Hallo zusammen,
leider muss ich mich hier in die Reihe betrogener Partner einreihen, die gerade versuchen, das Leben das ihnen vor die Füße geschmissen wurde irgendwie zu verarbeiten und zu hoffen, dass man die Ehe noch retten kann.
Zu uns. ich bin 42 und meine Frau 35 Jahre alt. Wir haben eine 4 jährige Tochter, die wir beide über alles lieben. Wir haben seit 7 Jahren ein Haus, das wir gemeinsam abbezahlen. Wir sind beide berufstätig (sie teilzeit im ÖD und ich Vollzeit).
Die Situation ist, wie folgt.
Seit der Geburt unserer Tochter sind viele Dinge passiert, die die Beziehung mehr oder weniger stark belastet haben. Angefangen damit, dass das schwanger-werden gar nicht so einfach war, die Geburt nicht so optimal lief und meine Frau sich in den 12 Monaten Elternzeit zu Hause unterfordert gefühlt hat.
Dann kam schon bald Corona. Anfangs war es noch witzig, im Home Office zu scherzen, dass wir quasi Kollegen am eigenen Esstisch sind und unsere Tochter mit Malsachen mitgearbeitet hat. Mit den ganzen Lockdowns wurde es aber zunehmend belastend.
Nachdem Corona vom Tisch war, wurde ihre Mutter krank. Sie leidet an einer Demenz und wird zusehends unselbstständiger. Ich habe dies nicht direkt erkennen können, was mir im Nachhinein wirklich leid tut. Dies ist jedoch ein Thema, was für sie ständig präsent ist. Auch innerhalb der Familie damit umzugehen ist nicht einfach.
Letztes Jahr erlitt meine kleine Schwester eine Hirnblutung und ist damit nur knapp dem Tod entronnen. Mittlerweile ist sie wieder auf dem Weg der Besserung. Aber das drumherum hat auch alles sehr stark belastet.
Es gibt natürlich noch die typischen kleinen Streitigkeiten und Konflikte, die man halt in einer Familie so hat.
Dieses Jahr hat sich unser Verhältnis jedoch sehr geändert. Anfang des Jahres wurde mir eine berufliche Chance geboten, die ich nicht so einfach ablehnen kann. Bis diese Chance jedoch greift, dauert es noch ein bisschen. Zu dieser Zeit hatte sie auf der Arbeit ein sehr wichtiges Ereignis, bei dem sie federführend die Organisation übernahm. Sie bekam dafür von mir den Rückhalt, den sie brauchte. Ich kümmerte mich also vorwiegend um unsere Tochter (zur Kita bringen und wieder abholen. spielen nach Feierabend. ins Bett bringen, usw) und bewältigte dazu den Arbeitstag im Home Office.
Nachdem das Ereignis bei ihr auf der Arbeit abgeschlossen war, hoffte ich dass ich nun den Rückhalt von ihr bekomme, meine Position in der Firma noch weiter zu stärken, um die bevorstehende Chance nutzen zu können. Aber dann musste sie immer noch ständig ins Büro weil sie Urlaubsvertretung war und ich saß im Home Office. Nun hat sie eine Auszubildende, die natürlich auch ihre Anwesenheit erfordert. Ich war schon enttäuscht, über diese Entwicklung, aber sie ist ja meine Frau und ich unterstütze sie natürlich ohne eine Gegenleistung zu verlangen.
Emnotional gesehen, war dieses Jahr ganz übel. Wir drifteten immer mehr in das nur noch zusammen wohnen Ding ab. Wir redeten nicht mehr über Probleme und Ängste (beide nicht) und haben auch kaum Zweisamkeit miteinander gehabt. Ich habe schon Anfang des Jahres gemerkt, dass es zwischen uns Probleme gibt. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen und versucht etwas zu ändern (gemeinsame Aktivitäten, Dates zu zweit, Paartherapie). Sie blockte dies jedoch ab. Gemeinsame Aktivitäten mit der Kleinen fanden sporadisch statt. Wenn wir eingeladen waren, waren wir nicht wirklich wie ein Paar anwesend.
Nachdem wir Juni aus dem Urlaub kamen, hatte das merkwürdige Gefühl, dass da noch irgendwas anderes im Busch ist. Sie hat Anfang des Jahres exessiv mit Sport angefangen, sie war sehr viel am arbeiten (sogar an den Tagen, an denen sie wegen Teilzeit eigentlich frei gehabt hätte), zwischen uns lief kaum noch was (selten Küsse, Ich liebe dich oder gar S**). Ich sprach meinen besten Freund drauf an, das ich das Gefühl habe, sie hätte etwas anderes am Laufen, redete mir den Gedanken aber selbst wieder aus. Jedoch gab es immer wieder Verdachtsmomente, die mich das nicht vergessen ließen.
