Zitat von wombel:Ja das seh ich ein. Aber ich habe das Gefühl, je länger es dauert desto mehr klafft die Schere zwischen uns. Ich denke mal das ich mich in den vergangenen 3 Monaten persönlich weiter entwickelt habe. Gerade auf Bezug, Haushalt, unsere Tochter, und die langjährige Beziehung analysiert. Ich weiß was auch ich falsch gemacht habe. Was ich jetzt besser mache und auch wirklich verinnerlicht habe. Unser familiäres Umfeld würde sich auch wünschen es wäre wieder normal . Gleichzeitig sagt ihre Schwester und Patenkind (20 Jahre jung) , das meine Ex momentan sich immernoch verhält wie ein Teenager. Sie freut sich über eine eigene Wohnung etc. Macht sich selbst froh mit Sprüchen: hoffentlich will der Vermieter nichts von mir! . Die glaubt wirklich, im Moment wollen alle Männer was von ihr.
Ich steh da und kann nur den Kopf schütteln und mach mir die größten Sorgen!
Lieber Wombel,
das Gefühl mit der immer weiter klaffenden Schere, das kenne ich auch. Am Anfang hat es mich sehr umgetrieben. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, was ich dagegen tun kann. Wie ich mich am besten aufstelle und ich hatte das Gefühl dabei unter Zeitdruck zu stehen.
Ein wichtiger Schritt zum Loslassen war, diesen Zeitdruck loszuwerden. Zu verstehen, dass es jetzt gar nicht mehr auf eine schnelle Reaktion ankommt und ich alle Zeit der Welt habe. Weil etwas, was zerbrochen ist, bereits zerbrochen ist. Und an dem Umstand kann ich mit noch soviel Stress nichts mehr ändern.
Ich hätte meinen Ex auch lange nach der Trennung noch zurück genommen. Inzwischen sind wir beide auf unseren eigenen Wegen ein langes Stück weiter gereist. Ich habe mich sehr verändert. Ich sehe inzwischen keine Brücke mehr, über die wir nocheinmal zueinander kommen könnten.
Und so sehr mich das immer noch schmerzt, ist es doch im Nachhinein richtig.
Mir war es nicht bestimmt, gemeinsam mit einem Partner durch diese Lebenskrise zu gehen. Gemeinsam dafür zu kämpfen, dass unser Traum von der Zweisamkeit bis ins hohe Alter in Erfüllung geht. Um das zu erleben, habe ich mir einfach den falschen Partner ausgesucht.
Ich hatte mir einen Partner ausgesucht, der in sich eine tiefe innere Leere trägt. In den Jahren des Aufbaus, wenn es voran ging und wir Erfolge hatten, hat er diese Leere nicht verspürt. Aber als wir es geschafft hatten, da war sie wieder da und er war zunehmend unzufrieden mit unserem Leben. Er hat versucht, seine Unzufriedenheit zu unterdrücken. Es ist ihm nicht gelungen.
Die Trennung war für ihn wie ein Rausch. Ein grosser Befreiungsschlag. Inzwischen ist dieser Rausch verflogen. Die Leere und die Unzufriedenheit sind geblieben. Er sieht, dass er es ist, der beides in sich trägt. Aber das Wissen darum bringt ihn nicht zurück. Wie auch. Wir wissen ja beide, dass eine Beziehung zwischen uns diese Leere in ihm nicht dauerhaft zu füllen vermag. Keine Beziehung kann das. Ich kann nichts für ihn tun. So bitter das auch ist.
Ich kann nur etwas für mich tun und das ist die Aufgabe, vor die diese Trennung mich stellt.
Dass ich mir einen Partner gesucht habe, der so drauf ist, das sagt viel über mich selber aus. Natürlich wusste ich damals nicht, was kommt und natürlich war mir nichts davon auch nur ansatzweise bewusst. Ich verstehe jedoch heute, dass ich selber eine Leere in mir trage. Aber anders damit umgehe. Es war schön, jemanden in meinem Leben zu haben, der mich gebraucht hat. Aber es war auch eine permanente Ablenkung von mir selber.
Diese Ablenkung will ich nicht mehr. Deshalb würde ich ihn heute nicht mehr zurück nehmen. Auch wenn mir die Vorstellung, dass wir einander verloren haben, immer noch weh tut. Und ich das Gefühl habe, dass diese Erfahrung mein Leben mit einer dauerhaften, tiefen Melodie in Moll unterlegt. Es ist besser, diese Melodie zu fühlen, als wieder in ein Leben zu gehen, indem ich Teile vor mir ausblende.
Nun habe ich das alles aufgeschrieben, was mir durch den Kopf ging, als ich Deine Worte las. Ich weiss nicht, ob Du irgendetwas davon hilfreich finden wirst.
Vielleicht dies: Der furchtbare Schmerz und die tiefe Trauer verwandeln sich im Laufe der Verarbeitung immer mehr in Melancholie. Ich habe es lange gefürchtet, dass es so kommt. Doch jetzt, wo ich an diesem Punkt stehe, vor dem ich solche Furcht hatte, stelle ich fest, dass sich dieses besser anfühlt. Ich hoffe, dass auch die Melancholie langsam verblassen wird und immer mehr Raum gibt für die fröhlichen Noten und für ein neues Lied.
Ich weiss, dass es so kommen wird und ich weiss, auch in Deinem Leben wird es neue Melodien geben. Auch wenn Du Dich jetzt noch sehr weit davon entfernt fühlst.
Liebe Grüsse