im November 2019 hat sich mein Freund nach fast 10 Jahren Beziehung von mir getrennt. In diesen 10 Jahren haben wir eine Berg- und Talfahrt vom Feinsten hingelegt. Als wir uns kennenlernten, waren wir hin und weg voneinander, uns war ziemlich schnell klar, dass wir der besagte Deckel für den Topf waren. Doch ich merkte schon relativ schnell, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Er hatte unheimlich viele weibliche Bekannte, die er mir nicht vorstellte, war quasi daueronline und verschwand von Zeit zu Zeit einfach mal für einige Stunden von der Bildfläche. Ich konnte ihn dann nicht erreichen und bekam auch keine Info, wo er war.
Nach ein paar Monaten kam dann, was kommen musste: ich kam dahinter, dass er auch mit anderen Frauen etwas hatte. Nicht nur mit einer, sondern mit mehreren. Mein Misstrauen brachte mich dazu, in seinen Sachen zu schnüffeln, sein Handy zu durchforsten und seinen Computer zu checken. Was ich fand, zeichnete ein sehr krasses Bild: Ganz offensichtlich war mein Traumprinz jemand, der seit Jahren parallel mit mehreren Frauen schlief und sehr, ich nenne es mal vorsichtig extravagante, Vorlieben pflegte.
Als ich ihn damit konfrontierte, gab er alles zu und offenbarte mir eine dunkle Welt: seit vielen Jahren hat er - geprägt durch eine traumatische Kindheit - Selbstzweifel und Gefühle der Wertlosigkeit, die er durch die Bestätigung und die Ablenkung seines zweiten Lebens unterdrückt. Mit mir habe er das erste Mal eine Frau gefunden, die ihn so nimmt, wie er ist und er liebe mich abgöttisch. All das, was nebenher so liefe, hätte rein gar nichts mit uns zu tun, im Gegenteil. Ich sei für ihn alles, was er habe. Was soll ich sagen. ich habe mich damals zwar von ihm getrennt, habe ihm aber, nachdem er mir versichert hat, in therapeutischer Behandlung zu sein, das alles nicht mehr tun zu wollen um seiner selbst Willen und nachdem ich selbst auch einige Gespräche mit der Therapeutin geführt hatte, eine zweite Chance gegeben.
Und es lief auch wirklich gut, wir lebten ein tolles Leben und obwohl er beruflich viel und lange im Ausland war, haben wir es gut hinbekommen - ich habe ihn besucht und wir haben gemeinsam viel von der Welt gesehen, er war wieder mein fehlendes Puzzleteil. Doch natürlich konnte ich das, was passiert war, nicht ganz vergessen und in mir drin war das Vertrauen in ihn und seine Glaubwürdigkeit nach wie vor erschüttert. Entsprechend vorsichtig und aufmerksam war ich und habe auch immer wieder einmal kontrolliert, ob das, was er mir erzählt, auch wirklich stimmt. Und wie ist es so schön: Wer suchet, der findet. Ich bin ein weiteres Mal dahinter gekommen, dass nach wie vor mit anderen Frauen etwas läuft - teilweise hatte das so krasse Züge, dass er sich und die Frauen (ja, teilweise waren es mehr als eine zur gleichen Zeit), gefilmt hat bzw. seine Webcam-Sessions aufgezeichnet und diese wie ein Jäger seine Beute auf Festplatten abgespeichert hatte. Teilweise waren das sogar Affären, die über 3 Jahre lang immer mal wieder liefen. Also wieder alles auf Null, ich habe mich getrennt und er kam nach einiger Zeit wieder an, bat mich um Verzeihung und versicherte mir, dass ich seine große Liebe sei, die Frau an seiner Seite, mit der er Kinder haben möchte und alt werden will. Nun ja, erklärt mich für bescheuert (alle meine Freunde taten das auch), aber ich bin wieder zu ihm zurück, weil der Gedanke, ihn für immer zu verlieren, für mich untragbar war.
