@Markus und Martin,
mal ein ganz anderer Ansatz:
Warum gebt ihr euren Exen so viel Macht und Bedeutung?
Was die Alte tut oder lässt kann doch niemals euch als Vater eurer Kinder in Frage stellen und sollte euch bestenfalls gar nicht mehr beeinflussen können!
Auch diese Bezeichnung ausgetauscht werden kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Vielleicht bin ich zu selbstverliebt, aber mich kann weder ein Arbeitgeber noch ein Partner austauschen. Dafür bin ich zu einzigartig (und ihr auch). Man kann mich allenfalls ersetzen (und dann auch nur schlecht, da ich ja weiß, was ich in Job, Familie, anderen Funktionen zu leisten imstande bin).
Und spätestens als Elternteil bin ich absolut unersetzlich.
Indem ihr euch und andere als ausgetauscht bezeichnet, setzt ihr den Wert der Person herunter. Und dafür gibt es meines Erachtens keinen Grund. Man wird ja nicht zu einem schlechteren oder unwichtigerem Vater, nur weil die Mutter mit jemand anderem lebt.
Du, Markus, bist der Vater Deiner Kinder. Da kann sich Deine Alte auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln oder Brad Pitt an den Frühstückstisch setzen, da ändert sie genau gar nichts dran.
Als Vater bist Du nicht ersetzbar.
Für mich sieht die Situation von außen betrachtet so aus, dass Deine Ex ihren neuen Partner zu Terminen mitnimmt, bei denen sie als Mutter ganz natürlich anwesend ist. Seine Funktion dort ist als Begleiter/Lebensgefährte der Mutter, nicht mehr und nicht weniger.
Ich würde mir überlegen, was ich normalerweise als Elternteil zu den Feiern jeweils beigetragen hätte.
Also z.B. die Einschulungstüte mit dem Kind basteln und dann als Überraschung befüllen. Oder ein bedeutungsvolles Geschenk zur Abschlussfeier besorgen.
(Mein Vater stand nach meiner letzten bestandenen Prüfung mit einer Aktentasche, die ich mir nie selbst gekauft hätte, vor dem Prüfungsgebäude. Rate mal, welche Tasche ich heute, mehrere Jahrzehnte später, zu wichtigen Terminen mitnehme.)
Oder z.B. mit dem Kind die Klamotten für den Abschlussball besorgen. Und auf jeden Fall zur Abschlussfeier und zur Einschulung gehen und dort Fotos machen und dem Kind zur Seite stehen und mich schon mal mit den anderen Eltern vernetzen oder die Freunde der großen Kids besser kennen lernen.
Und dann würde ich genau das auch jetzt tun, weil es mir mein Stolz verbieten würde, mir von den Liebeleien meiner Ex meine Vaterrolle beeinflussen zu lassen.
Und ja, selbstverständlich sitzt Du dann in der Aula neben Deiner Erstklässlerin in der Stuhlreihe. Die Mutter sitzt dann vermutlich auf der anderen Seite des Kindes. Und wo der Next sitzt, kann Dir komplett egal sein.
Deine Ex kann Dich als ihr Partner ersetzen. Aber Dich als Vater ersetzen kann sie nicht. Diese Macht hat sie gar nicht. Diese Macht kannst nur DU ihr geben, indem Du Dich (freiwillig) zurück ziehst.
Und aus meiner Sicht geben Eltern immer den Ton in der Eltern-Kind Beziehung an. Ob 6 Jahre oder 16 oder 26, mein Kind bleibt mein Kind. Und ich als Elternteil gestalte unsere Beziehung, stelle Nähe her, verdiene mir Vertrauen, begleite und gestalte eine Atmosphäre und Verbindung, in der die Kinder zu mir kommen können und gerne bei mir sind. Schön, wenn man das als Elternpaar gemeinsam gegenüber dem Kind gestaltet. Aber wenn das andere Elternteil nicht will, muss ich das eben selbst tun.
Der 6jährigen lasse ich gar keine Wahl bei Familienfeiern, weil sie diese Verantwortung noch nicht tragen kann. Einem 16jährigen Jugendlichen gebe ich Mitspracherechte. Und die Entscheidung eines erwachsenen Kindes respektiere ich. Aber die Verantwortung für die Beziehung, die ich mit meinem (auch erwachsenen) Kind etabliere, trage ich ganz allein.
Und ja, diese Beziehung kann durch äußere Umstände (z.B. meine Arbeitszeiten oder die Beziehung zum anderen Elternteil) belastet werden. Niemals aber würde ich äußeren Umständen die Priorität oder eben Macht geben, meine Beziehung zu meinem Kind nachhaltig zu gefährden.
Braucht mein Kind mich stets nachmittags und mein Job bindet mich bis abends, dann wird der Job gewechselt. Lädt mein Kind mich zu einem Event ein und die Kindsmutter versucht mir das zu vermiesen, blende ich die Alte aus. Diese Entscheidungen zu Gunsten meines Kindes zu treffen ist meine Verantwortung.
Mal eine proaktive Idee zur Einschulung: Haben die älteren Kids da schulfrei/ausbildungsfrei/arbeitsfrei oder können sich für den Vormittag befreien lassen?
