Hallo zusammen.
Ich werde bald 35 und habe eine Trennung vor knapp 10 Jahren irgendwie noch immer nicht überwunden.
Mit einem solchen Problem scheine ich nicht der Einzige zu sein.
Kann doch nicht sein, dass man bis an sein Lebensende irgendwie nicht loslassen kann. Da geht die Lebensqualität ein Stückweit sprichwörtlich vor die Hunde.
Vorgeschichte in der Kurzfassung:
An Liebe auf den ersten Blick habe ich nie geglaubt.
Dieses eine Mal habe ich sie allerdings selbst erlebt.
In einem Szeneforum ein Mädchen kennengelernt. War mir sehr sympathisch. Nach einiger Zeit zu einem Treffen in der City verabredet.
Ich wartete eine Weile an verabredetem Treffpunkt.
Hinter meinem Rücken konnte ich ein Hallo. vernehmen. Ich drehte mich um und dachte ich kippe aus den Latschen. Irgendwie wusste ich innerhalb einer Sekunde, dass sich ab diesem Zeitpunkt mein Leben verändern wird. Es war nicht nur die reine Optik, die mich ansprach. Es ging etwas ganz komisches vor, dass ich so vorher noch nicht erlebt habe. Ein magischer Moment. Anders kann ich es gerade nicht beschreiben.
-------------Zeitsprung----------------
Es war die erste Frau, die ich so lange beim Schlafen beobachtet habe, bis mir selbst die Augen zugefallen sind. Selbst dagegen habe ich mich gewehrt. Ich wollte nicht einschlafen um keinen ihrer Atemzüge zu verpassen.
Den ersten Kuss werde ich niemals vergessen. In meiner damaligen Singlewohnung saßen wir stundenlang auf dem Bett. Kannten uns schon mehrere Tage, vielleicht 1 bis 2 Wochen.
Haben uns die Nacht hindurch bis sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten gegenübergesessen. Hand in Hand und Stirn an Stirn. Kaum geredet. Ich habe nur ihre Nähe genossen. Bis sich die Lippen das erste Mal berührt haben vergingen Stunden. Man was war das für ein Moment. Das erste Mal, dass ich mir wirklich wünschte die Zeit anhalten zu können.
Mit ihr habe ich auch endlich erfahren, was damit gemeint ist, wenn jemand davon spricht, dass die Chemie stimmt.
Ihr Duft löste in mir ein unvergleichbares Wohlsein aus. Absolute Sicherheit durchströmte einen. Ängste oder Sorgen kannte ich nicht solange sie bei mir war.
Ich hatte das Gefühl angekommen zu sein. Gefunden zu haben, wonach das Unterbewustsein suchte. Ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben komplett. Als hätte ich alles und mehr.
Ich träumte jede Nacht von ihr. Es gab keine einzige Nacht, keinen Traum in der sie nicht der Hauptdarsteller war.
Manchmal hatte ich Angst wirklich alles nur geträumt zu haben. Ich wachte auf und musste sofort überprüfen, ob sie wirklich neben mir liegt. Mein Gott. Sie ist wirklich da. Wie schön.
Ich habe bei jedem Gedanken an sie lächeln müssen. Manchmal sogar gelacht.
Bei Zärtlichkeiten oder S. habe ich mit ihr verschmelzen wollen. So dämlich es klingen mag.
Es war die schönste Zeit meines Lebens und ich war so dankbar, dass ich sowas erleben darf.
Ich hatte auch vor ihr schon Beziehungen gehabt. Aber nichts fühlte sich so intensiv an. So richtig.
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Dann kam der Bruch. Ich war noch zu grün hinter den Ohren. Hätte manche Situationen besser, reifer handhaben müssen. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, wie man es macht. Kompromisse? Einfach mal ruhiger bleiben? War damals noch nicht meine Stärke.
Als sie zum letzten Mal durch meine Wohnungstür schritt habe ich sofort gesehen und gespürt, dass etwas in ihr zerbrochen ist. Etwas, was ich nicht mehr kitten kann. Nein. Ich bin nicht fremdgegangen oder sowas in der Art. Bin ich nie, werde ich nie. Habe es trotzdem geschafft die Liebe aus ihr zu treiben.
Nachdem sie mir gesagt hat, dass wir die Beziehung beenden sollten habe ich mit dem Gedanken des Selbstschutzes darum gebeten jeglichen Kontakt sofort abzubrechen.
Ich glaube heute, dass dies ein sehr großer Fehler war.
Von einem Tag auf den anderen habe ich quasi nie mehr etwas von ihr gehört.
Anfängliche Kontaktversuche habe ich abgeblockt.
Somit habe ich mir selbst die Chance genommen die Sache ordentlich verarbeiten zu können. Keine wirkliche Aussprache. Zu abrupt.
Als sie gegangen ist hat sie mein Herz mitgenommen. Frauen wurden für eine lange zeit völlig uninteressant. Spaß, Freude, Ruhe...kannte ich nicht mehr.