Dann lief es auch fast 3 Jahre richtig gut. Es kam nichts mehr vor, ich konnte ihm besser vertrauen und hatte die Hoffnung, er habe den Absprung geschafft. Und dann kam der Punkt, an dem wir uns darüber unterhalten haben, eine gemeinsame Immobilie zu kaufen. Wir hatten ein tolles Objekt gefunden und er war wie besessen davon, das Ganze schnellstmöglich auf die Bahn zu bringen. Er sagte, er wolle mit mir den nächsten Schritt gehen, er wolle das unbedingt und wolle sich ein gemeinsames Leben mit mir aufbauen. Natürlich schrie in mir drin alles Vorsicht!, weil ich natürlich wusste, was es bedeutet, eine solch große finanzielle Verbindung einzugehen. Und wir stritten uns schrecklich, wochenlang. Er kämpfte mit allen Mitteln, um meine Zusage zu bekommen und auf der anderen Seite stand ich mit meinen Zweifeln und den eindringlichen Warnungen meines Umfelds, mich nicht mit so jemanden auf eine gemeinsame Verpflichtung einzulassen. Am Ende unterschrieb ich den Kaufvertrag, weil ich befürchtete, er würde sich von mir trennen, wenn wir das nicht machen würden. Nach einigen Renovierungsarbeiten, die wieder mit viel Streit und Diskussionen einhergingen, weil wir unterschiedliche Vorstellungen hatten und ich mich aufgrund eines Großprojekts auf der Arbeit nicht so sehr einbringen konnte, wie es nötig gewesen wäre.
Am Ende zogen wir in die gemeinsame Immobilie ein und die ersten Monate liefen gut. Wir verstanden uns wieder super. Irgendwann erzählte er mir von einer alten Schulfreundin, mit der er sich mal wieder getroffen hätte, weil es ihr schlecht geht, nachdem sie sich von ihrem langjährigen Freund getrennt hatte. Natürlich schrillten bei mir nach dieser Information erst einmal wieder die Alarmglocken, aber er verhielt sich korrekt - stellte sie mir vor, wir unternahmen mit mehreren Leuten Dinge gemeinsam, es war also alles in Ordnung. Bis er immer wieder einmal anfing, darüber zu sprechen, dass ihm die Perspektive fehlen würde. Er redete von Hochzeit und Kindern, ich war aber durch die Vergangenheit so gebrandmarkt, dass ich diesem Thema immer wieder auswich und ihm sagte, dass das für mich derzeit keine Themen sind. Irgendwann begann er, sich von mir zurückzuziehen. Er schlief im Gästezimmer, unternahm nur noch wenig mit mir und im Sommer 2019 sprach er das erste Mal von Trennung - was in mir drin eine unsagbare Panik auslöste, weil ich mir zum einen nicht vorstellen konnte, wie er so kurz nach dem Kauf der Immobilie solche Gedanken haben konnte und weil zum anderen bislang immer er derjenige war, der trotz allen Zweifeln an der Beziehung zu mir festhielt. Und ab diesem Moment merkte ich dann auch, dass der Kontakt zu dieser alten Bekannten kippte. Von Freunden erfuhr ich, dass er sich heimlich mit ihr in der Stadt trifft, in seinem Schreibtisch fand ich eine Karte von ihr, auf der sie ihm schrieb, dass sie an ihn denkt und Anfang November 2019 traf ich ihn dann selbst mit ihr in der Stadt, während er mir gesagt hatte, dass er bei seinem Bruder ist.
Zwei Wochen später eröffnete er mir dann, dass er das alles mit mir nicht mehr könnte und dass er nicht der Mann sei, den ich verdiene. Er versuche, seit Jahren zu beweisen, dass er mich glücklich machen könnte und scheitere an sich selbst. Er würde selbst sehen, wie sehr ich unter ihm leide und um ihn herum würde im Job und in allen anderen Lebensbereichen alles zusammenbrechen - er könnte nicht mehr und brauche eine Pause, um sich zu sortieren. Ich habe dann klar gesagt, dass es keine Pause für mich gibt, sondern nur die endgültige Trennung. Die haben wir dann auch durchgezogen, ich bin zunächst zu meinen Eltern gegangen, er hatte eine Ausweichmöglichkeit bei einem Freund und wir waren immer versetzt in unserer gemeinsamen Immobilie. Nach einigen Wochen haben wir uns dann getroffen, um zu besprechen, wie es mit der Immobilie weitergeht. Da offenbarte er mir, dass es ihm ganz schlecht ginge und fragte mich wieder, ob es nicht doch noch Hoffnung für uns gäbe, weiterzumachen. Dieses Gespräch warf mich wieder komplett aus der Bahn. Nach der Trennung war ich am Boden zerstört und hatte mir mühsam einen Panzer aufgebaut, um in dieses Gespräch zu gehen. Dieser Panzer zerbrach natürlich nach diesem Satz in eine Einzelteile. Ich konnte ihm keine Antwort geben und bat darum, darüber nachdenken zu können. In den Wochen danach waren wir teilweise parallel gemeinsam zu Hause, haben aber nur ansatzweise noch über das Thema gesprochen.