Ja und dann war der Junggesellenabschied meines besten Freundes. Wir haben mit 3 Männern ein Wochenende in Amsterdam geplant. Am Tag davor fuhr ich zu ihm und hatte da schon ein mulmiges Gefühl, was den Samstag betrifft. Habe noch mit ihr geschrieben, dass ich am Wochenende sie und die Kleine vermissen werde. Wir waren dann an dem Samstag in Amsterdam. Als wir abends ins Hotel kamen, habe ich auf meinem Handy eine Benachrichtigung meiner Türklingel gehabt, die zeigt, dass meine Frau um 22:15 nach Hause gekommen ist. Habe dann geschaut, wann sie morgens weg ist und da sah ich, dass sie um 8:30 Uhr die Kleine zu Ihrer Schwester gebracht hat, wieder heim kam und 10 Minuten später das Haus verließ. Sonntags holte sie uns von Bahnhof ab und sagte, sie sei nur in der nächsten größeren Stadt zum bummeln gewesen. alleine. Das fand ich merkwürdig, weil die Geschäfte um 20 Uhr zu machten. Außerdem fragte ich mich, was sie 13 Stunden alleine in der Stadt macht.
Habe sie dann am Mittwoch zur Rede gestellt und sie ganz offen gefragt, ob sie eine Affäre hat. Sie bejahte dies dann sofort. An Weiberfastnacht hat sie ein Kollege 2 Mal geküsst. Bis Mai war dann Ruhe und ab Mai haben sie sich öfter im Büro gesehen und sich auch öfter geküsst. Sie geht jeden Dienstag mit 2 Freundinnen essen und war auch oft in der Stadt laufen, obwohl wir hier auf dem Land wohnen. Sie gab zu, dass es Dienstage gab, an denen sie nicht mit den Freundinnen essen. Aber sie beteuert, dass sie noch nie bei ihm zuhause war und auch nicht mit ihm geschlafen hat. Mir ist da natürlich meine Welt zusammengebrochen.
Es folgten natürlich viele Gespräche, in denen sie mir ihre Gefühlswelt offenlegte und ich natürlich auch verstand, wie es dazu kommen kann, dass sie sich auf einen anderen einlässt. Dennoch finde ich, dass nach 10 Jahren Beziehung und 7 Jahren Ehe klar sein müsste, dass man über Probleme redet. Und dass man seinem Mann und seiner Tochter so etwas nicht antut. Sie schämt sich sehr für das alles. Aber sie sagt auch, dass sie nicht weiß, ob sie uns eine Chance geben kann und dass sie das mit ihm nicht so einfach aufgeben kann. Sie sagt, sie braucht Zeit um herauszufinden, was sie machen soll. Sie sagt auch, dass sie mich liebt. aber nicht so, wie früher. dass ich ihr wichtig bin und so weiter.
Aktuell ist es ein Auf und Ab . aber das kennt ihr ja sicher alle. Heute morgen habe ich mich dann hier im Forum angmeldet und mir ein paar Stories von anderen Usern durchgelesen. Das hat mich irgendwie richtig gestärkt. Normalerweise würde ich dazu tendieren, eine Kontaktsperre zu machen, bis sie und auch ich uns im Klaren sind, ob und wie es weiter geht. Aber da unsere Tochter da ist, haben wir zwangsläufig Kontakt. Heute morgen aber habe ich es zum ersten Mal geschafft, klar zu bleiben und jeglichen emotionalen Ausbruch im Griff zu haben. Sie hingegen stand mit mir in der Küche und ihr liefen die Tränen und dann nahm sie mich in den Arm. Ich habe es geschafft cool zu bleiben.
Habe dann mit meiner Tochter gemalt und sie ist zu einer Freundin gefahren und kommt erst heuta abend wieder. Wir werden die Kleine zusammen ins Bett bringen und dann werde ich in mein Hobbyzimmer gehen und sie kann auf die Couch oder schlafen oder so.
Aber dennoch weiß ich nicht, ob ich es schaffe immer so hart zu bleiben. Wenn sie weinend vor mir steht, fällt es mir schon schwer, sie da so stehen zu lassen.
Vielleicht können mir hier ein paar Leute schreiben, wie ihre Erfahrungen waren. Evtl. hilft das ja den roten Faden durch diese Siutation zu finden (wo auch immer dieser hin führt).
Viele Grüße, Michael
24.09.2023 09:27 •
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