Hallo, liebe Leute! Ich bin seit meiner Trennung von meiner Frau vor 1½ Jahren hier stiller Mitleser und konnte schon viele Impulse abholen. Aber jetzt muss es doch mal raus, und es wird textlich lange werden, auch wenn ich versuche, mich zusammenzureißen . Sorry, ich brauche das als Verarbeitungsprozess, aber ich weiß, dass es immer nette Mitglieder gibt, die alles durchlesen.
Ich bin Konstantin, 40 Jahre alt und war mit meiner Ex 10 Jahre zusammen, davon 2 Jahre verheiratet. Sie war meine erste und bisher einzige Freundin. Passiert ist es im Studium, wir lernten uns dort kennen, weil wir im selben Wohnheim gewohnt haben. Es hat sofort gefunkt und es entwickelte sich eine leidenschaftliche Beziehung. Ich bin ohnehin ziemlich sensibel und nehme alle Gefühle stark wahr, aber es war eine echte Explosion der Glückshormone und ich war monatelang wirklich liebestrunken. Generell bin ich eher schüchtern und zurückhaltend, mit ihr blühte ich jedoch auf und wir erlebten alles von einer Weltreise über romantische Sternennächte im Kornfeld bis hin zu den Standard-Aktivitäten wie Kino, Städtereisen usw.
Sie war in mich vernarrt und ich genauso in sie. Die ersten 3 Jahre waren unglaublich schön, ich würde sagen wirklich 100 von 100 Punkten, ich bin so dankbar, dass ich in meinem Leben erfahren durfte, so sehr geliebt zu werden und lieben zu können. Wir sind zusammengezogen, haben unser eigenes, gemeinsames Leben aufgebaut. Streit gab es sehr selten, auch die folgenden Jahre waren immer noch sehr schön, wenn auch natürlich nicht mehr Wolke 7, aber das ist auch so zu erwarten gewesen.
Ein Reibepunkt war immer, dass sie beruflich extrem (über)ehrgeizig war. So kamen gemeinsame Unternehmungen manchmal etwas zu kurz. Die letzten 3 Jahre vor unserer Trennung waren etwas schwieriger, weil sie in eine andere Stadt gezogen ist, wieder berufsbedingt, um an ihrer Karriere zu basteln. Ich bin nur wenige Wochen später zu ihr gezogen, es war aber schmerzhaft, die gemeinsame erste Wohnung in der schönen Wohngegend zurückzulassen und fortan in einer Großstadt zu leben. Sie blühte dort auf, mochte das rege Leben in der Stadt, ich musste mich erst daran gewöhnen. Zudem hatte sie beruflich großen Erfolg und auch ich fand einen guten Job, der allerdings oft vom Homeoffice aus ging. Das führte dazu, dass ich meist zuhause war und ich sie morgens verabschiedete, wenn sie zur Arbeit fuhr und abends wieder begrüßte. Unser S** und unsere Leidenschaft waren aber immer noch sehr gut und erfüllend, allerdings war sie manchmal etwas gestresst vom Job. Bei mir war das Problem, dass ich in dieser neuen Stadt wenig Anschluss gefunden habe, mich also auf meine Partnerin fixiert habe. Sie war einfach mein Ein und Alles, aber ich habe zumindest probiert, nicht zu klammern.
Wir heirateten und planten die Hochzeitsreise, aber ab der Heirat wurde es immer schwieriger: Sie hat noch mehr Zeit in ihren Job investiert, war unzufrieden, dass sie früh raus musste und ich länger schlafen konnte, die Hochzeitsreise wurde immer wieder verschoben, fand dann mit Verspätung noch statt usw.
Vor 1½ Jahren eröffnete sie mir dann unter Tränen, dass sie sich trennen möchte, da wir uns unterschiedlich entwickelt hätten. Sie sei mir sehr dankbar für alles und möchte freundschaftlich verbunden bleiben und fortan alleine leben, ihr ist die Unabhängigkeit am Wichtigsten. Für mich war es ein Schlag ins Gesicht! Ich kann Menschen eigentlich gut einschätzen, aber wir hatten bis zum letzten Tag (auch S.) eine intensive und oft romantische Beziehung und für mich war es völlig unvorstellbar, dass wir uns trennen.
Bereits kurze Zeit danach zog ich aus, wenige Wochen zu meinen Eltern und dann in eine eigene Wohnung in der Nähe meiner Geburtsstadt. Dort fand ich Arbeit. Sie blieb noch Monate in der alten Wohnung und zog dann auch in eine andere Stadt, weil sie eine noch bessere berufliche Stelle gefunden hatte.
Unser Kontakt besteht darin, dass wir uns alle paar Monate treffen. Ich schreibe häufiger, sie aber sehr selten. Ich weiß von ihr, dass sie keinen anderen Mann hat und auch kein Interesse an einer Beziehung hat, sie möchte sich voll auf den Beruf konzentrieren.
