Hallo zusammen,
ich bin eigentlich kein Mensch, der mit Gefühlen in einer Community voller Anonymer und Unbekannter sein Unwesen treibt. Sowas hatte ich schlichtweg bisher nicht nötig und habe mich mit diesen Themen auch nie vertraut gemacht. Leider hat es mich jetzt doch völlig unerwartet erwischt...
Wo fängt man an, seine Geschichte zu erzählen? Was erhofft man sich dadurch? Ich versuche das Ganze ein wenig zu gliedern, erst die Vorgeschichte und dann was daraus geworden ist.
Ich bin ein verkorkster Mensch voller Probleme. Ohne große Umschweife: Ich bin Tv (gelegentlich). Ich verspüre (jetzt eher verspürte) s.xuelle Erregung, mit Frauenkleidung/Wäsche anzuziehen und war auch diversen fe. / Neigungen gegenüber nicht abgeneigt. Ich war im Alltag gerne Mann, s.xuell fand ich die andere Seite des Geschlechts aber deutlich interessanter. Dieses Geheimnis lastete schwer auf meiner Seele und als ich meine Frau kennenlernte, offenbahrte ich ihr alle diese jahrelang versteckten Geheimnisse - ich liebte sie so sehr, dass ich vom ersten Tag an mit offenen Karten spielen wollte. Sie zeigte sich natürlich überrascht aber verständnisvoll. So kam es, dass wir versuchten, meine Neigung zusammen auszuleben (bspw. trugen wir beide Wäsche im Bett) oder sie stylte mich zur Frau und machte Fotos von mir. Schnell bemerkte ich, dass sie dafür aber keine echte Begeisterung spürte und das Ganze ihr stellenweise doch sehr zusetzte. Es gab manchmal Streit, Tränen, Szenen. Aber immer normalisierte sich die Lage und der S. war in der Regel immer sehr gut, wenn auch wenig spontan und eher selten. Allerdings blieben wir immer stets offen und ehrlich, gerade im Bezug auf S. und ero., Wünsche und Interessen. Wir versuchten vieles zusammen.
Um sich mehr für mich zu bemühen begann sie sich mehr und mehr für das Thema Fetish SM zu interessieren. Das ging irgendwann so weit, dass sie gelegentlich in SM Studios ging, um auszuhelfen und was dabei zu lernen - um mir mehr bieten zu können. Ich war damals stolz auf sie, wie sehr sie sich um uns bemüht und Interesse zeigt. Eifersucht war zwar da, aber keine große. Ich hatte Vertrauen in sie.
In dieser Zeit kam unser erstes Kind, nach langem Probieren, zur Welt.
In den Folgejahren verschlechterte sich die Situation unmerklich (aber im Nachhinein offensichtlich). Ich wollte nur noch den S., der mir gefiel. Wenn sie mitmachte, war es ok. Wenn nicht, strafte ich sie mit Enthaltsamkeit. Ich begann mich s.xuell mehr und mehr auf mich selbst zu konzentrieren. Meine Frau beschwerte sich natürlich manchmal darüber, ließ mich aber in der Regel gewähren. Manche Tage waren schön, manche weniger. An manchen hatten wir tollen S., aber nur selten. Für mich stand es zu jeder Zeit außer Frage, mich mit jemand anderem einzulassen um meine Neigungen zu teilen. Meine Frau bot mir das sogar an, aber das wollte ich nicht. Ich war treu - 100%. Für mich begann ein Zustand, mit dem ich mich arrangieren konnte.
Meine Frau wollte wieder Bewegung und Hoffnung in die Ehe bringen und erhoffte sich das durch ein zweites Kind. Anfangs lehnte ich ab, war dann aber umso erfreuter als sie schwanger wurde. So ging das Privat- bzw. Familienleben während der Schwangerschaft bergauf, die eheliche Bindung nahm aber ab. Ich empfand meine Frau optisch nicht mehr attraktiv, verspürte nur noch Lust auf meine Frauenkleidung und den Spaß alleine damit. Der Tiefpunkt war bei der Geburt erreicht - aus fadenscheinigen Gründen blieb ich der Geburt fern (geplanter Kaiserschnitt) um lieber alleine Spaß zu haben...das habe ich bitter bereut.
Nach der Geburt begann das Familienleben nochmals aufzublühen, wir hatten viel Spaß zusammen. Leider übertrug sich das nicht in unser S.xleben: Im Bett herrschte Flaute wie nie zuvor. Durch 2 Schwangerschaften und ihr Leben davor wog sie 120kg und litt sehr unter ihrem Körpergefühl, was sie mir deutlich machte - und auch ich fand mich optisch nicht mehr zu ihr hingezogen - und sagte ihr das auch in aller Deutlichkeit, in der Hoffnung, sie dazu zu bewegen, etwas dagegen zu unternehmen. Zitat zur Verdeutlichung: Sie: Warum willst Du keinen S. mit mir?. Ich: Weil ich nicht auf dicke Frauen stehe.
