Hallo an Alle,
ich, mitte 40, männlich, vom Beruf Softwareentwickler, seit 13 Jahren verheiratet, haben ein Kind (10 Jahre). Meine Frau ist vollzeitbeschäftigt. Jeder für sich hat ein gutes Einkommen. Kurz nach der Hochzeit zusammen Haus gebaut und auch schon abbezahlt.
Meine Frau hatte 2,5 Jahre lang eine Affäre mit ihrem Arbeitskollegen. Als sie es mir gebeichtet hat war ich geschockt und das ist jetzt ca. 4 Jahre her.
Die ersten Monate waren wie ein Alptraum für mich. Ich stand völlig neben mir und wusste nicht weiter. Sie wollte die Beziehung zu ihrem Kollegen auch erst mal gar nicht beenden, es hat eine Weile gedauert bis sie sich emotional von ihm lösen konnte. Der Ex-Kollege ist ein typischer Blender. Ist selber verheiratet, keine Kinder, betrog seine eigene Ehefrau auch schon vor der Beziehung mit meiner Frau. Das alles wusste meine Frau auch schon vor- und während der Affäre mit Ihm.
Nach der Beichte hatten ich und meine Frau viele Gespräche geführt um die Ursache zu lokalisieren. Zur Beginn der Verarbeitung des Traumas ging ich auch allein zur einer Paartherapeutin. Erst auf Nachfrage der Therapeutin kam meine Frau zur einer Sitzung mit und heulte fast die ganze Stunde durch, danach wollte sie aber nicht mehr hin. Im Gegensatz zu mir, war sie mit der Therapeutin unzufrieden. Selbstverständlich war ich etwas verwundert und hatte ihr dann vorgeschlagen, dass sie eine passendere Paartherapeutin für uns doch suchen könnte. Ich nahm dann noch eine Sitzung bei meiner alten Therapeutin in Anspruch und ging dann auch nicht mehr hin. Bis heute war das auch unsere einzige gemeinsame Sitzung bei einer/m Paartherapeutin/en.
Kurz nachdem meine Frau mir die Affäre gebeichtet hat, nannte sie mir viele Punkte die an mir angeblich nicht stimmten und mich oft mit ihrem Ex-Lover verglichen. Ich schrieb mir damals eine Liste von den von ihr genannten Punkten auf. Diese Liste hat sie aber nach kurzer Zeit vernichtet und gemeint, dass das ein Fehler war. Sie bemängelt an mir nichts, die Affäre mit ihrem Arbeitskollegen ein großer Fehler war und sie es unheimlich bereut.
Aktuell geht es mir besser als noch vor 4 Jahren, nichtdestotrotz kommen ab und zu Erinnerungen an die Gespräche mit meiner Frau hoch, die ich jetzt nochmal analysieren und anderst bewerten würde. Als selbständiger Programmierer arbeite ich hauptsächlich im Homeoffice und wenn ich dann doch mal zum Kunden muss oder auch mal rausgehen/fahren will, möchte meine Frau sofort wissen wo ich war und was ich gemacht habe und wenn ich es ihr nicht genau erzähle dann wird sie schnell eifersüchtig und bekommt schlechte Laune. Hmm, in dem Moment frage ich mich dann immer: Wer war untreu?
Natürlich dachte ich auch schon als Rache an ihr eine eigene Affäre mit einer anderen Frau einzugehen und sobald ich den Gedanken durchspiele bleibt es dann auch dabei. Bin halt nicht der Typ dafür und eher pragmatisch veranlagt. Eine richtige Beziehung ist mir dann doch lieber, da bin ich fast romantisch.
Oft bekomme ich den Eindruck, dass viele ihrer damaligen Aussagen nach der Beichte nicht stimmig sind. Ich versuche es heute nochmal zu verarbeiten und während dieser Zeit verändert sich meine Stimmung was meine Frau sofort merkt. Sie spricht mich dann an und will wissen was mit mir los ist? Ich will es ihr nicht wirklich erzählen, weil ich das Gefühl habe ich drehe mich mit meinen Gedanken um die Zeit während der Affäre und der Verarbeitung danach im Kreis. Ich blockiere also das Gespräch, ihre Stimmung sinkt dementsprechend und ich fange an zu reden und steigere mich in meinem Monolog hinein. Sie meint dann nur, dass ich sie wieder nur als das Monster sehe und das möchte sie nicht. Sie wiederholt ihre Reue, sie wiederholt immer wieder dass sie mich liebt und sie mich nie verlassen würde und es auch nie wollte. Oft weint sie dann und sucht meine körperliche Nähe. Mir tut es in dem Moment auch leid.
Nachdem meine Frau sich von ihrem Ex-Liebhaber nach ein paar Monaten der Beichte emotional trennen konnte versucht sie unsere Beziehung mit schon fast allen Mitteln aufrecht zuerhalten,. Sie sagt immer wieder, dass sie mich über Alles liebt, das hat sie aber auch während der Affäre auch behauptet. Und nun?
Das Vertrauen zu meiner Frau ist nicht mehr gegeben und ich habe nicht das Gefühl, dass ich ihr jemals wieder vertrauen kann und wenn eines der wichtigsten Säulen in einer Partnerschaft fehlt, was nun? Geht sie zur Arbeit oder trifft sie sich mit anderen Typen? Was plant sie noch?
Um sich selbst zu schützen und nicht in den endlosen Gedanken zu versinken sage ich mir oft: ist mir egal was sie treibt und baue eine Mauer auf die immer größer wird. Das hilft der Beziehung auch nicht wirklich aber mir schon und dann doch Haus verkaufen, Scheidung, neue Beziehung?
In Foren, Blocks, Socialmedia etc. lesen und schreiben ist für mich eher lästig und unpersönlich, ich habe es jetzt mal trotzdem gemacht, weil: Es gibt reale Selbsthilfegruppen für Alk., Dro., depressiver Menschen, usw. Wieso gibt es keine anonymen Treffen für Betrogene Ehepartner?
Danke an Alle für eure Zeit
24.08.2023 11:51 •
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