Von Scheidung ist die Rede, aber wir konnten das noch nicht anstoßen, weil wir so wenig Kontakt haben.
Soweit die sachliche Ebene! Jetzt aber zu meinem Innenleben: Ich fühle mich, als hätte man mir das Herz herausgerissen. Seit der Trennung bin ich nicht mehr der alte Konstantin. Sicher, 10 Jahre Beziehung sind für einen 40-jährigen auch eine lange Zeit, aber so wie das abgelaufen ist, ist es für mich von Wunschtraum (Beziehung) zu Alptraum (Trennung). Die ersten Wochen danach existierte ich einfach nur noch. Ihr müsst wissen, sie war mein Lebensmittelpunkt und auch unsere Ansichten stimmten fast 100%ig überein. Wir hatten bis zum Schluss noch fast täglich S**, sie hat bis zum Schluss jeden Tag gesagt, wie sehr sie mich liebt. Und dann kann sie so eine Kehrtwende hinlegen, ich wurde abgelegt, wie ein alter Reifen. Also die ersten Wochen waren der Horror: Ich habe schwere psychosomatische Beschwerden wie Herzrhythmusstörungen, Unruhe, Herzrasen und Schlaflosigkeit bekommen, was ich früher nie hatte. Durch viele Gespräche mit Freunden konnte ich mich wieder fangen und natürlich fühle ich mich nach 1½ Jahren körperlich wieder einigermaßen normal. Aber in meiner Seele ist eine Welt zerbrochen. Ich verdiene gutes Geld und sehe mit grau meliertem Haar (jaja, der Stress etwas älter, aber doch attraktiv aus (behauptet jedenfalls die Damenwelt). Häufig bekomme ich Signale von anderen Damen, aber ich bin einfach nicht bereit dazu.
Ich weiß, dass man dazu neigt, Ex-Beziehungen zu verklären und schön zu reden. Aber zwischen uns war es einfach Magie. Bis etwa 30 hatte ich keine Freundin und auch nur geringes Interesse, aber sie hat mich sofort umgehauen und es hat auch nicht nachgelassen. Ich denke, es ist diese eine besondere Liebe, die sich jeder wünscht. Vor der Trennung haben wir noch über Kinder gesprochen usw.
Das Verrückte ist doch, dass ich auf einmal in einen anderen Alltag geschleudert wurde, in einen Alltag, den ich nicht mochte. Ihr müsst euch mal vorstellen: An Tag X sitze ich zärtlich mit ihr zusammen, wir kaufen zusammen ein, essen, haben S**, schauen einen Film und schlafen zusammen ein und an Tag Y, nur wenige Tage später, sitze ich mit Ende 30 bei meinen Eltern und habe alle Sachen wieder bei mir, gerade so, als hätten meine Ex und unsere Beziehung nicht existiert. Das ist echt krank. Mittlerweile lebe ich einen neuen Alltag in meiner eigenen Wohnung und mit eigenem Job, aber ich funktioniere einfach. Ich bin nicht depressiv geworden und ich versuche mich auch, auf neue Frauen einzulassen, aber ich muss es einfach sagen keine berührt mein Herz. Ich hatte schon Angebote bezüglich ONS, aber es fühlt sich für mich falsch an, denn die Frau muss in meinem Herzen sein. Eine wirklich nette Frau schreibt mir über Whatsapp, aber da ist einfach keine Tiefe da, nichts, wie es mit meiner Ex war, obwohl sie wirklich lieb und nett ist.
Ich glaube, das Schwierige ist, dass ich mich mit meiner Ex noch in einer Hängepartie befinde: Mein sehnlichster Wunsch wäre, wieder mit ihr zusammen zu kommen, einen Alltag wie früher zu führen, aber auch reifer sein dabei: Das Skurrile ist ja gerade, dass ich Trennungsgründe wie das Klammern und beruflich nur mäßigen Erfolg eliminiert habe. Ich würde ihr viel mehr Freiheiten lassen, ich habe viele neue Freunde gefunden (das hat sie früher bemängelt, dass ich zu wenig Freunde habe) und ich habe einen soliden Job. Geld, Aussehen und meine Liebe für sie alles ist da, aber sie sieht es nicht oder will es nicht sehen.
Sie hat wohl den Kontakt zu mir so sehr reduziert, weil es sie auch schmerzt (hat sie gesagt), aber sie sich einfach voll auf den Job konzentrieren will. Von einem guten Freund weiß ich, dass sie tatsächlich alleine wohnt und keinen Neuen am Start hat. Aber dennoch scheinen meine Chancen so vernichtend klein zu sein.