Irgendwann begegnete eine Freundin von mir ihm dann an zwei aufeinanderfolgenden Abenden mit der besagten alten Bekannten - einmal in der Sauna und einmal in einem Restaurant. Als ich das hörte, wurde ich stinksauer - auf der einen Seite fragt er mich, ob es noch Hoffnung gibt, auf der anderen Seite zieht er bei der Nächstbesten die altbekannte Nummer ab. Ich habe ihn dann angerufen und meine Meinung gesagt - er hat mir versichert, da liefe nichts, das sei reine Freundschaft. Ich habe dann auch sie selbst angerufen, weil ich zum einen ihre Sicht der Dinge haben wollte, zum anderen aber auch genug davon hatte, dass sie sich so eng in unsere Verbindung hängt - und das schon seit Monaten. Natürlich beteuerte sie das Gleiche wie er. Trotzdem brach ich den Kontakt zu ihm erst einmal ab, er ging in die Wohnung seines Freundes und wir hatten wochenlang nichts miteinander zu tun, bis er sich wieder bei mir meldete und meinte, er könne es nicht ertragen, keinen Kontakt zu mir zu haben und arbeite extrem an sich, um seine Probleme in den Griff zu bekommen. Ich habe ihm gesagt, dass ich einzig die Angelegenheit mit der Immobilie klären und seinen Teil übernehmen möchte, damit er gehen kann und wir endgültig abschließen können. Er sagte, dass die Immobilie für ihn nicht wichtig sei, sondern er zunächst das zwischen uns klären möchte.
Kurz nach diesem Gespräch verstarb meine Mutter nach langer Krankheit und das zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich rief ihn in meiner Verzweiflung an und er kam sofort - kümmerte sich rührend um mich, blieb bei mir, hielt an der Beerdigung meine Hand und stützte mich mit allem, was er hatte. Das war im Frühjahr 2020. Und ab diesem Moment änderte sich unser Verhältnis wieder - ich war ihm so dankbar für alles, was er für mich getan hatte, dass ich wieder mit ihm in die gemeinsame Immobilie zog. Offiziell waren wir getrennt, wir unternahmen nach außen hin auch keine gemeinsamen Dinge, aber verbrachten gemeinsame Fernsehabende auf der Couch, aßen zusammen, lachten zusammen und näherten uns so einander an - wir verstanden uns wieder blendend. Allerdings lief körperlich nichts zwischen uns. Deswegen war mir natürlich klar, dass er außerhalb durchaus Kontakt zu anderen Frauen hatte - dass jemand wie er 1,5 Jahre lang abstinent lebt, war für mich ausgeschlossen. Es störte mich aber auch nicht, weil ich schlichtweg erst einmal nur froh war, dass er wieder da war. Aber natürlich hatte ich im Hinterkopf immer diese alte Bekannte und ich ertappte mich oft dabei, dass ich bei WhatsApp ihren Online-Status mit seinem abglich, um zu schauen, ob die beiden miteinandner schreiben - was öfters der Fall zu sein schien.
Da er unter der Woche im Ausland arbeitete, war er immer nur von Donnerstag bis Sonntag zu Hause. Am Wochenende war er tagsüber zwar immer mal für 3-5 Stunden weg, schlief aber jede Nacht zu Hause und war auch abends immer bei mir, um gemeinsam mit mir zu essen und Filme zu schauen.
Der große Knall kam dann vor zwei Wochen, ein paar Tage nach seinem Geburtstag. Mir hatte er gesagt, dass er für ein paar Tage zu Freunden fährt und an seinem Geburtstag selbst seine Mutter besucht, die ca. 250 Kilometer entfernt wohnt. Im Vorfeld passierten einige Dinge, die mir ein ungutes Gefühl gaben und mich misstrauisch machten. Deswegen schaute ich, nachdem er wieder zurück war, in seiner Tasche nach - und siehe da: Ich fand eine Karte von seiner alten Bekannten, aus der klar hervorging, dass sie die Tage gemeinsam mit ihm verbracht hatte. Ich stellte ihn zur Rede und er gab zu, dass seit einigen Wochen sich etwas zwischen den beiden entwickelt hätte, er sich aber nicht sicher wäre, ob das überhaupt etwas werden würde und mir deswegen nichts gesagt hätte. Er habe große Zweifel an der Verbindung zu ihr und weil er weiß, wie ich reagieren würde, wenn ich davon erfahre, habe er nichts gesagt. Er wolle mich nicht verlieren, weil ich der wichtigste Mensch in seinem Leben sei und sein sicherer Hafen, bei dem er sich wohlfühlt. Um unangenehme Fragen aus seinem Umfeld zu vermeiden, hat er allen - nicht nur ihr, sondern auch seiner Familie und seinen Freunden - seit einem Jahr vorgelogen, dass er nicht mehr in unserer Wohnung wohnt, sondern bei seinem Freund und er mit mir nur noch sporadisch Kontakt hat, wenn es etwas zu klären gibt. Er sagt, er habe das getan, weil keiner nachvollziehen konnte, warum er noch bei mir wohnt, obwohl wir getrennt sind. Er wolle mich aber nicht verlieren und habe lieber alle anderen angelogen, als das mit mir aufzugeben.
