@minna
@evita
Wir sind beide Studenten und haben den Entschluss gefasst, nicht bis zum Ende des Studiums mit dem Kinderkriegen zu warten. Für uns ist es wichtig, früh damit anzufangen, weil wir nicht nur den deutschen Durchschnitt von 1,3 sondern mind. 4 Kinder wollten.
Ohne Kinder hatten wir zwar weniger finanzielle Probleme, und auch mehr Zeit, trotz des Studiums, füreinander.
Mit dem ersten Schwangerschaft und dem Kind hatten wir auch immer weniger Zeit füreinander, alles kostet nun mal Zeit und Energie. Das wurde mit jedem Kind natürlich schlimmer, wir wurden auch routinierter, trotzdem schwand unsere Paarzeit.
Mit dem 3. Kind kam dann das Finale. Meine Frau war inklusive Studium + Weiterbildungen sehr stark beansprucht, so dass ich abends immer auf den Kleinsten aufpasste, während sie kaputt ins Bett ging. So lebten wir uns auseinander. Sie tagsüber, ich nachts.
Ich begann aus Kommunikationsmangel, Mangel an emotionaler Nähe, das Gefühl ungeliebt zu sein, mit Frauen zu chatten. Ich fand eine besonders interessant, weil sie so unbeschwert war, Single, frei, spontan etc. Unterhalten konnte ich mich mit ihr über viele Dinge, die ich mit meiner Frau nicht konnte, weil sie nicht das Interesse dafür zeigte, z.B. Horrorfilme. Ihre Eigenschaften färbten auf mich ab und wir chatteten bis manchmal 3:00 nachts. 6:00 aufstehen mit kaum Schlaf hinterlassen deutliche Spuren. Ich war mürrisch, übellaunig, aggressiv, reizbar, faul, verantwortungslos, anti-familiär, beleidigend. Zusehens veränderte ich mein Aussehen: Hippster-Frisur, ich als 37 Jähriger, wollte wieder so sein wie damals als ich 20 war. Mein Charakter zeigte Züge eines Aufreißer-A....lochs. Meine Kinder verstanden mich nicht mehr. Meine Frau war fassungslos ohnmächtig gegenüber meinem neuen Ich.
Jemand der so viel Wert auf Liebe, Fürsorge, Familie, Toleranz, Offenheit und Herzenswärme legt, versteht die Welt, bzw. mich nicht mehr. Sie hat viel Kraft und Liebe investiert, mich zur Vernunft zu bringen und diese Kraft und die Liebe ging ihr aus.
Wenige Monate später kam mein Rückwandel, zu spät leider. Ich war fast wieder der Alte, aber sie war innerlich schon getrennt, hatte aber noch die Hoffnung dass wir es wieder hinbekommen. Ich hatte positive Energie getankt und wollte ihre Batterie damit aufladen. Zeitweise hat es gut funktioniert, aber innerlich schmerzten die Wunden und sie verliebte sich in jemanden der sie nicht verletzt hatte. Es kam wieder was sie vermisst und gesucht hatte: Kribbeln im Bauch, Schmetterlinge, Herzrasen. Er traf genau den wunden Punkt: Aufopfern für Ehe und Familie. Wie es weitergeht wissen wir nicht. Wir sind zwar getrennt, aber solange ich noch im Dunkel des Lebens noch ein winziges Fünkchen Hoffnung sehe, kämpfe ich und werfe nicht die Flinte ins Korn.
Es wäre anders, wenn wir uns nicht leiden könnten, oder sogar hassen. Der Schritt zu gehen, wäre leichter, aber wir sind keine Charaktere die mit schlechten Gefühlen Menschen zurücklassen. Das färbt auch auf die Kinder ab und das wollen wir nicht.
@gast c: ich stülpe ihr gar nix über. Wir beide haben die Krise heraufbeschworen, ohne es zu merken. Ich bin aber derjenige, der den Stein ins Rollen gebracht hat.
26.07.2015 11:42 •
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