Ich kann mich leider nicht mehr selbst an die Unterhaltung erinnern, aber ich empfand das damals nicht als so extrem. Ich meinte es gut, fand aber nicht den richtigen Weg, mich mitzuteilen.
Hinzu kommt, dass ich mich gelegentlich (2-3 mal im Jahr) als Frau gestylt habe um alleine rauszugehen. Als s.xueller Kick sozusagen. Ich wusste dass sie nichts davon hielt und es hasste, aber wenn ich sie dazu befragte, sagte sie stets mach doch, nicht so schlimm oder besser als Saufen, Rauchen oder Glückspielen. Sie wusste, dass ich Ihr gegenüber treu und ehrlich bin. Und ich habe immer stets im Voraus gefragt, wenn ich etwas in dieser Richtung tun wollte.
Nach einiger Zeit (etwa ein 3/4 Jahr nach der Geburt) wollte ich mit meiner Frau helfen und mit ihr abnehmen! Ich hatte auch ein paar kg zuviel und zusammen begannen wir, systematisch unser Leben und Essgewohnheiten umzustellen. Nach einem guten halben Jahr war sie deutlich zufriedener mit sich und bekam sehr viele Komplimente von Freunden und Familie. 1.5 Jahre nach der Geburt des zweiten Kindes ging es im Berufsleben auch wieder bergauf und wir beide arbeiteten versetzt im Schichtsystem in derselben Firma. Für mich begann eine schöne Zeit - mehr Geld, Frau zufriedener, ausreichend Zeit für Kinder und Hobbies. Der S. war zwar immer noch eher selten, aber ich hatte inzwischen gelernt, Freude daran zu finden, Mann zu sein und vermisste die Frauensachen immer weniger (außer wenn ich alleine war oder meine Frau mal keine Lust hatte).
Mittlerweile stand bei meiner Frau auch eine Bauchdeckenstraffung an und ich begann das Geld dafür zu sparen, da ich ihr diesen Wunsch verwirklich wollte. Nachdem das endlich soweit war und die Operation überstanden war, blühte unser S.xleben wirklich auf. Wir hatten öfters S., einfach wunderschön, wie man es sich vorstellt. Wir schienen uns beide zu freuen, dass wir endlich zueinander gefunden hatten. Sicherlich gab es hin und wieder Streit um übliche Themen in der Ehe (Geld, Freizeitgestaltung, Haushalt), aber nichts davon belastete mich wirklich. Meine Ehe war toll, meine Frau sah super aus und ich war überglücklich.
Das ganze fand sein jähes Ende vor genau 3 Wochen: Nach einem kurzen belanglosen Streit (über zuviel Bestellungen bei Zalando) offenbahrte sie mir am Abend, dass sie über 1,5 Jahren eine Affäre hatte, dieser aber vor längerer Zeit beendet hat. Ich war natürlich schockiert! Affäre? Meine Frau? Wann? Wie? Warum? Ich hatte keine Erklärung. Ich habe nie etwas gemerkt, hatte nie einen Grund zum Mißtrauen. Habe nie in ihr Handy geschaut. Hab sie mit Freundinnen gehen lassen...
Es kam zum Streit, am Folgetag zu noch heftigerem Schlagabtausch zwischen uns, bei dem unser älteres Kind fast alles mitbekam. Ihre Vorwürfe:
- Sie hasst meine Neigungen mit Frauensachen, findet mich eklig
- Ich zeige ihr nie Liebe oder Beachtung
- Ich liebe sie nicht wie sie ist
- Ich bin ein schrecklicher Vater, zu streng, zu eklig
- Ich habe nur mich und meine Interessen im Sinn
Sie hatte mir allem irgendwie recht. Ich habe zuwenig Liebe gezeigt, zuwenig Zuneigung geschenkt. Wir haben zwar immer offen geredet, aber sie nicht mehr ihr Herz ausgeschüttet, wenn sie etwas belastete. Sie vertraute sich ihrer Mutter und Schwester an, die dadurch von meinen Neigungen wussten und mich demenstprechend wenig als Mensch würdigten. Ich war oft zu streng zu meinen Kindern und ich hätte mehr Zeit in meine Familie investieren müssen. Aber dennoch fühlte ich mich so verraten und hintergangen, wo ich doch immer stets offen und ehrlich war. Als ich mich vor ihren Augen bei meinem Sohn entschuldigte, brach meine Frau vor Verzweiflung zusammen. Ich hielt sie fest, wir weinten bitterlich.
