Guten Morgen, liebe (ehemalige) Leidensgenossen und Genossinen.
Zuerst möchte ich mich noch mal für die rege Teilnahme hier bedanken.
Es tat gut zu schreiben und lesen zu können, dass man mit seinem Kummer nicht ganz allein ist.
Vielleicht kann ich euch mit den folgenden Worten etwas Mut machen:
Es ist jetzt ca. ein Jahr vergangen, seit ich meine erste und vielleicht auch einzige große Liebe das letzte Mal gesehen habe.
Und wisst ihr was? Ich fühle mich großartig. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat.
Ich musste feststellen und mir eingestehen, dass wir uns in den 12 Jahren des Nichtsehens ziemlich unterschiedlich entwickelt haben.
Tja...es passte wohl einfach nicht mehr.
Es gab im Nachhinein betrachtet doch so einige Dinge, welche ich als wirklich unangenehm empfand. Ich musste mich in der kurzen Zeit, in der wir wieder zusammen waren, irgendwie mit Teenagerproblemen herumschlagen.
- Auf den bin ich total abgefahren, wir haben zwei mal zusammen S. gehabt, aber stört dich doch nicht, wenn ich mich heute Abend mit ihm treffe, oder?
- Mich?! Du trinkst Milch? Du weißt, was da für Giftstoffe drin sind?
- Lässt du dir Koteletten für mich wachsen? Finde ich voll s.y.
- Lässt du dir die Haare wieder lang wachsen?
- Würdest du dich öfter vegetarisch ernähren?
- Sollen wir ein Haus zusammen mieten? Au ja lass das machen. (nach zwei Wochen Beziehung)
- Ich hole mir jetzt einen Hund. (Auf den Hinweis, dass ich mir so etwas gerne genauer überlegen würde und noch nichts übereilen möchte gabs Geschmolle)
- Du magst das Lied nicht?! (Enttäuscht im Sinne von dann teilst du meine Gefühle wohl nicht)
- Konzert hier, Mittelaltermarkt da, schon erster gemeinsamer Urlaub geplant
- Ich möchte Tagesmutter werden und adoptieren.
- Ich möchte einen Hof mit ganz vielen Tieren.
- Ich habe etwas zu *beep* mit.
- Ich finde Typen cool, die barfuß herumrennen, bio total mögen und autark bzw. einen alternativen Lebensstil leben wollen. (So in etwa)
- Ich finde Männer s.y, die sich mal prügeln, wenn es sein muss.
usw usw usw
Ich wurde innerhalb der ersten Tage schon überschüttet mit Plänen. Darunter nicht nur Kleinigkeiten sondern Dinge, welche für Jahre oder gar Jahrzehnte eine deutliche Lebensumstellung bedeuten würden. Teilweise überhaupt keine Dinge, welche ich trotz Kompromissbereitschaft unbedingt mitmachen möchte.
Mit Ende 30 bin ich auch aus dem Alter heraus mich mit irgendwelchen männlichen Flammen herumschlagen zu wollen.
Wenn ich mit einem Mädel mehrfach herumgebumst habe und da eine gewisse Anziehung besteht lade ich die doch nicht noch zum Geburtstag ein, wenn ich mich mit jemand ganz anderem in einer Beziehung befinde. Da wird ein Strich durch die Sache gemacht und feddich ist. Bei mir jedenfalls.
Ich möchte jemandem auch so genügen, wie ich jetzt bin. Ich will keine langen Haare mehr haben, ich werde in diesem Leben höchstwahrscheinlich nicht mehr zum Vegetarier, mit Esoterik-Firlefanz, der gelegentlich aufkam, kann ich auch überhaupt nichts anfangen.
Ich bin dankbar bis über beide Ohren verliebt gewesen zu sein. Ich kann jetzt tatsächlich mit einem Lächeln zurückdenken.
Und ich hatte wohl unheimlich großes Glück die erste große Liebe wiedergetroffen zu haben und ihr wieder nähergekommen zu sein.
Ansonsten hätte ich nie feststellen können, dass ich quasi 12 Jahre meines Lebens weggeschmissen habe.
Traurig ist auch, dass ich zwischenzeitlich jemanden an meiner Seite hatte, der sich über lange Zeit extremst um mich bemüht hat. Aber mit dieser gelegentlichen Herzblockade eigentlich auf verlorenem Posten kämpfte. Schande auf mein Haupt!
Nun...die Sache ist ja jetzt auch gegessen.
Total unromantisch, aber ich bin froh, dass es mit der ersten großen Liebe im zweiten Anlauf nicht lange gehalten hat.
