liebe astrid,
ich kann deine verbitterung und frustration voll und ganz verstehen, denn so ging es mir auch in den ersten (fast) 6 monaten. ich hatte angst, ihn noch mehr zu vergrätzen und habe meinen charakter, meine mentalität vollends verneint, damit ... du weißt, was ich meine. ich hatte ja die ganze zeit noch kontakt zu ihm, aber das war auch nicht immer einfach. wenn er mittwochs anrief, fragte ich mich, was er wohl dienstags und donnerstag gemacht hat bzw. macht ... oftmals habe ich mir gewünscht, er wäre ganz weit weg und wir hätten nicht noch so viele schnittstellen (familie = seine eltern, freunde, ehe).
auch er hatte ja teilweise eine totale abblockhaltung mir gegenüber ... ich weiß noch, wie ich vor wut in die tasten gehauen habe, um mir luft zu machen, und wilde flocke mir riet, harte musik aufzulegen und auf der stelle zu joggen ... diese wut/ohnmacht war am anfang befreiend, dann nur noch quälend.
meine freunde haben mich oft gefragt, was ich denn eigentlich davon habe, so in ihn reinzusteigen und alles verstehen zu wollen, dies würde mich doch im abnabelungsprozess nur nach hinten werfen. hat es auch teilweise, aber mein kopf musste/wollte verstehen. ich denke, unser redeprozess hätte weitaus weniger chancen gehabt, wenn er jetzt mit einer neuen liebe zusammen wäre - so wie bei dir - ... dann würde er mich unter umständen besser abblocken können, auch aus rücksichtnahme seiner neuen partnerin gegenüber. seine jetzige affäre ist definitiv kein partnerersatz für mich.
prinzipiell halte ich ihn auch eher für einen wegläufer ... aber er hat sein gewissen einfach unterschätzt (ich wage gar nicht von gefühlen zu sprechen!). und er hat auch einen (männlichen) ansprechpartner, der ihm immer wieder sagt: f., was du sähst (säst???? hilfe, ich meine samen aussäen .... habe gerade orthografisches blackout!), bekommst du irgend wann zurück, also sei fair!
ich halte das verhalten deines ex für sehr typisch; das schlechte gewissen war im trubel der trennung zwar da, wurde aber bald durch die neue partnerin getröstet, abgedeckt, beruhigt. jetzt legt sich bei ihm der emotionstrubel und er möchte frieden. wenn du das gefühl hast, dass er sich vor/während/nach der trennung nur unfair und in keinster weise nachvollziehbar verhalten hat, dann schlag' nicht in die freundschaftshand ein. aber versuche halt auch unter deiner schmerzschicht herauszufinden, ob du nicht auch andere einschätzungen zu eurer trennung parat hälst ... hättet ihr eine chance gehabt, wenn er durchgehalten hätte? (diese frage kann ich mittlerweile verneinen!).
eine lanze möchte ich meinem und deinem EX noch brechen: ich halte es für unmöglich, eine komplett faire und rücksichtsvolle trennung hinzubekommen; das wort trennung schließt dies in meinen augen aus. natürlich gibt es abstufungen, härtegrade, ganz klar! und von den schmutzigen kämpfen rund um kinder und gemeinsames hab gut ganz zu schweigen.
aber: egal, was sie gesagt und /oder getan hätten, um es uns einfacher, leichter zu machen, wir hätten weiterhin gekämpft, diskutiert, verzweifelt gegen die argumente anzukämpfen versucht ... wir hätten versucht, sie zu überreden, uns nicht zu verlassen. ich weiß, dass dies alles fade klingen mag, wenn man frustriert die nase auf dem boden hat .... ich bin ja auch noch willfähriges opfer meiner achterbahnen. aber ich halte es trotzdem für wichtig, ab und an daran zu denken, DAMIT DIE VERBITTERUNG NICHT SIEGT!
und: acht monate sind irgend wie auch noch keine zeit ... die ersten monate gehen ja durchweg für die hoffnung drauf ... dann kommt nochmals ein einbruch und dann beginnt eine neue (auch schmerzhafte) phase. und da befindest du dich jetzt wohl!
eine frage: hat er dir eigentlich die gründe offen gelegt bzw. hast du überhaupt noch offene fragen an ihn oder ist es das schlimme gefühl des verlustes, das dich (manchmal) so peinigt?
liebe astrid, ich denke nicht, dass ich dich gut trösten konnte (das kann gia so gut :D ); ich weiß nur, dass du und ich die nase nicht immer am boden haben werden und dass wir sicherlich nicht zu bitteren juffern verkommen werden! dafür haben wir zu viele schöne emotionen in uns und sicherlich die berechtigte hoffnung, dass der fluss des lebens auch wieder schönes und heilendes strandgut an unsere ufer spült.
liebe astrid, schreib' doch nochmal ... ich werde dir gerne zurückschreiben.
alles liebe, eine dicke umarmung, ich fühle mit dir.
c-c-l