Ich begann zu Recherchieren (vor allem übers Handy) und fand vieles heraus, bspw. dass die Affäre bis zum Tag der Aussprache mit mir Bestand hatte, sie fast 2 Jahre lang andauerte und dass es ein Arbeitskollege von ihr ist. Ich konfrontierte meine Frau damit und sie brach erneut zusammen. Sie erzählte mir dann viele Details. Ironischerweise hatte sie den Mann davor in einem Internet Chat kennengelernt und da nahm die Affäre ihren Anfang, als sie wieder anfing zu arbeiten, trafen sie sich zufällig in der Firma. Ich lernte Name, Alter des Mannes kennen. Ich hasste ihn. Er ist älter, seit 20 Jahren verheiratet, hat auch 2 Kinder. Vor der Affäre mit meiner Frau hatte er seine Frau schonmal 4 Jahre lang betrogen. Sie trafen sich meist nach der Spätschicht auf einen Quicky in seinem Auto, zweimal war sie bei ihm zuhause, als die Frau und Kinder außer Haus waren. Sie sagte, es wäre nur um S. gegangen - wobei der nichtmal besonders war, sondern der Kick war für sie wie eine Sucht. Das Verbotene, das Surreale - all das habe sie angetrieben. Sie weiß nicht, wie oft sie in der Zeit S. miteinander hatten - irgendwo zwischen 20 und 50 mal. Später gab sie zu, dass von ihrer Seite aus Gefühle da waren. Sie war verknallt. Er war charmant, älter, wusste mit Worten zu schmeicheln...und gab ihr all das, was sie sich von mir gewünscht hatte und nie bekam (Normalen S., Zuneigung).
Allerdings war es für ihn ganz klar eine S. und nach einiger Zeit merkte das meine Frau und fühlte sich benutzt. Vor allem da das S.xleben mit mir zunehmend besser und erfüllter wurde. Sie mochte weder ihn noch mich. Daher traf sie sie Entscheidung, ihn abzuservieren und mir reinen Wein einzuschenken, irgendwo in der Hoffnung, ich würde mich endlich letztlich von ihr trennen, damit sie frei ist. Doch ich habe anders als geplant reagiert und ihr Kartenhaus brach zusammen. Plötzlich merkte sie, dass sie starke Gefühle für mich hat. Sie weint fast jeden Tag, wir reden unentwegt über das Thema. Sie kann es nicht verstehen, was sie damals trieb. Sie wollte immer mehr und mehr und war nicht mehr zufrieden mit ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau. Ich hatte ja mein Ventil um mich auszutoben (meine Neigung), da hielt sie es für richtig, das auch zu haben.
Ich bin am Boden zerstört. Ich weiß nicht, was ich will. Meine Gefühle meiner Frau gegenüber wechseln im Stundentakt. Liebe, Trauer, Wut, Verachtung, Verständnis...ich habe so krasse Fehler gemacht, viele viele kleinere. Sie hat einen großen gemacht. Ich will glauben, wir wären jetzt quitt, aber der Gedanke an ihren Verrat und ihre Kaltblütigkeit. Fast 2 Jahre lang hat sie gelächelt, ihre brave Rolle gespielt und mir und den Kindern was vorgespielt. Man hat nichts, aber auch garnichts gemerkt. Das ist das schlimmste daran. Sie war immer mein bester Freund im Leben. Alles habe ich ihr anvertraut, auch meine Geheimnisse und Ängste.
Und nun das.
Ja, sie bereut. Sie würde die Zeit gerne zurückdrehen. Inzwischen sieht sie unsere Ehe anders - sie war nicht so schlecht, wie sie sich das ausgemalt hatte. Ich war nicht so ein schlechter Mensch...aber damals, als die Affäre ihren Lauf nahm, war es leider so. Die Affäre ging zu Ende, weil der Typ nicht das machte, was meine Frau gewünscht hatte. Er zeigte keine Gefühle, machte klar, dass es nur um S. ging - wobei er aber mit ihren Gefühlen spielte und manchmal auf ihre Gefühle (vielleicht zum Schein?) einging, um mehr von ihr zu erhalten.
Natürlich hatte ich Rachegedanken. Da ich aber keine Straftat begehen wollte, wandte ich mich an die nichts-ahnende Ehefrau des Typen, klingelte als der Mann in der Arbeit war, und berichtete ihr alles. Ich weiß zumindest, dass sie ihm davon berichtet hat. Ich hoffe, deren Ehe ist zu Ende - und wenn nur aus Genugtuung. Kein Ehepartner verdient es, mehrmals hintergangen zu werden, denn einmal ist schon zuviel. Aber 6 Jahre in Folge?
Und ich glaube ihr das wirklich. Aber kann ich das verzeihen? Diese Länge der Affäre? Die Häufigkeit der Treffen? Die schönen Erinnerungen der letzten beiden Jahren sind beschmutzt...
Ja, wir reden sehr viel, mehr als je zuvor. Ja, wir haben wieder tollen S., unvergleichbar. Aber ist das nur ein Strohfeuer? Ist noch genug Fundament da? Hat das noch eine Chance? Ich weiß es nicht. Ich will nicht aufgeben, ebensowenig wie sie. Wir haben heute ein erstes Gespräch mit einem Paartherapeuten, aber ich weiß nicht, was ich erwarten kann.
Es tat gut, das Ganze einmal in Worte zu fassen...
21.07.2016 09:34 •
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