Was wie eine Romanze begann, mündet nun in eine Katastrophe. Meine Frau und ich haben uns vor 14 Jahren kennengelernt. Damals war sie 21 und ich 35. Nach aussen hin ein ungemein fröhliches Wesen, doch schon damals wurde sehr schnell klar, dass sie überhaupt kein Selbstwertgefühl besitzt. Schnell offenbarte sie mir, dass sie an Bulimie leiden würde. An Depressionen dachte ich damals noch nicht, hätte es aber müssen, dann wäre vielleicht alles anders gekommen.
Die ersten Jahre waren trotzdem schön, da sie nur phasenweise ihre Anfälle hatte bzw. sie auch vor mir verbergen konnte. Sie war sehr anhänglich und hat mir jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, obwohl ich sie immer wieder ermuntert habe ihre Bedürfnisse zu äußern. Heute weiß ich - und das hat sie auch gesagt - sie habe immer still für sich Kompromisse geschlossen, um nicht mit Liebesentzug gestraft zu werden. Ein Kindheitsmuster, dass sie in unsere Ehe mitgebracht hat. In einem Beitrag über Töchter narzisstischer Mütter habe ich folgendes Selbstverständnis gelesen, das fast wortgleich von meiner Frau verwendet wurde:
„Wenn ich ganz ich selbst bin und mich mit all dem zeige werde ich abgelehnt. Um geliebt zu werden, muss ich in einer bestimmten Art und Weise funktionieren. Irgendwie reicht das was ich bin nicht aus, um geliebt zu werden. Ich muss mich verstellen und verbiegen und ganz viel dafür tun, um geliebt zu werden und kann mir trotzdem nie sicher sein, ob ich jetzt so richtig bin. Wahrscheinlich bin ich so wie ich bin der Liebe nicht wert!“.
Dieses Muster hat sich durch unsere Ehe gezogen, aber auch durch ihren Beruf. 2001 haben wir geheiratet und unser Sohn wurde geboren. Mit den Jahren wurde sie beruflich erfolgreich. Sie ist eine relativ bekannte TV-Moderatorin. Um ihr den Rücken zu stärken und um unseren Sohn die ersten Schuljahre zu erleichtern, habe ich 2009 meinen Job als TV-Redakteur aufgegeben.
Dieser Rollenwechsel hat leider nicht funktioniert, denn sie ist mit der Verantwortung nicht zu Rande gekommen. Hinzu kommt, dass ich einen eklatanten Fehler begangenen habe. Ich habe mit spekulativen Geschäften viel Geld verloren. Ihre Eltern haben sie damals aufgefordert, sich von mir zu trennen und damit einen ungeheuren Loyalitätskonflikt ausgelöst, der bei meiner Frau zu massiven Depressionen führte, die immer schlimmer geworden sind und 2010 auch dazu geführt haben, dass meine Frau mich mit einem Kollegen von ihr betrogen hat. Das habe ich 2011 erfahren, wir haben uns ausgesprochen, haben eine Paartherapie begonnen, aber leider bei ihrem psycholgischen Berater, der sie schon kannte und mich nicht. Zu ihm habe ich aus verschiedenen Gründen heute kein Vertrauen mehr.
Seit Anfang 2012 wurde unser Leben zur Hölle. Fast jeden Tag hat sie geweint, dann sind autoaggressive Verhaltensweisen aufgetreten ( Kopf an die Wand hauen, Arme aufritzen ) und trotzdem immer wieder betont, dass sie nach einem gemeinsamen Weg für uns beide sucht. Ich bin inzwischen in eine Co-Abhängigkeit geraten, weil mir die Ausweglosigkeit immer bewusster wurde, denn sie hat sich partout geweigert an ihrem Muster zu arbeiten. Im Gegenteil, sie hat gesagt, dass dieses Muster für sie lebensnotwendig sei. Es sei für sie eine Frage zwischen Leben und Tod. Vor knapp acht Wochen hat sie mir dann eröffnet, dass sie sich von mir trennen werde. Was ich heute weiß ist, dass sie eine Beziehung mit einem Kollegen in der Senderzentrale hat, die 600 km von uns liegt. Auch er ist verheiratet hat, seine Frau arbeitet ebenfalls bei dem Sender und er hat zwei Kinder ( 18 und 15 ). Zudem ist er quasi einer der direkten Vorgesetzten meiner Frau mit Personalverantwortung.
Abgesehen davon, dass sie mir den Teppich unter den Füssen wegzieht ( ich habe nichts, keinen Job und keine Wohnung ), sie zerstört momentan zwei Familien. Unsere, denn unser Sohn leidet still vor sich hin und vertieft sich in Wii, ipod, TV und Computer, mich auch, denn ich habe all die 14 Jahre wie eine eins hinter ihr gestanden und habe meinen Job und damit auch mein Netzwerk aufgegeben und das aus tiefer Liebe zu ihr. Sie zerstört eine andere Familie, die Frau des anderen ist 50 und ich vermute mal, dass es ihr ähnlich geht wie mir. Die Kinder mögen zwar aus dem gröbsten heraus zu sein, sie werden aber geschockt über das Verhalten ihres Vaters sein, der nach zwanzig Jahren Ehe seine Frau gegen eine jünge austauscht. Aber meine Frau zerstört auch ihre Karriere, denn sie wird künftig, wenn es bekannt wird, immer über ihn definiert werden, weil er mitverantwortlich ist für die Besetzung von Positionen.
Sie flüchtet momentan in eine Beziehung, weil sie in ihrer selektiven Wahrnehmung all die 14 Jahre nur das Schlechte sieht und nicht die vielen kleinen guten Dinge, die am Ende das große Bild ergeben. Sobald ihr rosaroter Schleier von den Augen fällt oder sie berufliche Hindernisse erfährt, wird sie wieder von Selbstzweifeln überfallen werden und sie wird zusammenbrechen. Und das wäre die Katastrophe schlechthin. Sicher, das ist mehe Wahrnehmung, aber sie wird in meinem Umfeld geteilt, die uns, aber auch die Mechanismen im Berufsumfeld kennen. Mir geht es absolut schlecht, wir wohnen noch zusammen, wenn sie nicht gerade dienstlich unterwegs ist. Wir finden keine adäqaute Wohnung, weil sie in der Nähe liegen soll, damit ich weiter unseren Sohn betreuen kann, wenn sie unterwegs ist. Ich finde keinen Job, denn mit 51 in den Journalismus alter Schule zurückzukehren ist fast unmöglich, weil überall gespart wird und viele Jobs, die früher von ausgebildeten Redakteuren gemacht wurden, heute von Praktikanten oder billigen und willigen Jungredakteuren erledigt wird.
Und unser Sohn? Der leidet still, weil er uns beide liebt, trotzdem aber auf Mama fixiert ist. Er will nicht, dass wir uns trennen und die Trennung wird Schaden an seiner Seele nehmen. Die Situation ist vollkommen zerfahren. Meine Frau sagt, sie stirbt, wenn sie so weitermacht wie bisher und ich sage, dass ich nicht weiß, ob ich das alles überleben werde. Ich rede nicht von Selbstmord, sondern einfach, daß es mir körperlich nicht gut geht. Ich zwinge mich zum Essen, ich rauche einen Zig. nach der anderen, trinke Kaffee und natürlich trinke ich viel zu viel B.. Ich weiß partout nicht mehr weiter. Der Kopf sagt: Loslassen. Das Herz aber schreit: Nein, das darf alles nicht wahr sein. Ich bin im Moment vollkommen am Ende.
18.08.2012 14:34 •
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