Ich habe das Gefühl Schlimmerem, etwas wahnsinnig Anstrengendem, entkommen zu sein.
Noch bin ich Single, die erste große Liebe war mittlerweile auch schon mehrmals auf meinem Singleprofil, aber es ist mir nicht mal mehr einen Mausklick wert mit ihr Profil anzusehen.
Mich interessiert ihr Beziehungsstatus nicht usw. Juckt mich nicht die Bohne.
Ich bin frei! Keine Albträume mehr, keine schlechten Tage wegen der Erinnerung an sie. Schon seeehr lange nicht mehr.
Ich will sie nicht mehr. Sie mich sicherlich auch nicht.
Man hat extrem viele Gemeinsamkeiten, könnte mein verschollener Zwiling sein, aber beziehungtstechnisch passt es üüüberhaupt nicht mehr.
Ihr, die ihr nicht die Chance habt oder bis jetzt nicht hattet, die Person, der ihr nachtrauert, noch mal zu treffen, tut mir leid.
Ich bin mir sicher, dass es sehr vielen von euch die Augen öffnen würde.
Die Zeit bleibt nicht stehen und geht an niemandem spurlos vorbei.
Eure alte Liebe ist höchstwahrscheinlich nicht mehr die Person, die er/sie mal war. Das denke ich jedenfalls.
Wie es bei älteren Ex-Paaren ausschaut weiß ich nicht, aber von Anfang/Mitte 20 bis Mitte/Ende 30 macht man doch irgendwie noch eine größere Veränderung an sich selbst durch.
Es mag Gründe für eine Trennung geben, bei welcher beide Parteien dazu gezwungen waren.
Manchmal lohnt es sich vielleicht am Ball zu bleiben.
Aber schmeißt euer Leben nicht weg.
Ich habe auf so vieles verzichtet. Von Kumpels abgekapselt das erste Jahr über, an nichts mehr Spaß gehabt, Menschen nicht in mein Leben bzw. mein Herz gelassen bis ich irgendwann aufwachte und nicht mehr 20, sondern Ende 30 war.
Was für eine Sche-i-s-se.
Wenn ihr es auch nicht unbedingt steuern könnt, macht nicht den gleichen Fehler wie ich.
Lasst die an euch heran, die sich um euch bemühen und euch so lieben, wie ihr seid.
Jetzt habe ich eine ziemlich klare Sicht auf die Dinge.
Klar, es ist ein bisschen Schade, dass es damals nicht auf Anhieb geklappt hat. Aber dieses Wunschdenken führt zu rein gar nichts.
Zumal hat man jetzt doch die Möglichkeit noch mal durchzustarten und es besser zu machen.
Unheimlich schwierig jemanden zu finden, der nicht einen an der Waffel hat. Ü30 ist wirklich ätzend als Single.
Als wäre man nur noch von Problemfällen, Weltenbummlern/Ganzjahresurlaubern, Partyhasen, Selfie-Möchtegern-Models und Ich-Suche-nach-Alternativen-Beziehungsstilen Pfeifen umgeben. Die Normalen scheinen alle bereits unter der Haube zu sein. ^^
Gut, dann bleibt der Onkel halt noch ein bisschen länger Single.
Macht so lange, was euch guttut. Lasst los.
Ihr jagt ein Phantom. Die Person von vor 10 Jahren gibt es, wahrscheinlich in den meisten Fällen, nur noch in eurem Kopf.
Wenn jemand euch verlässt und auch nach Jahren nicht zurückkommt....wart ihr nicht wichtig genug.
Meine erste große Liebe war nach mir 10 Jahre lang verheiratet. Und das nicht mal glücklich.
Hat wohl öfter mal an mich denken müssen. Wurde hier und da durch Dinge an mich erinnert. Hatte meine Briefe in einer Schatulle.
Aber gereicht um zurückzukommen hat das alles irgendwie nicht. Also FCK it!
Es wartet jemand anderes auf euch. Da bin ich mir sicher.
Ich kann meine Musik wieder hören. Melodic Rock. Balladen. Die ganzen alten Songs aus der Zeit. Ohne dabei in der Vergangenheit schwelgend die Decke anzustarren. Jetzt tagträume ich dabei positiv.
12 Jahre lang habe ich ihre Jogginghose aufbewahrt um sie ihr evtl. irgendwann wiedergeben zu können.
Hat mittlerweile den Weg in den Müll gefunden.
Eure Hoffnung möchte ich euch nicht zunichtemachen.
Aber diese Art von Hoffnung kann auch ein ziemlicher Mistkerl sein.
Wenn jemand nicht bei euch ist dann ist er das für gewöhnlich aus freien Stücken nicht.
