Lieber Olympon,
zunächst einmal ein Dank an dich für die 10 Gebote. Mir ist schon klar, was du damit ausdrücken möchtest. Im Rückblick wäre ein solches Verhalten nach diesen 10 Geboten wahrscheinlich für dich und mich (und viele andere) eine Möglichkeit gewesen, die Trennung als weniger schmerzvoll zu empfinden.
Natürlich sind deine Gebote aus deinem rein subjektiven Empfinden entstanden, aber ich glaube jeder Verlassene sagt bei einigen (oder gar allen ) diesen Punkten: Ja so hätte ich es mir auch gewünscht.
Ich weiss, dass viele Verlasser es scheinbar nicht mehr für nötig halten, den ehemals geliebten Partner respektvoll und mit Achtung zu behandeln. Sicher tragen auch die Verlassenen zB durch klammern, Szenen etc dazu bei, dass der Verlasser sich verlogen oder eiskalt zeigt.
Was du sagen möchtest, ist, dass ein Verlasser doch dem Zurückgebliebenen ein Stück Selbstachtung und Selbstwertgefühl lassen sollte, und es nach Möglichkeit vermeiden sollte, dem sowieso schon am Boden zerstörten Verlassenen noch mehr Schmerzen zuzufügen.
Ich kann mich auch noch sehr gut an meine Rolle als Verlasserin zurück erinnern. Ich habe mich immer bemüht, fair und respektvoll zu sein, meine Gründe für die Trennung möglichst genau darzulegen, um meinem (EX-) Partner so wenig wie möglich weh zu tun.
Auch empfand ich Mitleid und Mitgefühl für denjenigen, den ich zurückliess, und so manches Mal habe ich mich gefragt, ob ich nicht mehr hätte tun können, um die Beziehung zu retten.
Schlussendlich aber siegte mein Egoismus und die innere Überzeugung wirklich alles versucht zu haben (obwohl ich mir dennoch Jahre später erneut überlegt habe, ob ich nicht NOCH mehr hätte tun können).
Wenn du mich nach MEINEN Wünschen an den Menschen, den ich verlassen habe fragst, dann würde ich da schon viel früher ansetzen und sagen: Bitte höre mir zu, rede mit mir, hilf mir diese Beziehung aufrecht zu erhalten, lass uns unsere Probleme gemeinsam lösen, weil wir uns lieben, Verantwortung füreinander tragen und einander wichtig sind.
Wenn Menschen so handeln könnten, dann gäbe es vielleicht weniger Hass, Schmerz und Leid auf dieser Welt.
Es grüsst dich
Thilde