Hallo ihr da ...
ich weiß gar nicht, was ich mir von diesem Post erwarte. Vielleicht möchte ich mir einfach mal das Herz ausschütten,
vielleicht habt ihr Tipps, die man noch nicht gelesen hat. Vielleicht tritt mir auch einfach jemand virtuell in den Ar..
Entschuldigung schonmal für einen langen und/oder unstrukturierten Post ..
Meine erste Freundin hat sich vor 5 Tagen von mir nach 3,5 Jahren getrennt. Diese Trennung kam für mich völlig überraschend und per Telefon. (Wir haben eine Fernbeziehung geführt seit 1 Jahr)
2 Tage nach der Trennung hätten wir endlich wieder ein gemeinsames Wochenende gehabt. Sturmfrei, viel Zeit für Liebe, Zärtlichkeit und Reden. Leider haben wir es bis dahin nicht mehr geschafft..
Meine Ex und ich kennen uns schon viele Jahre und gingen auf dieselbe Schule. Während des Abis hatten wir mehr Kontakt und sie hat mir während einer Schwärmerei für ihre beste Freundin über meinen Mini-Mini-Mini-Liebeskummer hinweggeholfen.
Wir haben danach immer mehr geschrieben, uns getroffen und Zeit miteinander verbracht, ohne eine Beziehung zu führen. Wir waren beide 19 und völlig unerfahren, was das angeht. Beide sehr schüchtern, zurückhaltend ..
Nach dem Abi gings ins Studium. 500km weg. Wir sind bewusst an dieselbe Uni gegangen, obwohl wir noch nicht zusammen waren. Es zeichnet sich aber irgendwie doch ab und unsere emotionale Bindung war wirklich sehr stark schon zu diesem Zeitpunkt.
Während des 1. Semester hat sie dann auch den ersten Schritt gemacht und wir kamen zusammen. Die Beziehung ansich war sicher nicht immer die leichteste. Meine Ex-Freundin ist eine sehr emotionale Person, die sich am Anfang der Beziehung sogar selbstverletzt hat. Ich hingegen war und bin ein sehr rationaler Mensch, den Gott bei der Verteilung der emotionale Kompetenz etwas vernachlässigt hat... wir beide sind dementsprechend sehr verschieden (gewesen).
Diese Phase der Selbstverletzung haben wir überstanden. Ich stand ihr bei und ein Therapeut hat professionelle Hilfe geleistet. Unsere ganze Beziehung war in der Folge von einer sehr emotionalen Bindung geprägt. Wir haben uns alles erzählt, sämtliche Intimitäten, sämtliche Gefühle, sämtliche Probleme, sämtliche Sorgen. Und wir haben uns aufgrund unserer unterschiedlichen Perspektiven (Emotional - Rational) sehr gut ergänzt - ich hab das unglaublich geschätzt, da meine beschränkte Sichtweise immer wieder durch diese liebevolle, emotionale Person erweitert wurde...
Nichtsdestotrotz gab es aufgrund unserer Unerfahrenheit (was darf man in einer Beziehung verlangen? Darf man etwas verlangen?) und unseren unterschiedlichen Persönlichkeitsstrukturen häufiger Streit. Meist Kleinigkeiten, oft ging es auch um Grenzen der Beziehung, die abgesteckt und von uns beiden nicht immer identisch bewertet wurden... ich habe sie am
Anfang doch relativ stark eingeschränkt und sie war eher der freiheitsliebende Mensch. Ich habe einige Monate gebraucht, bis ich mich da wirklich anpassen, ändern konnte.. und sie hatte viel Geduld mit mir.
Dazu bin ich - wie oben beschrieben - nicht immer der sensibelste. Ich bin rational, sarkastisch und direkt ... da rutscht einem auch der ein oder andere Spruch raus, den man so direkt nicht hätte sagen sollen und auch nicht gemeint hat. Meine Ex-Freundin hat das scheinbar sehr verletzt, wie ich im Nachhinein (!) weiß. Sie spricht von gedemütigt, was ich ihr so nicht einmal ansatzweise ansehen konnte. Sie muss so unglaublich viel in sich reingefressen haben.
In der Beziehung war ich eher der dominante Typ. Ich hatte, obwohl ich nicht der Typ Mensch bin, der sich durch viel Selbstbewusstsein auszeichnet, das Gefühl, ich muss der starke sein, der die Richtung vorgibt. (eben auch aufgrund ihrer psychischen Labilität..). Ich habe desöfteren auf bestimmte Entscheidungen (vor allem Kleinigkeiten) gedrängt und sie hat es hingenommen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das wohl die Beziehung gekostet hat..
Nun, geprägt von Tiefen aber auch Höhen (toller Urlaub, Beistehen bei sämtlichen Problemen, etc), verlief die Beziehung weiter. Für das letzte Jahr des Studiums sind wir sogar zusammengezogen, danach musste ich für das Aufbaustudium in eine neue Stadt. Das war vor einem Jahr, meine Ex-Freundin hatte ihr Studium noch nicht abgeschlossen..
Danach also Fernbeziehung: Der Sprung war für beide hart und wir haben uns wohl so alle 3 Wochen gesehen. (da, wo wir beide eigentlich herkommen..). Da wir beide nie viel Geld hatten, war mehr einfach nicht drin.