Das ist die falsche Person zum Hinterhertrauern. So in der Art hat es mir hier auch jemand mal geschrieben. Er oder sie hatte wohl nicht so ganz Unrecht.
Ich dachte ich hätte damals alles falsch gemacht.
Habe ich aber nicht. Jedenfalls nicht alles, obwohl ich teilweise echt anstrengend war.
Als ich mich mit meiner ehemaligen großen ersten Liebe 2016 unterhalten konnte räumte sie ihrerseits Dinge ein, die sie besser hätte machen können. Oder besser nicht gemacht hätte.
Aber während ich über die Jahre an mir gearbeitet habe (Du streitest dich viel zu erwachsen. Hä?) waren so ein paar Problemchen ihrerseits noch immer vorhanden.
Sie war nach ihrer Heirat und kurz vor dem zweiten Versuch mit einem jüngeren Typen zusammen. Hat sich dann, ich weiß es nicht mehr genau, drei oder fünf mal von ihm getrennt.
Und dem Typen ging es genau so wie mir damals.
Nur dass ich mich mit Ende 30 nun damit herumschlagen musste, dass ständig ein besoffener 28Jähriger bei ihr anruft und am Telefon herumheult. Dazu sollte ich dann Tipps geben. Mehrmals. Ein Mal ist er sogar zu ihr getrampt. Bus, Zug, zu Fuß, Taxi.
Kehr ich bin mittlerweile zu alt für so ein Drama bzw. für so einen Käse. Ich will solche Probleme nicht mehr um mich herum haben und wenn sie nicht für Klarschiff sorgen kann, weil der Junge ihr ja so leid tut....also bitte. Er ist doch so ein Lieber.
Und in den paar Wochen, die wir zusammen waren, bewegten wir uns auch ständig irgendwie auf der Kippe.
Kurz Schluss, dann wieder zusammengefunden. Schluss.
Ver-ar-s-ch-e-n kann ich mich auch alleine. Bin doch kein Spielzeug.
Zum Therapeuten ging sie übrigens auch. Regelmäßig. Wahrscheinlich resultierend aus Problemen mit dem Vater (abgehauen) in der Kindheit.
Habe kein Problem damit, wenn man solche Hilfe nutzt. Aber ich möchte auch nicht mein Leben lang, wenn nichts fruchtet und ich selbst darunter leide, selbst zum Therapeuten oder Opfer werden. Helfe sehr gerne. Immer. Aber manchmal kann man halt nicht helfen.
Selbst der Therapeut sagte in seinen Analysen bzw. hat mir ihr herausgearbeitet, weil er keine direkte persönliche Meinung geben wollte, dass ich die richtige Wahl bin. Fragt mich nicht mehr, wie genau er/sie dazu kam. Mehrere Sitzungen mit Rollenspielen und wat weiß ich nicht allles, Schreiben von mir, welche sie zeigte usw.
Naja. Ihr seht...man ist nicht immer der einzig Schuldige, wenn etwas in die Brüche gegangen ist.
Was habe ich mir Vorwürfe gemacht über ein Jahrzehnt lang. Dabei war ich gar nicht allein am Bruch schuld.
Auch das im Nachhinein alles vor Augen geführt zu bekommen, hat mir unheimlich geholfen, wie ich sagen muss.
Ich möchte nicht das kaputtreden, was war. Das vor 12 Jahren gehört zu meinen schönsten und zugleich traurigsten Erlebnissen.
Aber die 12 Jahre der Trauer danach habe ich einfach verschenkt. Irgendwie verpasst. Verschwendet.
Die gibt mir auch niemand mehr zurück. Und das ist verdammt viel Zeit.
Nicht zu vergessen der andere Mensch dazwischen, dem ich wiederum seine Zeit gestohlen habe.
Eine junge Frau, die es knapp 6 Jahre mit mir ausgehalten hat und die nicht wusste, warum es mir manchmal so schlecht ging.
Furchtbar. Ich glaube das ist das wirklich Schlimmste und Gemeinste daran.
Nicht, dass ich sie nicht auch geliebt habe. Es war nur nicht so unbefangen, wie es hätte sein sollen und wie sie es verdient hätte.
Also. Löst euch von dem Mist. Ich muss es so hart sagen. Weg mit den Altlasten. Hat zwar jeder, sie dürfen euch jedoch nicht im Weg stehen.
Denkt nicht mehr an ein was wäre, wenn...
Es ist, wie es ist.
Und vielleicht ist es gut so.
Für mich ist es das jetzt.
Ich habe mich selbst zurück.
Endlich und endgültig und ich wünsche jedem von euch das Gleiche.