Jeder hat das Recht auf sein Zeitfenster (mir tat es gut, mir Zeit zu lassen mit meinem Liebeskummer und nicht den Anspruch an mich zu haben, schnell wieder in jeder Hinsicht funktionieren zu müssen), aber es hat eben auch jeder das Recht, sich damit nicht mehr befassen zu mögen.
Damit meine ich jetzt ausdrücklich nicht, dass nicht das Recht bestünde, das Forum mit dem eigenen Kummer zu befassen, denn dafür ist das Forum ja da.
Aber sowohl real als auch hier besteht eben auch das Recht der anderen, nichts mehr dazu zu sagen zu wissen oder beitragen zu wollen oder den Eindruck zu haben und zu äußern, dass es Menschen gibt, die sich mental nicht bewegen wollen bzw. sagen, dass sie es mit aller Macht wollen, aber dann aus welchen Gründen auch immer nichts oder wenig dafür zu tun scheinen und doch lieber hängen bleiben im Schmerz.
Was Letzteres angeht, bleibe ich dabei. Ich habe das schon selbst erlebt und oft beobachtet. Es gibt Menschen oder Phasen im Leben von Menschen, in denen diese in ihrem Frust, in ihrer Wut und in dem Gefühl, immer ungerecht behandelt zu werden, stecken bleiben wollen, weil das die Gefühle sind, mit denen sie sich auskennen und alles, womit sie sich nicht auskennen, empfinden sie als beängstigend und fremd.
Wo kämen wir denn auch hin, wenn auf einmal etwas schön wäre? Das passt doch gar nicht ins Weltbild und die schon ewig zelebrierte Geisteshaltung. Noch dazu ist es auch so verdammt ungewohnt. Menschen brauchen Konstanten und darum halten Menschen sich auch da auf, wo es nicht schön ist. Darum bleiben Menschen bei Partnern, die sie demütigen. Darum bleiben Menschen in Jobs, die ihnen nicht gefallen. Darum bleiben Menschen in ihren Mustern, statt sie zu ändern. Auch Leid kann so etwas wie ein Gefühl von Heimat sein. Da ist man zuhause.
Natürlich werden jetzt einige sagen, sie würden nichts lieber wollen, als dass endlich mal wieder etwas schön wäre. Klar, das würde ich in dem Fall auch sagen. Aber das hat eben auch mit der Einstellung zu tun und der Bereitschaft, sich darauf zu programmieren, auch dem Schönen und Lebenswerten eine Chance zu geben. Da wären wir doch wieder bei der Feststellung, dass man nicht erwarten kann, Dinge würden sich ändern, wenn man selbst sie auf die immer gleiche Weise angeht.
Statt zu sagen, man käme aus dem Schmerz nicht raus, könnte man ja auch sagen: Jetzt ist Schluss damit! So und so viele Jahre sind lange genug! Ich schaue jetzt nach vorn statt zurück! Ich habe mich lange genug mit all den Fragen um die Trennung beschäftigt und festgestellt, es gibt nicht auf alles eine Antwort oder Antworten werfen neue Fragen auf! Damit ist Schluss, denn ich möchte meinen Gehirnschmalz in eine gute Zukunft investieren statt in weitere x Jahre Schmerz. Ich möchte keine Aufmerksamkeitseinheiten mehr darauf verwenden.
Diesen Entschluss zu treffen, hat etwas mit der inneren Haltung zu tun.
Ich möchte von mir weisen, ich würde finden, die Menschen müssten nach zwei Therapien wieder funktionieren.
Ich finde nämlich, dass es viel erstrebenswerter ist, wenn die Menschen auch ohne Therapien Schicksalsschläge auf die Reihe bekommen und von Kindheit an, gut mit Bewältigungsstrategien ausgestattet sind. Aber das sind die meisten von uns nicht. Also müssen wir diese Strategien später erlernen. Deshalb können wir dankbar sein, für die Möglichkeit von Therapien.
Bei meiner Neigung dafür, endlose Therapien, die dann nach dem Bekunden mancher Menschen doch nichts bringen, mit zu finanzieren, stoße ich allerdings an die Grenzen meiner Bereitschaft. Außerdem kann ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren, dass eine Therapie mittlerweile so etwas wie zum guten Ton gehörend ist und das tut mir leid für die Menschen, die es vielleicht nötiger bräuchten als andere. Wobei ich mir nicht anmaßen möchte zu beurteilen, wer es nötiger braucht als ein anderer.
Wenn man so gar nichts mitnimmt aus einer Therapie, dann hat man falsche Entscheidungen getroffen,So etwas passiert und muss nicht mal eigenes Verschulden sein (falsche Therapieform, falscher Therapeut. ). Oft ist es nur Unwissenheit. Aber es gibt immer die Möglichkeit zur Kurskorrektur. Auch im Umgang mit Liebeskummer - selbst dann, wenn man meint, dass das nicht so ist.
Mich interessiert seit 1,5 Jahren (seit meiner Trennung) kein Mann mehr, weil ich verletzt bin und das Gefühl habe, genug erlebt zu haben im Leben. Gutes wie Schlechtes. Es fühlt sich an, als wäre mein Konto für Beziehungsversuche abgeräumt. Es fühlt sich auch nicht so an, als würde sich das jemals ändern. Doch aus Lebenserfahrung weiß ich, dass es sich durchaus ändern kann (nicht muss, aber kann). Also bleibe ich trotz der Gefühle, dass sich das nicht mehr ändern wird, zumindest für die Möglichkeit einer Veränderung offen. Und wer weiß, vielleicht klopft er gleich an meine Bürotür. Verdammt und dann muss ich mich umdrehen und rühren in dem so schön eingerichteten Singledasein und der festen Annahme, das Leben würde für mich nichts mehr bereit halten.
Ein extremer Tunnelblick und die feste Annahme, nie würde sich etwas ändern, helfen nicht weiter. Darum bin ich mir auch nicht sicher, ob alle Menschen ihre Therapien wirklich eine Chance gegeben haben. Das zu versichern, ist etwas anderes, als es wirklich zu tun. Es wirklich zu tun bedeutet, sich wirklich geistig zu bewegen, statt nur zu sagen, man würde sich bewegen.
19.07.2018 11:10 •
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