Hallo Ben,
ich weiß nicht, ob ich Dich über dieses Forum noch erreichen kann, aber ich versuch's mal.
Vorab gleich mal Gratulation zu Deinem Mut den richtigen Weg zu gehen und mit dem Lügen und Vorgauckeln aufzuhören. Ich hoffe, Deine Entscheidung hat sich, nach nun fast 2 Jahren, als richtig erwiesen und es ist noch die Liebe Deines Lebens!?
Warum ich mich an Dich wende ist folgende Geschichte (ich versuch die Kurzfassung, kann aber nicht dafür garantieren ):
Ich war knapp 31 und hab meine größte Liebe (große Liebe wäre eine Untertreibung) getroffen, das ist nun über 7 Jahre her. Der Haken: Er verheiratet, 2 Kinder, Unternehmer mit Familienbetrieb, in dem sein Bruder, seine Eltern und natürlich auch seine Frau beschäftigt sind (ist auch heute noch so). Wir hatten ca. 8 Monate eine Affäre, die er seiner Frau nach nur ca. 2 Wochen gebeichtet hat. Er ist damals nach recht kurzer Zeit zeitweilig ausgezogen um sich darüber klarzuwerden, ob er seine Frau verlässt und damit seiner Familie den Boden unter den Füßen wegreisst oder nicht. In dieser Zeit haben wir uns oft getroffen und es entwickelte sich zur schönsten Zeit meines Lebens. Klar, wir hatten massive Probleme, nicht wegen der Zahnpastatube oder des Klodeckels, sondern Scheidung oder nicht. Ich habe ihn in dieser Zeit oft genug zu seiner Frau zurück geschickt, weil ich nicht die Verantwortung für das Zerstören der Ehe bzw. das Zerreissen der Familie samt Betrieb mitverantwortlich sein wollte. Er ist jedes Mal zu mir zurück gekommen, weil ihn die Trennung von mir innerlich zerrissen hat. Kurzum, wir waren beide zerrissen, bis er nach 8 Monaten seine definitive Entscheidung getroffen hat: Er verlässt seine Frau nicht. Die Trennung war sehr respektvoll, wie auch der komplette Umgang zwischen uns.
Die letzten 7 Jahre verliefen dann so, dass er mich an meinem Geburtstag anrief, ich ihn an seinem und sonst hatten wir kaum Kontakt. Wir leben 300 km von einander entfernt, was ein zufälliges über den Weg laufen eher unmöglich macht, doch ich hatte ihn in diesem Sommer um ein Treffen gebeten, weil ich ihm etwas zu sagen hatte, das ich ihm persönlich sagen wollte. Er willigte ein und wir trafen uns. Das erste Wiedersehen war so, als wären wir die letzten 7 Jahre eng miteinander befreundet gewesen; er nahm mich in den Arm, drückte mich, gab mir ein Bussi auf den Mund, womit ich so gar nicht gerechnet hatte. Ich sagte ihm, dass ich es zum einen ganz toll finde, dass er damals in mein Leben getreten sei, weil ich schon dachte, das, wonach ich suchte würde es ohnedies nicht geben und da stand er plötzlich und definierte meinen Begriff für Liebe neu - wobei auch ich seinen. Zum anderen hätte er aber die Messlatte dermaßen hoch gesteckt, dass sie seither keiner mehr zu erreichen vermochte und das würde mir schwer zu schaffen machen. Dabei fing er zu zittern an, wollte es verbergen, ich zitterte danach genauso, hatte aber nicht den Mut ihn darauf anzusprechen. Wie auch immer, wir verbrachten noch einige nette Stunden, lagen auf einer Picknickdecke, ich in seinen Armen, unsere Finger ineinander verschlungen und wir sprachen über alles, worüber wir sonst auch so sprachen bzw. damals als Paar gesprochen hatten. Er brachte mich zu meinem Auto, wieder wurde ich gedrückt, wieder Bussi auf den Mund und ich fuhr weg, verwirrt, aus der Bahn geworfen und 10 min später im Auto völlig aufgelöst.
Nach 7 Jahren, wie kann das sein, das gibt's doch nicht! Dazu muss ich sagen, dass unsere Beziehung nicht von dieser Welt war. Wir waren/sind immer noch seelenverwandt, haben eine Bindung, die wohl nie abreissen wird, verstanden uns von der ersten Sekunde an blind, obwohl wir uns nicht kannten, ich träumte sogar Dinge von ihm, die sich einige Tage später erfüllten (ist mir weder vor ihm noch nach ihm je wieder passiert). Er und ich waren einfach was völlig anderes, und bei dieser einzigartigen Erfahrung ist es bis heute geblieben und nicht weil ich ihn auf ein Podest hebe, mir etwas einbilde, mich nur in Männer verlieben kann, die nicht zu haben sind (er ist und war der einzige verheiratete oder vergebene in meinen 38 Jahren).
Seit Monaten versuche ich dieses Treffen mit ihm zu verdrängen, doch es pop. immer wieder auf. Das Totgeglaubte in mir, wie auch in ihm, ist nach 7 Jahren immer noch ein Thema (bei jedem anderen Verflossenen ist die Sache gegessen!). Wir haben seit unserem Treffen keinerlei Kontakt (keiner der Geburtstage lag dazwischen), obwohl er letztens beruflich in meiner Heimatstadt sein sollte und sich melden wollte. Wir haben, da wir uns immer blind verstanden haben, Angst vor einer erneuten Begegnung, das fühle ich und ich habe immer gefühlt, was in ihm vorging und wurde darin IMMER von ihm bestätigt. Nun sitze ich da und stehe erstmalig nicht mehr zu meiner damaligen Überzeugung am Zerbrechen seiner Ehe nicht beteiligt sein zu wollen und weiß beileibe nicht, ob ich nicht doch noch um kämpfen soll, denn wir wären wirklich eine außergewöhnliche Verbindung.
Unser Treffen hat ihn mindestens genauso aufgewühlt wie mich, doch aus Respekt, falscher Rücksichtnahme auf seine Frau, das schlechte Gewissen von damals, als er sie mit mir betrogen hat, würde er das Trennungsszenario nicht wiederholen und schon gar nicht, wenn ich keine klaren Zeichen setze und um ihn kämpfe (was ich nie getan habe, weil ich ihn so frei wie möglich entscheiden lassen wollte). Und nun, Ben, zu meinem eigentlichen Anliegen, weil Du ähnlich zerissen gewesen sein musst wie er: würde es bei Dir noch Sinn machen, wenn Deine große Liebe nach 7 Jahren erstmalig um Dich kämpft oder würdest Du Dich bedrängt fühlen, wärst Du verwirrt, würdest Du ihr die Türe vor der Nase zuknallen? Wie tickt ein Mann in so einer Lage? Ich bin vollkommen unentschlossen, weil ich mir immer wieder sage: Kämpfen, liebe Diana, hättest du vor 7 Jahren sollen, jetzt ist es zu spät.
Würde mich über eine Antwort sehr freuen bzw. von jedem anderen Mann, der diese Situation kennt und mir eine neue Perspektive auf meine Lage eröffnen kann.
Herzlichen Dank,
Diana
04.11.2013 00:13 •
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