Hallo Wombel,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Mir ging es immer wieder so wie Dir heute. Meine Beziehung hielt 18 Jahre bevor sie wegen einer Affaire von heute auf morgen und sehr unfair beendet wurde. Mir ging es die ersten Monate sehr schlecht, habe zwar funktioniert, war aber wie im Schockzustand. Ich habe viele Dinge auch die unfassbaren Abwertungen nur scheibchenweise realisieren können. Meine Freundinnen haben mich zum Glück immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Ich habe mich lange daran festgehalten, dass unsere Beziehung doch eigentlich gut gewesen sei etc.. Trotzdem musste ich langsam begreifen, dass ein anderer Mensch vor mir war. Ein Mensch den ich davor vermutlich nie wahrnehmen wollte.
Heute sind 10 Monate vorbei und damit auch das schlimmste Jahr in meinem bisherigen Leben und das ist schon über 50 Jahre alt. Seit 4 Wochen geht es mir deutlich besser, davor war es ein ewiges Auf und Ab. Stimmungsschwankungen ohne Ende, die ich eigentlich gar nicht von mir kenne. Ich wusste auch gar nicht wie viel ich weinen kann - und hätte gut drauf verzichten können das je zu erfahren. Jahrestage/Feiertage - der Horror - dabei waren die mir immer recht egal.
Mit den gesammelten Abwertungen, Anfeindungen und der Missachtung die mir entgegenschlug, musste ich erst einmal fertig werden. Darunter mich selbst wieder entdecken, meine Kraft, meine Stärke und meinen Humor. Am Anfang habe ich das alles ernst und als Wahrheit genommen und mich damit sehr, sehr schlecht gefühlt. Mittlerweile glaube ich, dass die, die sich trennen ihre Schuldgefühle nicht aushalten wollen oder können und für sich selbst eine Rechtfertigung dafür suchen, auf diese Art aus einer Beziehung auszusteigen. Weil sie sich dies vielleicht selbst nicht zugetraut hätten, weil sie es nicht anders können, weil sie vielleicht einfach feige sind. Sie müssen sich den Expartner regelrecht schlecht denken und abwerten, um selbst gehen zu können und ihr Spiegelbild zu ertragen.
Ich bin belogen und betrogen worden und habe so manch unfassbare Sachen lange einfach nicht begreifen wollen und können. Mittlerweile weiß ich, dass es ihr Weg ist. Meiner ist ein anderer. Ich trauere auch um unsere gemeinsamen Jahre, die Perspektiven die zumindest ich für uns hatte, viele schöne Erinnerungen, viele Dinge die wir miteinander bewältigt haben, ich hatte und habe (leider) immer noch manchmal große Sehnsucht nach ihr. Ich muss mich von all diesen Dingen verabschieden. Das hat sehr weh getan, aber ich kann es nicht anders. Und sie wahrscheinlich auch nicht - sie ist einfach zur Nächsten gegangen.
Wombel lass Dir Zeit, die wirst Du brauchen. Als mir das meine Freundinnen predigten habe ich innerlich immer gedacht.....ist doch schon lange her...aber was sind ein paar Wochen gegen fast 2 Jahrzehnte Gemeinsamkeit. Nimm Dir die Zeit, es wird wirklich besser. Bei mir ging es langsam und mit vielen Kurven, aber es ging. Ich habe viel geweint, viele neue Dinge angefangen, neue Menschen kennengelernt und mich auch von einigen verabschiedet, tagelang im Haus verbracht und keine Lust gehabt rauszugehen, dann wieder hektisch Termine vereinbart. Monatelang hat mich das nur von Jetzt auf Gleich getragen. Kaum Zuhause war nichts übrig davon. Heute kann ich freie Tage wieder genießen. Ich habe gelernt ,es nützt nichts schneller sein zu wollen. Ich habe so reagiert wie ich reagieren konnte, ich habe das Beste versucht und habe meine Lektion gelernt. Ich bin dabei mich wieder zu finden mit all meinen guten Eigenschaften. Dazu brauchte ich Freundinnen, aber auch Bekannte mit denen ich meine Erfahrungen teilen konnte und Zeit. Ich weiß heute immer noch nicht, ob es mir morgen wieder so gut wie heute gehen wird. Ich weiß aber es wird auf jeden Fall bald wieder besser.
Wombel Du hörst dich nach jemand an, der sich viele Gedanken macht. Du machst sicherlich das was Du leisten kannst und das ist toll. Such dir Unterstützung vielleicht auch ein Coaching. Schritt für Schritt
Alles Gute