Jetzt sitze ich allein in meiner eigenen Wohnung, es ist sehr ruhig (eigentlich liebe ich Ruhe), aber diese Ruhe ist qualvoll. Es gibt einen Spruch: "Ruhe das größte Glück auf Erden kommt oft nur durch Einsamkeit in das Herz." Und das ist, was ich fühle: Leere und Einsamkeit.
Von meiner Ex kommen auf meine Nachrichten erst nach Tagen bis Wochen (!) Standard-Texte und auch hier gilt der Spruch "wer denkt, dass Worte verletzen können, der hat Schweigen noch nicht erlebt."
Ich habe viel Kontakte zu den Eltern und zu Freunden und neuen Nachbarn, aber alle Unterhaltungen sind so seicht und oft denke ich, lasst mich doch einfach in Ruhe. Mir fehlen diese tiefen Gespräche und die enge Zweisamkeit mit meiner Frau so sehr. Auch wenn es hart klingt: Diese plötzliche Trennung war für mich fast so, wie wenn meine Frau verstorben wäre. Tag 1 noch Intimitäten, Küsse, Lächeln, schöner Alltag; Tag 2 einfach nichts mehr.
Der einzige Trost, den ich habe, ist die Tatsache, dass sie noch lebt, ich noch lebe und wir noch (!) verheiratet sind, sodass wir noch irgendwie auch zwangsläufig Kontakt haben müssen (auch falls Scheidung eingeleitet wird). Aber die Hindernisse scheinen für mich unüberwindbar zu sein. Ich habe so vieles versucht. Ratschläge wie "warte noch ab, eine neue Frau wird dich auch wieder verzaubern" kann ich nicht glauben und in meinem Fall heilt die Zeit die Wunden auch nur sehr sehr langsam. Ich war erst kürzlich in der Stadt und der Straße, wo wir uns das erste Mal getroffen haben. Ich wollte eigentlich dort nur einen Spaziergang machen. Es hat mich emotional so ergriffen, dass ich dort geheult habe wie ein Schlosshund und die Tour abbrechen musste und das als 40jähriger Mann mit grauem Haar oh Mann! Es fühlt sich einfach so falsch an, wie es gelaufen ist, versteht ihr mich? Ich weiß einfach, dass sie nicht nur meine Lebenspartnerin, sondern auch meine Seelenpartnerin ist. Und genau das ist mein größtes Problem: Abgesehen vom Körperlichen hatten wir bis zuletzt eine so tiefe seelische Verbundenheit. Also von allerlei Weltansichten bis hin zu Vorlieben, Vorstellungen usw.
Sie war also nicht nur Partnerin, sondern auch "beste Freundin". Und auch das ist einfach weg.
Ich habe Angst. Angst, dass dieser schöne Traum mit ihr endgültig zu Ende sein könnte. Und Angst, nie mehr so zu lieben, wie ich es damals konnte. Natürlich muss man sagen: Wenn sie nicht mehr will, dann ist es halt so. Aber ich sage das wirklich ohne Angeberei: Ich denke, dass ich für sie der richtige Lebenspartner bin und ich verfluche es, dass sie so sehr für ihren Beruf brennt. Sie zieht sogar die Selbständigkeit der romantischen Zweisamkeit vor. Meine Frage ist jetzt: Wie kann ich den Kontakt zu ihr wieder intensivieren? Sie wohnt in einer anderen Stadt (ca. 100 km entfernt) und ein Telefongespräch ist schon wirklich selten. Bis wir uns treffen, werden wieder Wochen oder Monate vergehen. Ich habe mich ja auch geändert, aber wie kann ich ihr das zeigen, wenn wir so wenig Kontakt haben? Das Verrückte ist: Wenn wir uns treffen, ist sie meist locker und ihr rutscht immer wieder "Schatz" raus, sie versucht es dann zu vermeiden. Das ist natürlich extrem schmerzhaft für mich. Am Telefon ist sie manchmal locker, manchal etwas reservierter. Ich glaube, es macht sie unsicher, mit mir zu reden. Ich hasse diesen jetzigen Zustand.
So, ich wollte das mal loslassen, sonst implodiere ich allmählich
Zwei Herzen, die so füreinander bestimmt sind, sollten wirklich niemals getrennt werden. Lieber Gott, bitte beim nächsten Update diesen Fehler beseitigen, danke!
Bin natürlich auch auf eure Meinungen gespannt. Insbesondere auf Ratschläge, wie ich sie wirklich davon überzeugen könnte, dass ich der Richtige bin. Wie finde ich bei diesem geringen Kontakt wieder Zugang zu ihr? Wenn ich zu forsch bin, zieht sie sich wohl noch mehr zurück. Aber gibt es wirklich keinen Weg, muss ich dem langsamen Erkalten der Liebe zusehen ohne einlenken zu können?
04.11.2021 23:21 •
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