Über ein Jahr lang habe ich mich komplett abgeschottet. Niemanden mehr gesehen. Arbeiten zu gehen war unmöglich. Rolläden runter, Licht aus.
Ich habe nur noch gesoffen und geheult.
Ein weiterer Fehler war die Sauferei. Solange man sich im Suff befindet verarbeitet man nicht. Setzt sich nicht mit seinen Gefühlen auseinander.
Das ganze ist jetzt 10 Jahre her.
Und selbst heute durchlebe ich die Trennung in Träumen wieder und wieder.
Es steht mir im Weg. Ich hatte Jahre danach eine langjährige Beziehung mit einem wundervollen Menschen. Leider konnte ich mich für diese Person nicht richtig frei machen.
Wobei letztere genau der Typ Mensch ist, mit dem man zusammen sein möchte. Nie zuvor einen liebenswürdigeren Charakter getroffen. Zu gut für diese Welt.
Naja. Ist eine andere Geschichte.
Wie kann es sein, dass ich nach 10 Jahren noch immer so traurig werde, wenn ich zurückdenke?
Dass ein schlechter Traum mich für 1 bis 2 Tage total aus der Spur haut?
Es gibt nicht einen Tag seit 10 Jahren, an dem ich nicht MEHRMALS an diese eine Ex denke.
Ich steigere mich nicht in etwas hinein. Es kommt von allein.
Ich kann mittlerweile wieder halbwegs normal existieren.
Habe auch meine guten Tage. Aber die Unbeschwertheit, wie ich sie vor dieser Beziehung kannte, ist weg.
Zu oft liest man, dass man die große Liebe nur ein Mal im Leben findet.
Ich habe leider nicht viel daraus gemacht.
Und ja. Ich entscheide durchaus zwischen Schwärmen, verliebt sein, Liebe etc.
Dennoch war diese Frau meine sogenannte erste große Liebe.
Habe Gefühle erfahren und Leben dürfen, die mir davor unbekannt waren.
Man könnte wohl von großem Glück sprechen, wenn ich sowas noch mal haben würde.
Dabei wäre der Zeitpunkt gar nicht so schlecht. Man ist etwas älter geworden. Gesetzter.
Ich habe keine wirkliche Lust noch mit 60 Jahren diese Albträume zu haben. Retten kann mich wohl nur der Mensch, der es nochmals fertig bringt mich so fühlen zu lassen.
Meine Oma hat mit über 90 Jahren noch im Sterbebett gesagt Ich wünschte ich hätte den anderen geheiratet.
Ist das nicht furchtbar?
Also mein Opa war ein guter Mann. Umsonst hat sie ihn ja nicht geheiratet. Aber irgendwie hatte sie wohl auch an einer vergangenen Beziehung zu knabbern. Ein Leben lang. Wie ätzend.
Ich suche seit Jahren schon immer wieder mal im Netz nach meiner alten Beziehung.
Sie ist weggezogen und wird wohl mittlerweile einen anderen Nachnamen tragen.
Hätte mich gerne noch mal mit ihr ausgesprochen. Mich damit evtl. selbst therapiert. Aber es ist nichts von ihr zu finden.
Nur ein paar Foreneinträge, wenn ich die Internet-Wayback-Machine benutze und zwei Bilder, die sie ein paar Jahre nach unserer Beziehung zeigt.
Fast so als würde diese Frau nicht mehr existieren.
Vielleicht sollte ich sie auch gar nicht kontaktieren, welbst wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.
Will ja nicht nach so langer Zeit irgendwo reinpfuschen, wo ich nichts mehr zu suchen habe.
Ich weiß, dass sie nach mir mit irgendwem glücklich geworden ist.
Narben auf dem Körper bedeuten, dass man gelebt hat....
Narben auf der Seele bedeuten, dass man geliebt hat....
Und manches heilt eben nie.
Der letzte Spruch, den ich von ihr auf einem alten Profil gelesen habe.
Ich sollte nicht der Vergangenheit hinterherjagen. Führt zu nichts.
Wobei wir uns alle schon mal eine funktionierende Zeitmaschine herbeigewünscht haben. Nicht wahr?
Nachdem ich den Text hier geschrieben habe möchte ich ihn eigentlich gar nicht mehr veröffentlichen. Werde es aber trotzdem tun.
Evtl. zeigt es ja jemandem, dass es wohl mehreren Personen so oder so ähnlich gehen mag.
Ich gehe davon aus, dass ich bis zum letzten Tag an dieser Sache in irgend einer Form zu knabbern habe.
Wahrscheinlich muss man sich damit arrangieren.
Man hat eh keine andere Wahl.
Ziemlich beschi..en aber was will man machen.
Nur nicht vergessen, dass es auch andere, weitere schöne Momente geben wird.
Und wer weiß...evtl. hat man auch zwei mal so großes Glück im Leben und wird es beim zweiten Mal dank gewonnener Erfahrung besser machen können.
09.04.2013 09:12 •
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