Jetzt hat sie mich vor 5 Tagen abgeschossen. 3 Wochen vorher hatten wir uns noch Zuhause gesehen, hatten aber beide leider nicht sonderlich viel Zeit füreinander. Die wenige, die wir hatten, war wunderschön. Ich habe noch betont, dass es sich für mich wie am ersten Tag anfühlt..
Und jetzt ist sie weg. Die letzte Woche war kommunikationsmäßig von meiner Seite aus nicht toll. Ich habe die Macke/das Problem, mich bei eigenen Sorgen, bei denen man mir nicht DIREKT helfen kann, zurückzuziehen. Ich wollte sie damit nicht belasten und habe sehr wenig geschrieben, mich kaum geöffnet. Das war nicht böse gemeint, sondern eher Rücksichtnahme. So war es jedenfalls gemeint.
Sie begründet die Trennung damit, dass sie in den letzten Tagen gemerkt hat, dass wir uns auseinander gelebt haben. Sie nimmt aktuell Anti-Depressiva (seit 4 Wochen) und sehe durch die Medikamente jetzt klarer. Das durch die Pillen gewonnene Selbstvertrauen habe ihr klar gemacht, dass sie in den letzten Jahren viel zu viel zurückgesteckt hat, sich für mich verstellt hat, um es mir recht zu machen. Außerdem habe sie es geschafft, durch die Anti-Depressiva die emotionale Abhängigkeit von mir zu lösen und Probleme mit sich selbst auszumachen.
Vieles aus der Vergangenheit könne sie mir nicht verzeihen, das merkt sie jetzt, wo sie klarer sieht. Deswegen hat sie sich emotional gelöst, weil sie vieles sehr verletzt hat, was ich gesagt habe. Jedes negative Wort war ein mittelgroßer Weltuntergang.
Sie will soetwas nie wieder und sieht keine Zukunft. Wir sind halt zu verschieden. Außerdem müsse sie sich jetzt um sich (und ihre Depressionen) kümmern.
Das Ganze ist endgültig, da ist nichts mehr zu machen. Realistisch. Emotional krieg ich das nicht auf die Kette. Ich habe sie noch nie so rational, so aufgeräumt wahrgenommen wie an diesem Tag. Sie konnte mir sämtliche Fehler vorhalten, das Ganze sachlich begründen und den Kontakt sofort einstellen. (2 Tage später war sie dann auch direkt feiern ... )
Mir geht es elend. Ich bin mir bewusst, dass ich Fehler gemacht habe. Sie am Anfang der Beziehung auch eingeengt habe. Und u.a. (!) diese Fehler, die 3 Jahre zurückliegen, kann sie mir im Nachhinein nicht verzeihen.
Ich war unglaublich fixiert auf diese Person. Wir hatten alltägliche Routinen (abendliches Telefonat, viel anderweitige Kommunikation über Whatsapp, Skype o.ä.) und sie war nicht nur meine Partnerin, sondern auch meine beste Freundin. Ich konnte ihr alles erzählen. Ich bin hier an meinem Studienort doch relativ allein, habe mich immer - auch über die Entfernung - an ihr festgehalten. Viele Sorgen und Probleme (Wohnsituation, Leute hier vor Ort) konnte sie abschwächen. Sie hat mir sehr, sehr viel Kraft gegeben und ich konnte das bei ihr wohl nicht mehr ..
Jetzt sitz ich hier. 5 Tage nichts gegessen, 9 1/2 Stunden Arbeit am Tag, jeden Abend 1,2 B., damit ich überhaupt 2, 3 Stunden schlafen kann. Ich habe keine Motivation mehr. Keinen Antrieb. Ich kriege meinen Alltag nicht mehr organisiert, räume nicht mehr auf, zerschepper hier irgendwelches Geschirr und heule, heule, heule.
Wie gesagt, eigentlich ein rationaler Typ. Aber das geht mir unfassbar an die Nieren. Ich habe sehr, sehr viel aus meiner Beziehung gezogen, war, bzw. bin ganz sicher auch emotional abhängig ... Ich hätte mit 19 Jahren nicht einmal im Leben daran geglaubt, dass ich mich einem Menschen so bedingungslos öffnen kann.
Dazu kommt, dass ich sehe, wie schnell sie über diese Sache weg ist. Ich kann nicht verstehen, wie man innerhalb weniger Tage (und das sagte sie) so eine Entscheidung so konsequent und selbstsicher treffen kann und 3 Wochen vorher beim letzten persönlichen Treffen noch so vertraut und liebevoll sein kann...
Ich habe mir vorgenommen, mich nicht bei ihr zu melden. Ist heute gleich wieder schiefgegangen, als ich ihr geschrieben habe, wie sehr ich sie vermisse. Zurück kam nix ... klar, die hat damit ja auch abgeschlossen.
Mir hats innerhalb von 20 Minuten den Boden unter den Füßen weggerissen, komplett. Und ich kann nicht sauer oder wütend auf sie sein. Wäre sie fremdgegangen, ich glaube, ich würde mich anders fühlen. Aber so? Einen Spiegel vorgehalten bekommen und so überrascht, geschockt zu werden? Ohne jede Vorahnung? Wir haben die Stabilität dieser Beziehung so unterschiedlich wahrgenommen, die Reichweite unserer Streits so verschieden eingeschätzt.
Ich weiß momentan wirklich nicht, wie ich das schaffen soll.
15.09.2014 18:29 •
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