Ich habe ihm vorgeworfen, dass er ein Doppelleben aufbaut, während ich ihn immer wieder um Klärung der Situation gebeten habe. Da sagt er mir, dass er aktuell noch nicht in der Lage sei, mir die Antworten zu geben, die ich von ihm erwarte, weil er seine Aufarbeitung wegen des Todes meiner Mutter unterbrochen habe und er erst herausfinden möchte, was ihn zu diesen dunklen Seiten seines Wesens bringt. Deswegen habe er sich auch auf die Verbindung außerhalb von uns eingelassen, um herauszufinden, ob das auch bei anderen so ist oder nur bei mir. In Anbetracht der Tatsache, dass er nicht nur seine neue Verbindung auf eine Lüge basiert, sondern auch alle anderen in seinem Umfeld anlügt, hat sich diese Frage aus meiner Sicht allerdings erledigt. Am Ende habe ich ihn rausgeschmissen und ihm gesagt, dass ich nicht mehr mit ihm zusammenleben möchte. Er ist dann auch gegangen und meinte, er wolle mich und sich nicht mehr weiter verletzen, es würde so schon genug weh tun. Deswegen akzeptiert er, dass ich ihn nicht mehr sehen möchte und hat mich gebeten, ihm zu sagen, wann er in den nächsten Wochen mal für ein paar Tage in der Wohnung sein kann. Meine Frage, wann wir das Ganze dann endlich final klären können, blieb unbeantwortet.
Seit diesem Showdown vor zwei Wochen bin ich nun am Ende und fix und fertig. Ich kann nicht mehr schlafen, esse kaum noch und in mir drin schreit alles. Natürlich weiß mein Kopf, dass er ein erbärmliches A. loch ist, ein notorischer Lügner und Fremdgeher, der nur seinen Vorteil sucht und der sich im Grunde einfach nur die nächstegelegene Triebbefriediigung gesucht hat und sie genauso verarscht wie jede andere vorher auch. Aber trotzdem bringt mich der Gedanke an die beiden fast um, es bereitet mir körperliche Schmerzen. Am schlimmsten ist es, dass sie mit bei seinen Freunden und seiner Mutter war. Auch wenn er sagt, dass er zweifelt, ob das was wird, und man ihm zudem kein Wort mehr glauben kann und nicht weiß, was er seinen Freunden und der Mutter überhaupt erzählt hat - es macht mich trotzdem fertig. Bislang war nämlich bei allem, was passiert ist, am Ende ich diejenige an seiner Seite, die nach außen hin seine Freundin war. Nun verbringt er seinen Geburtstag mit einer anderen und ich bin diejenige, die im Hintergrund bleibt und vor allen anderen versteckt wird. Ich weiß echt nicht mehr, was ich noch tun soll und lasse mich zu Dingen verleiten, die ich gar nicht machen sollte. Ich bin am Wochenende mehrfach an der Wohnung seines Freundes und auch bei ihr vorbeigefahren, nur, um zu sehen, ob er nun das Wochenende bei ihr verbringt - was aber nicht der Fall war. Das weckt in mir drin wieder die Hoffnung, dass es doch nichts Ernstes ist und er irgendwann wieder zu mir zurückkommt. Ich checke permanent die WhatsApp Stati der beiden, um zu sehen, ob sie Kontakt haben. Das macht mir selbst Angst, ich will ja nicht zu einer durchgeknallten Stalkerin mutieren.
Aber ich fühle mich so abgewertet und enttäuscht. Obwohl ich weiß, dass selbst wenn er zurückkommen würde, ich ihm niemals mehr wieder vertrauen oder glauben könnte, vermisse ich ihn mit jeder Pore meines Körpers und habe sogar schon darüber nachgedacht, ihn anzurufen und mich zu seiner Affäre zu machen, nur, damit er nicht ganz aus meinem Leben verschwindet. Ich weiß echt langsam nicht mehr weiter und habe so große Angst vor dem Osterfest, weil in mir die schlimmsten Bilder aufkommen und ich die ganze Zeit denke, er ist einfach nur froh, dass das mit mir nun geklärt ist, damit er mit ihr durchstarten kann und ich in die Vergangenheit rutsche. Verzweiflung pur. .
Sorry für den ewiglangen Text, ich weiß gar nicht, ob den überhaupt jemand liest, aber irgendwie tat es gerade gut, das einfach alles einmal herunterzuschreiben.
29.03.2021 08:16 •
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