Dann würde ich als Überraschung für die Kleine da mit den Großen hingehen und die darin unterstützen, der Kleinen auch ein tolles Geschenk zu machen, das sie jeden Tag an die Geschwister erinnert z.B. den alten Zirkel vom Großen (auch wenn sie den die nächsten 3 Jahre noch nicht braucht) oder einen Regenschirm in den Lieblingsfarben. Etwas, das sie jeden Tag daran erinnert, dass ihre Familie bei ihr ist und an sie denkt.
Dann sitzt nicht Du als 5. Rad am Wagen bei der Einschulung, sondern neben Deinen Kindern (wo Du als Vater auch hingehörst).
Und wenn die großen Kinder nicht mitkommen können, dann spricht Oma, Opa, Onkel oder Tante an. Du kannst diese Events genauso gestalten und zu etwas Besonderem machen wie es Deine Ex kann. Ich würde ihr hier nicht das Feld überlassen und mir diese schönen Erinnerungen von ihr vermiesen lassen. Denn wenn Du da eine Lücke lässt, wird die Ex diese natürlich mit dem Next füllen. Es liegt also in Deiner(!) Hand, ob auf dem Familienfoto zur Einschulung Deiner Jüngsten Du oder der Next zu sehen ist.
In vielen (intakten) Familien überlassen die Väter den Müttern alles Organisatorische (Kuchen backen, Geburtstage erinnern und gestalten, sich mit anderen Eltern vernetzen etc) und sind dann nach einer (insbesondere räumlichen) Trennung von diesem Teil des Lebens ihrer Kinder abgeschnitten. Aber auch wenn Du vielleicht bislang all diese Dinge Deiner Ex überlassen hast, muss das ja jetzt nicht so bleiben.
Sie hatte vielleicht bislang Zugang zu Deinem Konto und musste sich daher nicht um ihre Finanzen kümmern. Das hat sich nun geändert und sie muss selber zusehen, wie sie klar kommt.
Und Du hattest bislang Zugang zu ihrer Familienarbeitsleistung und musstest Dich daher um vieles nicht kümmern. Und das ist jetzt eben nicht mehr so. Aber nichts hindert Dich daran, Dich jetzt selbst zu kümmern und die Telefonnummern der anderen Eltern selbst zu notieren, die Familienfeiern mitzugestalten oder selbst auszurichten, die Schuhgrößen Deiner Kinder (um ein beliebtes Beispiel zu nennen) selbst zu kennen. Dann erledigst Du die Familienarbeit für Deine Kinder eben jetzt selbst. Klar, das ist anstrengend und am Anfang auch schmerzhaft, weil es Dich daran erinnert, was Du verloren hast. Und es ist unfair, dass der Next jetzt über den Zugang zu Deiner Ex von ihrer Familienarbeit profitiert, ohne sich selbst groß anstrengen zu müssen. Aber Du bist nicht auf Deine Ex angewiesen und kannst das auch selbst schaffen.
Lass Dir in jedem Fall Kopien aller Schulmitteilungen der Kleinen zuschicken (dann muss Dich künftig niemand mehr zusätzlich einladen), sprich die Klassenlehrerin an und sei in allen Elternverteilern (WA-Gruppen) drin, damit Du als aktives Elternteil am Leben der Kleinen teilnimmst und nicht auf das (nicht mehr vorhandene) Wohlwollen Deiner Ex angewiesen bist.
Und mit den Großen würde ich jeweils einzeln einen jour fixe außerhalb der Wohnungen vereinbaren.
Triff Dich z.B. jeden Donnerstgabend mit dem einen Kind zum Joggen und jeden Sonntagvormittag mit dem anderen Kind in einem Café zum brunchen o.ä. Und dann ziehst Du das durch, bis die 50 Jahre alt sind. Und wohnt ihr nicht am gleichen Ort, macht ihr das über Zoom und Du kommst 1x im Jahr zum Kind, um zu Joggen oder zu brunchen.
Bei diesem festen Termin mit der immer gleichen, reizarmen Aktivität plaudert ihr über dies und das. Damit gibst Du den Kids eine Plattform mit ihren Themen zu Dir zu kommen und bleibst nah an ihnen dran. Solche Termine habe ich auch mit meinem Vater (per Telefon) und mit meinen Kids, obwohl wir zusammen wohnen. Damit man sich im Alltag nicht verliert und regelmäßig einen schönen gemeinsamen Moment hat, an dem man sich ausschließlich auf den anderen konzentriert. Selbst wenn meine Kids sauer auf mich sind, wird dieser Termin eingehalten. Dann schweigt man sich eben an oder redet über das Wetter oder das Kind erzählt mir, wie toll doch die Eltern seines Kumpels sind (um in unserem Streit nochmal nachzusetzen). Trotzdem ist das gemeinsame Zeit, die unsere Bindung stärkt und einen verlässlichen Anlaufpunkt für das Kind bietet, mit Themen zu mir zu kommen, falls es das möchte.
Lass Dich nicht ausbooten, sondern nimm Deine Vaterrolle aktiv in die Hand und sei der Vater, der DU Deinen Kinder sein willst.
05.06.2024 03:10 •
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