf einem Dorffest, ich mit unserem Kind zuhause. ich habe um 1:00 Uhr eine whatsapp geschrieben, und gefragt, ob sie noch lange bleiben will. Sie schrieb ich komme gleich
Um 5:00 Uhr kam sie und ich habe gesagt, dass ich unter gleich was anderes verstanden habe.
Dann gab ein Wort das andere und letztendlich ist es damit geendet, dass sie meinte, sie brauche jetzt Abstand, weil ich klammern würde.
Ich bin dann 14 Tage von Couch zu Couch getingelt, danach wieder zuhause eingezogen, aber sie wusste nicht, ob sie weiter mit mir leben wollte.
Wir habe uns dann auf eine Versuchsphase bis Ende des Jahres geeinigt. Allerdings habe ich gemerkt, dass ich daran zu Grunde gehe und habe ein Entscheidung Ende November gefordert.
Ergebnis: Trennung, Auszug Dezember 2013. Scheidung Januar 2015.
Das war Teil 1 des Wahnsinns.
Jetzt Teil 2
Im Zuge der Trennung habe ich wieder angefangen zu rauchen, und bin so auch am Arbeitsplatz im Raucherraum gelandet.
Hier gab es eine herrlich unkomplizierte Mischung von Azubi bis Senior Vice President. Alle per Du, und alle herrlich bekloppt.
Im Zuge von gemeinsamen Partys und Kneipenbesuchen, habe ich da viele neue Leute kennengelernt. Unter anderem auch die Frau, mit der ich nur noch ein paar Monate verheiratet sein werde.
Wir haben uns gut verstanden und Ende März 2014 hatten wir ein Date.
Es war mehr oder weniger klar, dass wir uns zum Film gucken treffen. Es war klar, sie bleibt über Nacht, denn sie wollte trinken.
Der Abend hat letztendlich zum erwartbaren Ergebnis geführt. Singlemann (33), Singlefrau (24) treffen sich und trinken Alk..
Was allerdings nicht zu erwarten war, dass wir uns auch noch so unglaublich gut verstehen. Wir haben uns immer weiter getroffen und irgendwann war uns klar wir sind ein paar und wir lieben uns
Ende 2014 war es dann so, dass ihre Schwester (32) spontan eine Wohnung gesucht hat, weil sie sich für eine Affäre von ihrem Mann getrennt hat. In dieser Zeit ist sie zu mir gezogen, und dann auch nicht mehr ausgezogen.
Sie hat sich von Anfang an toll mit meinem Sohn verstanden, und wir hatten ein sehr intensive Zeit.
Wir waren von 2015 bis Corona in der Türkei, 2mal auf Mallorca, Teneriffa, Grand Canaria, Australien, in der Karibik zur Kreuzfahrt und noch viele Städtetrips, Wellneswochenende etc. Außerdem jeden zweiten Sommer mit meinem Sohn eine Woche Familienurlaub. Es gab selten eine Woche, in der wir nicht ausgegangen sind.
Im Juli 17 hatte ich um Ihre Hand angehalten, im Juni 18 haben wir mit einem rauschenden Fest geheiratet.
Danach kurz eine Mini-Hochzeitsreise an den Lago Maggiore und über Silvester waren wir dann in der Karibik.
Es war alles gut, und dann kam Corona. Anfang 20 waren wir noch mal auf Mallorca wandern, und dann wurde unser Leben eingefroren.
Sie musste und muss bis heute im Schichtdienst arbeiten. Eine Woche von 6-14, die andere Woche von 14-22 uhr.
Das gemeinsame Mittagessen war oft der einzige echte wache Moment, den wir hatten.
Zuhause haben wir zunächst aktiv gegen die Ereignislosigkeit angekämpft, sind wandern gegangen, haben gemeinsame gekocht.
Außerdem haben wir intensiv nach einem Haus gesucht, denn wir wollten gerne aus dem gemieteten Haus ausziehen und ein eigenes Haus haben.
Die letzten Monate Ende 2020 und Ja.Feb. 2021 waren dann wirklich Stress, denn mein Sohn musste auch noch zuhase betreut werden. Es konnte also vorkommen, dass sie Vormittags auf ihn aufgepasst hat, und nachmittags arbeiten musste.
Oder ich habe den Vormittag frei genommen, wenn sie früh hatte, und bin dann nachmittags arbeiten gegangen, wenn sie schon Feierabend hatte.
Ende Februar kam dann der Knall.
Sie hatte vor, sich ein Tattoo erweitern zu lassen. Da habe ich grundsätzlich nichts dagegen, allerdings haben wir da nicht sauber drüber komunizert. Ich dachte, es gibt ein paar weitere Blüten auf dem Unterarm und sie meinte den ganzen Arm bunt.
Das habe ich mitbekommen, weil sie in der Mittagspause einer Freundin erklärt hat, was sie vorhat.
Ich habe ihr dann zu verstehen gegeben, dass ich von etwas anderem ausgegangen bin, aber nichts dagegen habe. Aber das ich finde, wir sollten uns besser über das was wir vorhaben unterhalten. Abends waren wir zum grillen bei meinen Eltern und ich habe gemerkt, da steht was im Raum. Ich habe aber nichts angesprochen, weil ich noch etwas sauer wegen der Tattoo-Geschichte war. Ich habe mir angewöhnt, einmal über Dinge zu schlafen, bevor ich sie ausspreche.
Am nächsten Tag ist sie dann wegen Übelkeit früher von der Arbeit gegangen. Ich bin dann ebenfalls früher gegangen um nach ihr zu sehen.
Sie sagte mir dann Ich habe das Gefühl, mein Leben erdrückt mich, ich hatte eine Panikattacke und ich weiß nicht, ab das hier das Leben ist, das ich möchte
Bumm! Das war Freitag vor 9 Wochen.
Sie ist dann zum nachdenken zu Ihrem Bruder gezogen, kam vier Tage später wieder und hat gesagt ich habe mich gegen uns entschieden Sie sagt, sie sei nicht mehr sie selbst, müsse jetzt alleine für sich sein und will für niemanden Verantwortung tragen als für sich.
Sie sagt, sie hat vieles nicht mehr gemacht, was ihr wichtig war (alleine weggehen, mit Freundinnen reisen, tättowieren). Sie weiß, dass ich es nie verboten oder eingeschränkt habe, das hat sie von sich aus. Es seien die schönsten 7 Jahre (abzüglich Corona) ihres Lebens gewesen und sie ist sicher, es wäre auch wieder schön geworden, aber sie will es nicht mehr.
Und da bin ich jetzt. Zum Auszug ende März gab es dann nochmal eine echte Verabschiedung, mit Umarmen, und der Floskel von ihr wenn das alles vorbei ist, möchte ich das wir Freunde sind
Seit dem nur noch technischen Kontakt für Termine und Übergaben etc.
Wie es mir damit geht, sieht man im von 1-10 Thread.
Puh, das war viel, aber es hat gut getan, dass mal aufzuschreiben.
04.05.2021 19:10 •
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